Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Vereinigten Staaten 1816 bis 1830.

Unter den technischen Fortschritten heben wir besonders die
Einführung des Puddelbetriebes und der Stabeisenwalzwerke hervor.
Mit demselben wurde zuerst 1816 zu Plumsock am Red Creek in Fayette
county, Pennsylvanien, begonnen. Dieses Puddel- und Walzwerk
war von Isaak Meason an der Stelle eines im Jahre 1804 von
Jeremias Pear errichteten Schneid- und Walzwerkes erbaut worden.
In Neu-England entstand das erste Walzwerk 1825. 1828 versuchte
Howel, Schmiedeeisen in einem Stück- oder Wolfsofen mit Anthra-
cit zu erzeugen, aber ohne Erfolg. Die Stahlerzeugung war noch sehr
unbedeutend. 1810 hatte sie nicht über 900 Tonnen betragen. 1829
wurde in Pittsburg, der heutigen Stahlmetropole, von einem Eng-
länder, Broadmeadow, der erste Versuch gemacht, Cement- und
Gussstahl herzustellen. 1830 zählte man in den Vereinigten Staaten
14 Stahlöfen mit einer Produktion von 1600 Tonnen. Die Walz-
werke wurden vielfach noch mit Wasserrädern betrieben. Ein gutes
Walzwerk zu Pittsburg erzeugte im Jahre 1826 650 Tonnen.

Was die Menge und den Wert der Erzeugung betrifft, so liegen
statistische Zahlen vor, die aber nur einen relativen Wert haben. Aus
den Gewichtsangaben geht hervor, dass die Produktion im Jahre 1820
einen bedeutenden Rückgang infolge der Handelspanik erfahren hatte.
Die Produktion der Hochöfen, die im Jahre 1810 53908 Grosstonnen
betragen hatte, sank 1820 auf 20000 Tonnen. Diese Angabe ist aber
keineswegs mit den Wertangaben in Übereinstimmung. Danach hätte
der Wert der Hochofenprodukte 1810 2981277 Dollar und 1820
2230275 betragen; da der Roheisenpreis 1810 38 Dollar, 1820 35 Dollar
für die Tonne war, so kann die Gewichtsdifferenz der Erzeugung nicht
so gross, wie oben angegeben, gewesen sein. Jedenfalls war aber die
Produktion der Eisenwerke der Union im Jahre 1820 geringer, als
sie im Jahre 1810 gewesen war. In den folgenden 10 Jahren bis 1830
fand dagegen eine beträchtliche Steigerung statt. Die Gewichtsangaben
der Roheisenproduktion einschliesslich des Hochofengusses für das
Jahr 1830 schwanken beträchtlich. Nach einer Angabe wären
155000 Tonnen, nach einer anderen 165000 Tonnen, nach einer
dritten 175000 Tonnen, nach einer vierten sogar 191536 Tonnen in
239 Hochöfen, von denen jeder durchschnittlich 151/2 Tonnen die Woche
geschmolzen hätte, erzeugt worden. Der Wert der Hochofenproduktion
wurde zu 4757403 Dollar angegeben; dem Gewicht nach sollen auf
Pennsylvanien 2/5 , dem Werte nach 1643702 Dollar entfallen sein.

Der Wert des erzeugten Stabeisens betrug 1830 16737251 Dollar,
wovon 3762847 Dollar auf Pennsylvanien kamen. Das rasche An-

Die Vereinigten Staaten 1816 bis 1830.

Unter den technischen Fortschritten heben wir besonders die
Einführung des Puddelbetriebes und der Stabeisenwalzwerke hervor.
Mit demselben wurde zuerst 1816 zu Plumsock am Red Creek in Fayette
county, Pennsylvanien, begonnen. Dieses Puddel- und Walzwerk
war von Isaak Meason an der Stelle eines im Jahre 1804 von
Jeremias Pear errichteten Schneid- und Walzwerkes erbaut worden.
In Neu-England entstand das erste Walzwerk 1825. 1828 versuchte
Howel, Schmiedeeisen in einem Stück- oder Wolfsofen mit Anthra-
cit zu erzeugen, aber ohne Erfolg. Die Stahlerzeugung war noch sehr
unbedeutend. 1810 hatte sie nicht über 900 Tonnen betragen. 1829
wurde in Pittsburg, der heutigen Stahlmetropole, von einem Eng-
länder, Broadmeadow, der erste Versuch gemacht, Cement- und
Guſsstahl herzustellen. 1830 zählte man in den Vereinigten Staaten
14 Stahlöfen mit einer Produktion von 1600 Tonnen. Die Walz-
werke wurden vielfach noch mit Wasserrädern betrieben. Ein gutes
Walzwerk zu Pittsburg erzeugte im Jahre 1826 650 Tonnen.

Was die Menge und den Wert der Erzeugung betrifft, so liegen
statistische Zahlen vor, die aber nur einen relativen Wert haben. Aus
den Gewichtsangaben geht hervor, daſs die Produktion im Jahre 1820
einen bedeutenden Rückgang infolge der Handelspanik erfahren hatte.
Die Produktion der Hochöfen, die im Jahre 1810 53908 Groſstonnen
betragen hatte, sank 1820 auf 20000 Tonnen. Diese Angabe ist aber
keineswegs mit den Wertangaben in Übereinstimmung. Danach hätte
der Wert der Hochofenprodukte 1810 2981277 Dollar und 1820
2230275 betragen; da der Roheisenpreis 1810 38 Dollar, 1820 35 Dollar
für die Tonne war, so kann die Gewichtsdifferenz der Erzeugung nicht
so groſs, wie oben angegeben, gewesen sein. Jedenfalls war aber die
Produktion der Eisenwerke der Union im Jahre 1820 geringer, als
sie im Jahre 1810 gewesen war. In den folgenden 10 Jahren bis 1830
fand dagegen eine beträchtliche Steigerung statt. Die Gewichtsangaben
der Roheisenproduktion einschlieſslich des Hochofengusses für das
Jahr 1830 schwanken beträchtlich. Nach einer Angabe wären
155000 Tonnen, nach einer anderen 165000 Tonnen, nach einer
dritten 175000 Tonnen, nach einer vierten sogar 191536 Tonnen in
239 Hochöfen, von denen jeder durchschnittlich 15½ Tonnen die Woche
geschmolzen hätte, erzeugt worden. Der Wert der Hochofenproduktion
wurde zu 4757403 Dollar angegeben; dem Gewicht nach sollen auf
Pennsylvanien ⅖, dem Werte nach 1643702 Dollar entfallen sein.

