Herd war. Der Rost war 31/2 Fuss lang und 3 Fuss breit. Die Feuerbrücke war 6 Zoll hoch; das Gewölbe hier 16 Zoll, am Fuchs etwa 12 Zoll hoch. Der Herd verschmälerte sich nach dem Fuchs zu.
Das Drahtwalzwerk bestand aus drei übereinanderliegenden kanne- lierten Walzen A B C und ferner zwei Walzenpaaren M N und P P in besonderen Gerüsten. Die Kuppelungsräder für die drei Walzen im ersten Gerüst D E F erhielten eine bedeutende Länge, so dass sie die Form von kannelierten Walzen hatten. Die Walzen im ersten Gerüst, 18 Zoll lang und 8 Zoll dick, waren mit je 12 korrespondierenden Einschnitten versehen, wovon der erste oval, die anderen viereckig von abnehmender Grösse waren. Die Walzen M N waren 8 Zoll lang und 8 Zoll dick und hatten zwei ovale Einschnitte, von denen aber immer nur der eine gebraucht wurde, der andere als Reserve diente. Die Walzen P P, welche dieselben Masse haben, waren in gleicher Weise
[Abbildung]
Fig. 96.
mit zwei runden Öffnungen zum Fertigmachen des Drahtes versehen. Der glühende Eisenstab passierte zuerst das ovale Loch und hierauf die aufeinanderfolgenden viereckigen Löcher in dem dreifachen oder Trio-Walzwerk, wobei immer mit den oberen und unteren Öffnungen abgewechselt wurde. War das Eisen sehr weich, so konnte man zu- weilen ein Loch überspringen, so dass der Draht nur acht Öffnungen im ersten Gerüst passierte, sodann führte man ihn durch eine der ovalen Öffnungen der Walzen M N, worauf er in der runden Öffnung der Walzen P P fertig gemacht wurde. Diese Anordnung hatte nur den Zweck, die Arbeit zu beschleunigen, indem die Länge des Drahtes gegen das Ende der Operation immer rascher zunahm. Der Draht durchlief dann immer zwei oder drei Öffnungen gleich- zeitig. Wenn der 2 Fuss lange Stab auf diese Art etwa 12mal durch die Walzen gegangen war, hatte er bei einem Durchmesser von 41/2 Zoll eine Länge von 36 Fuss erhalten, wozu nur 36 bis 40 Sekun- den Zeit erforderlich war. Der fertige Draht kam dann noch glühend aus der Walze und wurde sogleich um eine 2 Fuss dicke Trommel gewickelt und nach erfolgtem Glühen in den Drahtzug gegeben. Das
Die Drahtfabrikation 1816 bis 1830.
Herd war. Der Rost war 3½ Fuſs lang und 3 Fuſs breit. Die Feuerbrücke war 6 Zoll hoch; das Gewölbe hier 16 Zoll, am Fuchs etwa 12 Zoll hoch. Der Herd verschmälerte sich nach dem Fuchs zu.
Das Drahtwalzwerk bestand aus drei übereinanderliegenden kanne- lierten Walzen A B C und ferner zwei Walzenpaaren M N und P P in besonderen Gerüsten. Die Kuppelungsräder für die drei Walzen im ersten Gerüst D E F erhielten eine bedeutende Länge, so daſs sie die Form von kannelierten Walzen hatten. Die Walzen im ersten Gerüst, 18 Zoll lang und 8 Zoll dick, waren mit je 12 korrespondierenden Einschnitten versehen, wovon der erste oval, die anderen viereckig von abnehmender Gröſse waren. Die Walzen M N waren 8 Zoll lang und 8 Zoll dick und hatten zwei ovale Einschnitte, von denen aber immer nur der eine gebraucht wurde, der andere als Reserve diente. Die Walzen P P, welche dieselben Maſse haben, waren in gleicher Weise
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Fig. 96.
