sollte das Eisen vom Phosphor gereinigt werden. Rinman jun. hatte vorgeschlagen, das flüssige Eisen durch ein Gemisch von Kalk und Schlacke zu reinigen.
Zu Zinsweiler bei Reichshofen wendete man 1801 folgende Mittel an 1): war das Eisen im Frischherd geschmolzen, so warf man einige Hände eines Gemisches von Kalk und Pottasche auf; nachher trug man beim Aufbrechen der Luppe einige Handvoll eines Gemenges von gebranntem Kalk, Pottasche, Salz, Alaun und Schlacke nach und wiederholte dies bei jedem Aufbrechen, im ganzen viermal.
Die Gesellschaft zur Aufmunterung des Gewerbfleisses in Frankreich (Soc. d'encouragement pour l'industrie nationale) setzte 1803 einen Preis von 3000 Frcs. für diesen Zweck aus, den sie 1809 auf 8000 Frcs. erhöhte, nämlich 4000 Frcs. für die Verbesserung des rotbrüchigen und 4000 Frcs. für die Verbesserung des kaltbrüchigen Eisens. Es wurden zwei Lösungen der Aufgabe eingereicht. Die eine vom Pro- fessor Ohny, welcher vorschlug, kaltbrüchiges Roheisen mit einem Zusatz von 2 Tln. Kohlenpulver und 1 Tl. Seesalz zu 12 Tln. Roh- eisen zu verfrischen und kalt- und rotbrüchiges Eisen zusammen- zuschweissen, wodurch der eine Fehler den anderen aufheben sollte; die andere von dem oben genannten Dufaud, welcher vorschlug, auf das flüssige Eisen, sobald es im Frischherd eingeschmolzen ist, 1/30 kohlensauren Kalk zu werfen. Obgleich dieses Mittel durchaus nicht neu war, wurde Dufaud doch der Preis von 4000 Frcs. für Ver- besserung des Kaltbruchs zuerkannt.
Rationellere Versuche, welche auch von gutem Erfolg begleitet waren, hat der schwedische Oberhochofenmeister Af Uhr im Jahre 1809 auf der Björnhütte in Gestrickland angestellt, indem er den Kaltbruch schon bei der Roheisendarstellung im Hochofen durch entsprechende Gattierung verschiedener Erzsorten zu verbessern suchte.
Karsten sagt hierüber, bei der Verbesserung des Rot- und Kalt- bruchs müsse man von den Erzen ausgehen und dieselben gar und heiss verblasen. Das Roheisen müsse mit Vorsicht und nötigenfalls mit einem Zusatz von 3 bis 5 Proz. ganz reinen Kalkes nach dem ersten Rohaufbrechen verfrischt werden. -- In England geschah dies nach Anthony Hills Patent (Nr. 3825) von 1814 in der Weise, dass er beim Puddeln seines aus Schlacken erblasenen kaltbrüchigen Eisens, zu welchem er 3/4 gutes Roheisen zugesetzt hatte, gebrannte Schlacke einrührte, ehe die Gare eintrat.
1) Siehe Hassenfratz, III, S. 169.
Stabeisenbereitung 1801 bis 1815.
sollte das Eisen vom Phosphor gereinigt werden. Rinman jun. hatte vorgeschlagen, das flüssige Eisen durch ein Gemisch von Kalk und Schlacke zu reinigen.
Zu Zinsweiler bei Reichshofen wendete man 1801 folgende Mittel an 1): war das Eisen im Frischherd geschmolzen, so warf man einige Hände eines Gemisches von Kalk und Pottasche auf; nachher trug man beim Aufbrechen der Luppe einige Handvoll eines Gemenges von gebranntem Kalk, Pottasche, Salz, Alaun und Schlacke nach und wiederholte dies bei jedem Aufbrechen, im ganzen viermal.
Die Gesellschaft zur Aufmunterung des Gewerbfleiſses in Frankreich (Soc. d’encouragement pour l’industrie nationale) setzte 1803 einen Preis von 3000 Frcs. für diesen Zweck aus, den sie 1809 auf 8000 Frcs. erhöhte, nämlich 4000 Frcs. für die Verbesserung des rotbrüchigen und 4000 Frcs. für die Verbesserung des kaltbrüchigen Eisens. Es wurden zwei Lösungen der Aufgabe eingereicht. Die eine vom Pro- fessor Ohny, welcher vorschlug, kaltbrüchiges Roheisen mit einem Zusatz von 2 Tln. Kohlenpulver und 1 Tl. Seesalz zu 12 Tln. Roh- eisen zu verfrischen und kalt- und rotbrüchiges Eisen zusammen- zuschweiſsen, wodurch der eine Fehler den anderen aufheben sollte; die andere von dem oben genannten Dufaud, welcher vorschlug, auf das flüssige Eisen, sobald es im Frischherd eingeschmolzen ist, 1/30 kohlensauren Kalk zu werfen. Obgleich dieses Mittel durchaus nicht neu war, wurde Dufaud doch der Preis von 4000 Frcs. für Ver- besserung des Kaltbruchs zuerkannt.
