bericht machten dann Sabathier und Dufaud ein Versuchsschmelzen, welches aber der Beschreibung nach in viel mangelhafterer Weise als der englische Puddelprozess ausgeführt wurde 1).
Dufaud setzte später noch seine Versuche mit einem Herrn Petit fort, wobei das Hartzerennen, welches bei dem guten Holz- kohleneisen nicht nötig war, unterblieb. Dies vereinfachte Verfahren soll, wie Dufaud in einer von ihm verfassten Broschüre mitteilt 2), sehr guten Erfolg gehabt haben.
Die drei verwendeten Öfen waren Flammöfen 3), von denen der erste der grösste war. Schon in diesem wurde zur Reinigung des Eisens in der geschmolzenen Masse gerührt. Man nahm von Zeit zu Zeit Proben und sah, ob das Eisen weiss war und sich Krystalle von weichem Eisen darin zeigten. Alsdann stach man es in feuchten Sand ab. Es blieb viel Schaleneisen zurück, das man durch die Einsatzthüre ausbrach und beim Herdfrischen mit aufgab. Von dem geläuterten Eisen (fer maze) wurden ungefähr 1550 kg in zwei Hälften in den Frischflammofen, in dessen Herd ein Tiegel aus- gespart war, eingesetzt und langsam erhitzt. Sobald das Metall in Weissglut war, bestieg ein Arbeiter das Gewölbe des Ofens, in welchem eine Öffnung angebracht war. Durch diese führte er einen Rengel ein, mit welchem er die beiden Stücke leicht beklopfte, damit die Teile zu einer Luppe zusammenschweissten, hierauf wälzte sie ein zweiter Arbeiter in der flüssigen Schlacke. Von den zwei Stücken schmolzen ungefähr 50 kg ab, welche man, während die Luppe mit dem Rengel bearbeitet wurde, durchrührte, bis sie auch eine teigige Konsistenz bekamen. Hierauf vereinigte man alle Teile, gab Hitze und zängte hierauf das Stück. Zum Ausschmieden bediente man sich des dritten kleineren Flammofens.
Man verbrauchte bei diesem Verfahren für 100 Tle. Stabeisen, 140 Tle. Roheisen und 283 Tle. Steinkohlen. Da man bei dem eng- lischen Verfahren einschliesslich des Feinens 320 Tle. Steinkohlen verbrannte, so scheint dagegen das Verfahren von Dufaud günstig. Wenn man aber bedenkt, dass das englische Kokseisen viel unreiner war, so dass man das Holzkohleneisen von Nivernais eher dem eng- lischen Feineisen gleich stellen muss, so stellt sich das Verhältnis ganz anders.
1) Siehe Hassenfratz, a. a. O., III, S. 96.
2) Memoire sur la fabrication de fer en substituant le charbon de terre au charbon de bois (imprime a Nevers), p. 22.
3) Die Beschreibung derselben findet sich bei Hassenfratz, a. a. O., III, S. 98.
Stabeisenbereitung 1801 bis 1815.
bericht machten dann Sabathier und Dufaud ein Versuchsschmelzen, welches aber der Beschreibung nach in viel mangelhafterer Weise als der englische Puddelprozeſs ausgeführt wurde 1).
Dufaud setzte später noch seine Versuche mit einem Herrn Petit fort, wobei das Hartzerennen, welches bei dem guten Holz- kohleneisen nicht nötig war, unterblieb. Dies vereinfachte Verfahren soll, wie Dufaud in einer von ihm verfaſsten Broschüre mitteilt 2), sehr guten Erfolg gehabt haben.
Die drei verwendeten Öfen waren Flammöfen 3), von denen der erste der gröſste war. Schon in diesem wurde zur Reinigung des Eisens in der geschmolzenen Masse gerührt. Man nahm von Zeit zu Zeit Proben und sah, ob das Eisen weiſs war und sich Krystalle von weichem Eisen darin zeigten. Alsdann stach man es in feuchten Sand ab. Es blieb viel Schaleneisen zurück, das man durch die Einsatzthüre ausbrach und beim Herdfrischen mit aufgab. Von dem geläuterten Eisen (fer mazé) wurden ungefähr 1550 kg in zwei Hälften in den Frischflammofen, in dessen Herd ein Tiegel aus- gespart war, eingesetzt und langsam erhitzt. Sobald das Metall in Weiſsglut war, bestieg ein Arbeiter das Gewölbe des Ofens, in welchem eine Öffnung angebracht war. Durch diese führte er einen Rengel ein, mit welchem er die beiden Stücke leicht beklopfte, damit die Teile zu einer Luppe zusammenschweiſsten, hierauf wälzte sie ein zweiter Arbeiter in der flüssigen Schlacke. Von den zwei Stücken schmolzen ungefähr 50 kg ab, welche man, während die Luppe mit dem Rengel bearbeitet wurde, durchrührte, bis sie auch eine teigige Konsistenz bekamen. Hierauf vereinigte man alle Teile, gab Hitze und zängte hierauf das Stück. Zum Ausschmieden bediente man sich des dritten kleineren Flammofens.