mit zwei runden Öffnungen zum Fertigmachen des Drahtes versehen. Der glühende Eisenstab passierte zuerst das ovale Loch und hierauf die aufeinanderfolgenden viereckigen Löcher in dem dreifachen oder Trio-Walzwerk, wobei immer mit den oberen und unteren Öffnungen abgewechselt wurde. War das Eisen sehr weich, so konnte man zu- weilen ein Loch überspringen, so daſs der Draht nur acht Öffnungen im ersten Gerüst passierte, sodann führte man ihn durch eine der ovalen Öffnungen der Walzen M N, worauf er in der runden Öffnung der Walzen P P fertig gemacht wurde. Diese Anordnung hatte nur den Zweck, die Arbeit zu beschleunigen, indem die Länge des Drahtes gegen das Ende der Operation immer rascher zunahm. Der Draht durchlief dann immer zwei oder drei Öffnungen gleich- zeitig. Wenn der 2 Fuſs lange Stab auf diese Art etwa 12mal durch die Walzen gegangen war, hatte er bei einem Durchmesser von 4½ Zoll eine Länge von 36 Fuſs erhalten, wozu nur 36 bis 40 Sekun- den Zeit erforderlich war. Der fertige Draht kam dann noch glühend aus der Walze und wurde sogleich um eine 2 Fuſs dicke Trommel gewickelt und nach erfolgtem Glühen in den Drahtzug gegeben. Das
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Die Drahtfabrikation 1816 bis 1830.
Herd war. Der Rost war 3½ Fuſs lang und 3 Fuſs breit. Die
Feuerbrücke war 6 Zoll hoch; das Gewölbe hier 16 Zoll, am Fuchs
etwa 12 Zoll hoch. Der Herd verschmälerte sich nach dem Fuchs zu.
Das Drahtwalzwerk bestand aus drei übereinanderliegenden kanne-
lierten Walzen A B C und ferner zwei Walzenpaaren M N und P P in
besonderen Gerüsten. Die Kuppelungsräder für die drei Walzen im
ersten Gerüst D E F erhielten eine bedeutende Länge, so daſs sie die
Form von kannelierten Walzen hatten. Die Walzen im ersten Gerüst,
18 Zoll lang und 8 Zoll dick, waren mit je 12 korrespondierenden
Einschnitten versehen, wovon der erste oval, die anderen viereckig von
abnehmender Gröſse waren. Die Walzen M N waren 8 Zoll lang und
8 Zoll dick und hatten zwei ovale Einschnitte, von denen aber immer
nur der eine gebraucht wurde, der andere als Reserve diente. Die
Walzen P P, welche dieselben Maſse haben, waren in gleicher Weise
[Abbildung Fig. 96.]
mit zwei runden Öffnungen zum Fertigmachen des Drahtes versehen.
Der glühende Eisenstab passierte zuerst das ovale Loch und hierauf
die aufeinanderfolgenden viereckigen Löcher in dem dreifachen oder
Trio-Walzwerk, wobei immer mit den oberen und unteren Öffnungen
abgewechselt wurde. War das Eisen sehr weich, so konnte man zu-
weilen ein Loch überspringen, so daſs der Draht nur acht Öffnungen
im ersten Gerüst passierte, sodann führte man ihn durch eine der
ovalen Öffnungen der Walzen M N, worauf er in der runden Öffnung
der Walzen P P fertig gemacht wurde. Diese Anordnung hatte
nur den Zweck, die Arbeit zu beschleunigen, indem die Länge des
Drahtes gegen das Ende der Operation immer rascher zunahm.
Der Draht durchlief dann immer zwei oder drei Öffnungen gleich-
zeitig. Wenn der 2 Fuſs lange Stab auf diese Art etwa 12mal durch
die Walzen gegangen war, hatte er bei einem Durchmesser von
4½ Zoll eine Länge von 36 Fuſs erhalten, wozu nur 36 bis 40 Sekun-
den Zeit erforderlich war. Der fertige Draht kam dann noch glühend
aus der Walze und wurde sogleich um eine 2 Fuſs dicke Trommel
gewickelt und nach erfolgtem Glühen in den Drahtzug gegeben. Das
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/290>, abgerufen am 25.11.2024.
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