in Frankreich bereits ausgeführt hatte. Mushet wollte auf diese Weise verschiedene Stahlsorten erhalten, je nach dem Kohlenzusatz von 1/200 bis 1/40 des Eisengewichtes. Je weniger Kohlen man zusetze, je weicher und schmiedbarer würde der Stahl. Man könne selbst weiches Eisen ohne Kohlenzusatz im Tiegel schmelzen (!), wobei in- dessen immer etwas Kohlenstoff aus den Feuergasen aufgenommen würde. Betrug der Kohlenzusatz 1/40, so liess sich der Gussstahl in Formen giessen, und nahmen die Stahlgussstücke vorzügliche Poli- turen an.
Ein zweites Verfahren Mushets bestand darin, reine Eisenerze mit soviel Kohle zu schmelzen, als für die Reduktion und die Koh- lung zu Stahl erforderlich war. Dadurch würde das Verschmelzen der Erze im Hochofen und die Cementation erspart.
Endlich nahm auch Mushet das Verfahren Clouets, Eisen durch Karbonate ohne Kohlenzusatz in Gussstahl zu verwandeln, in sein Patent auf, indem er das Verfahren noch auf Eisenerze er- weiterte.
Sodann enthält das Patent ein Verfahren, durch mehrtägiges Er- hitzen (Tempern) von Gussstahl in Cementier- oder Stahlöfen denselben so schweissbar wie Cement- oder Schmelzstahl zu machen, ohne die Blasen oder Flecken jener zu bekommen. Grossen praktischen Erfolg hatte aber Mushet mit seinen Erfindungen nicht, ausser insofern, als er sein Patent für 3000 £ an eine Sheffielder Firma verkaufte 1).
William Proctor erhielt 1808 ein Patent, Stahl durch Um- schmelzen mit oder ohne Zusatz chemischer Mittel zu reinigen. Er wollte sich dabei eigentümlicher Tiegel bedienen, bei denen die Flamme diese nicht nur umspülte, sondern durch mit dem Tiegel verbundene Röhren auch durch die Schmelzmasse geleitet würde. Mehrere Tiegel sollten dann je nach Bedürfnis zugleich in eine Form ausgegossen werden. Als eine Art der Verwendung führt der Patent- nehmer das Platieren von Eisen und gemeinem Stahl an.
Die Verwendung von Stahl und Eisen.
Die Verwendung des Stahls im Anfange des Jahrhunderts bietet ebenfalls manches Neue.
1) Abridgments of Specifications, Nr. 4382.
Stahlbereitung 1801 bis 1815.
in Frankreich bereits ausgeführt hatte. Mushet wollte auf diese Weise verschiedene Stahlsorten erhalten, je nach dem Kohlenzusatz von 1/200 bis 1/40 des Eisengewichtes. Je weniger Kohlen man zusetze, je weicher und schmiedbarer würde der Stahl. Man könne selbst weiches Eisen ohne Kohlenzusatz im Tiegel schmelzen (!), wobei in- dessen immer etwas Kohlenstoff aus den Feuergasen aufgenommen würde. Betrug der Kohlenzusatz 1/40, so lieſs sich der Guſsstahl in Formen gieſsen, und nahmen die Stahlguſsstücke vorzügliche Poli- turen an.
Ein zweites Verfahren Mushets bestand darin, reine Eisenerze mit soviel Kohle zu schmelzen, als für die Reduktion und die Koh- lung zu Stahl erforderlich war. Dadurch würde das Verschmelzen der Erze im Hochofen und die Cementation erspart.
Endlich nahm auch Mushet das Verfahren Clouets, Eisen durch Karbonate ohne Kohlenzusatz in Guſsstahl zu verwandeln, in sein Patent auf, indem er das Verfahren noch auf Eisenerze er- weiterte.
