Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

Winderhitzung 1831 bis 1850.
von Anfang an grossen Wert darauf gelegt hatte, dass die Feuerung
für die Winderhitzung eine selbständige sei und nahe an der Form
liege. Er hatte diese Forderung sogar in seine Patentbeschreibung
aufgenommen und ging so weit, bei allen seinen Anlagen für jede
Form eine besondere Feuerung zu konstruieren.

Wesentlich anders lagen die Dinge dagegen in Deutschland und
überall da, wo der Wert des Brennmaterials sehr in Betracht ge-
zogen werden musste. Da bedeutete die Benutzung der Gichtflamme
für die Winderhitzung eine beträchtliche Ersparnis. Als deshalb
Faber du Faur in Wasseralfingen seinen Röhrenapparat auf die
Gicht des Hochofens stellte und ihn durch die Gichtflamme heizte, so
fand diese Anordnung ebenso wie der Apparat selbst sofort Nach-
ahmung, und man suchte überall auf dem Kontinent die Wind-
erhitzungsapparate durch die entweichende Hitze der Öfen, für welche
jene bestimmt waren, so-
wohl der Hochöfen, als der
Kupolöfen, Frischfeuer u. s. w.
zu bewerkstelligen. Dies
beeinflusste vielfach wieder
die Konstruktion der
Apparate
.

Folgende Beispiele sol-
len die im Anfang dieser
Periode angewendeten Wind-
erhitzer etwas näher erläu-
tern. In Deutschland waren
die horizontalen Röhren-
apparate (II, 2 b) am ver-

[Abbildung] Fig. 113.
breitetsten. In Fig. 113 haben wir bereits den von Faber du Faur
in Wasseralfingen erbauten Röhrenapparat mit Gichtflammenheizung
vorgeführt.

In der Zeichnung stellt A die Gicht des Hochofens vor, von
welcher die Gichtflamme durch den Kanal oder Fuchs K in den
Winderhitzungsapparat gelangt. Die vier Lagen der Heizröhren sind
durch entsprechende Lagen gusseiserner Platten voneinander geschieden,
durch diese wird die Flamme gezwungen, in dem Ofen über die
Röhren hin- und herzustreichen. Der Zug wird reguliert und verstärkt
durch die Esse e.

Bei dem Hochofen des königl. bayerischen Eisenwerkes zu Sont-
hofen, der auch nur mit einer Form blies, war der Röhrenapparat

Beck, Geschichte des Eisens. 27

Winderhitzung 1831 bis 1850.
von Anfang an groſsen Wert darauf gelegt hatte, daſs die Feuerung
für die Winderhitzung eine selbständige sei und nahe an der Form
liege. Er hatte diese Forderung sogar in seine Patentbeschreibung
aufgenommen und ging so weit, bei allen seinen Anlagen für jede
Form eine besondere Feuerung zu konstruieren.

Wesentlich anders lagen die Dinge dagegen in Deutschland und
überall da, wo der Wert des Brennmaterials sehr in Betracht ge-
zogen werden muſste. Da bedeutete die Benutzung der Gichtflamme
für die Winderhitzung eine beträchtliche Ersparnis. Als deshalb
Faber du Faur in Wasseralfingen seinen Röhrenapparat auf die
Gicht des Hochofens stellte und ihn durch die Gichtflamme heizte, so
fand diese Anordnung ebenso wie der Apparat selbst sofort Nach-
ahmung, und man suchte überall auf dem Kontinent die Wind-
erhitzungsapparate durch die entweichende Hitze der Öfen, für welche
jene bestimmt waren, so-
wohl der Hochöfen, als der
Kupolöfen, Frischfeuer u. s. w.
zu bewerkstelligen. Dies
beeinfluſste vielfach wieder
die Konstruktion der
Apparate
.

Folgende Beispiele sol-
len die im Anfang dieser
Periode angewendeten Wind-
erhitzer etwas näher erläu-
tern. In Deutschland waren
die horizontalen Röhren-
apparate (II, 2 b) am ver-

[Abbildung] Fig. 113.
breitetsten. In Fig. 113 haben wir bereits den von Faber du Faur
in Wasseralfingen erbauten Röhrenapparat mit Gichtflammenheizung
vorgeführt.

In der Zeichnung stellt A die Gicht des Hochofens vor, von
welcher die Gichtflamme durch den Kanal oder Fuchs K in den
Winderhitzungsapparat gelangt. Die vier Lagen der Heizröhren sind
durch entsprechende Lagen guſseiserner Platten voneinander geschieden,
durch diese wird die Flamme gezwungen, in dem Ofen über die
Röhren hin- und herzustreichen. Der Zug wird reguliert und verstärkt
durch die Esse e.

