dafür erforderlichen Einrichtungen und der Inbetriebsetzung gegen eine Vergütung von 4000 Thlrn. den Eisenhüttenbesitzern an 1).
Faber du Faur gebührt unbedingt die Priorität der Erfindung und der praktischen Ausführung der Ableitung und Verbrennung der Gicht- gase, was allseitig, namentlich auch von den Franzosen selbst anerkannt wurde. Delesse schreibt 2) 1842 ausdrücklich Faber du Faur das Verdienst zu, die Hochofengase zuerst nicht nur zu Heizzwecken, sondern auch zur weiteren Eisenverarbeitung, insbesondere zum Betriebe der Weiss- oder Feinfeuer und der Puddlingsöfen mit vollständigem Erfolge verwendet zu haben, nachdem man schon früher einen Teil der ent- weichenden Brennkraft zur Heizung von Dampfkesseln, Röstöfen, Holz- verkohlungs- und Lufterhitzungsapparaten hier und da benutzt hatte.
Delesse schrieb, wie viele seiner Zeitgenossen, dieser Erfindung eine so grosse Wichtigkeit zu, dass er den Namen Fabers neben den eines Jacquard und Watt stellt. "Das Geheimnis des Herrn Faber ist bis jetzt noch nicht mit hinlänglicher Genauigkeit bekannt ge- worden", schreibt Delesse 1843, "wohl aber haben es mehrere Hüttenwerke der Schweiz, Deutschlands und Frankreichs an sich gebracht, und durch Vermittelung des Fürsten Lobkowitz ist es einer Anzahl österreichischer Hütten zugänglich geworden." Die Er- wartungen hinsichtlich der Verwendung der Hochofengase zum Pud- delbetriebe haben sich nicht erfüllt, dennoch haben diese Versuche sehr wichtige Folgen für die Eisenindustrie gehabt.
1838 hatten auch die Herren von Dietrich & Ko. auf ihrem Hüttenwerke Jägerthal (Depart. Niederrhein) das Frischen mit Hoch- ofengasen angeblich nach dem System Sire eingeführt.
Trotz dieser Erfolge fehlte aber dem Verfahren noch die richtige Grundlage. Diese verschaffte erst die chemische Analyse.
Die chemische Untersuchung der Hochofengase.
Einer der grössten Fortschritte auf dem Gebiete der gesamten Hüttenkunde, insbesondere aber des Hochofenprozesses, wurde erreicht durch Bunsens Untersuchung der Hochofengase von Vecker- hagen im Jahre 1838. Durch die Anwendung des heissen Windes beim Hochofenbetriebe und die Verwendung der Gichtgase als Brenn- material war die Aufmerksamkeit auf die Verbrennungsvorgänge im Hochofen gelenkt worden. Die grosse Wirkung der erhitzten Gebläse-
1) Siehe Berg- und hüttenmänn. Ztg. vom 10. Januar 1842.
2) Annales des mines 1843, 4. Serie, I, 433.
Die chemische Untersuchung der Hochofengase.
dafür erforderlichen Einrichtungen und der Inbetriebsetzung gegen eine Vergütung von 4000 Thlrn. den Eisenhüttenbesitzern an 1).
Faber du Faur gebührt unbedingt die Priorität der Erfindung und der praktischen Ausführung der Ableitung und Verbrennung der Gicht- gase, was allseitig, namentlich auch von den Franzosen selbst anerkannt wurde. Delesse schreibt 2) 1842 ausdrücklich Faber du Faur das Verdienst zu, die Hochofengase zuerst nicht nur zu Heizzwecken, sondern auch zur weiteren Eisenverarbeitung, insbesondere zum Betriebe der Weiſs- oder Feinfeuer und der Puddlingsöfen mit vollständigem Erfolge verwendet zu haben, nachdem man schon früher einen Teil der ent- weichenden Brennkraft zur Heizung von Dampfkesseln, Röstöfen, Holz- verkohlungs- und Lufterhitzungsapparaten hier und da benutzt hatte.
