Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

Preussen 1801 bis 1815.
Malapaner Eisenhütte angefertigten Gewehrteile (Läufe, Bajonette und
Ladestöcke) wurden in der Gewehrfabrik zu Neisse zusammengesetzt
und equipiert 1). Das oberhalb Malapane gelegene Hammerwerk
Krascheow, welches aus vier Frischfeuern in zwei Hütten bestand,
wurde ebenfalls in einen Platinen- oder Plattinenhammer zu Lauf-
hämmern und zu einem Bohr- und Drehwerk für Gewehrläufe ein-
gerichtet.

In Jedlitze, unterhalb Malapane, wurden die vier Frischfeuer
durch ein gemeinschaftliches eisernes doppeltwirkendes Cylindergebläse
mit Wind versehen und die beiden Stabhämmer hatten eiserne
Hammergerüste erhalten. Ausserdem befand sich in jeder der beiden
Hüttengebäude ein Blechwalzwerk, welches die Bleche für das Zinn-
haus auf demselben Werke lieferte. Das mit einem Walzendrehwerk
versehene Walzwerk bestand aus zwei Ständergerüsten und war das
älteste in Schlesien. Alle diese Werke mit dem Dembihammer gehörten
zu dem Hüttenamt Malapane, einem der fünf schlesischen Hütten-
ämter.

Die besseren, weissen Spaterze, welche man für die Erzeugung
von Roheisen für Rohstahl, Platinen- und Artillerieeisen gebrauchte,
wurden aus der Gegend von Kreuzburg bezogen. Doch war die Menge
unzureichend, weshalb Malapane das benötigte Eisen teilweise kaufen
musste. Zur Erzeugung dieses besseren Roheisens aus den benach-
barten Erzen wurde auf der Kreuzburger Hütte selbst ein neuer
Hochofen gebaut, welcher mit einem Kastengebläse betrieben wurde.
Derselbe lieferte auch das Roheisen für das auf derselben Hütte
befindliche Rohstahlfeuer. -- Die beiden Frischfeuer der Budkowitzer
Eisenhütte hatten ein gemeinschaftliches eisernes Doppelcylinder-
gebläse und ebenfalls zwei Hämmer mit eisernem Aufwerfhammer-
gerüst.

Auf der Rybniker Hütte, welche 1810 in die Administration des
Oberbergamts übergegangen war, wurde der Rybnikerhammer in ein
Schwarzblechwalzwerk umgebaut. Die Walzhütte wurde mit zwei
Pilarengerüsten, zwei Glühöfen und den erforderlichen Blechscheren
und Drehbänken versehen.

Über den Betrieb der Gleiwitzer Hütte im Jahre 1802 liegen
ausführliche Berichte von dem französischen Ingenieur Daubuisson
vor 2). In 48 Wochen wurden 14489 Ctr. Gusseisen erzeugt. -- In

1) Siehe Archiv für Bergbau und Hüttenwesen, Bd. I, 2. Heft, S. 64.
2) Journal des mines 1803, Nr. 82, p. 154 et Nr. 84, p. 455.

Preuſsen 1801 bis 1815.
Malapaner Eisenhütte angefertigten Gewehrteile (Läufe, Bajonette und
Ladestöcke) wurden in der Gewehrfabrik zu Neiſse zusammengesetzt
und equipiert 1). Das oberhalb Malapane gelegene Hammerwerk
Krascheow, welches aus vier Frischfeuern in zwei Hütten bestand,
wurde ebenfalls in einen Platinen- oder Plattinenhammer zu Lauf-
hämmern und zu einem Bohr- und Drehwerk für Gewehrläufe ein-
gerichtet.

In Jedlitze, unterhalb Malapane, wurden die vier Frischfeuer
durch ein gemeinschaftliches eisernes doppeltwirkendes Cylindergebläse
mit Wind versehen und die beiden Stabhämmer hatten eiserne
Hammergerüste erhalten. Auſserdem befand sich in jeder der beiden
Hüttengebäude ein Blechwalzwerk, welches die Bleche für das Zinn-
haus auf demselben Werke lieferte. Das mit einem Walzendrehwerk
versehene Walzwerk bestand aus zwei Ständergerüsten und war das
älteste in Schlesien. Alle diese Werke mit dem Dembihammer gehörten
zu dem Hüttenamt Malapane, einem der fünf schlesischen Hütten-
ämter.

