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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Frankreich 1801 bis 1815.
Stahlfabrikation zu. Die Bemühungen, die Gussstahlfabrikation
einzuführen, über welche wir bereits berichtet haben, hatten nur
geringen Erfolg. Dagegen stand die Fabrikation von Rohstahl (acier
naturel) im Departement von Isere in Blüte 1). Sie war begründet
auf den Spateisensteinen, welche in den Departements de l'Isere, du
Mont-Blanc und de la Drome im Gneisgebirge vorkamen. Im Departe-
ment de l'Isere waren es besonders die berühmten Eisenerzgänge von
Allevard, welche schon seit langer Zeit ausgebeutet wurden. Die
Erze wurden in italienischen Hochöfen, einer Art Blauöfen, ver-
schmolzen. Das Roheisen, welches man zu Rives am liebsten zur
Stahlfabrikation nahm, war das aus dem Departement Mont-Blanc
und das von St. Vincent und Allevard im Departement de l'Isere.
Zu St. Vincent wurden die Erze am sorgfältigsten vorbereitet; das
vortreffliche Eisen war von grauer Farbe, glänzend, von mittlerem
Korn und gleichförmiger Textur. Es konnte allein verschmolzen
werden und lieferte guten Stahl. Das Roheisen von Allevard war
dunkelgrau und von mittlerem Korn, man pflegte es mit dem vorher-
gehenden zu mischen. Das Eisen von Epierre im Departement Mont-
Blanc war weissstrahlig. Es liess sich nicht für sich allein zu Stahl
verfrischen, war aber ausgezeichnet als Mischeisen mit den vorher-
gehenden. Gewöhnlich nahm man 2/7 von dem letzteren, 2/7 von
Allevard und 3/7 von St. Vincent.

Die Essen der Stahlfeuer waren geräumiger als die der Frisch-
herde, so dass der Arbeiter sich bequem um diese herumbewegen konnte.
Die Form lag fast horizontal und das Gebläse gab höchstens 200 Kubik-
fuss Wind in der Minute, während es bei einem Frischfeuer, das nur
1/2 oder 1/3 so gross war, 380 Kubikfuss in der Minute liefern musste.
Der innere Raum des Stahlherdes hatte 3 Fuss im Quadrat und
41/2 Fuss Tiefe. Seine vier senkrechten Seiten waren aus Backsteinen
aufgemauert und der Boden bestand aus einem dicken Stein. Diesen
Backsteinherd stampfte man mit Lösche aus, so dass nur eine Grube
von 14 bis 15 Zoll im Durchmesser und 18 Zoll Tiefe blieb. Die
Arbeit geschah in der Weise, dass man zuerst die Luppen vom vorher-
gehenden Schmelzen ausheizte und in Stangen ausschmiedete. Dies
dauerte zehn bis zwölf Stunden und am Schlusse derselben brach
man die Eisenluppe, die sich von dem abschmelzenden Stahl gebildet
hatte und die etwa den fünften Teil des Gewichtes der Stangen
betrug, aus, entfernte die Schlacken, gab frische Kohlen auf und legte

1) Lampadius, Hüttenkunde 1810, II. Tl., Bd. IV, S. 233.

Frankreich 1801 bis 1815.
Stahlfabrikation zu. Die Bemühungen, die Guſsstahlfabrikation
einzuführen, über welche wir bereits berichtet haben, hatten nur
geringen Erfolg. Dagegen stand die Fabrikation von Rohstahl (acier
naturel) im Departement von Isère in Blüte 1). Sie war begründet
auf den Spateisensteinen, welche in den Departements de l’Isère, du
Mont-Blanc und de la Drome im Gneisgebirge vorkamen. Im Departe-
ment de l’Isère waren es besonders die berühmten Eisenerzgänge von
Allevard, welche schon seit langer Zeit ausgebeutet wurden. Die
Erze wurden in italienischen Hochöfen, einer Art Blauöfen, ver-
schmolzen. Das Roheisen, welches man zu Rives am liebsten zur
Stahlfabrikation nahm, war das aus dem Departement Mont-Blanc
und das von St. Vincent und Allevard im Departement de l’Isère.
Zu St. Vincent wurden die Erze am sorgfältigsten vorbereitet; das
vortreffliche Eisen war von grauer Farbe, glänzend, von mittlerem
Korn und gleichförmiger Textur. Es konnte allein verschmolzen
werden und lieferte guten Stahl. Das Roheisen von Allevard war
dunkelgrau und von mittlerem Korn, man pflegte es mit dem vorher-
gehenden zu mischen. Das Eisen von Epierre im Departement Mont-
Blanc war weiſsstrahlig. Es lieſs sich nicht für sich allein zu Stahl
verfrischen, war aber ausgezeichnet als Mischeisen mit den vorher-
gehenden. Gewöhnlich nahm man 2/7 von dem letzteren, 2/7 von
Allevard und 3/7 von St. Vincent.

Die Essen der Stahlfeuer waren geräumiger als die der Frisch-
herde, so daſs der Arbeiter sich bequem um diese herumbewegen konnte.
Die Form lag fast horizontal und das Gebläse gab höchstens 200 Kubik-
fuſs Wind in der Minute, während es bei einem Frischfeuer, das nur
½ oder ⅓ so groſs war, 380 Kubikfuſs in der Minute liefern muſste.
Der innere Raum des Stahlherdes hatte 3 Fuſs im Quadrat und
4½ Fuſs Tiefe. Seine vier senkrechten Seiten waren aus Backsteinen
aufgemauert und der Boden bestand aus einem dicken Stein. Diesen
Backsteinherd stampfte man mit Lösche aus, so daſs nur eine Grube
von 14 bis 15 Zoll im Durchmesser und 18 Zoll Tiefe blieb. Die
Arbeit geschah in der Weise, daſs man zuerst die Luppen vom vorher-
gehenden Schmelzen ausheizte und in Stangen ausschmiedete. Dies
dauerte zehn bis zwölf Stunden und am Schlusse derselben brach
man die Eisenluppe, die sich von dem abschmelzenden Stahl gebildet
hatte und die etwa den fünften Teil des Gewichtes der Stangen
betrug, aus, entfernte die Schlacken, gab frische Kohlen auf und legte

1) Lampadius, Hüttenkunde 1810, II. Tl., Bd. IV, S. 233.
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[169/0185] Frankreich 1801 bis 1815. Stahlfabrikation zu. Die Bemühungen, die Guſsstahlfabrikation einzuführen, über welche wir bereits berichtet haben, hatten nur geringen Erfolg. Dagegen stand die Fabrikation von Rohstahl (acier naturel) im Departement von Isère in Blüte 1). Sie war begründet auf den Spateisensteinen, welche in den Departements de l’Isère, du Mont-Blanc und de la Drome im Gneisgebirge vorkamen. Im Departe- ment de l’Isère waren es besonders die berühmten Eisenerzgänge von Allevard, welche schon seit langer Zeit ausgebeutet wurden. Die Erze wurden in italienischen Hochöfen, einer Art Blauöfen, ver- schmolzen. Das Roheisen, welches man zu Rives am liebsten zur Stahlfabrikation nahm, war das aus dem Departement Mont-Blanc und das von St. Vincent und Allevard im Departement de l’Isère. Zu St. Vincent wurden die Erze am sorgfältigsten vorbereitet; das vortreffliche Eisen war von grauer Farbe, glänzend, von mittlerem Korn und gleichförmiger Textur. Es konnte allein verschmolzen werden und lieferte guten Stahl. Das Roheisen von Allevard war dunkelgrau und von mittlerem Korn, man pflegte es mit dem vorher- gehenden zu mischen. Das Eisen von Epierre im Departement Mont- Blanc war weiſsstrahlig. Es lieſs sich nicht für sich allein zu Stahl verfrischen, war aber ausgezeichnet als Mischeisen mit den vorher- gehenden. Gewöhnlich nahm man 2/7 von dem letzteren, 2/7 von Allevard und 3/7 von St. Vincent. Die Essen der Stahlfeuer waren geräumiger als die der Frisch- herde, so daſs der Arbeiter sich bequem um diese herumbewegen konnte. Die Form lag fast horizontal und das Gebläse gab höchstens 200 Kubik- fuſs Wind in der Minute, während es bei einem Frischfeuer, das nur ½ oder ⅓ so groſs war, 380 Kubikfuſs in der Minute liefern muſste. Der innere Raum des Stahlherdes hatte 3 Fuſs im Quadrat und 4½ Fuſs Tiefe. Seine vier senkrechten Seiten waren aus Backsteinen aufgemauert und der Boden bestand aus einem dicken Stein. Diesen Backsteinherd stampfte man mit Lösche aus, so daſs nur eine Grube von 14 bis 15 Zoll im Durchmesser und 18 Zoll Tiefe blieb. Die Arbeit geschah in der Weise, daſs man zuerst die Luppen vom vorher- gehenden Schmelzen ausheizte und in Stangen ausschmiedete. Dies dauerte zehn bis zwölf Stunden und am Schlusse derselben brach man die Eisenluppe, die sich von dem abschmelzenden Stahl gebildet hatte und die etwa den fünften Teil des Gewichtes der Stangen betrug, aus, entfernte die Schlacken, gab frische Kohlen auf und legte 1) Lampadius, Hüttenkunde 1810, II. Tl., Bd. IV, S. 233.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/185>, abgerufen am 25.11.2024.