Man verbrauchte bei diesem Verfahren für 100 Tle. Stabeisen, 140 Tle. Roheisen und 283 Tle. Steinkohlen. Da man bei dem eng- lischen Verfahren einschlieſslich des Feinens 320 Tle. Steinkohlen verbrannte, so scheint dagegen das Verfahren von Dufaud günstig. Wenn man aber bedenkt, daſs das englische Kokseisen viel unreiner war, so daſs man das Holzkohleneisen von Nivernais eher dem eng- lischen Feineisen gleich stellen muſs, so stellt sich das Verhältnis ganz anders.
1) Siehe Hassenfratz, a. a. O., III, S. 96.
2) Mémoire sur la fabrication de fer en substituant le charbon de terre au charbon de bois (imprimé a Nevers), p. 22.
3) Die Beschreibung derselben findet sich bei Hassenfratz, a. a. O., III, S. 98.
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Stabeisenbereitung 1801 bis 1815.
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der englische Puddelprozeſs ausgeführt wurde 1).
Dufaud setzte später noch seine Versuche mit einem Herrn
Petit fort, wobei das Hartzerennen, welches bei dem guten Holz-
kohleneisen nicht nötig war, unterblieb. Dies vereinfachte Verfahren
soll, wie Dufaud in einer von ihm verfaſsten Broschüre mitteilt 2),
sehr guten Erfolg gehabt haben.
Die drei verwendeten Öfen waren Flammöfen 3), von denen der
erste der gröſste war. Schon in diesem wurde zur Reinigung des
Eisens in der geschmolzenen Masse gerührt. Man nahm von Zeit zu
Zeit Proben und sah, ob das Eisen weiſs war und sich Krystalle von
weichem Eisen darin zeigten. Alsdann stach man es in feuchten
Sand ab. Es blieb viel Schaleneisen zurück, das man durch die
Einsatzthüre ausbrach und beim Herdfrischen mit aufgab. Von dem
geläuterten Eisen (fer mazé) wurden ungefähr 1550 kg in zwei
Hälften in den Frischflammofen, in dessen Herd ein Tiegel aus-
gespart war, eingesetzt und langsam erhitzt. Sobald das Metall
in Weiſsglut war, bestieg ein Arbeiter das Gewölbe des Ofens, in
welchem eine Öffnung angebracht war. Durch diese führte er einen
Rengel ein, mit welchem er die beiden Stücke leicht beklopfte, damit
die Teile zu einer Luppe zusammenschweiſsten, hierauf wälzte sie ein
zweiter Arbeiter in der flüssigen Schlacke. Von den zwei Stücken
schmolzen ungefähr 50 kg ab, welche man, während die Luppe mit
dem Rengel bearbeitet wurde, durchrührte, bis sie auch eine teigige
Konsistenz bekamen. Hierauf vereinigte man alle Teile, gab Hitze
und zängte hierauf das Stück. Zum Ausschmieden bediente man sich
des dritten kleineren Flammofens.
Man verbrauchte bei diesem Verfahren für 100 Tle. Stabeisen,
140 Tle. Roheisen und 283 Tle. Steinkohlen. Da man bei dem eng-
lischen Verfahren einschlieſslich des Feinens 320 Tle. Steinkohlen
verbrannte, so scheint dagegen das Verfahren von Dufaud günstig.
Wenn man aber bedenkt, daſs das englische Kokseisen viel unreiner
war, so daſs man das Holzkohleneisen von Nivernais eher dem eng-
lischen Feineisen gleich stellen muſs, so stellt sich das Verhältnis
ganz anders.
1) Siehe Hassenfratz, a. a. O., III, S. 96.
2) Mémoire sur la fabrication de fer en substituant le charbon de terre au
charbon de bois (imprimé a Nevers), p. 22.
3) Die Beschreibung derselben findet sich bei Hassenfratz, a. a. O., III, S. 98.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/135>, abgerufen am 25.11.2024.
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