Eisen gezängt und zu groben Quadratstäben ausgewalzt, welche dann in dem zweiten Gerüst zu Flachstäben oder Platinen ausgereckt wurden.
Bei den Präparierwalzen versah man zuweilen den ersten Ein- schnitt mit einer Warze, um die Luppe besser ergreifen und festhalten zu können. Dufrenoy und Elie de Beaumont gaben die Länge der englischen Vorwalzen mit den Zapfen auf 7 Fuss, ohne diese auf 5 Fuss an, bei 18 Zoll Dicke. Die ersten fünf bis sieben Öffnungen waren elliptisch, derart, dass immer die kleine Achse der einen der grossen Achse der folgenden entsprach. Zuweilen waren die ellipti- schen Einschnitte mit den rechtwinkeligen auf derselben Walze. Dies geschah da, wo die Luppe erst unter dem Hammer gezängt wurde. Die Flächen der Einschnitte waren oft durch Hiebe rauh gemacht, ähnlich einer Feile, um das Eisen besser zu packen.
Die Einschnitte der Ober- und Unterwalzen korrespondierten genau. Beide Walzen waren also ganz gleich. Man pflegte sie nicht zu drehen, sondern die Rinnen schon einzugiessen, da es hierbei auf glatte Oberfläche nicht ankam. Dagegen erhielten die Walzen in dem zweiten Gerüst eingedrehte Einschnitte in der unteren Walze, in welche die Rippen der oberen Walze genau passten. Unter dem ersten Walzenpaar erhielt man in der Regel dreizöllige Quadratstäbe. Die Querschnitte der aufeinanderfolgenden Kaliber nahmen im Verhältnis von 5 zu 4 ab. Bei dem zweiten Walzenpaar behielt man bei den Ein- schnitten dieselbe Breite bei und machte nur jeden folgenden Querschnitt entsprechend niedriger. Wollte man den dreizölligen Quadratstab zu Schienen von 3 Zoll Breite und 1/2 Zoll Höhe auswalzen, so musste er sieben bis neun Einschnitte von 3 Zoll Breite passieren. In Eng- land schmiedete man die Luppen an manchen Plätzen unter dem Stirnhammer zu breiten Stücken aus, die man dann durch ein Paar Walzen mit scharfen, 1 Zoll hohen Rippen passieren liess. Dadurch erhielten sie tiefe Einschnitte und konnten leicht mit dem Handhammer zerschlagen werden.
Auch das eigentliche Stabeisenwalzwerk (Fig. 83 und 84) bestand aus zwei Gerüsten. In dem ersten wurden die Kolben zu Quadratstäben ausgezogen, die man unter den Walzen des zweiten Gerüstes zu Flach- stäben auswalzte. Bei den Walzen der Quadratstäbe befanden sich die Einschnitte in beiden Walzen gleich verteilt, während bei den Walzen für die Flachstäbe die Vertiefungen nur in die unteren Walzen eingedreht waren Das Abdrehen der Stabeisenwalzen musste mit der grössten Sorgfalt geschehen. Die Abnahme der Querschnitte erfolgte auch hier im Verhältnis von 5 zu 4. Jede Flacheisensorte musste
Die Eisenverarbeitung 1816 bis 1830.
Eisen gezängt und zu groben Quadratstäben ausgewalzt, welche dann in dem zweiten Gerüst zu Flachstäben oder Platinen ausgereckt wurden.
Bei den Präparierwalzen versah man zuweilen den ersten Ein- schnitt mit einer Warze, um die Luppe besser ergreifen und festhalten zu können. Dufrénoy und Élie de Beaumont gaben die Länge der englischen Vorwalzen mit den Zapfen auf 7 Fuſs, ohne diese auf 5 Fuſs an, bei 18 Zoll Dicke. Die ersten fünf bis sieben Öffnungen waren elliptisch, derart, daſs immer die kleine Achse der einen der groſsen Achse der folgenden entsprach. Zuweilen waren die ellipti- schen Einschnitte mit den rechtwinkeligen auf derselben Walze. Dies geschah da, wo die Luppe erst unter dem Hammer gezängt wurde. Die Flächen der Einschnitte waren oft durch Hiebe rauh gemacht, ähnlich einer Feile, um das Eisen besser zu packen.
