Verfahren waren nur bei sehr gutartigen Erzen und leichtflüssiger Beschickung anwendbar.
Anthony Hill nahm 1817 ein Patent darauf, das Eisen dadurch zu feinen, dass er das flüssige Eisen durch ein siebartiges Gefäss laufen liess; die dünnen Metallstrahlen fielen durch ein geschlossenes Rohr, wo sie mit einem Windstrom in Berührung kamen, in Wasser. Hier- durch sollte das Roheisen gefeint und granuliert werden.
Eine andere Methode bestand darin, das graue Roheisen durch Umschmelzen im Flammofen weiss zu machen. Der Ofen musste hierbei einen flachen Herd haben, um dem Metall viel Oberfläche zu geben, auch schmolz man keine grossen Sätze auf einmal ein. Dieses Verfahren war von Vanderbrock 1826 auf dem Hüttenwerk zu Geislautern versucht worden 1). Um das Weissen zu beschleunigen, setzte man dem Roheisen Garschlacken zu, entweder vor oder nach dem Einschmelzen, und rührte die flüssige Masse um. Gewöhnlich bestand der Einsatz aus 15 bis 18 Ctr. Roheisen und 3 bis 4 Ctr. Frisch- schlacken. Durch Schöpfproben überzeugte man sich von dem Fort- gang des Prozesses. Man stach das weiss gemachte Eisen mit den Schlacken ab und übergoss es mit einer reichlichen Menge Wasser. Der Abbrand betrug 1 bis 3 Proz., der Kohlenverbrauch 1 Kbfss. auf den Zentner Weisseisen.
Bei dem Verfahren, das Weissen durch Einrühren von Schlacken zu bewirken, wurden die Unreinigkeiten des Eisens nur sehr wenig abgeschieden. Aus diesem Grunde wendete man häufiger das Weissen im Feineisenherd vor dem Gebläse an; besonders bei Steinkohlen- betrieb, weil man Koks dabei verwenden konnte. Dieses Feinen hatte die grösste Ähnlichkeit mit dem Hartzerennen, doch wurde bei ersterem eine weitgehendere Abscheidung des Kohlenstoffs und der Verunreinigungen des Eisens erreicht. Berthier fand eine bedeutende Menge Phosphorsäure in der Schlacke eines Feineisenfeuers.
Die Schlacke des Feineisenfeuers entsprach der Rohschlacke beim Einschmelzen im deutschen Frischherd und in der That hatte das erste Einschmelzen des Roheisens bei dem deutschen Frischverfahren auch keinen anderen Zweck, als das graue Roheisen in den Zustand des Weisseisens überzuführen, was bei so niedriger Temperatur geschah, dass die teigige Masse sich aufbrechen liess. Die englischen Feineisenfeuer selbst bekamen in dieser Periode die Form länglicher
1) Siehe Karsten, a. a. O., §. 1211, wo auch die Dimensionen des Flamm- ofens mitgeteilt sind.
Das Eisenfrischen 1816 bis 1830.
Verfahren waren nur bei sehr gutartigen Erzen und leichtflüssiger Beschickung anwendbar.
Anthony Hill nahm 1817 ein Patent darauf, das Eisen dadurch zu feinen, daſs er das flüssige Eisen durch ein siebartiges Gefäſs laufen lieſs; die dünnen Metallstrahlen fielen durch ein geschlossenes Rohr, wo sie mit einem Windstrom in Berührung kamen, in Wasser. Hier- durch sollte das Roheisen gefeint und granuliert werden.
Eine andere Methode bestand darin, das graue Roheisen durch Umschmelzen im Flammofen weiſs zu machen. Der Ofen muſste hierbei einen flachen Herd haben, um dem Metall viel Oberfläche zu geben, auch schmolz man keine groſsen Sätze auf einmal ein. Dieses Verfahren war von Vanderbrock 1826 auf dem Hüttenwerk zu Geislautern versucht worden 1). Um das Weiſsen zu beschleunigen, setzte man dem Roheisen Garschlacken zu, entweder vor oder nach dem Einschmelzen, und rührte die flüssige Masse um. Gewöhnlich bestand der Einsatz aus 15 bis 18 Ctr. Roheisen und 3 bis 4 Ctr. Frisch- schlacken. Durch Schöpfproben überzeugte man sich von dem Fort- gang des Prozesses. Man stach das weiſs gemachte Eisen mit den Schlacken ab und übergoſs es mit einer reichlichen Menge Wasser. Der Abbrand betrug 1 bis 3 Proz., der Kohlenverbrauch 1 Kbfſs. auf den Zentner Weiſseisen.
