Die Kommunion-Eisenhütte zu Gittelde, die Hannover und Braunschweig gemeinschaftlich gehörte, führte ihren Betrieb zwar in demselben beschränkten Rahmen weiter, wie früher (s. Bd. II u. III), erlebte aber doch auch nach und nach mancherlei Wandlungen und Neuerungen. Zunächst kam sie in den Kriegszeiten im Anfange des Jahrhunderts unter wechselnde Herrschaft, bis die Franzosen nach der Schlacht bei Jena den Harz dauernd in Besitz nahmen und französische Verwaltung einrichteten. An die Spitze der französischen Bergverwal- tung trat kein Geringerer als der berühmte Heron de Villefosse, der seinen Amtssitz in Clausthal erhielt. 1810 wurde der Harz dem neuen Königreich Westfalen einverleibt. Ende 1813 kam dann Gittelde und der Harz unter englische Verwaltung. Dieser Wechsel der Herrschaft findet auch seinen Ausdruck in den Faktoreirechnungen, die von 1807 ab bis Ende 1813 in Franken geführt oder wenigstens abgeschlossen werden. Die französische Regierung musste die Gittelder Hütte mit einem "Verlagsgeld", d. h. mit einer Betriebsschuld von 20796,60 Frcs. übernehmen.
Wir besitzen nähere Nachrichten über die Gittelder Hütte aus den ersten Jahren des Jahrhunderts von Stünkel, der selbst dort Beamter war, und von Heron de Villefosse aus der Zeit der fran- zösischen Herrschaft.
Nach Stünkel war der Hochofen zu seiner Zeit 24 Fuss hoch, im Kohlensack 7 Fuss, in der Gicht 31/2 Fuss weit. Man blies mit drei Blasebälgen, deren jeder 64 Kbfs. Luft fasste. Die Bälge bliesen gemeinschaftlich in einen kleinen Windsammler, aus dem der Wind durch eine "Deupe" in den Ofen gelangte. Obgleich die Erze leicht schmelzbar waren, so erforderten sie doch, weil sie sehr zum Grell- werden neigten, verhältnismässig viel Kohlen. Das Roheisen war weiss. Stünkel giebt die jährliche Produktion auf etwa 7000 Ctr. an, doch wurde diese bei den kurzen Hüttenreisen nach Ausweis der Rechnungen fast nie erreicht. Von diesen 7000 Ctr. wurden etwa 1800 Ctr. am Platze verfrischt, während die übrigen 5200 Ctr. zu 4/7 an Hannover und zu 3/7 an Braunschweig verteilt und in natura an die betreffenden fürstlichen Hüttenwerke geliefert wurden. Von dem hannöverschen Anteil gingen circa 1100 Ctr. nach der Königshütte, das übrige nach der Sollinger Hütte bei Uslar an der Weser. Das braunschweigische Eisen ging zum Teil nach Holzminden, wo es zu Stahl verfrischt wurde, das übrige wurde auf der Wilhelmshütte zu Eisen verfrischt. Damit Gittelde bestehen konnte, wurde ihm das Roh- eisen zu einem festgesetzten Preise bezahlt. Das Frischen geschah in
Deutschland bis 1830.
Die Kommunion-Eisenhütte zu Gittelde, die Hannover und Braunschweig gemeinschaftlich gehörte, führte ihren Betrieb zwar in demselben beschränkten Rahmen weiter, wie früher (s. Bd. II u. III), erlebte aber doch auch nach und nach mancherlei Wandlungen und Neuerungen. Zunächst kam sie in den Kriegszeiten im Anfange des Jahrhunderts unter wechselnde Herrschaft, bis die Franzosen nach der Schlacht bei Jena den Harz dauernd in Besitz nahmen und französische Verwaltung einrichteten. An die Spitze der französischen Bergverwal- tung trat kein Geringerer als der berühmte Héron de Villefosse, der seinen Amtssitz in Clausthal erhielt. 1810 wurde der Harz dem neuen Königreich Westfalen einverleibt. Ende 1813 kam dann Gittelde und der Harz unter englische Verwaltung. Dieser Wechsel der Herrschaft findet auch seinen Ausdruck in den Faktoreirechnungen, die von 1807 ab bis Ende 1813 in Franken geführt oder wenigstens abgeschlossen werden. Die französische Regierung muſste die Gittelder Hütte mit einem „Verlagsgeld“, d. h. mit einer Betriebsschuld von 20796,60 Frcs. übernehmen.
Wir besitzen nähere Nachrichten über die Gittelder Hütte aus den ersten Jahren des Jahrhunderts von Stünkel, der selbst dort Beamter war, und von Héron de Villefosse aus der Zeit der fran- zösischen Herrschaft.
