Hüttenmann durch Beschreibungen und genaue Zeichnungen wirklich ausgeführter Anlagen, Apparate und Maschinen die Mittel zur selb- ständigen Ausführung derselben an die Hand zu geben. Der aus 66 grossen Tafeln bestehende Atlas enthält nicht nur die im Text erwähnten Maschinen und Apparate, sondern auch die einzelnen Teile derselben nach einem so grossen Massstabe, dass die Tafeln als Werk- zeichnungen bei Anlagen benutzt werden konnten.
Das Werk erfüllte seinen Zweck, die bedeutende bestehende Lücke zwischen Theorie und Praxis auszufüllen. In demselben war auch bereits die Benutzung des heissen Windes in eingehender Weise berücksichtigt.
Walter de St. Ange war selbst ein praktischer Eisenhütten- mann von grosser Erfahrung. Er hatte verschiedene Werke, nament- lich die Eisenhütte von La-Voulte, gebaut und geleitet. Deshalb war er zur Abfassung eines solchen Buches besonders geeignet. Das nütz- liche Werk fand denn auch die allgemeinste Anerkennung. Es zer- fällt in zwei Teile, von denen der erste die Roheisenerzeugung, der zweite die Stabeisenbereitung behandelt. Über Stahlbereitung enthält es nichts. Mehr noch als die ersterwähnte Arbeit von Pillet-Will hat dieses Buch den nachfolgenden französischen Veröffentlichungen zur Richtschnur gedient.
Entsprechend der grossen Bedeutung, welche das Puddelverfahren und der Walzwerksbetrieb erlangten, beschäftigten sich die später erschienenen grossen Werke vorzugsweise mit diesem Zweig der Eisen- industrie. Fast gleichzeitig erschienen zwei umfangreiche Handbücher in französischer Sprache. Das erste derselben hatte die französischen Ingenieure E. Flachat, A. Barrault und J. Petiet zu Verfassern. Es erschien in drei Teilen, von denen der erste, Fabrication de la Fonte, 1842, der zweite, Fabrication du Fer, 1844, und der dritte, Examen statistique et commercial, 1846 erschienen sind; denselben war ein Atlas von 92 Tafeln beigegeben. Auch von diesem Werke erschien alsbald eine deutsche Bearbeitung von Dr. Karl Hartmann unter dem Titel "Praktische Eisenhüttenkunde" in vier Bänden, die aber vielfach von dem Original abwich.
Flachat war ein hervorragender französischer Ingenieur, der schon früher seinen Namen durch Veröffentlichungen in den Annales des mines in weiteren Kreisen bekannt gemacht hatte. Barrault und Petiet waren ebenfalls Ingenieure. Durch das Zusammenwirken dieser erfahrenen Praktiker kam ein Werk zustande, das eine Fülle von Material enthielt und sich durch vortreffliche Ausstattung aus-
Litteratur 1831 bis 1850.
Hüttenmann durch Beschreibungen und genaue Zeichnungen wirklich ausgeführter Anlagen, Apparate und Maschinen die Mittel zur selb- ständigen Ausführung derselben an die Hand zu geben. Der aus 66 groſsen Tafeln bestehende Atlas enthält nicht nur die im Text erwähnten Maschinen und Apparate, sondern auch die einzelnen Teile derselben nach einem so groſsen Maſsstabe, daſs die Tafeln als Werk- zeichnungen bei Anlagen benutzt werden konnten.
Das Werk erfüllte seinen Zweck, die bedeutende bestehende Lücke zwischen Theorie und Praxis auszufüllen. In demselben war auch bereits die Benutzung des heiſsen Windes in eingehender Weise berücksichtigt.
Walter de St. Ange war selbst ein praktischer Eisenhütten- mann von groſser Erfahrung. Er hatte verschiedene Werke, nament- lich die Eisenhütte von La-Voulte, gebaut und geleitet. Deshalb war er zur Abfassung eines solchen Buches besonders geeignet. Das nütz- liche Werk fand denn auch die allgemeinste Anerkennung. Es zer- fällt in zwei Teile, von denen der erste die Roheisenerzeugung, der zweite die Stabeisenbereitung behandelt. Über Stahlbereitung enthält es nichts. Mehr noch als die ersterwähnte Arbeit von Pillet-Will hat dieses Buch den nachfolgenden französischen Veröffentlichungen zur Richtschnur gedient.
