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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Eisenverarbeitung 1816 bis 1830.

Fig. 88 giebt die Abbildung der Schienen der Darlington-Bahn 1).

Die Form dieser Schienen wich wesentlich von der jetzt gebräuch-
lichen ab, ihr Kopf war flacher ge-
halten, der breite Fuss fehlte, der
Querschnitt entsprach mehr einem
T, oder, wie man damals sagte,
der Pilzform. Der Steg lief nicht
in gerader Linie fort, sondern
bildete zwischen jeder Befesti-
gungsstelle eine Ausbauchung

[Abbildung] Fig. 87.
(Fig. 86), weshalb man diese Art Schienen auch Fischbauchschienen
nannte. Sie waren je 5 Yards oder 15 engl. Fuss lang; alle 3 Fuss ruh-
ten sie in einem La-
ger oder Stuhl (chair)
(Fig. 89) von Gusseisen.
Die grösste Breite des
Kopfes betrug 21/4 Zoll;
der Steg war unten
1/2 Zoll breit.

[Abbildung] Fig. 88.

Eine solche Schiene wog 28 Pfd. der Yard, während eine guss-
eiserne von gleicher Tragkraft 56 Pfd. gewogen hätte. Eine Tonne
kostete 1826 280 Mk., 1828 250 Mk.; 1 Yard 3 Mk., 1 lau-
fender Fuss Doppelschienen 2 Mk. Damals kostete bereits
eine Tonne schmiedeeiserner Schienen nicht mehr als
eine Tonne gusseiserner.

[Abbildung] Fig. 89.

Die Konstruktion der Stühle ist aus der Zeichnung
(Fig. 89) ersichtlich, die Befestigung der Schienen in den-
selben geschah mit eisernen Stiften, während die Stühle
auf der steinernen Unterlage durch zwei hölzerne Pflöcke
befestigt wurden. Statt der Befestigung mit Stiften wendete man
später die Befestigung mit Keilen an. Die Weichen wurden aus Guss-
eisen hergestellt. Um die Verbindungsstellen ganz zu vermeiden,
schlug Birkinshaw vor, die Köpfe zusammenzuschweissen.

Das Auswalzen der Schienen mit innenseitigem Fussrand geschah
in den Fig. 90 (a. f. S.) abgebildeten Walzen. Der starke Eisenstab
gelangte erst in den Einschnitt I, wo er einen trapezoidischen Quer-
schnitt von 3 Zoll Höhe, 1 5/8 und 3/4 Zoll Breite erhielt. Alsdann kam

1) Siehe v. Oeynhausen und v. Dechen, Über Schienenwege in England
1826 und 1827; Karstens Archiv, XIX, 1, Tab. I, Fig. 1 und 2.
Die Eisenverarbeitung 1816 bis 1830.

Fig. 88 giebt die Abbildung der Schienen der Darlington-Bahn 1).

Die Form dieser Schienen wich wesentlich von der jetzt gebräuch-
lichen ab, ihr Kopf war flacher ge-
halten, der breite Fuſs fehlte, der
Querschnitt entsprach mehr einem
T, oder, wie man damals sagte,
der Pilzform. Der Steg lief nicht
in gerader Linie fort, sondern
bildete zwischen jeder Befesti-
gungsstelle eine Ausbauchung

[Abbildung] Fig. 87.
(Fig. 86), weshalb man diese Art Schienen auch Fischbauchschienen
nannte. Sie waren je 5 Yards oder 15 engl. Fuſs lang; alle 3 Fuſs ruh-
ten sie in einem La-
ger oder Stuhl (chair)
(Fig. 89) von Guſseisen.
Die gröſste Breite des
Kopfes betrug 2¼ Zoll;
der Steg war unten
½ Zoll breit.

[Abbildung] Fig. 88.

Eine solche Schiene wog 28 Pfd. der Yard, während eine guſs-
eiserne von gleicher Tragkraft 56 Pfd. gewogen hätte. Eine Tonne
kostete 1826 280 Mk., 1828 250 Mk.; 1 Yard 3 Mk., 1 lau-
fender Fuſs Doppelschienen 2 Mk. Damals kostete bereits
eine Tonne schmiedeeiserner Schienen nicht mehr als
eine Tonne guſseiserner.

