Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.Einleitung. -- Litteratur 1801 bis 1815. hüttenkunde, welche wir bereits früher besprochen haben; in dem-selben Jahre T. L. Hasse, Grundlinien der Eisenhüttenkunde, und 1806 J. J. F. Waehler's Grundriss der Eisenhüttenkunde. Im Jahre 1810 erschien das ausführliche Handbuch der allgemeinen Hüttenkunde von Lampadius, ein umfassendes Werk von reichem Inhalt. Es zerfällt in einen ersten präparativen Teil und in einen zweiten applikativen Teil, welcher in 4 Bände zerlegt ist. Der letzte derselben behandelt die Eisenhüttenkunde und liefert mancherlei interessante Beiträge zu derselben. Von grossem geschichtlichem Werte ist die 1812 in Paris erschienene Siderotechnik, 4 Bände, von Jean Henri Hassenfratz. Der Verfasser, der unter dem Kaiser- reich als erste Autorität im Eisenhüttenwesen galt, hatte ein wechsel- volles Leben hinter sich. 1755 in Paris geboren, wurde er schon in frühester Jugend Schiffsjunge auf einem nach Martinique segelnden französischen Kriegsschiffe. Seine Vorliebe für mechanische Künste veranlassten ihn, nach seiner Rückkehr das Zimmerhandwerk zu er- lernen, und er bewies solche Geschicklichkeit, dass er schon im 22. Jahre Meister wurde. Dies genügte aber seinem Ehrgeiz nicht; er studierte Bauwissenschaft, dann unter Monge Mathematik und wurde Ingenieur-Geograph. Hierauf wendete er sich dem Bergfach zu, wurde Bergwerkseleve, als welcher er 1782 eine Reise nach Österreich unternahm. Von da zurückgekehrt, wurde er Chemiker und sehr bald Amanuensis von Lavoisier. 1789 stürzte er sich in den Strudel der Revolution und spielte bald eine hervorragende Rolle. Er erhielt vielerlei politische Stellungen. Als Mitglied der Nationalverteidigung hatte er die Fabrikation der Gewehre und Kanonen zu beaufsichtigen. 1795 floh er, um einem Verhaftsbefehl zu entgehen, nach Sedan, kehrte aber bald wieder zurück und wurde Professor der Mineralogie an der neu gegründeten Bergakademie (Ecole des Mines) in Paris, ferner wurde ihm die Professur der Technologie an dem Lycee des Arts und 1797 die der Physik an der Ecole polytechnique übertragen, die er bis 1814 bekleidete. Er war Mitglied der Kommission der Künste und Gewerbe und reorganisierte als solcher und als Inspecteur superieur des Mines das Bergwerkswesen und dann 1804 auch die Militärschule, an der er gleichfalls Lehrer war. Ferner war er auch eine Zeitlang Professor und Direktor der neu gegründeten Bergschule von Moustiers (Ecole-pratique, dep. du Mont-Blanc). Unter seinen Aufsätzen nennen wir die auf das Eisenhüttenwesen Bezug habenden über die Spateisensteine (1807, Journal de physique LXIII) und über die Eisenoxyde (ebenda LXVII, LXIX und LXXIX). Er erhielt von Einleitung. — Litteratur 1801 bis 1815. hüttenkunde, welche wir bereits früher besprochen haben; in dem-selben Jahre T. L. Hasse, Grundlinien der Eisenhüttenkunde, und 1806 J. J. F. Waehler’s Grundriſs der Eisenhüttenkunde. Im Jahre 1810 erschien das ausführliche Handbuch der allgemeinen Hüttenkunde von Lampadius, ein umfassendes Werk von reichem Inhalt. Es zerfällt in einen ersten präparativen Teil und in einen zweiten applikativen Teil, welcher in 4 Bände zerlegt ist. Der letzte derselben behandelt die Eisenhüttenkunde und liefert mancherlei interessante Beiträge zu derselben. Von groſsem geschichtlichem Werte ist die 1812 in Paris erschienene Siderotechnik, 4 Bände, von Jean Henri Hassenfratz. Der Verfasser, der unter dem Kaiser- reich als erste Autorität im Eisenhüttenwesen galt, hatte ein wechsel- volles Leben hinter sich. 1755 in Paris geboren, wurde er schon in frühester Jugend Schiffsjunge auf einem nach Martinique segelnden französischen Kriegsschiffe. Seine Vorliebe für mechanische Künste veranlaſsten ihn, nach seiner Rückkehr das Zimmerhandwerk zu er- lernen, und er bewies solche Geschicklichkeit, daſs er schon im 22. Jahre Meister wurde. Dies genügte aber seinem Ehrgeiz nicht; er studierte Bauwissenschaft, dann unter Monge Mathematik und wurde Ingenieur-Geograph. Hierauf wendete er sich dem Bergfach zu, wurde Bergwerkseleve, als welcher er 1782 eine Reise nach Österreich unternahm. Von da zurückgekehrt, wurde er Chemiker und sehr bald Amanuensis von Lavoisier. 