Entsprechend der groſsen Bedeutung, welche das Puddelverfahren und der Walzwerksbetrieb erlangten, beschäftigten sich die später erschienenen groſsen Werke vorzugsweise mit diesem Zweig der Eisen- industrie. Fast gleichzeitig erschienen zwei umfangreiche Handbücher in französischer Sprache. Das erste derselben hatte die französischen Ingenieure E. Flachat, A. Barrault und J. Petiet zu Verfassern. Es erschien in drei Teilen, von denen der erste, Fabrication de la Fonte, 1842, der zweite, Fabrication du Fer, 1844, und der dritte, Examen statistique et commercial, 1846 erschienen sind; denselben war ein Atlas von 92 Tafeln beigegeben. Auch von diesem Werke erschien alsbald eine deutsche Bearbeitung von Dr. Karl Hartmann unter dem Titel „Praktische Eisenhüttenkunde“ in vier Bänden, die aber vielfach von dem Original abwich.
Flachat war ein hervorragender französischer Ingenieur, der schon früher seinen Namen durch Veröffentlichungen in den Annales des mines in weiteren Kreisen bekannt gemacht hatte. Barrault und Petiet waren ebenfalls Ingenieure. Durch das Zusammenwirken dieser erfahrenen Praktiker kam ein Werk zustande, das eine Fülle von Material enthielt und sich durch vortreffliche Ausstattung aus-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0399"n="383"/><fwplace="top"type="header">Litteratur 1831 bis 1850.</fw><lb/>
Hüttenmann durch Beschreibungen und genaue Zeichnungen wirklich<lb/>
ausgeführter Anlagen, Apparate und Maschinen die Mittel zur selb-<lb/>
ständigen Ausführung derselben an die Hand zu geben. Der aus<lb/>
66 groſsen Tafeln bestehende Atlas enthält nicht nur die im Text<lb/>
erwähnten Maschinen und Apparate, sondern auch die einzelnen Teile<lb/>
derselben nach einem so groſsen Maſsstabe, daſs die Tafeln als Werk-<lb/>
zeichnungen bei Anlagen benutzt werden konnten.</p><lb/><p>Das Werk erfüllte seinen Zweck, die bedeutende bestehende<lb/>
Lücke zwischen Theorie und Praxis auszufüllen. In demselben war<lb/>
auch bereits die Benutzung des heiſsen Windes in eingehender Weise<lb/>
berücksichtigt.</p><lb/><p><hirendition="#g">Walter de St. Ange</hi> war selbst ein praktischer Eisenhütten-<lb/>
mann von groſser Erfahrung. Er hatte verschiedene Werke, nament-<lb/>
lich die Eisenhütte von La-Voulte, gebaut und geleitet. Deshalb war<lb/>
er zur Abfassung eines solchen Buches besonders geeignet. Das nütz-<lb/>
liche Werk fand denn auch die allgemeinste Anerkennung. Es zer-<lb/>
fällt in zwei Teile, von denen der erste die Roheisenerzeugung, der<lb/>
zweite die Stabeisenbereitung behandelt. Über Stahlbereitung enthält<lb/>
es nichts. Mehr noch als die ersterwähnte Arbeit von <hirendition="#g">Pillet-Will</hi><lb/>
hat dieses Buch den nachfolgenden französischen Veröffentlichungen<lb/>
zur Richtschnur gedient.</p><lb/><p>Entsprechend der groſsen Bedeutung, welche das Puddelverfahren<lb/>
und der Walzwerksbetrieb erlangten, beschäftigten sich die später<lb/>
erschienenen groſsen Werke vorzugsweise mit diesem Zweig der Eisen-<lb/>
industrie. Fast gleichzeitig erschienen zwei umfangreiche Handbücher<lb/>
in französischer Sprache. Das erste derselben hatte die französischen<lb/>
Ingenieure E. <hirendition="#g">Flachat, A. Barrault</hi> und J. <hirendition="#g">Petiet</hi> zu Verfassern.<lb/>
Es erschien in drei Teilen, von denen der erste, Fabrication de la<lb/>
Fonte, 1842, der zweite, Fabrication du Fer, 1844, und der dritte,<lb/>
Examen statistique et commercial, 1846 erschienen sind; denselben<lb/>
war ein Atlas von 92 Tafeln beigegeben. Auch von diesem Werke<lb/>
erschien alsbald eine deutsche Bearbeitung von Dr. <hirendition="#g">Karl Hartmann</hi><lb/>
unter dem Titel „Praktische Eisenhüttenkunde“ in vier Bänden, die<lb/>
aber vielfach von dem Original abwich.</p><lb/><p><hirendition="#g">Flachat</hi> war ein hervorragender französischer Ingenieur, der<lb/>
schon früher seinen Namen durch Veröffentlichungen in den Annales<lb/>
des mines in weiteren Kreisen bekannt gemacht hatte. <hirendition="#g">Barrault</hi> und<lb/><hirendition="#g">Petiet</hi> waren ebenfalls Ingenieure. Durch das Zusammenwirken<lb/>
dieser erfahrenen Praktiker kam ein Werk zustande, das eine Fülle<lb/>
von Material enthielt und sich durch vortreffliche Ausstattung aus-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[383/0399]
Litteratur 1831 bis 1850.
