gung sind die Folgen des geteilten Besitzes. Die Selbstkosten kommen 30 Prozent höher als in England. Die Band- und Reckeisenhämmer sind nicht im stande, in einer Woche soviel Schmiedeeisen zu liefern, wie ein Walzwerk mit gleicher Anzahl Arbeiter in einem Tage. Fügen wir nun die vergeblichen Frachten von einem Werke zum andern hinzu, dann ist leicht erklärlich, dass die Ausländer das Eisen 40 bis 60 Prozent billiger erzeugen und wir von dem ausländischen Markte verdrängt werden mussten; wie nicht minder, warum Schweden und England ihr Eisen bis nach dem Oberrhein versenden." Er weist dann auf die Bedeutung des Puddelprozesses in England, auf die neuen Werke am Rasselstein und in Eschweiler hin, hebt die Vor- züge der westfälischen Steinkohle hervor und fordert zum Beitritt zu einer Aktiengesellschaft auf.
Aber die ängstlichen märkischen Gewerken konnten sich zu einer solchen That nicht aufschwingen. Harkorts Aufruf hatte keinen Erfolg. Erfüllt von der Wichtigkeit und Dringlichkeit der Sache beschloss er, dieselbe selbst in die Hand zu nehmen, reiste 1826 abermals nach England, warb erfahrene Puddel- und Walzarbeiter an und errichtete das erste Puddelwerk in Westfalen im nörd- lichen Burggraben der Burg zu Wetter. Der erste Puddelmeister hiess Mac Mullen, der Hammerschmied Lewis, der Walzer Swift. Sie wurden die ersten Lehrmeister der westfälischen Eisenarbeiter, die sich rasch die neue Arbeitsmethode zu eigen machten.
Nachdem Harkort die Bahn gebrochen, den Weg gezeigt und geebnet, folgten bald auch andere Fabrikanten nach, zuerst 1828 Eduard Schmidt zu Nachrodt bei Iserlohn, Lohmann und Brand in Witten und andere mehr. Harkort selbst schrieb darüber: "Das Verfahren verbreitete sich rasch in der Grafschaft Mark und kam von Wetter aus durch Ingenieure, Arbeiter und gelieferte Maschinen auch nach Schlesien. Die Revolution in der Eisenfrischerei und Stab- eisenstreckung war in wenigen Jahren eine vollendete Thatsache."
Harkort legte ferner ein Blechwalzwerk an, das ihm die Bleche für seine neu errichtete Kesselschmiede lieferte.
Harkort gebührt dafür das grösste Verdienst, hauptsächlich auch dafür, dass er sein Werk nicht verschloss, sondern es gern jedem, der es sehen wollte, zeigte, und die, welche ähnliche Anlagen machen wollten, mit Rat und That unterstützte.
So hatte das Werk zu Wetter die Bahn gebrochen für die ge- waltige Steinkohlen-Eisenindustrie Westfalens.
Friedrich Harkort hat ausserdem noch folgende Neuerungen
Deutschland bis 1830.
gung sind die Folgen des geteilten Besitzes. Die Selbstkosten kommen 30 Prozent höher als in England. Die Band- und Reckeisenhämmer sind nicht im stande, in einer Woche soviel Schmiedeeisen zu liefern, wie ein Walzwerk mit gleicher Anzahl Arbeiter in einem Tage. Fügen wir nun die vergeblichen Frachten von einem Werke zum andern hinzu, dann ist leicht erklärlich, daſs die Ausländer das Eisen 40 bis 60 Prozent billiger erzeugen und wir von dem ausländischen Markte verdrängt werden muſsten; wie nicht minder, warum Schweden und England ihr Eisen bis nach dem Oberrhein versenden.“ Er weist dann auf die Bedeutung des Puddelprozesses in England, auf die neuen Werke am Rasselstein und in Eschweiler hin, hebt die Vor- züge der westfälischen Steinkohle hervor und fordert zum Beitritt zu einer Aktiengesellschaft auf.
Aber die ängstlichen märkischen Gewerken konnten sich zu einer solchen That nicht aufschwingen. Harkorts Aufruf hatte keinen Erfolg. Erfüllt von der Wichtigkeit und Dringlichkeit der Sache beschloſs er, dieselbe selbst in die Hand zu nehmen, reiste 1826 abermals nach England, warb erfahrene Puddel- und Walzarbeiter an und errichtete das erste Puddelwerk in Westfalen im nörd- lichen Burggraben der Burg zu Wetter. Der erste Puddelmeister hieſs Mac Mullen, der Hammerschmied Lewis, der Walzer Swift. Sie wurden die ersten Lehrmeister der westfälischen Eisenarbeiter, die sich rasch die neue Arbeitsmethode zu eigen machten.