1789 stürzte er sich in den Strudel der Revolution und spielte bald eine hervorragende Rolle. Er erhielt vielerlei politische Stellungen. Als Mitglied der Nationalverteidigung hatte er die Fabrikation der Gewehre und Kanonen zu beaufsichtigen. 1795 floh er, um einem Verhaftsbefehl zu entgehen, nach Sedan, kehrte aber bald wieder zurück und wurde Professor der Mineralogie an der neu gegründeten Bergakademie (École des Mines) in Paris, ferner wurde ihm die Professur der Technologie an dem Lycée des Arts und 1797 die der Physik an der École polytechnique übertragen, die er bis 1814 bekleidete. Er war Mitglied der Kommission der Künste und Gewerbe und reorganisierte als solcher und als Inspecteur supérieur des Mines das Bergwerkswesen und dann 1804 auch die Militärschule, an der er gleichfalls Lehrer war. Ferner war er auch eine Zeitlang Professor und Direktor der neu gegründeten Bergschule von Moustiers (École-pratique, dép. du Mont-Blanc). Unter seinen Aufsätzen nennen wir die auf das Eisenhüttenwesen Bezug habenden über die Spateisensteine (1807, Journal de physique LXIII) und über die Eisenoxyde (ebenda LXVII, LXIX und LXXIX). Er erhielt von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0027" n="11"/><fw place="top" type="header">Einleitung. — Litteratur 1801 bis 1815.</fw><lb/> hüttenkunde, welche wir bereits früher besprochen haben; in dem-<lb/> selben Jahre T. L. <hi rendition="#g">Hasse</hi>, Grundlinien der Eisenhüttenkunde, und<lb/> 1806 J. J. F. <hi rendition="#g">Waehler’s</hi> Grundriſs der Eisenhüttenkunde. Im<lb/> Jahre 1810 erschien das ausführliche Handbuch der allgemeinen<lb/> Hüttenkunde von <hi rendition="#g">Lampadius</hi>, ein umfassendes Werk von reichem<lb/> Inhalt. Es zerfällt in einen ersten präparativen Teil und in einen<lb/> zweiten applikativen Teil, welcher in 4 Bände zerlegt ist. Der letzte<lb/> derselben behandelt die Eisenhüttenkunde und liefert mancherlei<lb/> interessante Beiträge zu derselben. Von groſsem geschichtlichem<lb/> Werte ist die 1812 in Paris erschienene Siderotechnik, 4 Bände, von<lb/><hi rendition="#g">Jean Henri Hassenfratz</hi>. Der Verfasser, der unter dem Kaiser-<lb/> reich als erste Autorität im Eisenhüttenwesen galt, hatte ein wechsel-<lb/> volles Leben hinter sich. 1755 in Paris geboren, wurde er schon in<lb/> frühester Jugend Schiffsjunge auf einem nach Martinique segelnden<lb/> französischen Kriegsschiffe. Seine Vorliebe für mechanische Künste<lb/> veranlaſsten ihn, nach seiner Rückkehr das Zimmerhandwerk zu er-<lb/> lernen, und er bewies solche Geschicklichkeit, daſs er schon im<lb/> 22. Jahre Meister wurde. Dies genügte aber seinem Ehrgeiz nicht;<lb/> er studierte Bauwissenschaft, dann unter <hi rendition="#g">Monge</hi> Mathematik und<lb/> wurde Ingenieur-Geograph. Hierauf wendete er sich dem Bergfach zu,<lb/> wurde Bergwerkseleve, als welcher er 1782 eine Reise nach Österreich<lb/> unternahm. Von da zurückgekehrt, wurde er Chemiker und sehr bald<lb/> Amanuensis von <hi rendition="#g">Lavoisier</hi>. 1789 stürzte er sich in den Strudel<lb/> der Revolution und spielte bald eine hervorragende Rolle. Er erhielt<lb/> vielerlei politische Stellungen. Als Mitglied der Nationalverteidigung<lb/> hatte er die Fabrikation der Gewehre und Kanonen zu beaufsichtigen.<lb/> 1795 floh er, um einem Verhaftsbefehl zu entgehen, nach Sedan, kehrte<lb/> aber bald wieder zurück und wurde Professor der Mineralogie an<lb/> der neu gegründeten Bergakademie (École des Mines) in Paris, ferner<lb/> wurde ihm die Professur der Technologie an dem Lycée des Arts und<lb/> 1797 die der Physik an der École polytechnique übertragen, die er<lb/> bis 1814 bekleidete. Er war Mitglied der Kommission der Künste<lb/> und Gewerbe und reorganisierte als solcher und als Inspecteur<lb/> supérieur des Mines das Bergwerkswesen und dann 1804 auch die<lb/> Militärschule, an der er gleichfalls Lehrer war. Ferner war er auch<lb/> eine Zeitlang Professor und Direktor der neu gegründeten Bergschule<lb/> von Moustiers (École-pratique, dép. du Mont-Blanc). Unter seinen<lb/> Aufsätzen nennen wir die auf das Eisenhüttenwesen Bezug habenden<lb/> über die Spateisensteine (1807, Journal de physique LXIII) und über<lb/> die Eisenoxyde (ebenda LXVII, LXIX und LXXIX). Er erhielt von<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [11/0027]
Einleitung. — Litteratur 1801 bis 1815.