Der Wert des erzeugten Stabeisens betrug 1830 16737251 Dollar,
wovon 3762847 Dollar auf Pennsylvanien kamen. Das rasche An-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0390" n="374"/>
            <fw place="top" type="header">Die Vereinigten Staaten 1816 bis 1830.</fw><lb/>
            <p>Unter den technischen Fortschritten heben wir besonders die<lb/>
Einführung des Puddelbetriebes und der Stabeisenwalzwerke hervor.<lb/>
Mit demselben wurde zuerst 1816 zu Plumsock am Red Creek in Fayette<lb/>
county, Pennsylvanien, begonnen. Dieses Puddel- und Walzwerk<lb/>
war von <hi rendition="#g">Isaak Meason</hi> an der Stelle eines im Jahre 1804 von<lb/><hi rendition="#g">Jeremias Pear</hi> errichteten Schneid- und Walzwerkes erbaut worden.<lb/>
In Neu-England entstand das erste Walzwerk 1825. 1828 versuchte<lb/><hi rendition="#g">Howel</hi>, Schmiedeeisen in einem Stück- oder Wolfsofen mit Anthra-<lb/>
cit zu erzeugen, aber ohne Erfolg. Die Stahlerzeugung war noch sehr<lb/>
unbedeutend. 1810 hatte sie nicht über 900 Tonnen betragen. 1829<lb/>
wurde in Pittsburg, der heutigen Stahlmetropole, von einem Eng-<lb/>
länder, <hi rendition="#g">Broadmeadow</hi>, der erste Versuch gemacht, Cement- und<lb/>
Gu&#x017F;sstahl herzustellen. 1830 zählte man in den Vereinigten Staaten<lb/>
14 Stahlöfen mit einer Produktion von 1600 Tonnen. Die Walz-<lb/>
werke wurden vielfach noch mit Wasserrädern betrieben. Ein gutes<lb/>
Walzwerk zu Pittsburg erzeugte im Jahre 1826 650 Tonnen.</p><lb/>
            <p>Was die Menge und den Wert der Erzeugung betrifft, so liegen<lb/>
statistische Zahlen vor, die aber nur einen relativen Wert haben. Aus<lb/>
den Gewichtsangaben geht hervor, da&#x017F;s die Produktion im Jahre 1820<lb/>
einen bedeutenden Rückgang infolge der Handelspanik erfahren hatte.<lb/>
Die Produktion der Hochöfen, die im Jahre 1810 53908 Gro&#x017F;stonnen<lb/>
betragen hatte, sank 1820 auf 20000 Tonnen. Diese Angabe ist aber<lb/>
keineswegs mit den Wertangaben in Übereinstimmung. Danach hätte<lb/>
der Wert der Hochofenprodukte 1810 2981277 Dollar und 1820<lb/>
2230275 betragen; da der Roheisenpreis 1810 38 Dollar, 1820 35 Dollar<lb/>
für die Tonne war, so kann die Gewichtsdifferenz der Erzeugung nicht<lb/>
so gro&#x017F;s, wie oben angegeben, gewesen sein. Jedenfalls war aber die<lb/>
Produktion der Eisenwerke der Union im Jahre 1820 geringer, als<lb/>
sie im Jahre 1810 gewesen war. In den folgenden 10 Jahren bis 1830<lb/>
fand dagegen eine beträchtliche Steigerung statt. Die Gewichtsangaben<lb/>
der Roheisenproduktion einschlie&#x017F;slich des Hochofengusses für das<lb/>
Jahr 1830 schwanken beträchtlich. Nach einer Angabe wären<lb/>
155000 Tonnen, nach einer anderen 165000 Tonnen, nach einer<lb/>
dritten 175000 Tonnen, nach einer vierten sogar 191536 Tonnen in<lb/>
239 Hochöfen, von denen jeder durchschnittlich 15½ Tonnen die Woche<lb/>
geschmolzen hätte, erzeugt worden. Der Wert der Hochofenproduktion<lb/>
wurde zu 4757403 Dollar angegeben; dem Gewicht nach sollen auf<lb/>
Pennsylvanien &#x2156;, dem Werte nach 1643702 Dollar entfallen sein.</p><lb/>
            <p>Der Wert des erzeugten Stabeisens betrug 1830 16737251 Dollar,<lb/>
wovon 3762847 Dollar auf Pennsylvanien kamen. Das rasche An-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[374/0390] Die Vereinigten Staaten 1816 bis 1830. Unter den technischen Fortschritten heben wir besonders die Einführung des Puddelbetriebes und der Stabeisenwalzwerke hervor. Mit demselben wurde zuerst 1816 zu Plumsock am Red Creek in Fayette county, Pennsylvanien, begonnen. Dieses Puddel- und Walzwerk war von Isaak Meason an der Stelle eines im Jahre 1804 von Jeremias Pear errichteten Schneid- und Walzwerkes erbaut worden. In Neu-England entstand das erste Walzwerk 1825. 1828 versuchte Howel, Schmiedeeisen in einem Stück- oder Wolfsofen mit Anthra- cit zu erzeugen, aber ohne Erfolg. Die Stahlerzeugung war noch sehr unbedeutend. 1810 hatte sie nicht über 900 Tonnen betragen. 1829 wurde in Pittsburg, der heutigen Stahlmetropole, von einem Eng- länder, Broadmeadow, der erste Versuch gemacht, Cement- und Guſsstahl herzustellen. 1830 zählte man in den Vereinigten Staaten 14 Stahlöfen mit einer Produktion von 1600 Tonnen. Die Walz- werke wurden vielfach noch mit Wasserrädern betrieben. Ein gutes Walzwerk zu Pittsburg erzeugte im Jahre 1826 650 Tonnen. Was die Menge und den Wert der Erzeugung betrifft, so liegen statistische Zahlen vor, die aber nur einen relativen Wert haben. Aus den Gewichtsangaben geht hervor, daſs die Produktion im Jahre 1820 einen bedeutenden Rückgang infolge der Handelspanik erfahren hatte. Die Produktion der Hochöfen, die im Jahre 1810 53908 Groſstonnen betragen hatte, sank 1820 auf 20000 Tonnen. Diese Angabe ist aber keineswegs mit den Wertangaben in Übereinstimmung. Danach hätte der Wert der Hochofenprodukte 1810 2981277 Dollar und 1820 2230275 betragen; da der Roheisenpreis 1810 38 Dollar, 1820 35 Dollar für die Tonne war, so kann die Gewichtsdifferenz der Erzeugung nicht so groſs, wie oben angegeben, gewesen sein. Jedenfalls war aber die Produktion der Eisenwerke der Union im Jahre 1820 geringer, als sie im Jahre 1810 gewesen war. In den folgenden 10 Jahren bis 1830 fand dagegen eine beträchtliche Steigerung statt. Die Gewichtsangaben der Roheisenproduktion einschlieſslich des Hochofengusses für das Jahr 1830 schwanken beträchtlich. Nach einer Angabe wären 155000 Tonnen, nach einer anderen 165000 Tonnen, nach einer dritten 175000 Tonnen, nach einer vierten sogar 191536 Tonnen in 239 Hochöfen, von denen jeder durchschnittlich 15½ Tonnen die Woche geschmolzen hätte, erzeugt worden. Der Wert der Hochofenproduktion wurde zu 4757403 Dollar angegeben; dem Gewicht nach sollen auf Pennsylvanien ⅖, dem Werte nach 1643702 Dollar entfallen sein. Der Wert des erzeugten Stabeisens betrug 1830 16737251 Dollar, wovon 3762847 Dollar auf Pennsylvanien kamen. Das rasche An-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/390
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/390>, abgerufen am 25.11.2024.