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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Dampfmaschinen und Dampfschiffe.

In England nahmen zuerst Trevithiek und Vivian 1802 ein
Patent auf eine Hochdruckmaschine und führten ihre doppeltwirken-
den, eincylindrischen Maschinen auch wirklich aus.

Arthur Woolf griff die Idee Hornblowers vom Jahre 1781,
zwei miteinander verbundene Cylinder von ungleicher Weite anzu-
wenden, wobei der stark gepresste Dampf erst auf den Kolben des
kleinen Cylinders, der expandierte auf den Kolben des grossen
Cylinders wirkte, wieder auf und liess sich 1804 dieses Prinzip paten-
tieren; 1805 und 1810 erhielt er zwei weitere Patente. Er wendete
hohe Dampfspannung an und legte grössere Sorgfalt auf vollständige
Dichtung der Kolben. 1815 baute er eine grosse Maschine nach
seinem Prinzip auf einem Bergwerk in Cornwall. Der grosse Cylinder
hatte 53 Zoll Weite und einen fünfmal so grossen Inhalt als der
kleine. Sie bewährte sich ausgezeichnet und übertraf in Bezug auf
Kohlenersparnis und Leistung die gleich starken Wattschen Maschinen.
Dadurch kamen die Woolfschen Hochdruckmaschinen mit zwei Cylin-
dern (Woolfs double cylinder expansion engines) rasch in Auf-
nahme. Ihr Nutzeffekt im Vergleich zu den Wattschen Kondensations-
maschinen betrug 3 zu 2.

In Frankreich wurden diese Maschinen unter dem Namen Edwards-
Maschinen bekannt, weil ein Mechaniker Edwards 1815 darauf ein
Patent in Frankreich genommen und dieselben eingeführt hatte.

Ein weiteres Bestreben der englischen Mechaniker ging dahin,
den Balancier los zu werden und die Maschine direkt wirkend zu
machen. Cartwright hatte das schon 1797 versucht, 1802 konstruierte
Murray eine Maschine nach diesem Prinzip. Beide Maschinen hatten
keinen Erfolg. Die praktische Durchführung des Prinzips gelang erst
dem berühmten Maschinenbauer Henry Maudslay in London (Patent
vom 23. Juni 1807), dessen vortreffliche und elegante Maschinen grossen
Beifall und allgemeine Verbreitung fanden.

Murdock hatte bereits 1785 eine kleine Maschine mit schwingen-
dem oder oscillierendem Cylinder konstruiert, durch deren hohle Dreh-
achsen der Dampf ein- und ausströmte. Durch diese Anordnung kamen
die Lenkstangen ganz in Fortfall. Trevithick versuchte dieselbe
Anordnung bei seiner Hochdruckmaschine, und 1808 konstruierte der
Amerikaner French eine oscillierende Maschine zur Bewegung eines
Dampfschiffes. Aber erst Anfang der 20 er Jahre fanden diese
Maschinen durch die Verbesserungen von Cave in Frankreich (1820)
und Manby in England (1821) erfolgreiche Anwendung. Saulnier
in Paris konstruierte direktwirkende Maschinen nach Maudslays

Dampfmaschinen und Dampfschiffe.

In England nahmen zuerst Trevithiek und Vivian 1802 ein
Patent auf eine Hochdruckmaschine und führten ihre doppeltwirken-
den, eincylindrischen Maschinen auch wirklich aus.

Arthur Woolf griff die Idee Hornblowers vom Jahre 1781,
zwei miteinander verbundene Cylinder von ungleicher Weite anzu-
wenden, wobei der stark gepreſste Dampf erst auf den Kolben des
kleinen Cylinders, der expandierte auf den Kolben des groſsen
Cylinders wirkte, wieder auf und lieſs sich 1804 dieses Prinzip paten-
tieren; 1805 und 1810 erhielt er zwei weitere Patente. Er wendete
hohe Dampfspannung an und legte gröſsere Sorgfalt auf vollständige
Dichtung der Kolben. 1815 baute er eine groſse Maschine nach
seinem Prinzip auf einem Bergwerk in Cornwall. Der groſse Cylinder
hatte 53 Zoll Weite und einen fünfmal so groſsen Inhalt als der
kleine. Sie bewährte sich ausgezeichnet und übertraf in Bezug auf
Kohlenersparnis und Leistung die gleich starken Wattschen Maschinen.
Dadurch kamen die Woolfschen Hochdruckmaschinen mit zwei Cylin-
dern (Woolfs double cylinder expansion engines) rasch in Auf-
nahme. Ihr Nutzeffekt im Vergleich zu den Wattschen Kondensations-
maschinen betrug 3 zu 2.

