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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Fachschulen und Vereine 1831 bis 1850.

Das Institut entsprach einem Polytechnikum. Da aber Bergbau
und Eisenhüttenkunde für den Steiermärker die wichtigsten Industrieen
waren, so strebte Erzherzog Johann danach, einen besonderen Lehr-
stuhl für Berg- und Hüttenwesen an dem Johanneum zu errichten.
Nach langen Verhandlungen 1) wurde endlich von den steierischen
Ständen im Jahre 1836 beschlossen, einen solchen Lehrstuhl zu grün-
den, aber nicht in Graz, sondern in Vordernberg, in dem Centrum
der steierischen Eisenindustrie. Er sollte vorzugsweise dieser ge-
widmet sein, mit dem Johanneum aber organisch verbunden bleiben.
Diejenigen, welche sich dem Studium des Hüttenwesens widmen
wollten, sollten erst den dreijährigen Kurs des Johanneums durch-
machen und dann ein Jahr in Vordernberg in den Fachwissenschaften
ausgebildet werden. Bereits im Jahre 1835 war der rechte Mann für
diesen neuen und schwierigen Lehrstuhl gefunden: der erst 26jährige
Peter Tunner wurde auf direkten Vorschlag des Erzherzogs
hierfür ernannt 2). Er war ein Kenner des steierischen Eisenhütten-
wesens wie wohl kaum ein anderer; um aber seine Kenntnisse und
seinen Blick zu erweitern und ihn für seinen Lehrberuf vorzubereiten,
wurden auf Wunsch und unter Beihülfe des edlen Erzherzogs die
Mittel bewilligt, um Tunner die wichtigsten Eisenindustriebezirke
Europas besuchen zu lassen. Drei Jahre hindurch bereiste Tunner
Österreich-Ungarn, Deutschland, Schweden, England und Schottland,
Frankreich und Belgien und hatte dadurch Gelegenheit, einen Schatz
von hüttenmännischen Kenntnissen zu sammeln, wie es nur wenigen
damals vergönnt war.

Selten ist wohl ein Geldbetrag so gut angewendet worden und
hat so reiche Früchte getragen, denn dadurch wurde Tunner der
vortreffliche Lehrer und Förderer der Eisenhüttenkunde, als der er

1) Siehe Denkschrift zur 50 jährigen Jubelfeier der kaiserl. königl. Bergaka-
demie in Leoben 1840 bis 1890.
2) Peter Ritter von Tunner wurde am 10. Mai 1809 zu Untergraden bei
Köflach auf dem Tunnerhammer geboren. Er besuchte das Polytechnikum in
Wien, das er 1831 verliess. Bei seinem Vater, der als Verwalter des Eisenhoch-
ofens in Turrach in fürstl. Schwarzenbergsche Dienste getreten war, hatte er
Gelegenheit zu praktischer Ausbildung gehabt, so dass er, kurz nachdem er Wien
verlassen, die Stelle eines Verwalters des fürstl. Schwarzenbergschen Hammer-
werkes Katsch bei Murau übernehmen konnte. Hier erzielte er solche Erfolge,
dass die Aufmerksamkeit Erzherzog Johanns auf ihn gelenkt wurde. Seine
grossen Verdienste um das Eisenhüttenwesen werden in unserer Geschichte häufig
Erwähnung finden. Es sei nur noch bemerkt, dass Tunner 1858 kaiserl. königl.
Sektionsrat, 1864 als Ministerialrat unter Verleihung des Ordens der eisernen Krone
in den Ritterstand erhoben wurde. Am 8. Juni 1897 starb Peter von Tunner
im 89. Lebensjahre.
Fachschulen und Vereine 1831 bis 1850.

Das Institut entsprach einem Polytechnikum. Da aber Bergbau
und Eisenhüttenkunde für den Steiermärker die wichtigsten Industrieen
waren, so strebte Erzherzog Johann danach, einen besonderen Lehr-
stuhl für Berg- und Hüttenwesen an dem Johanneum zu errichten.
Nach langen Verhandlungen 1) wurde endlich von den steierischen
Ständen im Jahre 1836 beschlossen, einen solchen Lehrstuhl zu grün-
den, aber nicht in Graz, sondern in Vordernberg, in dem Centrum
der steierischen Eisenindustrie. Er sollte vorzugsweise dieser ge-
widmet sein, mit dem Johanneum aber organisch verbunden bleiben.
Diejenigen, welche sich dem Studium des Hüttenwesens widmen
wollten, sollten erst den dreijährigen Kurs des Johanneums durch-
machen und dann ein Jahr in Vordernberg in den Fachwissenschaften
ausgebildet werden. Bereits im Jahre 1835 war der rechte Mann für
diesen neuen und schwierigen Lehrstuhl gefunden: der erst 26jährige
Peter Tunner wurde auf direkten Vorschlag des Erzherzogs
hierfür ernannt 2). Er war ein Kenner des steierischen Eisenhütten-
wesens wie wohl kaum ein anderer; um aber seine Kenntnisse und
seinen Blick zu erweitern und ihn für seinen Lehrberuf vorzubereiten,
wurden auf Wunsch und unter Beihülfe des edlen Erzherzogs die
Mittel bewilligt, um Tunner die wichtigsten Eisenindustriebezirke
Europas besuchen zu lassen. Drei Jahre hindurch bereiste Tunner
Österreich-Ungarn, Deutschland, Schweden, England und Schottland,
Frankreich und Belgien und hatte dadurch Gelegenheit, einen Schatz
von hüttenmännischen Kenntnissen zu sammeln, wie es nur wenigen
damals vergönnt war.

Selten ist wohl ein Geldbetrag so gut angewendet worden und
hat so reiche Früchte getragen, denn dadurch wurde Tunner der
vortreffliche Lehrer und Förderer der Eisenhüttenkunde, als der er

1) Siehe Denkschrift zur 50 jährigen Jubelfeier der kaiserl. königl. Bergaka-
demie in Leoben 1840 bis 1890.
2) Peter Ritter von Tunner wurde am 10. Mai 1809 zu Untergraden bei
Köflach auf dem Tunnerhammer geboren. Er besuchte das Polytechnikum in
Wien, das er 1831 verlieſs. Bei seinem Vater, der als Verwalter des Eisenhoch-
ofens in Turrach in fürstl. Schwarzenbergsche Dienste getreten war, hatte er
Gelegenheit zu praktischer Ausbildung gehabt, so daſs er, kurz nachdem er Wien
verlassen, die Stelle eines Verwalters des fürstl. Schwarzenbergschen Hammer-
werkes Katsch bei Murau übernehmen konnte. Hier erzielte er solche Erfolge,
daſs die Aufmerksamkeit Erzherzog Johanns auf ihn gelenkt wurde. Seine
groſsen Verdienste um das Eisenhüttenwesen werden in unserer Geschichte häufig
Erwähnung finden. Es sei nur noch bemerkt, daſs Tunner 1858 kaiserl. königl.
Sektionsrat, 1864 als Ministerialrat unter Verleihung des Ordens der eisernen Krone
in den Ritterstand erhoben wurde. Am 8. Juni 1897 starb Peter von Tunner
im 89. Lebensjahre.
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[390/0406] Fachschulen und Vereine 1831 bis 1850. Das Institut entsprach einem Polytechnikum. Da aber Bergbau und Eisenhüttenkunde für den Steiermärker die wichtigsten Industrieen waren, so strebte Erzherzog Johann danach, einen besonderen Lehr- stuhl für Berg- und Hüttenwesen an dem Johanneum zu errichten. Nach langen Verhandlungen 1) wurde endlich von den steierischen Ständen im Jahre 1836 beschlossen, einen solchen Lehrstuhl zu grün- den, aber nicht in Graz, sondern in Vordernberg, in dem Centrum der steierischen Eisenindustrie. Er sollte vorzugsweise dieser ge- widmet sein, mit dem Johanneum aber organisch verbunden bleiben. Diejenigen, welche sich dem Studium des Hüttenwesens widmen wollten, sollten erst den dreijährigen Kurs des Johanneums durch- machen und dann ein Jahr in Vordernberg in den Fachwissenschaften ausgebildet werden. Bereits im Jahre 1835 war der rechte Mann für diesen neuen und schwierigen Lehrstuhl gefunden: der erst 26jährige Peter Tunner wurde auf direkten Vorschlag des Erzherzogs hierfür ernannt 2). Er war ein Kenner des steierischen Eisenhütten- wesens wie wohl kaum ein anderer; um aber seine Kenntnisse und seinen Blick zu erweitern und ihn für seinen Lehrberuf vorzubereiten, wurden auf Wunsch und unter Beihülfe des edlen Erzherzogs die Mittel bewilligt, um Tunner die wichtigsten Eisenindustriebezirke Europas besuchen zu lassen. Drei Jahre hindurch bereiste Tunner Österreich-Ungarn, Deutschland, Schweden, England und Schottland, Frankreich und Belgien und hatte dadurch Gelegenheit, einen Schatz von hüttenmännischen Kenntnissen zu sammeln, wie es nur wenigen damals vergönnt war. Selten ist wohl ein Geldbetrag so gut angewendet worden und hat so reiche Früchte getragen, denn dadurch wurde Tunner der vortreffliche Lehrer und Förderer der Eisenhüttenkunde, als der er 1) Siehe Denkschrift zur 50 jährigen Jubelfeier der kaiserl. königl. Bergaka- demie in Leoben 1840 bis 1890. 2) Peter Ritter von Tunner wurde am 10. Mai 1809 zu Untergraden bei Köflach auf dem Tunnerhammer geboren. Er besuchte das Polytechnikum in Wien, das er 1831 verlieſs. Bei seinem Vater, der als Verwalter des Eisenhoch- ofens in Turrach in fürstl. Schwarzenbergsche Dienste getreten war, hatte er Gelegenheit zu praktischer Ausbildung gehabt, so daſs er, kurz nachdem er Wien verlassen, die Stelle eines Verwalters des fürstl. Schwarzenbergschen Hammer- werkes Katsch bei Murau übernehmen konnte. Hier erzielte er solche Erfolge, daſs die Aufmerksamkeit Erzherzog Johanns auf ihn gelenkt wurde. Seine groſsen Verdienste um das Eisenhüttenwesen werden in unserer Geschichte häufig Erwähnung finden. Es sei nur noch bemerkt, daſs Tunner 1858 kaiserl. königl. Sektionsrat, 1864 als Ministerialrat unter Verleihung des Ordens der eisernen Krone in den Ritterstand erhoben wurde. Am 8. Juni 1897 starb Peter von Tunner im 89. Lebensjahre.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/406>, abgerufen am 25.11.2024.