Sodann enthält das Patent ein Verfahren, durch mehrtägiges Er- hitzen (Tempern) von Guſsstahl in Cementier- oder Stahlöfen denselben so schweiſsbar wie Cement- oder Schmelzstahl zu machen, ohne die Blasen oder Flecken jener zu bekommen. Groſsen praktischen Erfolg hatte aber Mushet mit seinen Erfindungen nicht, auſser insofern, als er sein Patent für 3000 £ an eine Sheffielder Firma verkaufte 1).
William Proctor erhielt 1808 ein Patent, Stahl durch Um- schmelzen mit oder ohne Zusatz chemischer Mittel zu reinigen. Er wollte sich dabei eigentümlicher Tiegel bedienen, bei denen die Flamme diese nicht nur umspülte, sondern durch mit dem Tiegel verbundene Röhren auch durch die Schmelzmasse geleitet würde. Mehrere Tiegel sollten dann je nach Bedürfnis zugleich in eine Form ausgegossen werden. Als eine Art der Verwendung führt der Patent- nehmer das Platieren von Eisen und gemeinem Stahl an.
Die Verwendung von Stahl und Eisen.
Die Verwendung des Stahls im Anfange des Jahrhunderts bietet ebenfalls manches Neue.
1) Abridgments of Specifications, Nr. 4382.
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Stahlbereitung 1801 bis 1815.
in Frankreich bereits ausgeführt hatte. Mushet wollte auf diese
Weise verschiedene Stahlsorten erhalten, je nach dem Kohlenzusatz
von 1/200 bis 1/40 des Eisengewichtes. Je weniger Kohlen man zusetze,
je weicher und schmiedbarer würde der Stahl. Man könne selbst
weiches Eisen ohne Kohlenzusatz im Tiegel schmelzen (!), wobei in-
dessen immer etwas Kohlenstoff aus den Feuergasen aufgenommen
würde. Betrug der Kohlenzusatz 1/40, so lieſs sich der Guſsstahl in
Formen gieſsen, und nahmen die Stahlguſsstücke vorzügliche Poli-
turen an.
Ein zweites Verfahren Mushets bestand darin, reine Eisenerze
mit soviel Kohle zu schmelzen, als für die Reduktion und die Koh-
lung zu Stahl erforderlich war. Dadurch würde das Verschmelzen
der Erze im Hochofen und die Cementation erspart.
Endlich nahm auch Mushet das Verfahren Clouets, Eisen
durch Karbonate ohne Kohlenzusatz in Guſsstahl zu verwandeln, in
sein Patent auf, indem er das Verfahren noch auf Eisenerze er-
weiterte.
Sodann enthält das Patent ein Verfahren, durch mehrtägiges Er-
hitzen (Tempern) von Guſsstahl in Cementier- oder Stahlöfen denselben
so schweiſsbar wie Cement- oder Schmelzstahl zu machen, ohne die
Blasen oder Flecken jener zu bekommen. Groſsen praktischen Erfolg
hatte aber Mushet mit seinen Erfindungen nicht, auſser insofern,
als er sein Patent für 3000 £ an eine Sheffielder Firma verkaufte 1).
William Proctor erhielt 1808 ein Patent, Stahl durch Um-
schmelzen mit oder ohne Zusatz chemischer Mittel zu reinigen. Er
wollte sich dabei eigentümlicher Tiegel bedienen, bei denen die
Flamme diese nicht nur umspülte, sondern durch mit dem Tiegel
verbundene Röhren auch durch die Schmelzmasse geleitet würde.
Mehrere Tiegel sollten dann je nach Bedürfnis zugleich in eine Form
ausgegossen werden. Als eine Art der Verwendung führt der Patent-
nehmer das Platieren von Eisen und gemeinem Stahl an.
Die Verwendung von Stahl und Eisen.
Die Verwendung des Stahls im Anfange des Jahrhunderts
bietet ebenfalls manches Neue.
1) Abridgments of Specifications, Nr. 4382.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/152>, abgerufen am 17.11.2024.
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