Nachdem Harkort die Bahn gebrochen, den Weg gezeigt und geebnet, folgten bald auch andere Fabrikanten nach, zuerst 1828 Eduard Schmidt zu Nachrodt bei Iserlohn, Lohmann und Brand in Witten und andere mehr. Harkort selbst schrieb darüber: „Das Verfahren verbreitete sich rasch in der Grafschaft Mark und kam von Wetter aus durch Ingenieure, Arbeiter und gelieferte Maschinen auch nach Schlesien. Die Revolution in der Eisenfrischerei und Stab- eisenstreckung war in wenigen Jahren eine vollendete Thatsache.“
Harkort legte ferner ein Blechwalzwerk an, das ihm die Bleche für seine neu errichtete Kesselschmiede lieferte.
Harkort gebührt dafür das gröſste Verdienst, hauptsächlich auch dafür, daſs er sein Werk nicht verschloſs, sondern es gern jedem, der es sehen wollte, zeigte, und die, welche ähnliche Anlagen machen wollten, mit Rat und That unterstützte.
So hatte das Werk zu Wetter die Bahn gebrochen für die ge- waltige Steinkohlen-Eisenindustrie Westfalens.
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Deutschland bis 1830.
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sind nicht im stande, in einer Woche soviel Schmiedeeisen zu liefern,
wie ein Walzwerk mit gleicher Anzahl Arbeiter in einem Tage. Fügen
wir nun die vergeblichen Frachten von einem Werke zum andern
hinzu, dann ist leicht erklärlich, daſs die Ausländer das Eisen 40 bis
60 Prozent billiger erzeugen und wir von dem ausländischen Markte
verdrängt werden muſsten; wie nicht minder, warum Schweden und
England ihr Eisen bis nach dem Oberrhein versenden.“ Er weist
dann auf die Bedeutung des Puddelprozesses in England, auf die
neuen Werke am Rasselstein und in Eschweiler hin, hebt die Vor-
züge der westfälischen Steinkohle hervor und fordert zum Beitritt zu
einer Aktiengesellschaft auf.
Aber die ängstlichen märkischen Gewerken konnten sich zu einer
solchen That nicht aufschwingen. Harkorts Aufruf hatte keinen
Erfolg. Erfüllt von der Wichtigkeit und Dringlichkeit der Sache
beschloſs er, dieselbe selbst in die Hand zu nehmen, reiste 1826
abermals nach England, warb erfahrene Puddel- und Walzarbeiter
an und errichtete das erste Puddelwerk in Westfalen im nörd-
lichen Burggraben der Burg zu Wetter. Der erste Puddelmeister
hieſs Mac Mullen, der Hammerschmied Lewis, der Walzer Swift.
Sie wurden die ersten Lehrmeister der westfälischen Eisenarbeiter,
die sich rasch die neue Arbeitsmethode zu eigen machten.
Nachdem Harkort die Bahn gebrochen, den Weg gezeigt und
geebnet, folgten bald auch andere Fabrikanten nach, zuerst 1828
Eduard Schmidt zu Nachrodt bei Iserlohn, Lohmann und Brand
in Witten und andere mehr. Harkort selbst schrieb darüber: „Das
Verfahren verbreitete sich rasch in der Grafschaft Mark und kam
von Wetter aus durch Ingenieure, Arbeiter und gelieferte Maschinen
auch nach Schlesien. Die Revolution in der Eisenfrischerei und Stab-
eisenstreckung war in wenigen Jahren eine vollendete Thatsache.“
Harkort legte ferner ein Blechwalzwerk an, das ihm die
Bleche für seine neu errichtete Kesselschmiede lieferte.
Harkort gebührt dafür das gröſste Verdienst, hauptsächlich auch
dafür, daſs er sein Werk nicht verschloſs, sondern es gern jedem, der
es sehen wollte, zeigte, und die, welche ähnliche Anlagen machen
wollten, mit Rat und That unterstützte.
So hatte das Werk zu Wetter die Bahn gebrochen für die ge-
waltige Steinkohlen-Eisenindustrie Westfalens.
Friedrich Harkort hat auſserdem noch folgende Neuerungen
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/364>, abgerufen am 25.11.2024.
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