Die Einschnitte der Ober- und Unterwalzen korrespondierten genau. Beide Walzen waren also ganz gleich. Man pflegte sie nicht zu drehen, sondern die Rinnen schon einzugieſsen, da es hierbei auf glatte Oberfläche nicht ankam. Dagegen erhielten die Walzen in dem zweiten Gerüst eingedrehte Einschnitte in der unteren Walze, in welche die Rippen der oberen Walze genau paſsten. Unter dem ersten Walzenpaar erhielt man in der Regel dreizöllige Quadratstäbe. Die Querschnitte der aufeinanderfolgenden Kaliber nahmen im Verhältnis von 5 zu 4 ab. Bei dem zweiten Walzenpaar behielt man bei den Ein- schnitten dieselbe Breite bei und machte nur jeden folgenden Querschnitt entsprechend niedriger. Wollte man den dreizölligen Quadratstab zu Schienen von 3 Zoll Breite und ½ Zoll Höhe auswalzen, so muſste er sieben bis neun Einschnitte von 3 Zoll Breite passieren. In Eng- land schmiedete man die Luppen an manchen Plätzen unter dem Stirnhammer zu breiten Stücken aus, die man dann durch ein Paar Walzen mit scharfen, 1 Zoll hohen Rippen passieren lieſs. Dadurch erhielten sie tiefe Einschnitte und konnten leicht mit dem Handhammer zerschlagen werden.
Auch das eigentliche Stabeisenwalzwerk (Fig. 83 und 84) bestand aus zwei Gerüsten. In dem ersten wurden die Kolben zu Quadratstäben ausgezogen, die man unter den Walzen des zweiten Gerüstes zu Flach- stäben auswalzte. Bei den Walzen der Quadratstäbe befanden sich die Einschnitte in beiden Walzen gleich verteilt, während bei den Walzen für die Flachstäbe die Vertiefungen nur in die unteren Walzen eingedreht waren Das Abdrehen der Stabeisenwalzen muſste mit der gröſsten Sorgfalt geschehen. Die Abnahme der Querschnitte erfolgte auch hier im Verhältnis von 5 zu 4. Jede Flacheisensorte muſste
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Die Eisenverarbeitung 1816 bis 1830.
Eisen gezängt und zu groben Quadratstäben ausgewalzt, welche dann in
dem zweiten Gerüst zu Flachstäben oder Platinen ausgereckt wurden.
Bei den Präparierwalzen versah man zuweilen den ersten Ein-
schnitt mit einer Warze, um die Luppe besser ergreifen und festhalten
zu können. Dufrénoy und Élie de Beaumont gaben die Länge
der englischen Vorwalzen mit den Zapfen auf 7 Fuſs, ohne diese auf
5 Fuſs an, bei 18 Zoll Dicke. Die ersten fünf bis sieben Öffnungen
waren elliptisch, derart, daſs immer die kleine Achse der einen der
groſsen Achse der folgenden entsprach. Zuweilen waren die ellipti-
schen Einschnitte mit den rechtwinkeligen auf derselben Walze. Dies
geschah da, wo die Luppe erst unter dem Hammer gezängt wurde.
Die Flächen der Einschnitte waren oft durch Hiebe rauh gemacht,
ähnlich einer Feile, um das Eisen besser zu packen.
Die Einschnitte der Ober- und Unterwalzen korrespondierten
genau. Beide Walzen waren also ganz gleich. Man pflegte sie nicht
zu drehen, sondern die Rinnen schon einzugieſsen, da es hierbei auf
glatte Oberfläche nicht ankam. Dagegen erhielten die Walzen in dem
zweiten Gerüst eingedrehte Einschnitte in der unteren Walze, in
welche die Rippen der oberen Walze genau paſsten. Unter dem ersten
Walzenpaar erhielt man in der Regel dreizöllige Quadratstäbe. Die
Querschnitte der aufeinanderfolgenden Kaliber nahmen im Verhältnis
von 5 zu 4 ab. Bei dem zweiten Walzenpaar behielt man bei den Ein-
schnitten dieselbe Breite bei und machte nur jeden folgenden Querschnitt
entsprechend niedriger. Wollte man den dreizölligen Quadratstab zu
Schienen von 3 Zoll Breite und ½ Zoll Höhe auswalzen, so muſste
er sieben bis neun Einschnitte von 3 Zoll Breite passieren. In Eng-
land schmiedete man die Luppen an manchen Plätzen unter dem
Stirnhammer zu breiten Stücken aus, die man dann durch ein Paar
Walzen mit scharfen, 1 Zoll hohen Rippen passieren lieſs. Dadurch
erhielten sie tiefe Einschnitte und konnten leicht mit dem Handhammer
zerschlagen werden.
Auch das eigentliche Stabeisenwalzwerk (Fig. 83 und 84) bestand
aus zwei Gerüsten. In dem ersten wurden die Kolben zu Quadratstäben
ausgezogen, die man unter den Walzen des zweiten Gerüstes zu Flach-
stäben auswalzte. Bei den Walzen der Quadratstäbe befanden sich
die Einschnitte in beiden Walzen gleich verteilt, während bei den
Walzen für die Flachstäbe die Vertiefungen nur in die unteren Walzen
eingedreht waren Das Abdrehen der Stabeisenwalzen muſste mit der
gröſsten Sorgfalt geschehen. Die Abnahme der Querschnitte erfolgte
auch hier im Verhältnis von 5 zu 4. Jede Flacheisensorte muſste
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/280>, abgerufen am 26.11.2024.
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