Delesse schrieb, wie viele seiner Zeitgenossen, dieser Erfindung eine so groſse Wichtigkeit zu, daſs er den Namen Fabers neben den eines Jacquard und Watt stellt. „Das Geheimnis des Herrn Faber ist bis jetzt noch nicht mit hinlänglicher Genauigkeit bekannt ge- worden“, schreibt Delesse 1843, „wohl aber haben es mehrere Hüttenwerke der Schweiz, Deutschlands und Frankreichs an sich gebracht, und durch Vermittelung des Fürsten Lobkowitz ist es einer Anzahl österreichischer Hütten zugänglich geworden.“ Die Er- wartungen hinsichtlich der Verwendung der Hochofengase zum Pud- delbetriebe haben sich nicht erfüllt, dennoch haben diese Versuche sehr wichtige Folgen für die Eisenindustrie gehabt.
1838 hatten auch die Herren von Dietrich & Ko. auf ihrem Hüttenwerke Jägerthal (Depart. Niederrhein) das Frischen mit Hoch- ofengasen angeblich nach dem System Sire eingeführt.
Trotz dieser Erfolge fehlte aber dem Verfahren noch die richtige Grundlage. Diese verschaffte erst die chemische Analyse.
Die chemische Untersuchung der Hochofengase.
Einer der gröſsten Fortschritte auf dem Gebiete der gesamten Hüttenkunde, insbesondere aber des Hochofenprozesses, wurde erreicht durch Bunsens Untersuchung der Hochofengase von Vecker- hagen im Jahre 1838. Durch die Anwendung des heiſsen Windes beim Hochofenbetriebe und die Verwendung der Gichtgase als Brenn- material war die Aufmerksamkeit auf die Verbrennungsvorgänge im Hochofen gelenkt worden. Die groſse Wirkung der erhitzten Gebläse-
1) Siehe Berg- und hüttenmänn. Ztg. vom 10. Januar 1842.
2) Annales des mines 1843, 4. Serie, I, 433.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0453"n="437"/><fwplace="top"type="header">Die chemische Untersuchung der Hochofengase.</fw><lb/>
dafür erforderlichen Einrichtungen und der Inbetriebsetzung gegen<lb/>
eine Vergütung von 4000 Thlrn. den Eisenhüttenbesitzern an <noteplace="foot"n="1)">Siehe Berg- und hüttenmänn. Ztg. vom 10. Januar 1842.</note>.</p><lb/><p><hirendition="#g">Faber du Faur</hi> gebührt unbedingt die Priorität der Erfindung und<lb/>
der praktischen Ausführung der Ableitung und Verbrennung der Gicht-<lb/>
gase, was allseitig, namentlich auch von den Franzosen selbst anerkannt<lb/>
wurde. <hirendition="#g">Delesse</hi> schreibt <noteplace="foot"n="2)">Annales des mines 1843, 4. Serie, I, 433.</note> 1842 ausdrücklich <hirendition="#g">Faber du Faur</hi> das<lb/>
Verdienst zu, die Hochofengase zuerst nicht nur zu Heizzwecken, sondern<lb/>
auch zur weiteren Eisenverarbeitung, insbesondere zum Betriebe der<lb/>
Weiſs- oder Feinfeuer und der Puddlingsöfen mit vollständigem Erfolge<lb/>
verwendet zu haben, nachdem man schon früher einen Teil der ent-<lb/>
weichenden Brennkraft zur Heizung von Dampfkesseln, Röstöfen, Holz-<lb/>
verkohlungs- und Lufterhitzungsapparaten hier und da benutzt hatte.</p><lb/><p><hirendition="#g">Delesse</hi> schrieb, wie viele seiner Zeitgenossen, dieser Erfindung<lb/>
eine so groſse Wichtigkeit zu, daſs er den Namen <hirendition="#g">Fabers</hi> neben den<lb/>
eines <hirendition="#g">Jacquard</hi> und <hirendition="#g">Watt</hi> stellt. „Das Geheimnis des Herrn <hirendition="#g">Faber</hi><lb/>
ist bis jetzt noch nicht mit hinlänglicher Genauigkeit bekannt ge-<lb/>
worden“, schreibt <hirendition="#g">Delesse</hi> 1843, „wohl aber haben es mehrere<lb/>
Hüttenwerke der Schweiz, Deutschlands und Frankreichs an sich<lb/>
gebracht, und durch Vermittelung des Fürsten <hirendition="#g">Lobkowitz</hi> ist es<lb/>
einer Anzahl österreichischer Hütten zugänglich geworden.“ Die Er-<lb/>
wartungen hinsichtlich der Verwendung der Hochofengase zum Pud-<lb/>
delbetriebe haben sich nicht erfüllt, dennoch haben diese Versuche<lb/>