Die besseren, weiſsen Spaterze, welche man für die Erzeugung
von Roheisen für Rohstahl, Platinen- und Artillerieeisen gebrauchte,
wurden aus der Gegend von Kreuzburg bezogen. Doch war die Menge
unzureichend, weshalb Malapane das benötigte Eisen teilweise kaufen
muſste. Zur Erzeugung dieses besseren Roheisens aus den benach-
barten Erzen wurde auf der Kreuzburger Hütte selbst ein neuer
Hochofen gebaut, welcher mit einem Kastengebläse betrieben wurde.
Derselbe lieferte auch das Roheisen für das auf derselben Hütte
befindliche Rohstahlfeuer. — Die beiden Frischfeuer der Budkowitzer
Eisenhütte hatten ein gemeinschaftliches eisernes Doppelcylinder-
gebläse und ebenfalls zwei Hämmer mit eisernem Aufwerfhammer-
gerüst.

Auf der Rybniker Hütte, welche 1810 in die Administration des
Oberbergamts übergegangen war, wurde der Rybnikerhammer in ein
Schwarzblechwalzwerk umgebaut. Die Walzhütte wurde mit zwei
Pilarengerüsten, zwei Glühöfen und den erforderlichen Blechscheren
und Drehbänken versehen.

Über den Betrieb der Gleiwitzer Hütte im Jahre 1802 liegen
ausführliche Berichte von dem französischen Ingenieur Daubuisson
vor 2). In 48 Wochen wurden 14489 Ctr. Guſseisen erzeugt. — In

1) Siehe Archiv für Bergbau und Hüttenwesen, Bd. I, 2. Heft, S. 64.
2) Journal des mines 1803, Nr. 82, p. 154 et Nr. 84, p. 455.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0192" n="176"/><fw place="top" type="header">Preu&#x017F;sen 1801 bis 1815.</fw><lb/>
Malapaner Eisenhütte angefertigten Gewehrteile (Läufe, Bajonette und<lb/>
Ladestöcke) wurden in der Gewehrfabrik zu Nei&#x017F;se zusammengesetzt<lb/>
und equipiert <note place="foot" n="1)">Siehe Archiv für Bergbau und Hüttenwesen, Bd. I, 2. Heft, S. 64.</note>. Das oberhalb Malapane gelegene Hammerwerk<lb/>
Krascheow, welches aus vier Frischfeuern in zwei Hütten bestand,<lb/>
wurde ebenfalls in einen Platinen- oder Plattinenhammer zu Lauf-<lb/>
hämmern und zu einem Bohr- und Drehwerk für Gewehrläufe ein-<lb/>
gerichtet.</p><lb/>
            <p>In Jedlitze, unterhalb Malapane, wurden die vier Frischfeuer<lb/>
durch ein gemeinschaftliches eisernes doppeltwirkendes Cylindergebläse<lb/>
mit Wind versehen und die beiden Stabhämmer hatten eiserne<lb/>
Hammergerüste erhalten. Au&#x017F;serdem befand sich in jeder der beiden<lb/>
Hüttengebäude ein Blechwalzwerk, welches die Bleche für das Zinn-<lb/>
haus auf demselben Werke lieferte. Das mit einem Walzendrehwerk<lb/>
versehene Walzwerk bestand aus zwei Ständergerüsten und war das<lb/>
älteste in Schlesien. Alle diese Werke mit dem Dembihammer gehörten<lb/>
zu dem Hüttenamt Malapane, einem der fünf schlesischen Hütten-<lb/>
ämter.</p><lb/>
            <p>Die besseren, wei&#x017F;sen Spaterze, welche man für die Erzeugung<lb/>
von Roheisen für Rohstahl, Platinen- und Artillerieeisen gebrauchte,<lb/>
wurden aus der Gegend von Kreuzburg bezogen. Doch war die Menge<lb/>
unzureichend, weshalb Malapane das benötigte Eisen teilweise kaufen<lb/>
mu&#x017F;ste. Zur Erzeugung dieses besseren Roheisens aus den benach-<lb/>
barten Erzen wurde auf der Kreuzburger Hütte selbst ein neuer<lb/>
Hochofen gebaut, welcher mit einem Kastengebläse betrieben wurde.<lb/>
Derselbe lieferte auch das Roheisen für das auf derselben Hütte<lb/>
befindliche Rohstahlfeuer. &#x2014; Die beiden Frischfeuer der Budkowitzer<lb/>
Eisenhütte hatten ein gemeinschaftliches eisernes Doppelcylinder-<lb/>
gebläse und ebenfalls zwei Hämmer mit eisernem Aufwerfhammer-<lb/>
gerüst.</p><lb/>
            <p>Auf der Rybniker Hütte, welche 1810 in die Administration des<lb/>
Oberbergamts übergegangen war, wurde der Rybnikerhammer in ein<lb/>
Schwarzblechwalzwerk umgebaut. Die Walzhütte wurde mit zwei<lb/>
Pilarengerüsten, zwei Glühöfen und den erforderlichen Blechscheren<lb/>
und Drehbänken versehen.</p><lb/>
            <p>Über den Betrieb der Gleiwitzer Hütte im Jahre 1802 liegen<lb/>
ausführliche Berichte von dem französischen Ingenieur <hi rendition="#g">Daubuisson</hi><lb/>
vor <note place="foot" n="2)">Journal des mines 1803, Nr. 82, p. 154 et Nr. 84, p. 455.</note>. In 48 Wochen wurden 14489 Ctr. Gu&#x017F;seisen erzeugt. &#x2014; In<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[176/0192] Preuſsen 1801 bis 1815. Malapaner Eisenhütte angefertigten Gewehrteile (Läufe, Bajonette und Ladestöcke) wurden in der Gewehrfabrik zu Neiſse zusammengesetzt und equipiert 1). Das oberhalb Malapane gelegene Hammerwerk Krascheow, welches aus vier Frischfeuern in zwei Hütten bestand, wurde ebenfalls in einen Platinen- oder Plattinenhammer zu Lauf- hämmern und zu einem Bohr- und Drehwerk für Gewehrläufe ein- gerichtet. In Jedlitze, unterhalb Malapane, wurden die vier Frischfeuer durch ein gemeinschaftliches eisernes doppeltwirkendes Cylindergebläse mit Wind versehen und die beiden Stabhämmer hatten eiserne Hammergerüste erhalten. Auſserdem befand sich in jeder der beiden Hüttengebäude ein Blechwalzwerk, welches die Bleche für das Zinn- haus auf demselben Werke lieferte. Das mit einem Walzendrehwerk versehene Walzwerk bestand aus zwei Ständergerüsten und war das älteste in Schlesien. Alle diese Werke mit dem Dembihammer gehörten zu dem Hüttenamt Malapane, einem der fünf schlesischen Hütten- ämter. Die besseren, weiſsen Spaterze, welche man für die Erzeugung von Roheisen für Rohstahl, Platinen- und Artillerieeisen gebrauchte, wurden aus der Gegend von Kreuzburg bezogen. Doch war die Menge unzureichend, weshalb Malapane das benötigte Eisen teilweise kaufen muſste. Zur Erzeugung dieses besseren Roheisens aus den benach- barten Erzen wurde auf der Kreuzburger Hütte selbst ein neuer Hochofen gebaut, welcher mit einem Kastengebläse betrieben wurde. Derselbe lieferte auch das Roheisen für das auf derselben Hütte befindliche Rohstahlfeuer. — Die beiden Frischfeuer der Budkowitzer Eisenhütte hatten ein gemeinschaftliches eisernes Doppelcylinder- gebläse und ebenfalls zwei Hämmer mit eisernem Aufwerfhammer- gerüst. Auf der Rybniker Hütte, welche 1810 in die Administration des Oberbergamts übergegangen war, wurde der Rybnikerhammer in ein Schwarzblechwalzwerk umgebaut. Die Walzhütte wurde mit zwei Pilarengerüsten, zwei Glühöfen und den erforderlichen Blechscheren und Drehbänken versehen. Über den Betrieb der Gleiwitzer Hütte im Jahre 1802 liegen ausführliche Berichte von dem französischen Ingenieur Daubuisson vor 2). In 48 Wochen wurden 14489 Ctr. Guſseisen erzeugt. — In 1) Siehe Archiv für Bergbau und Hüttenwesen, Bd. I, 2. Heft, S. 64. 2) Journal des mines 1803, Nr. 82, p. 154 et Nr. 84, p. 455.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/192
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/192>, abgerufen am 24.11.2024.