[Abbildung] Fig. 89.

Die Konstruktion der Stühle ist aus der Zeichnung
(Fig. 89) ersichtlich, die Befestigung der Schienen in den-
selben geschah mit eisernen Stiften, während die Stühle
auf der steinernen Unterlage durch zwei hölzerne Pflöcke
befestigt wurden. Statt der Befestigung mit Stiften wendete man
später die Befestigung mit Keilen an. Die Weichen wurden aus Guſs-
eisen hergestellt. Um die Verbindungsstellen ganz zu vermeiden,
schlug Birkinshaw vor, die Köpfe zusammenzuschweiſsen.

Das Auswalzen der Schienen mit innenseitigem Fuſsrand geschah
in den Fig. 90 (a. f. S.) abgebildeten Walzen. Der starke Eisenstab
gelangte erst in den Einschnitt I, wo er einen trapezoidischen Quer-
schnitt von 3 Zoll Höhe, 1 5/8 und ¾ Zoll Breite erhielt. Alsdann kam

1) Siehe v. Oeynhausen und v. Dechen, Über Schienenwege in England
1826 und 1827; Karstens Archiv, XIX, 1, Tab. I, Fig. 1 und 2.
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[267/0283] Die Eisenverarbeitung 1816 bis 1830. Fig. 88 giebt die Abbildung der Schienen der Darlington-Bahn 1). Die Form dieser Schienen wich wesentlich von der jetzt gebräuch- lichen ab, ihr Kopf war flacher ge- halten, der breite Fuſs fehlte, der Querschnitt entsprach mehr einem T, oder, wie man damals sagte, der Pilzform. Der Steg lief nicht in gerader Linie fort, sondern bildete zwischen jeder Befesti- gungsstelle eine Ausbauchung [Abbildung Fig. 87.] (Fig. 86), weshalb man diese Art Schienen auch Fischbauchschienen nannte. Sie waren je 5 Yards oder 15 engl. Fuſs lang; alle 3 Fuſs ruh- ten sie in einem La- ger oder Stuhl (chair) (Fig. 89) von Guſseisen. Die gröſste Breite des Kopfes betrug 2¼ Zoll; der Steg war unten ½ Zoll breit. [Abbildung Fig. 88.] Eine solche Schiene wog 28 Pfd. der Yard, während eine guſs- eiserne von gleicher Tragkraft 56 Pfd. gewogen hätte. Eine Tonne kostete 1826 280 Mk., 1828 250 Mk.; 1 Yard 3 Mk., 1 lau- fender Fuſs Doppelschienen 2 Mk. Damals kostete bereits eine Tonne schmiedeeiserner Schienen nicht mehr als eine Tonne guſseiserner. [Abbildung Fig. 89.] Die Konstruktion der Stühle ist aus der Zeichnung (Fig. 89) ersichtlich, die Befestigung der Schienen in den- selben geschah mit eisernen Stiften, während die Stühle auf der steinernen Unterlage durch zwei hölzerne Pflöcke befestigt wurden. Statt der Befestigung mit Stiften wendete man später die Befestigung mit Keilen an. Die Weichen wurden aus Guſs- eisen hergestellt. Um die Verbindungsstellen ganz zu vermeiden, schlug Birkinshaw vor, die Köpfe zusammenzuschweiſsen. Das Auswalzen der Schienen mit innenseitigem Fuſsrand geschah in den Fig. 90 (a. f. S.) abgebildeten Walzen. Der starke Eisenstab gelangte erst in den Einschnitt I, wo er einen trapezoidischen Quer- schnitt von 3 Zoll Höhe, 1 5/8 und ¾ Zoll Breite erhielt. Alsdann kam 1) Siehe v. Oeynhausen und v. Dechen, Über Schienenwege in England 1826 und 1827; Karstens Archiv, XIX, 1, Tab. I, Fig. 1 und 2.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/283>, abgerufen am 26.11.2024.