Nach Stünkel war der Hochofen zu seiner Zeit 24 Fuſs hoch, im Kohlensack 7 Fuſs, in der Gicht 3½ Fuſs weit. Man blies mit drei Blasebälgen, deren jeder 64 Kbfs. Luft faſste. Die Bälge bliesen gemeinschaftlich in einen kleinen Windsammler, aus dem der Wind durch eine „Deupe“ in den Ofen gelangte. Obgleich die Erze leicht schmelzbar waren, so erforderten sie doch, weil sie sehr zum Grell- werden neigten, verhältnismäſsig viel Kohlen. Das Roheisen war weiſs. Stünkel giebt die jährliche Produktion auf etwa 7000 Ctr. an, doch wurde diese bei den kurzen Hüttenreisen nach Ausweis der Rechnungen fast nie erreicht. Von diesen 7000 Ctr. wurden etwa 1800 Ctr. am Platze verfrischt, während die übrigen 5200 Ctr. zu 4/7 an Hannover und zu 3/7 an Braunschweig verteilt und in natura an die betreffenden fürstlichen Hüttenwerke geliefert wurden. Von dem hannöverschen Anteil gingen circa 1100 Ctr. nach der Königshütte, das übrige nach der Sollinger Hütte bei Uslar an der Weser. Das braunschweigische Eisen ging zum Teil nach Holzminden, wo es zu Stahl verfrischt wurde, das übrige wurde auf der Wilhelmshütte zu Eisen verfrischt. Damit Gittelde bestehen konnte, wurde ihm das Roh- eisen zu einem festgesetzten Preise bezahlt. Das Frischen geschah in
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Deutschland bis 1830.
Die Kommunion-Eisenhütte zu Gittelde, die Hannover und
Braunschweig gemeinschaftlich gehörte, führte ihren Betrieb zwar in
demselben beschränkten Rahmen weiter, wie früher (s. Bd. II u. III),
erlebte aber doch auch nach und nach mancherlei Wandlungen und
Neuerungen. Zunächst kam sie in den Kriegszeiten im Anfange des
Jahrhunderts unter wechselnde Herrschaft, bis die Franzosen nach der
Schlacht bei Jena den Harz dauernd in Besitz nahmen und französische
Verwaltung einrichteten. An die Spitze der französischen Bergverwal-
tung trat kein Geringerer als der berühmte Héron de Villefosse, der
seinen Amtssitz in Clausthal erhielt. 1810 wurde der Harz dem neuen
Königreich Westfalen einverleibt. Ende 1813 kam dann Gittelde und
der Harz unter englische Verwaltung. Dieser Wechsel der Herrschaft
findet auch seinen Ausdruck in den Faktoreirechnungen, die von 1807
ab bis Ende 1813 in Franken geführt oder wenigstens abgeschlossen
werden. Die französische Regierung muſste die Gittelder Hütte mit
einem „Verlagsgeld“, d. h. mit einer Betriebsschuld von 20796,60 Frcs.
übernehmen.
Wir besitzen nähere Nachrichten über die Gittelder Hütte aus
den ersten Jahren des Jahrhunderts von Stünkel, der selbst dort
Beamter war, und von Héron de Villefosse aus der Zeit der fran-
zösischen Herrschaft.
Nach Stünkel war der Hochofen zu seiner Zeit 24 Fuſs hoch,
im Kohlensack 7 Fuſs, in der Gicht 3½ Fuſs weit. Man blies mit
drei Blasebälgen, deren jeder 64 Kbfs. Luft faſste. Die Bälge bliesen
gemeinschaftlich in einen kleinen Windsammler, aus dem der Wind
durch eine „Deupe“ in den Ofen gelangte. Obgleich die Erze leicht
schmelzbar waren, so erforderten sie doch, weil sie sehr zum Grell-
werden neigten, verhältnismäſsig viel Kohlen. Das Roheisen war
weiſs. Stünkel giebt die jährliche Produktion auf etwa 7000 Ctr.
an, doch wurde diese bei den kurzen Hüttenreisen nach Ausweis der
Rechnungen fast nie erreicht. Von diesen 7000 Ctr. wurden etwa
1800 Ctr. am Platze verfrischt, während die übrigen 5200 Ctr. zu 4/7
an Hannover und zu 3/7 an Braunschweig verteilt und in natura an
die betreffenden fürstlichen Hüttenwerke geliefert wurden. Von dem
hannöverschen Anteil gingen circa 1100 Ctr. nach der Königshütte,
das übrige nach der Sollinger Hütte bei Uslar an der Weser. Das
braunschweigische Eisen ging zum Teil nach Holzminden, wo es zu
Stahl verfrischt wurde, das übrige wurde auf der Wilhelmshütte zu
Eisen verfrischt. Damit Gittelde bestehen konnte, wurde ihm das Roh-
eisen zu einem festgesetzten Preise bezahlt. Das Frischen geschah in
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/378>, abgerufen am 25.11.2024.
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