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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Chemie des Eisens 1816 bis 1830.

Der Graphitgehalt des grauen Roheisens wechselt nach Karstens
Untersuchungen von 2,57 bis 3,75 Proz. Das graue Eisen enthält
aber ausser der Kohle, die als Graphit gefunden wird, noch Kohle,
die sich nur in zersetztem Zustande darstellen lässt. Den gesamten
Kohlengehalt des grauen Roheisens fand Karsten von 3,15 bis
4,65 Proz., also geringer als den von Spiegeleisen, wie auch von
manchen weissen Roheisensorten. Die Graphitbildung findet nur in
den höchsten Temperaturen statt, deswegen entsteht bei den Tiegel-
proben nur selten graues, sondern fast immer weisses Eisen, und
lässt sich weisses Eisen nur durch Schmelzung in hoher Hitze in
richtiges graues Eisen überführen, wobei noch langsames Erkalten
Bedingung ist. Durch Glühen des weissen Eisens scheidet sich der
Kohlenstoff nicht als Graphit, sondern in dem erwähnten Zwischen-
zustande aus.

Das graue Roheisen enthält eine stahlartige Grundmasse von
Eisen mit gebundenem Kohlenstoff und ausgeschiedenem Graphit. Das
geglühte und dadurch grau gewordene weisse Eisen ist als ein Gemisch
der stahlartigen Grundmasse mit einer eigentümlichen Kohlenverbin-
dung des Eisens anzusehen. Ähnlich verhält es sich mit dem ge-
härteten Stahl, während harter Stahl und weisses Roheisen den
Kohlenstoff in gleichmässiger Verbindung enthalten.

Durch Auflösung des Eisens lässt sich der Kohlenstoff nicht voll-
ständig trennen, indem die Säuren bei der Lösung Wasserstoff ent-
wickeln, welcher mit einem Teile des Kohlenstoffes flüchtige und
flüssige Verbindungen eingeht, es bilden sich sogenannte schwere
Kohlenwasserstoffe. Die Wirkung der verschiedenen Säuren ist ver-
schieden, weshalb der kohlige Rückstand ungleich gross ausfällt.
Immerhin enthält er nur einen Teil des gesamten Kohlenstoffes. Voll-
ständiger ist die Abscheidung mit Hornsilber, welche Karsten deshalb
zur Bestimmung des gesamten Kohlenstoffes angewendet hat.

Das graue Roheisen wird von verdünnter Salz- und Schwefel-
säure nur sehr langsam angegriffen und hinterlässt nach Verlauf von
mehreren Monaten einen Rückstand, welcher die Kohle in einem sehr
verschiedenen Zustande enthält. Ein Teil besteht aus metallglänzenden
Blättchen von Graphit, dieselben werden vom Magnet nicht ange-
zogen, sind in Säuren und Alkalien unlöslich und werden nur sehr
langsam in der Glühhitze verzehrt. Ein anderer Teil hat zwar auch ein
graphitisches Ansehen, wird aber vom Magnet angezogen, wird durch
Säuren verändert und namentlich durch Salpetersäure in ein braun-
rotes Pulver verwandelt und hinterlässt beim Verbrennen in der

Die Chemie des Eisens 1816 bis 1830.

Der Graphitgehalt des grauen Roheisens wechselt nach Karstens
Untersuchungen von 2,57 bis 3,75 Proz. Das graue Eisen enthält
aber auſser der Kohle, die als Graphit gefunden wird, noch Kohle,
die sich nur in zersetztem Zustande darstellen läſst. Den gesamten
Kohlengehalt des grauen Roheisens fand Karsten von 3,15 bis
4,65 Proz., also geringer als den von Spiegeleisen, wie auch von
manchen weiſsen Roheisensorten. Die Graphitbildung findet nur in
den höchsten Temperaturen statt, deswegen entsteht bei den Tiegel-
proben nur selten graues, sondern fast immer weiſses Eisen, und
läſst sich weiſses Eisen nur durch Schmelzung in hoher Hitze in
richtiges graues Eisen überführen, wobei noch langsames Erkalten
Bedingung ist. Durch Glühen des weiſsen Eisens scheidet sich der
Kohlenstoff nicht als Graphit, sondern in dem erwähnten Zwischen-
zustande aus.

Das graue Roheisen enthält eine stahlartige Grundmasse von
Eisen mit gebundenem Kohlenstoff und ausgeschiedenem Graphit. Das
geglühte und dadurch grau gewordene weiſse Eisen ist als ein Gemisch
der stahlartigen Grundmasse mit einer eigentümlichen Kohlenverbin-
dung des Eisens anzusehen. Ähnlich verhält es sich mit dem ge-
härteten Stahl, während harter Stahl und weiſses Roheisen den
Kohlenstoff in gleichmäſsiger Verbindung enthalten.