sehr wichtige Folgen für die Eisenindustrie gehabt.</p><lb/><p>1838 hatten auch die Herren <hirendition="#g">von Dietrich & Ko.</hi> auf ihrem<lb/>
Hüttenwerke Jägerthal (Depart. Niederrhein) das Frischen mit Hoch-<lb/>
ofengasen angeblich nach dem System <hirendition="#g">Sire</hi> eingeführt.</p><lb/><p>Trotz dieser Erfolge fehlte aber dem Verfahren noch die richtige<lb/>
Grundlage. Diese verschaffte erst die chemische Analyse.</p></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">Die chemische Untersuchung der Hochofengase.</hi></head><lb/><p>Einer der gröſsten Fortschritte auf dem Gebiete der gesamten<lb/>
Hüttenkunde, insbesondere aber des Hochofenprozesses, wurde erreicht<lb/>
durch <hirendition="#g">Bunsens Untersuchung der Hochofengase von Vecker-<lb/>
hagen</hi> im Jahre 1838. Durch die Anwendung des heiſsen Windes<lb/>
beim Hochofenbetriebe und die Verwendung der Gichtgase als Brenn-<lb/>
material war die Aufmerksamkeit auf die Verbrennungsvorgänge im<lb/>
Hochofen gelenkt worden. Die groſse Wirkung der erhitzten Gebläse-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[437/0453]
Die chemische Untersuchung der Hochofengase.
dafür erforderlichen Einrichtungen und der Inbetriebsetzung gegen
eine Vergütung von 4000 Thlrn. den Eisenhüttenbesitzern an 1).
Faber du Faur gebührt unbedingt die Priorität der Erfindung und
der praktischen Ausführung der Ableitung und Verbrennung der Gicht-
gase, was allseitig, namentlich auch von den Franzosen selbst anerkannt
wurde. Delesse schreibt 2) 1842 ausdrücklich Faber du Faur das
Verdienst zu, die Hochofengase zuerst nicht nur zu Heizzwecken, sondern
auch zur weiteren Eisenverarbeitung, insbesondere zum Betriebe der
Weiſs- oder Feinfeuer und der Puddlingsöfen mit vollständigem Erfolge
verwendet zu haben, nachdem man schon früher einen Teil der ent-
weichenden Brennkraft zur Heizung von Dampfkesseln, Röstöfen, Holz-
verkohlungs- und Lufterhitzungsapparaten hier und da benutzt hatte.
Delesse schrieb, wie viele seiner Zeitgenossen, dieser Erfindung
eine so groſse Wichtigkeit zu, daſs er den Namen Fabers neben den
eines Jacquard und Watt stellt. „Das Geheimnis des Herrn Faber
ist bis jetzt noch nicht mit hinlänglicher Genauigkeit bekannt ge-
worden“, schreibt Delesse 1843, „wohl aber haben es mehrere
Hüttenwerke der Schweiz, Deutschlands und Frankreichs an sich
gebracht, und durch Vermittelung des Fürsten Lobkowitz ist es
einer Anzahl österreichischer Hütten zugänglich geworden.“ Die Er-
wartungen hinsichtlich der Verwendung der Hochofengase zum Pud-
delbetriebe haben sich nicht erfüllt, dennoch haben diese Versuche
sehr wichtige Folgen für die Eisenindustrie gehabt.
1838 hatten auch die Herren von Dietrich & Ko. auf ihrem
Hüttenwerke Jägerthal (Depart. Niederrhein) das Frischen mit Hoch-
ofengasen angeblich nach dem System Sire eingeführt.
Trotz dieser Erfolge fehlte aber dem Verfahren noch die richtige
Grundlage. Diese verschaffte erst die chemische Analyse.
Die chemische Untersuchung der Hochofengase.
Einer der gröſsten Fortschritte auf dem Gebiete der gesamten
Hüttenkunde, insbesondere aber des Hochofenprozesses, wurde erreicht
durch Bunsens Untersuchung der Hochofengase von Vecker-
hagen im Jahre 1838. Durch die Anwendung des heiſsen Windes
beim Hochofenbetriebe und die Verwendung der Gichtgase als Brenn-
material war die Aufmerksamkeit auf die Verbrennungsvorgänge im
Hochofen gelenkt worden. Die groſse Wirkung der erhitzten Gebläse-
1) Siehe Berg- und hüttenmänn. Ztg. vom 10. Januar 1842.
2) Annales des mines 1843, 4. Serie, I, 433.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/453>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.