Bei dem Verfahren, das Weiſsen durch Einrühren von Schlacken zu bewirken, wurden die Unreinigkeiten des Eisens nur sehr wenig abgeschieden. Aus diesem Grunde wendete man häufiger das Weiſsen im Feineisenherd vor dem Gebläse an; besonders bei Steinkohlen- betrieb, weil man Koks dabei verwenden konnte. Dieses Feinen hatte die gröſste Ähnlichkeit mit dem Hartzerennen, doch wurde bei ersterem eine weitgehendere Abscheidung des Kohlenstoffs und der Verunreinigungen des Eisens erreicht. Berthier fand eine bedeutende Menge Phosphorsäure in der Schlacke eines Feineisenfeuers.
Die Schlacke des Feineisenfeuers entsprach der Rohschlacke beim Einschmelzen im deutschen Frischherd und in der That hatte das erste Einschmelzen des Roheisens bei dem deutschen Frischverfahren auch keinen anderen Zweck, als das graue Roheisen in den Zustand des Weiſseisens überzuführen, was bei so niedriger Temperatur geschah, daſs die teigige Masse sich aufbrechen lieſs. Die englischen Feineisenfeuer selbst bekamen in dieser Periode die Form länglicher
1) Siehe Karsten, a. a. O., §. 1211, wo auch die Dimensionen des Flamm- ofens mitgeteilt sind.
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[252/0268]
Das Eisenfrischen 1816 bis 1830.
Verfahren waren nur bei sehr gutartigen Erzen und leichtflüssiger
Beschickung anwendbar.
Anthony Hill nahm 1817 ein Patent darauf, das Eisen dadurch
zu feinen, daſs er das flüssige Eisen durch ein siebartiges Gefäſs laufen
lieſs; die dünnen Metallstrahlen fielen durch ein geschlossenes Rohr,
wo sie mit einem Windstrom in Berührung kamen, in Wasser. Hier-
durch sollte das Roheisen gefeint und granuliert werden.
Eine andere Methode bestand darin, das graue Roheisen durch
Umschmelzen im Flammofen weiſs zu machen. Der Ofen muſste
hierbei einen flachen Herd haben, um dem Metall viel Oberfläche
zu geben, auch schmolz man keine groſsen Sätze auf einmal ein.
Dieses Verfahren war von Vanderbrock 1826 auf dem Hüttenwerk
zu Geislautern versucht worden 1). Um das Weiſsen zu beschleunigen,
setzte man dem Roheisen Garschlacken zu, entweder vor oder nach
dem Einschmelzen, und rührte die flüssige Masse um. Gewöhnlich
bestand der Einsatz aus 15 bis 18 Ctr. Roheisen und 3 bis 4 Ctr. Frisch-
schlacken. Durch Schöpfproben überzeugte man sich von dem Fort-
gang des Prozesses. Man stach das weiſs gemachte Eisen mit den
Schlacken ab und übergoſs es mit einer reichlichen Menge Wasser.
Der Abbrand betrug 1 bis 3 Proz., der Kohlenverbrauch 1 Kbfſs. auf
den Zentner Weiſseisen.
Bei dem Verfahren, das Weiſsen durch Einrühren von Schlacken
zu bewirken, wurden die Unreinigkeiten des Eisens nur sehr wenig
abgeschieden. Aus diesem Grunde wendete man häufiger das Weiſsen
im Feineisenherd vor dem Gebläse an; besonders bei Steinkohlen-
betrieb, weil man Koks dabei verwenden konnte. Dieses Feinen
hatte die gröſste Ähnlichkeit mit dem Hartzerennen, doch wurde bei
ersterem eine weitgehendere Abscheidung des Kohlenstoffs und der
Verunreinigungen des Eisens erreicht. Berthier fand eine bedeutende
Menge Phosphorsäure in der Schlacke eines Feineisenfeuers.
Die Schlacke des Feineisenfeuers entsprach der Rohschlacke beim
Einschmelzen im deutschen Frischherd und in der That hatte das
erste Einschmelzen des Roheisens bei dem deutschen Frischverfahren
auch keinen anderen Zweck, als das graue Roheisen in den Zustand
des Weiſseisens überzuführen, was bei so niedriger Temperatur
geschah, daſs die teigige Masse sich aufbrechen lieſs. Die englischen
Feineisenfeuer selbst bekamen in dieser Periode die Form länglicher
1) Siehe Karsten, a. a. O., §. 1211, wo auch die Dimensionen des Flamm-
ofens mitgeteilt sind.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/268>, abgerufen am 25.11.2024.
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