Hüttenmann durch Beschreibungen und genaue Zeichnungen wirklich
ausgeführter Anlagen, Apparate und Maschinen die Mittel zur selb-
ständigen Ausführung derselben an die Hand zu geben. Der aus
66 groſsen Tafeln bestehende Atlas enthält nicht nur die im Text
erwähnten Maschinen und Apparate, sondern auch die einzelnen Teile
derselben nach einem so groſsen Maſsstabe, daſs die Tafeln als Werk-
zeichnungen bei Anlagen benutzt werden konnten.
Das Werk erfüllte seinen Zweck, die bedeutende bestehende
Lücke zwischen Theorie und Praxis auszufüllen. In demselben war
auch bereits die Benutzung des heiſsen Windes in eingehender Weise
berücksichtigt.
Walter de St. Ange war selbst ein praktischer Eisenhütten-
mann von groſser Erfahrung. Er hatte verschiedene Werke, nament-
lich die Eisenhütte von La-Voulte, gebaut und geleitet. Deshalb war
er zur Abfassung eines solchen Buches besonders geeignet. Das nütz-
liche Werk fand denn auch die allgemeinste Anerkennung. Es zer-
fällt in zwei Teile, von denen der erste die Roheisenerzeugung, der
zweite die Stabeisenbereitung behandelt. Über Stahlbereitung enthält
es nichts. Mehr noch als die ersterwähnte Arbeit von Pillet-Will
hat dieses Buch den nachfolgenden französischen Veröffentlichungen
zur Richtschnur gedient.
Entsprechend der groſsen Bedeutung, welche das Puddelverfahren
und der Walzwerksbetrieb erlangten, beschäftigten sich die später
erschienenen groſsen Werke vorzugsweise mit diesem Zweig der Eisen-
industrie. Fast gleichzeitig erschienen zwei umfangreiche Handbücher
in französischer Sprache. Das erste derselben hatte die französischen
Ingenieure E. Flachat, A. Barrault und J. Petiet zu Verfassern.
Es erschien in drei Teilen, von denen der erste, Fabrication de la
Fonte, 1842, der zweite, Fabrication du Fer, 1844, und der dritte,
Examen statistique et commercial, 1846 erschienen sind; denselben
war ein Atlas von 92 Tafeln beigegeben. Auch von diesem Werke
erschien alsbald eine deutsche Bearbeitung von Dr. Karl Hartmann
unter dem Titel „Praktische Eisenhüttenkunde“ in vier Bänden, die
aber vielfach von dem Original abwich.
Flachat war ein hervorragender französischer Ingenieur, der
schon früher seinen Namen durch Veröffentlichungen in den Annales
des mines in weiteren Kreisen bekannt gemacht hatte. Barrault und
Petiet waren ebenfalls Ingenieure. Durch das Zusammenwirken
dieser erfahrenen Praktiker kam ein Werk zustande, das eine Fülle
von Material enthielt und sich durch vortreffliche Ausstattung aus-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/399>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.