In Frankreich wurden diese Maschinen unter dem Namen Edwards-
Maschinen bekannt, weil ein Mechaniker Edwards 1815 darauf ein
Patent in Frankreich genommen und dieselben eingeführt hatte.

Ein weiteres Bestreben der englischen Mechaniker ging dahin,
den Balancier los zu werden und die Maschine direkt wirkend zu
machen. Cartwright hatte das schon 1797 versucht, 1802 konstruierte
Murray eine Maschine nach diesem Prinzip. Beide Maschinen hatten
keinen Erfolg. Die praktische Durchführung des Prinzips gelang erst
dem berühmten Maschinenbauer Henry Maudslay in London (Patent
vom 23. Juni 1807), dessen vortreffliche und elegante Maschinen groſsen
Beifall und allgemeine Verbreitung fanden.

Murdock hatte bereits 1785 eine kleine Maschine mit schwingen-
dem oder oscillierendem Cylinder konstruiert, durch deren hohle Dreh-
achsen der Dampf ein- und ausströmte. Durch diese Anordnung kamen
die Lenkstangen ganz in Fortfall. Trevithick versuchte dieselbe
Anordnung bei seiner Hochdruckmaschine, und 1808 konstruierte der
Amerikaner French eine oscillierende Maschine zur Bewegung eines
Dampfschiffes. Aber erst Anfang der 20 er Jahre fanden diese
Maschinen durch die Verbesserungen von Cavé in Frankreich (1820)
und Manby in England (1821) erfolgreiche Anwendung. Saulnier
in Paris konstruierte direktwirkende Maschinen nach Maudslays

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[143/0159] Dampfmaschinen und Dampfschiffe. In England nahmen zuerst Trevithiek und Vivian 1802 ein Patent auf eine Hochdruckmaschine und führten ihre doppeltwirken- den, eincylindrischen Maschinen auch wirklich aus. Arthur Woolf griff die Idee Hornblowers vom Jahre 1781, zwei miteinander verbundene Cylinder von ungleicher Weite anzu- wenden, wobei der stark gepreſste Dampf erst auf den Kolben des kleinen Cylinders, der expandierte auf den Kolben des groſsen Cylinders wirkte, wieder auf und lieſs sich 1804 dieses Prinzip paten- tieren; 1805 und 1810 erhielt er zwei weitere Patente. Er wendete hohe Dampfspannung an und legte gröſsere Sorgfalt auf vollständige Dichtung der Kolben. 1815 baute er eine groſse Maschine nach seinem Prinzip auf einem Bergwerk in Cornwall. Der groſse Cylinder hatte 53 Zoll Weite und einen fünfmal so groſsen Inhalt als der kleine. Sie bewährte sich ausgezeichnet und übertraf in Bezug auf Kohlenersparnis und Leistung die gleich starken Wattschen Maschinen. Dadurch kamen die Woolfschen Hochdruckmaschinen mit zwei Cylin- dern (Woolfs double cylinder expansion engines) rasch in Auf- nahme. Ihr Nutzeffekt im Vergleich zu den Wattschen Kondensations- maschinen betrug 3 zu 2. In Frankreich wurden diese Maschinen unter dem Namen Edwards- Maschinen bekannt, weil ein Mechaniker Edwards 1815 darauf ein Patent in Frankreich genommen und dieselben eingeführt hatte. Ein weiteres Bestreben der englischen Mechaniker ging dahin, den Balancier los zu werden und die Maschine direkt wirkend zu machen. Cartwright hatte das schon 1797 versucht, 1802 konstruierte Murray eine Maschine nach diesem Prinzip. Beide Maschinen hatten keinen Erfolg. Die praktische Durchführung des Prinzips gelang erst dem berühmten Maschinenbauer Henry Maudslay in London (Patent vom 23. Juni 1807), dessen vortreffliche und elegante Maschinen groſsen Beifall und allgemeine Verbreitung fanden. Murdock hatte bereits 1785 eine kleine Maschine mit schwingen- dem oder oscillierendem Cylinder konstruiert, durch deren hohle Dreh- achsen der Dampf ein- und ausströmte. Durch diese Anordnung kamen die Lenkstangen ganz in Fortfall. Trevithick versuchte dieselbe Anordnung bei seiner Hochdruckmaschine, und 1808 konstruierte der Amerikaner French eine oscillierende Maschine zur Bewegung eines Dampfschiffes. Aber erst Anfang der 20 er Jahre fanden diese Maschinen durch die Verbesserungen von Cavé in Frankreich (1820) und Manby in England (1821) erfolgreiche Anwendung. Saulnier in Paris konstruierte direktwirkende Maschinen nach Maudslays

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/159>, abgerufen am 22.11.2024.