Durch Auflösung des Eisens läſst sich der Kohlenstoff nicht voll-
ständig trennen, indem die Säuren bei der Lösung Wasserstoff ent-
wickeln, welcher mit einem Teile des Kohlenstoffes flüchtige und
flüssige Verbindungen eingeht, es bilden sich sogenannte schwere
Kohlenwasserstoffe. Die Wirkung der verschiedenen Säuren ist ver-
schieden, weshalb der kohlige Rückstand ungleich groſs ausfällt.
Immerhin enthält er nur einen Teil des gesamten Kohlenstoffes. Voll-
ständiger ist die Abscheidung mit Hornsilber, welche Karsten deshalb
zur Bestimmung des gesamten Kohlenstoffes angewendet hat.

Das graue Roheisen wird von verdünnter Salz- und Schwefel-
säure nur sehr langsam angegriffen und hinterläſst nach Verlauf von
mehreren Monaten einen Rückstand, welcher die Kohle in einem sehr
verschiedenen Zustande enthält. Ein Teil besteht aus metallglänzenden
Blättchen von Graphit, dieselben werden vom Magnet nicht ange-
zogen, sind in Säuren und Alkalien unlöslich und werden nur sehr
langsam in der Glühhitze verzehrt. Ein anderer Teil hat zwar auch ein
graphitisches Ansehen, wird aber vom Magnet angezogen, wird durch
Säuren verändert und namentlich durch Salpetersäure in ein braun-
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[219/0235] Die Chemie des Eisens 1816 bis 1830. Der Graphitgehalt des grauen Roheisens wechselt nach Karstens Untersuchungen von 2,57 bis 3,75 Proz. Das graue Eisen enthält aber auſser der Kohle, die als Graphit gefunden wird, noch Kohle, die sich nur in zersetztem Zustande darstellen läſst. Den gesamten Kohlengehalt des grauen Roheisens fand Karsten von 3,15 bis 4,65 Proz., also geringer als den von Spiegeleisen, wie auch von manchen weiſsen Roheisensorten. Die Graphitbildung findet nur in den höchsten Temperaturen statt, deswegen entsteht bei den Tiegel- proben nur selten graues, sondern fast immer weiſses Eisen, und läſst sich weiſses Eisen nur durch Schmelzung in hoher Hitze in richtiges graues Eisen überführen, wobei noch langsames Erkalten Bedingung ist. Durch Glühen des weiſsen Eisens scheidet sich der Kohlenstoff nicht als Graphit, sondern in dem erwähnten Zwischen- zustande aus. Das graue Roheisen enthält eine stahlartige Grundmasse von Eisen mit gebundenem Kohlenstoff und ausgeschiedenem Graphit. Das geglühte und dadurch grau gewordene weiſse Eisen ist als ein Gemisch der stahlartigen Grundmasse mit einer eigentümlichen Kohlenverbin- dung des Eisens anzusehen. Ähnlich verhält es sich mit dem ge- härteten Stahl, während harter Stahl und weiſses Roheisen den Kohlenstoff in gleichmäſsiger Verbindung enthalten. Durch Auflösung des Eisens läſst sich der Kohlenstoff nicht voll- ständig trennen, indem die Säuren bei der Lösung Wasserstoff ent- wickeln, welcher mit einem Teile des Kohlenstoffes flüchtige und flüssige Verbindungen eingeht, es bilden sich sogenannte schwere Kohlenwasserstoffe. Die Wirkung der verschiedenen Säuren ist ver- schieden, weshalb der kohlige Rückstand ungleich groſs ausfällt. Immerhin enthält er nur einen Teil des gesamten Kohlenstoffes. Voll- ständiger ist die Abscheidung mit Hornsilber, welche Karsten deshalb zur Bestimmung des gesamten Kohlenstoffes angewendet hat. Das graue Roheisen wird von verdünnter Salz- und Schwefel- säure nur sehr langsam angegriffen und hinterläſst nach Verlauf von mehreren Monaten einen Rückstand, welcher die Kohle in einem sehr verschiedenen Zustande enthält. Ein Teil besteht aus metallglänzenden Blättchen von Graphit, dieselben werden vom Magnet nicht ange- zogen, sind in Säuren und Alkalien unlöslich und werden nur sehr langsam in der Glühhitze verzehrt. Ein anderer Teil hat zwar auch ein graphitisches Ansehen, wird aber vom Magnet angezogen, wird durch Säuren verändert und namentlich durch Salpetersäure in ein braun- rotes Pulver verwandelt und hinterläſst beim Verbrennen in der

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/235>, abgerufen am 24.11.2024.