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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Eisengiesserei 1816 bis 1830.
Roteisenstein kann wieder benutzt werden, nachdem er einige Zeit
unter Besprengung mit Wasser und häufigem Umrühren an der Luft
gelegen hat und durch Erhitzen wieder vom Wasser befreit worden
ist. 3. Dichter Roteisenstein und faseriger Brauneisenstein lassen
[Abbildung] Fig. 72.
sich ebensogut wie der gewöhnliche rote Glaskopf
verwenden, wogegen Braunstein kein vollkommen
weiches Eisen ergab.

Auch Kastner ist der Ansicht, dass das Glühen
zwischen Kalk oder Sand denselben Erfolg haben
könne.

Die erste praktische Anwendung des Prozesses
in Deutschland scheint 1829 in Traisen bei Lilien-
feld in Österreich gemacht worden zu sein.

Hartguss, d. h. Coquillenguss mit abgeschreckter Oberfläche,
wendete man bei Herstellung der Eisenbahnräder an 1). Diese hatten
einen hartgegossenen (case hardened) Radkranz, indem man durch
Erfahrung gefunden hatte, dass so hergestellte Räder weniger Reibung
erzeugten und länger hielten. Um die ungleiche Spannung in der
Nabe, die durch das Abschrecken des Kranzes entstand, unschäd-
lich zu machen, gab man dem Rad die Form Fig. 72 und spaltete

[Abbildung] Fig. 73.
die Nabe, indem man
beim Formen ein dün-
nes Eisenblech ein-
setzte. Um die ge-
spaltene Nabe wurde
ein schmiedeeiserner
Ring heiss aufgezogen.
Man machte auch Rä-
der mit schmiedeeiser-
nen Speichen, welche
eingegossen wurden,
doch waren diese nicht so dauerhaft. Die Räder hatten etwa 30 Zoll
Durchmesser und wogen 140 kg das Stück.

Zum Hartmachen des Radkranzes bediente man sich der Coquille
(Fig. 73 a), deren innere Fläche genau der Fläche des Radkranzes
entsprach und welche mit eingeformt wurde. Man vergoss graues,
weiches Roheisen, welches aber an der Berührungsstelle mit der

1) Siehe v. Oeynhausen und v. Dechen über Schienenwege in England
1826/27; Karstens Archiv XIX, 60.

Die Eisengieſserei 1816 bis 1830.
Roteisenstein kann wieder benutzt werden, nachdem er einige Zeit
unter Besprengung mit Wasser und häufigem Umrühren an der Luft
gelegen hat und durch Erhitzen wieder vom Wasser befreit worden
ist. 3. Dichter Roteisenstein und faseriger Brauneisenstein lassen
[Abbildung] Fig. 72.
sich ebensogut wie der gewöhnliche rote Glaskopf
verwenden, wogegen Braunstein kein vollkommen
weiches Eisen ergab.

Auch Kastner ist der Ansicht, daſs das Glühen
zwischen Kalk oder Sand denselben Erfolg haben
könne.

Die erste praktische Anwendung des Prozesses
in Deutschland scheint 1829 in Traisen bei Lilien-
feld in Österreich gemacht worden zu sein.

Hartguſs, d. h. Coquillenguſs mit abgeschreckter Oberfläche,
wendete man bei Herstellung der Eisenbahnräder an 1). Diese hatten
einen hartgegossenen (case hardened) Radkranz, indem man durch
Erfahrung gefunden hatte, daſs so hergestellte Räder weniger Reibung
erzeugten und länger hielten. Um die ungleiche Spannung in der
Nabe, die durch das Abschrecken des Kranzes entstand, unschäd-
lich zu machen, gab man dem Rad die Form Fig. 72 und spaltete

[Abbildung] Fig. 73.
die Nabe, indem man
beim Formen ein dün-
nes Eisenblech ein-
setzte. Um die ge-
spaltene Nabe wurde
ein schmiedeeiserner
Ring heiſs aufgezogen.
Man machte auch Rä-
der mit schmiedeeiser-
nen Speichen, welche
eingegossen wurden,
doch waren diese nicht so dauerhaft. Die Räder hatten etwa 30 Zoll
Durchmesser und wogen 140 kg das Stück.

Zum Hartmachen des Radkranzes bediente man sich der Coquille
(Fig. 73 a), deren innere Fläche genau der Fläche des Radkranzes
entsprach und welche mit eingeformt wurde. Man vergoſs graues,
weiches Roheisen, welches aber an der Berührungsstelle mit der

1) Siehe v. Oeynhausen und v. Dechen über Schienenwege in England
1826/27; Karstens Archiv XIX, 60.
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[248/0264] Die Eisengieſserei 1816 bis 1830. Roteisenstein kann wieder benutzt werden, nachdem er einige Zeit unter Besprengung mit Wasser und häufigem Umrühren an der Luft gelegen hat und durch Erhitzen wieder vom Wasser befreit worden ist. 3. Dichter Roteisenstein und faseriger Brauneisenstein lassen [Abbildung Fig. 72.] sich ebensogut wie der gewöhnliche rote Glaskopf verwenden, wogegen Braunstein kein vollkommen weiches Eisen ergab. Auch Kastner ist der Ansicht, daſs das Glühen zwischen Kalk oder Sand denselben Erfolg haben könne. Die erste praktische Anwendung des Prozesses in Deutschland scheint 1829 in Traisen bei Lilien- feld in Österreich gemacht worden zu sein. Hartguſs, d. h. Coquillenguſs mit abgeschreckter Oberfläche, wendete man bei Herstellung der Eisenbahnräder an 1). Diese hatten einen hartgegossenen (case hardened) Radkranz, indem man durch Erfahrung gefunden hatte, daſs so hergestellte Räder weniger Reibung erzeugten und länger hielten. Um die ungleiche Spannung in der Nabe, die durch das Abschrecken des Kranzes entstand, unschäd- lich zu machen, gab man dem Rad die Form Fig. 72 und spaltete [Abbildung Fig. 73.] die Nabe, indem man beim Formen ein dün- nes Eisenblech ein- setzte. Um die ge- spaltene Nabe wurde ein schmiedeeiserner Ring heiſs aufgezogen. Man machte auch Rä- der mit schmiedeeiser- nen Speichen, welche eingegossen wurden, doch waren diese nicht so dauerhaft. Die Räder hatten etwa 30 Zoll Durchmesser und wogen 140 kg das Stück. Zum Hartmachen des Radkranzes bediente man sich der Coquille (Fig. 73 a), deren innere Fläche genau der Fläche des Radkranzes entsprach und welche mit eingeformt wurde. Man vergoſs graues, weiches Roheisen, welches aber an der Berührungsstelle mit der 1) Siehe v. Oeynhausen und v. Dechen über Schienenwege in England 1826/27; Karstens Archiv XIX, 60.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/264>, abgerufen am 25.11.2024.