kohlenhochofens zu Mägdesprung 1). Er entzog die Gase aus der- selben Höhe von 10 Fuss oder 3,138 m, aber bei verschiedenem Gang des Ofens: einmal beim Gargang, dann bei der Darstellung von hal- biertem Eisen und zuletzt bei Rohgang. Der Mägdesprunger Hoch- ofen war 31 Fuss (9,73 m) hoch, hatte eine 31/2 Fuss (1,10 m) weite Gicht und wurde mit heissem Winde betrieben. Es wurden Spateisen-
[Abbildung]
Fig. 122.
steine mit Rot- und Brauneisensteinen unter Zuschlag von Frischschlacken ver- schmolzen. Die Gase wurden in einer gewissen Tiefe unter der Gicht nach Art der Wasseralfinger Gasfänge abge- leitet und sollten zum Puddeln ver- wendet werden.
Vergleicht man die Zusammensetzung der Gase des Mägdesprunger Ofens, so ergiebt sich der relative Kohlenoxyd- gehalt am geringsten bei dem Rohgang, am höchsten bei der Darstellung des halbierten Eisens. Bei ersterem ist der Kohlensäuregehalt höher. Das Brenn- material wurde also beim Rohgang am besten im Ofen ausgenutzt.
1843 untersuchten der deutsche Chemiker und Hüttenmann Theodor Scheerer und der Norweger Lang- berg die Gase des Hochofens zu Bärum in Norwegen 2). Der Ofen hatte die nebengezeichneten Masse (Fig. 122). Der Wind trat mit 0,030 m Quecksilberdruck und 200 bis 230° C. warm durch die eine Düse von 0,072 m ein. Die Be- schickung bestand aus Eisenglanz und Magneteisenstein ohne Zu- schlag. Die Zusammensetzung der Gase des Ofens zu Bärum wich namentlich im oberen Schacht nicht unwesentlich von dem zu Vecker- hagen und Clerval ab, indem der Kohlensäuregehalt beträchtlich grösser, der Kohlenoxydgasgehalt viel geringer war. Bei ca. 71/2 Fuss unter der Gicht enthielten die Gase von
1) Siehe Berg- und hüttenmänn. Ztg. 1842, S. 809.
2) Annalen der Physik und Chemie LX, 499.
Die chemische Untersuchung der Hochofengase.
kohlenhochofens zu Mägdesprung 1). Er entzog die Gase aus der- selben Höhe von 10 Fuſs oder 3,138 m, aber bei verschiedenem Gang des Ofens: einmal beim Gargang, dann bei der Darstellung von hal- biertem Eisen und zuletzt bei Rohgang. Der Mägdesprunger Hoch- ofen war 31 Fuſs (9,73 m) hoch, hatte eine 3½ Fuſs (1,10 m) weite Gicht und wurde mit heiſsem Winde betrieben. Es wurden Spateisen-
[Abbildung]
Fig. 122.
steine mit Rot- und Brauneisensteinen unter Zuschlag von Frischschlacken ver- schmolzen. Die Gase wurden in einer gewissen Tiefe unter der Gicht nach Art der Wasseralfinger Gasfänge abge- leitet und sollten zum Puddeln ver- wendet werden.
Vergleicht man die Zusammensetzung der Gase des Mägdesprunger Ofens, so ergiebt sich der relative Kohlenoxyd- gehalt am geringsten bei dem Rohgang, am höchsten bei der Darstellung des halbierten Eisens. Bei ersterem ist der Kohlensäuregehalt höher. Das Brenn- material wurde also beim Rohgang am besten im Ofen ausgenutzt.
1843 untersuchten der deutsche Chemiker und Hüttenmann Theodor Scheerer und der Norweger Lang- berg die Gase des Hochofens zu Bärum in Norwegen 2). Der Ofen hatte die nebengezeichneten Maſse (Fig. 122). Der Wind trat mit 0,030 m Quecksilberdruck und 200 bis 230° C. warm durch die eine Düse von 0,072 m ein. Die Be- schickung bestand aus Eisenglanz und Magneteisenstein ohne Zu- schlag. Die Zusammensetzung der Gase des Ofens zu Bärum wich namentlich im oberen Schacht nicht unwesentlich von dem zu Vecker- hagen und Clerval ab, indem der Kohlensäuregehalt beträchtlich gröſser, der Kohlenoxydgasgehalt viel geringer war. Bei ca. 7½ Fuſs unter der Gicht enthielten die Gase von
1) Siehe Berg- und hüttenmänn. Ztg. 1842, S. 809.