Rationellere Versuche, welche auch von gutem Erfolg begleitet waren, hat der schwedische Oberhochofenmeister Af Uhr im Jahre 1809 auf der Björnhütte in Gestrickland angestellt, indem er den Kaltbruch schon bei der Roheisendarstellung im Hochofen durch entsprechende Gattierung verschiedener Erzsorten zu verbessern suchte.
Karsten sagt hierüber, bei der Verbesserung des Rot- und Kalt- bruchs müsse man von den Erzen ausgehen und dieselben gar und heiſs verblasen. Das Roheisen müsse mit Vorsicht und nötigenfalls mit einem Zusatz von 3 bis 5 Proz. ganz reinen Kalkes nach dem ersten Rohaufbrechen verfrischt werden. — In England geschah dies nach Anthony Hills Patent (Nr. 3825) von 1814 in der Weise, daſs er beim Puddeln seines aus Schlacken erblasenen kaltbrüchigen Eisens, zu welchem er ¾ gutes Roheisen zugesetzt hatte, gebrannte Schlacke einrührte, ehe die Gare eintrat.
1) Siehe Hassenfratz, III, S. 169.
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sollte das Eisen vom Phosphor gereinigt werden. Rinman jun. hatte
vorgeschlagen, das flüssige Eisen durch ein Gemisch von Kalk und
Schlacke zu reinigen.
Zu Zinsweiler bei Reichshofen wendete man 1801 folgende Mittel
an 1): war das Eisen im Frischherd geschmolzen, so warf man einige
Hände eines Gemisches von Kalk und Pottasche auf; nachher trug
man beim Aufbrechen der Luppe einige Handvoll eines Gemenges
von gebranntem Kalk, Pottasche, Salz, Alaun und Schlacke nach und
wiederholte dies bei jedem Aufbrechen, im ganzen viermal.
Die Gesellschaft zur Aufmunterung des Gewerbfleiſses in Frankreich
(Soc. d’encouragement pour l’industrie nationale) setzte 1803 einen Preis
von 3000 Frcs. für diesen Zweck aus, den sie 1809 auf 8000 Frcs.
erhöhte, nämlich 4000 Frcs. für die Verbesserung des rotbrüchigen
und 4000 Frcs. für die Verbesserung des kaltbrüchigen Eisens. Es
wurden zwei Lösungen der Aufgabe eingereicht. Die eine vom Pro-
fessor Ohny, welcher vorschlug, kaltbrüchiges Roheisen mit einem
Zusatz von 2 Tln. Kohlenpulver und 1 Tl. Seesalz zu 12 Tln. Roh-
eisen zu verfrischen und kalt- und rotbrüchiges Eisen zusammen-
zuschweiſsen, wodurch der eine Fehler den anderen aufheben sollte;
die andere von dem oben genannten Dufaud, welcher vorschlug, auf
das flüssige Eisen, sobald es im Frischherd eingeschmolzen ist, 1/30
kohlensauren Kalk zu werfen. Obgleich dieses Mittel durchaus nicht
neu war, wurde Dufaud doch der Preis von 4000 Frcs. für Ver-
besserung des Kaltbruchs zuerkannt.
Rationellere Versuche, welche auch von gutem Erfolg begleitet
waren, hat der schwedische Oberhochofenmeister Af Uhr im Jahre
1809 auf der Björnhütte in Gestrickland angestellt, indem er den
Kaltbruch schon bei der Roheisendarstellung im Hochofen durch
entsprechende Gattierung verschiedener Erzsorten zu verbessern suchte.
Karsten sagt hierüber, bei der Verbesserung des Rot- und Kalt-
bruchs müsse man von den Erzen ausgehen und dieselben gar und
heiſs verblasen. Das Roheisen müsse mit Vorsicht und nötigenfalls
mit einem Zusatz von 3 bis 5 Proz. ganz reinen Kalkes nach dem
ersten Rohaufbrechen verfrischt werden. — In England geschah dies
nach Anthony Hills Patent (Nr. 3825) von 1814 in der Weise, daſs
er beim Puddeln seines aus Schlacken erblasenen kaltbrüchigen Eisens,
zu welchem er ¾ gutes Roheisen zugesetzt hatte, gebrannte Schlacke
einrührte, ehe die Gare eintrat.
1) Siehe Hassenfratz, III, S. 169.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/139>, abgerufen am 25.11.2024.
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