Bei dem Hochofen des königl. bayerischen Eisenwerkes zu Sont-
hofen, der auch nur mit einer Form blies, war der Röhrenapparat

Beck, Geschichte des Eisens. 27
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0433" n="417"/><fw place="top" type="header">Winderhitzung 1831 bis 1850.</fw><lb/>
von Anfang an gro&#x017F;sen Wert darauf gelegt hatte, da&#x017F;s die Feuerung<lb/>
für die Winderhitzung eine selbständige sei und nahe an der Form<lb/>
liege. Er hatte diese Forderung sogar in seine Patentbeschreibung<lb/>
aufgenommen und ging so weit, bei allen seinen Anlagen für jede<lb/>
Form eine besondere Feuerung zu konstruieren.</p><lb/>
              <p>Wesentlich anders lagen die Dinge dagegen in Deutschland und<lb/>
überall da, wo der Wert des Brennmaterials sehr in Betracht ge-<lb/>
zogen werden mu&#x017F;ste. Da bedeutete die Benutzung der Gichtflamme<lb/>
für die Winderhitzung eine beträchtliche Ersparnis. Als deshalb<lb/><hi rendition="#g">Faber du Faur</hi> in Wasseralfingen seinen Röhrenapparat auf die<lb/>
Gicht des Hochofens stellte und ihn durch die Gichtflamme heizte, so<lb/>
fand diese Anordnung ebenso wie der Apparat selbst sofort Nach-<lb/>
ahmung, und man suchte überall auf dem Kontinent die Wind-<lb/>
erhitzungsapparate durch die entweichende Hitze der Öfen, für welche<lb/>
jene bestimmt waren, so-<lb/>
wohl der Hochöfen, als der<lb/>
Kupolöfen, Frischfeuer u. s. w.<lb/>
zu bewerkstelligen. Dies<lb/>
beeinflu&#x017F;ste vielfach wieder<lb/>
die <hi rendition="#g">Konstruktion der<lb/>
Apparate</hi>.</p><lb/>
              <p>Folgende Beispiele sol-<lb/>
len die im Anfang dieser<lb/>
Periode angewendeten Wind-<lb/>
erhitzer etwas näher erläu-<lb/>
tern. In Deutschland waren<lb/>
die horizontalen Röhren-<lb/>
apparate (II, 2 b) am ver-<lb/><figure><head>Fig. 113.</head></figure><lb/>
breitetsten. In Fig. 113 haben wir bereits den von <hi rendition="#g">Faber du Faur</hi><lb/>
in Wasseralfingen erbauten Röhrenapparat mit Gichtflammenheizung<lb/>
vorgeführt.</p><lb/>
              <p>In der Zeichnung stellt <hi rendition="#i">A</hi> die Gicht des Hochofens vor, von<lb/>
welcher die Gichtflamme durch den Kanal oder Fuchs <hi rendition="#i">K</hi> in den<lb/>
Winderhitzungsapparat gelangt. Die vier Lagen der Heizröhren sind<lb/>
durch entsprechende Lagen gu&#x017F;seiserner Platten voneinander geschieden,<lb/>
durch diese wird die Flamme gezwungen, in dem Ofen über die<lb/>
Röhren hin- und herzustreichen. Der Zug wird reguliert und verstärkt<lb/>
durch die Esse <hi rendition="#i">e</hi>.</p><lb/>
              <p>Bei dem Hochofen des königl. bayerischen Eisenwerkes zu Sont-<lb/>
hofen, der auch nur mit einer Form blies, war der Röhrenapparat<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Beck</hi>, Geschichte des Eisens. 27</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[417/0433] Winderhitzung 1831 bis 1850. von Anfang an groſsen Wert darauf gelegt hatte, daſs die Feuerung für die Winderhitzung eine selbständige sei und nahe an der Form liege. Er hatte diese Forderung sogar in seine Patentbeschreibung aufgenommen und ging so weit, bei allen seinen Anlagen für jede Form eine besondere Feuerung zu konstruieren. Wesentlich anders lagen die Dinge dagegen in Deutschland und überall da, wo der Wert des Brennmaterials sehr in Betracht ge- zogen werden muſste. Da bedeutete die Benutzung der Gichtflamme für die Winderhitzung eine beträchtliche Ersparnis. Als deshalb Faber du Faur in Wasseralfingen seinen Röhrenapparat auf die Gicht des Hochofens stellte und ihn durch die Gichtflamme heizte, so fand diese Anordnung ebenso wie der Apparat selbst sofort Nach- ahmung, und man suchte überall auf dem Kontinent die Wind- erhitzungsapparate durch die entweichende Hitze der Öfen, für welche jene bestimmt waren, so- wohl der Hochöfen, als der Kupolöfen, Frischfeuer u. s. w. zu bewerkstelligen. Dies beeinfluſste vielfach wieder die Konstruktion der Apparate. Folgende Beispiele sol- len die im Anfang dieser Periode angewendeten Wind- erhitzer etwas näher erläu- tern. In Deutschland waren die horizontalen Röhren- apparate (II, 2 b) am ver- [Abbildung Fig. 113.] breitetsten. In Fig. 113 haben wir bereits den von Faber du Faur in Wasseralfingen erbauten Röhrenapparat mit Gichtflammenheizung vorgeführt. In der Zeichnung stellt A die Gicht des Hochofens vor, von welcher die Gichtflamme durch den Kanal oder Fuchs K in den Winderhitzungsapparat gelangt. Die vier Lagen der Heizröhren sind durch entsprechende Lagen guſseiserner Platten voneinander geschieden, durch diese wird die Flamme gezwungen, in dem Ofen über die Röhren hin- und herzustreichen. Der Zug wird reguliert und verstärkt durch die Esse e. Bei dem Hochofen des königl. bayerischen Eisenwerkes zu Sont- hofen, der auch nur mit einer Form blies, war der Röhrenapparat Beck, Geschichte des Eisens. 27

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/433
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/433>, abgerufen am 25.11.2024.