hüttenkunde, welche wir bereits früher besprochen haben; in dem-
selben Jahre T. L. Hasse, Grundlinien der Eisenhüttenkunde, und
1806 J. J. F. Waehler’s Grundriſs der Eisenhüttenkunde. Im
Jahre 1810 erschien das ausführliche Handbuch der allgemeinen
Hüttenkunde von Lampadius, ein umfassendes Werk von reichem
Inhalt. Es zerfällt in einen ersten präparativen Teil und in einen
zweiten applikativen Teil, welcher in 4 Bände zerlegt ist. Der letzte
derselben behandelt die Eisenhüttenkunde und liefert mancherlei
interessante Beiträge zu derselben. Von groſsem geschichtlichem
Werte ist die 1812 in Paris erschienene Siderotechnik, 4 Bände, von
Jean Henri Hassenfratz. Der Verfasser, der unter dem Kaiser-
reich als erste Autorität im Eisenhüttenwesen galt, hatte ein wechsel-
volles Leben hinter sich. 1755 in Paris geboren, wurde er schon in
frühester Jugend Schiffsjunge auf einem nach Martinique segelnden
französischen Kriegsschiffe. Seine Vorliebe für mechanische Künste
veranlaſsten ihn, nach seiner Rückkehr das Zimmerhandwerk zu er-
lernen, und er bewies solche Geschicklichkeit, daſs er schon im
22. Jahre Meister wurde. Dies genügte aber seinem Ehrgeiz nicht;
er studierte Bauwissenschaft, dann unter Monge Mathematik und
wurde Ingenieur-Geograph. Hierauf wendete er sich dem Bergfach zu,
wurde Bergwerkseleve, als welcher er 1782 eine Reise nach Österreich
unternahm. Von da zurückgekehrt, wurde er Chemiker und sehr bald
Amanuensis von Lavoisier. 1789 stürzte er sich in den Strudel
der Revolution und spielte bald eine hervorragende Rolle. Er erhielt
vielerlei politische Stellungen. Als Mitglied der Nationalverteidigung
hatte er die Fabrikation der Gewehre und Kanonen zu beaufsichtigen.
1795 floh er, um einem Verhaftsbefehl zu entgehen, nach Sedan, kehrte
aber bald wieder zurück und wurde Professor der Mineralogie an
der neu gegründeten Bergakademie (École des Mines) in Paris, ferner
wurde ihm die Professur der Technologie an dem Lycée des Arts und
1797 die der Physik an der École polytechnique übertragen, die er
bis 1814 bekleidete. Er war Mitglied der Kommission der Künste
und Gewerbe und reorganisierte als solcher und als Inspecteur
supérieur des Mines das Bergwerkswesen und dann 1804 auch die
Militärschule, an der er gleichfalls Lehrer war. Ferner war er auch
eine Zeitlang Professor und Direktor der neu gegründeten Bergschule
von Moustiers (École-pratique, dép. du Mont-Blanc). Unter seinen
Aufsätzen nennen wir die auf das Eisenhüttenwesen Bezug habenden
über die Spateisensteine (1807, Journal de physique LXIII) und über
die Eisenoxyde (ebenda LXVII, LXIX und LXXIX). Er erhielt von
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |