die Fuchsöffnung verkleinern konnte. Das richtige Verhältnis zwischen Fuchs- und Rostfläche musste für jede Steinkohlenart durch Versuche ermittelt werden. Die Essen der Gussflammöfen machte man etwa 60 Fuss hoch und versah sie zweckmässig mit einer Klappe an der Ausmündung.
Bei den Flammöfen mit horizontalen Herden bedurfte das Ein- setzen des Roheisens keiner besonderen Vorsicht, wie bei den stark geschweiften Herden, und es bildete sich weniger Schaleneisen. Karsten stellte die wichtigsten Gesichtspunkte, auf welche bei Erbauung eines Gussflammofens Rücksicht zu nehmen ist, wie folgt, zusammen 1):
1. Die Höhe der Esse. Je höher dieselbe sein kann, desto schneller und vorteilhafter wird, unter übrigens gleichen Umständen, die Schmelzung erfolgen.
2. Das Verhältnis des Querschnitts zur Grösse der Fuchsöffnung. Es scheint, dass dieses füglich bis zum Verhältnis von 21/2 bis 3 zu 1 erhöht werden kann.
3. Das Verhältnis der Grösse des Rostes zum Flächeninhalt des Schmelzherdes.
4. Das Verhältnis der Grösse des Rostes zur Fuchsöffnung. Bei gleichen Rostflächen wird dies Verhältnis abhängig sein von der Be- schaffenheit der Steinkohle und von der Länge des Herdes.
5. Die Lage des Rostes gegen die Brücke. Bei gleicher Länge der Öfen werden stark flammende Steinkohlen tiefer liegende Roste erhalten müssen, als Steinkohlen, die nur wenig Flammen geben.
6. Die Höhe des Gewölbes über dem Schmelzherd.
7. Die Höhe der Feuerbrücke oder die Entfernung des Herdes von der oberen Fläche der Brücke. Graues Eisen von strengflüssiger Beschickung braucht nur 5 Zoll hohe Brücken, während Eisen, das zum Weisswerden geneigt ist, höhere Brücken von 8 bis 9 Zoll erfordert.
Der Schmelzverlust war sehr viel von der zweckmässigen Kon- struktion der Öfen abhängig und schwankte von 6 bis 7 Proz. bis zu 15 Proz. Bei stark geneigten Herden war er immer um mehrere Prozent höher. Der Brennmaterialaufwand stellte sich beim Flamm- ofenschmelzen damals ungefähr ebenso hoch als beim Kupolofen.
Was das Giessen selbst betrifft, so wendete man bei grossen Stücken den aufsteigenden Guss mit kommunizierenden Eingussröhren da an, wo man befürchtete, dass das einfallende oder rasch fliessende
die Fuchsöffnung verkleinern konnte. Das richtige Verhältnis zwischen Fuchs- und Rostfläche muſste für jede Steinkohlenart durch Versuche ermittelt werden. Die Essen der Guſsflammöfen machte man etwa 60 Fuſs hoch und versah sie zweckmäſsig mit einer Klappe an der Ausmündung.
Bei den Flammöfen mit horizontalen Herden bedurfte das Ein- setzen des Roheisens keiner besonderen Vorsicht, wie bei den stark geschweiften Herden, und es bildete sich weniger Schaleneisen. Karsten stellte die wichtigsten Gesichtspunkte, auf welche bei Erbauung eines Guſsflammofens Rücksicht zu nehmen ist, wie folgt, zusammen 1):
1. Die Höhe der Esse. Je höher dieselbe sein kann, desto schneller und vorteilhafter wird, unter übrigens gleichen Umständen, die Schmelzung erfolgen.
2. Das Verhältnis des Querschnitts zur Gröſse der Fuchsöffnung. Es scheint, daſs dieses füglich bis zum Verhältnis von 2½ bis 3 zu 1 erhöht werden kann.
3. Das Verhältnis der Gröſse des Rostes zum Flächeninhalt des Schmelzherdes.
4. Das Verhältnis der Gröſse des Rostes zur Fuchsöffnung. Bei gleichen Rostflächen wird dies Verhältnis abhängig sein von der Be- schaffenheit der Steinkohle und von der Länge des Herdes.
5. Die Lage des Rostes gegen die Brücke. Bei gleicher Länge der Öfen werden stark flammende Steinkohlen tiefer liegende Roste erhalten müssen, als Steinkohlen, die nur wenig Flammen geben.
6. Die Höhe des Gewölbes über dem Schmelzherd.
7. Die Höhe der Feuerbrücke oder die Entfernung des Herdes von der oberen Fläche der Brücke. Graues Eisen von strengflüssiger Beschickung braucht nur 5 Zoll hohe Brücken, während Eisen, das zum Weiſswerden geneigt ist, höhere Brücken von 8 bis 9 Zoll erfordert.
Der Schmelzverlust war sehr viel von der zweckmäſsigen Kon- struktion der Öfen abhängig und schwankte von 6 bis 7 Proz. bis zu 15 Proz. Bei stark geneigten Herden war er immer um mehrere Prozent höher. Der Brennmaterialaufwand stellte sich beim Flamm- ofenschmelzen damals ungefähr ebenso hoch als beim Kupolofen.
Was das Gieſsen selbst betrifft, so wendete man bei groſsen Stücken den aufsteigenden Guſs mit kommunizierenden Einguſsröhren da an, wo man befürchtete, daſs das einfallende oder rasch flieſsende
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[245/0261]
Die Eisengieſserei 1816 bis 1830.
die Fuchsöffnung verkleinern konnte. Das richtige Verhältnis zwischen
Fuchs- und Rostfläche muſste für jede Steinkohlenart durch Versuche
ermittelt werden. Die Essen der Guſsflammöfen machte man etwa
60 Fuſs hoch und versah sie zweckmäſsig mit einer Klappe an der
Ausmündung.
Bei den Flammöfen mit horizontalen Herden bedurfte das Ein-
setzen des Roheisens keiner besonderen Vorsicht, wie bei den stark
geschweiften Herden, und es bildete sich weniger Schaleneisen. Karsten
stellte die wichtigsten Gesichtspunkte, auf welche bei Erbauung eines
Guſsflammofens Rücksicht zu nehmen ist, wie folgt, zusammen 1):
1. Die Höhe der Esse. Je höher dieselbe sein kann, desto
schneller und vorteilhafter wird, unter übrigens gleichen Umständen,
die Schmelzung erfolgen.
2. Das Verhältnis des Querschnitts zur Gröſse der Fuchsöffnung.
Es scheint, daſs dieses füglich bis zum Verhältnis von 2½ bis 3 zu
1 erhöht werden kann.
3. Das Verhältnis der Gröſse des Rostes zum Flächeninhalt des
Schmelzherdes.
4. Das Verhältnis der Gröſse des Rostes zur Fuchsöffnung. Bei
gleichen Rostflächen wird dies Verhältnis abhängig sein von der Be-
schaffenheit der Steinkohle und von der Länge des Herdes.
5. Die Lage des Rostes gegen die Brücke. Bei gleicher Länge
der Öfen werden stark flammende Steinkohlen tiefer liegende Roste
erhalten müssen, als Steinkohlen, die nur wenig Flammen geben.
6. Die Höhe des Gewölbes über dem Schmelzherd.
7. Die Höhe der Feuerbrücke oder die Entfernung des Herdes
von der oberen Fläche der Brücke. Graues Eisen von strengflüssiger
Beschickung braucht nur 5 Zoll hohe Brücken, während Eisen, das
zum Weiſswerden geneigt ist, höhere Brücken von 8 bis 9 Zoll
erfordert.
Der Schmelzverlust war sehr viel von der zweckmäſsigen Kon-
struktion der Öfen abhängig und schwankte von 6 bis 7 Proz. bis zu
15 Proz. Bei stark geneigten Herden war er immer um mehrere
Prozent höher. Der Brennmaterialaufwand stellte sich beim Flamm-
ofenschmelzen damals ungefähr ebenso hoch als beim Kupolofen.
Was das Gieſsen selbst betrifft, so wendete man bei groſsen
Stücken den aufsteigenden Guſs mit kommunizierenden Einguſsröhren
da an, wo man befürchtete, daſs das einfallende oder rasch flieſsende
1) Siehe Karsten, Eisenhüttenkunde, 2. Aufl., §. 978.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/261>, abgerufen am 25.11.2024.
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