2) Annalen der Physik und Chemie LX, 499.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0462"n="446"/><fwplace="top"type="header">Die chemische Untersuchung der Hochofengase.</fw><lb/>
kohlenhochofens zu Mägdesprung <noteplace="foot"n="1)">Siehe Berg- und hüttenmänn. Ztg. 1842, S. 809.</note>. Er entzog die Gase aus der-<lb/>
selben Höhe von 10 Fuſs oder 3,138 m, aber bei verschiedenem Gang<lb/>
des Ofens: einmal beim Gargang, dann bei der Darstellung von hal-<lb/>
biertem Eisen und zuletzt bei Rohgang. Der Mägdesprunger Hoch-<lb/>
ofen war 31 Fuſs (9,73 m) hoch, hatte eine 3½ Fuſs (1,10 m) weite<lb/>
Gicht und wurde mit heiſsem Winde betrieben. Es wurden Spateisen-<lb/><figure><head>Fig. 122.</head></figure><lb/>
steine mit Rot- und Brauneisensteinen<lb/>
unter Zuschlag von Frischschlacken ver-<lb/>
schmolzen. Die Gase wurden in einer<lb/>
gewissen Tiefe unter der Gicht nach<lb/>
Art der Wasseralfinger Gasfänge abge-<lb/>
leitet und sollten zum Puddeln ver-<lb/>
wendet werden.</p><lb/><p>Vergleicht man die Zusammensetzung<lb/>
der Gase des Mägdesprunger Ofens, so<lb/>
ergiebt sich der relative Kohlenoxyd-<lb/>
gehalt am geringsten bei dem Rohgang,<lb/>
am höchsten bei der Darstellung des<lb/>
halbierten Eisens. Bei ersterem ist der<lb/>
Kohlensäuregehalt höher. Das Brenn-<lb/>
material wurde also beim Rohgang am<lb/>
besten im Ofen ausgenutzt.</p><lb/><p>1843 untersuchten der deutsche<lb/>
Chemiker und Hüttenmann <hirendition="#g">Theodor<lb/>
Scheerer</hi> und der Norweger <hirendition="#g">Lang-<lb/>
berg</hi> die Gase des Hochofens zu Bärum<lb/>
in Norwegen <noteplace="foot"n="2)">Annalen der Physik und Chemie LX, 499.</note>. Der Ofen hatte die<lb/>
nebengezeichneten Maſse (Fig. 122). Der<lb/>
Wind trat mit 0,030 m Quecksilberdruck<lb/>
und 200 bis 230° C. warm durch die<lb/>
eine Düse von 0,072 m ein. Die Be-<lb/>
schickung bestand aus Eisenglanz und Magneteisenstein ohne Zu-<lb/>
schlag. Die Zusammensetzung der Gase des Ofens zu Bärum wich<lb/>
namentlich im oberen Schacht nicht unwesentlich von dem zu Vecker-<lb/>
hagen und Clerval ab, indem der Kohlensäuregehalt beträchtlich<lb/>
gröſser, der Kohlenoxydgasgehalt viel geringer war. Bei ca. 7½ Fuſs<lb/>
unter der Gicht enthielten die Gase von</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[446/0462]
Die chemische Untersuchung der Hochofengase.
kohlenhochofens zu Mägdesprung 1). Er entzog die Gase aus der-
selben Höhe von 10 Fuſs oder 3,138 m, aber bei verschiedenem Gang
des Ofens: einmal beim Gargang, dann bei der Darstellung von hal-
biertem Eisen und zuletzt bei Rohgang. Der Mägdesprunger Hoch-
ofen war 31 Fuſs (9,73 m) hoch, hatte eine 3½ Fuſs (1,10 m) weite
Gicht und wurde mit heiſsem Winde betrieben. Es wurden Spateisen-
[Abbildung Fig. 122.]
steine mit Rot- und Brauneisensteinen
unter Zuschlag von Frischschlacken ver-
schmolzen. Die Gase wurden in einer
gewissen Tiefe unter der Gicht nach
Art der Wasseralfinger Gasfänge abge-
leitet und sollten zum Puddeln ver-
wendet werden.
Vergleicht man die Zusammensetzung
der Gase des Mägdesprunger Ofens, so
ergiebt sich der relative Kohlenoxyd-
gehalt am geringsten bei dem Rohgang,
am höchsten bei der Darstellung des
halbierten Eisens. Bei ersterem ist der
Kohlensäuregehalt höher. Das Brenn-
material wurde also beim Rohgang am
besten im Ofen ausgenutzt.
1843 untersuchten der deutsche
Chemiker und Hüttenmann Theodor
Scheerer und der Norweger Lang-
berg die Gase des Hochofens zu Bärum
in Norwegen 2). Der Ofen hatte die
nebengezeichneten Maſse (Fig. 122). Der
Wind trat mit 0,030 m Quecksilberdruck
und 200 bis 230° C. warm durch die
eine Düse von 0,072 m ein. Die Be-
schickung bestand aus Eisenglanz und Magneteisenstein ohne Zu-
schlag. Die Zusammensetzung der Gase des Ofens zu Bärum wich
namentlich im oberen Schacht nicht unwesentlich von dem zu Vecker-
hagen und Clerval ab, indem der Kohlensäuregehalt beträchtlich
gröſser, der Kohlenoxydgasgehalt viel geringer war. Bei ca. 7½ Fuſs
unter der Gicht enthielten die Gase von
1) Siehe Berg- und hüttenmänn. Ztg. 1842, S. 809.
2) Annalen der Physik und Chemie LX, 499.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/462>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.