meinem Gebrauch auf den Eisenhütten von Südwales gewesen seien; sie wurden mit Koks geheizt.
Ein Feineisenfeuer schmolz wöchentlich 250 bis 300 Ctr. Roh- eisen mit einem Abgang von 5 bis 10 Proz. und mit einem Kohlen- aufwand von 4 bis 5 Kbfss. auf den Centner Roheisen. Man goss das gefeinte Eisen meist in eiserne Formen von 4 bis 5 Zoll Breite und 1 bis 3 Zoll Höhe, die, um es vollständig weiss zu bekommen, noch mit kaltem Wasser übergossen wurden. Gewöhnlich war schon eine Röhrenleitung mit Hähnen vorhanden, welche sich unmittelbar über den Formen öffnete.
Man hielt damals das graue Eisen zu dem Verfrischen in Flamm- öfen für nicht anwendbar, weil es zu lange Zeit zum Frischen erfor- derte, wodurch es zu viel Abgang erlitt. Dass das gefeinte weisse Eisen so leicht frischte, geschah nach Karstens Ansicht weniger, weil bei dem Vorbereitungsprozess schon ein grosser Teil Kohlenstoff verbrannt war, als weil der Kohlenstoff jetzt in dem gebundenen Zustande darin enthalten war.
Mushet schlug 1815 vor, das graue Roheisen in Schachtöfen mit Frisch-, Puddel- und Garschlacken zu schmelzen und es dadurch zu feinen. Er nannte seinen Ofen, für den er ein Patent (Nr. 3944) nahm, "smelting refinery".
Der Frischflammofen (Puddelofen) hatte meist eine 24 Fuss hohe Esse, welche mit einer Klappe (damper) an der Ausströmungs- öffnung versehen war; sein Herd war horizontal, nur am Ende nach der Esse zu gab man ihm eine Neigung zum Abfliessen der Schlacken. Die Feuerbrücke war etwa 4 Zoll hoch. Das Verhältnis der Rostfläche zur Herdfläche war etwas geringer wie bei den Gussflammöfen, weil viel weniger Eisen auf einmal eingeschmolzen wurde, auch war der Herd etwas kürzer. Die Arbeitsthüre befand sich an der langen Seite in der Mitte des Herdes; eine Thüre an der Schmalseite, dem Fuchs gegenüber, diente bei den Puddelöfen zu Südwales zur Abkühlung des Ofens.
Nach O'Reilly waren die englischen Puddelöfen 7 Fuss (2,13 m) lang, in der Mitte des Herdes 3 Fuss (0,91 m), am Fuchs 2 Fuss (0,61 m) breit 1).
Der Herd des Ofens bestand zu jener Zeit noch ausschliesslich aus fettem feuerbeständigem Sand, der in der stärksten Schmelzhitze nur zu einer breiigen Masse zusammensinterte. Seit 1816 gab man
1) Siehe Annales des arts et manufactures 1806, T. XXIII, p. 226.
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Stabeisenbereitung 1801 bis 1815.
meinem Gebrauch auf den Eisenhütten von Südwales gewesen seien; sie wurden mit Koks geheizt.
Ein Feineisenfeuer schmolz wöchentlich 250 bis 300 Ctr. Roh- eisen mit einem Abgang von 5 bis 10 Proz. und mit einem Kohlen- aufwand von 4 bis 5 Kbfſs. auf den Centner Roheisen. Man goſs das gefeinte Eisen meist in eiserne Formen von 4 bis 5 Zoll Breite und 1 bis 3 Zoll Höhe, die, um es vollständig weiſs zu bekommen, noch mit kaltem Wasser übergossen wurden. Gewöhnlich war schon eine Röhrenleitung mit Hähnen vorhanden, welche sich unmittelbar über den Formen öffnete.
Man hielt damals das graue Eisen zu dem Verfrischen in Flamm- öfen für nicht anwendbar, weil es zu lange Zeit zum Frischen erfor- derte, wodurch es zu viel Abgang erlitt. Daſs das gefeinte weiſse Eisen so leicht frischte, geschah nach Karstens Ansicht weniger, weil bei dem Vorbereitungsprozeſs schon ein groſser Teil Kohlenstoff verbrannt war, als weil der Kohlenstoff jetzt in dem gebundenen Zustande darin enthalten war.
Mushet schlug 1815 vor, das graue Roheisen in Schachtöfen mit Frisch-, Puddel- und Garschlacken zu schmelzen und es dadurch zu feinen. Er nannte seinen Ofen, für den er ein Patent (Nr. 3944) nahm, „smelting refinery“.
Der Frischflammofen (Puddelofen) hatte meist eine 24 Fuſs hohe Esse, welche mit einer Klappe (damper) an der Ausströmungs- öffnung versehen war; sein Herd war horizontal, nur am Ende nach der Esse zu gab man ihm eine Neigung zum Abflieſsen der Schlacken. Die Feuerbrücke war etwa 4 Zoll hoch. Das Verhältnis der Rostfläche zur Herdfläche war etwas geringer wie bei den Guſsflammöfen, weil viel weniger Eisen auf einmal eingeschmolzen wurde, auch war der Herd etwas kürzer. Die Arbeitsthüre befand sich an der langen Seite in der Mitte des Herdes; eine Thüre an der Schmalseite, dem Fuchs gegenüber, diente bei den Puddelöfen zu Südwales zur Abkühlung des Ofens.
Nach O’Reilly waren die englischen Puddelöfen 7 Fuſs (2,13 m) lang, in der Mitte des Herdes 3 Fuſs (0,91 m), am Fuchs 2 Fuſs (0,61 m) breit 1).
Der Herd des Ofens bestand zu jener Zeit noch ausschlieſslich aus fettem feuerbeständigem Sand, der in der stärksten Schmelzhitze nur zu einer breiigen Masse zusammensinterte. Seit 1816 gab man
1) Siehe Annales des arts et manufactures 1806, T. XXIII, p. 226.
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Stabeisenbereitung 1801 bis 1815.
meinem Gebrauch auf den Eisenhütten von Südwales gewesen seien;
sie wurden mit Koks geheizt.
Ein Feineisenfeuer schmolz wöchentlich 250 bis 300 Ctr. Roh-
eisen mit einem Abgang von 5 bis 10 Proz. und mit einem Kohlen-
aufwand von 4 bis 5 Kbfſs. auf den Centner Roheisen. Man goſs
das gefeinte Eisen meist in eiserne Formen von 4 bis 5 Zoll Breite
und 1 bis 3 Zoll Höhe, die, um es vollständig weiſs zu bekommen,
noch mit kaltem Wasser übergossen wurden. Gewöhnlich war schon
eine Röhrenleitung mit Hähnen vorhanden, welche sich unmittelbar
über den Formen öffnete.
Man hielt damals das graue Eisen zu dem Verfrischen in Flamm-
öfen für nicht anwendbar, weil es zu lange Zeit zum Frischen erfor-
derte, wodurch es zu viel Abgang erlitt. Daſs das gefeinte weiſse
Eisen so leicht frischte, geschah nach Karstens Ansicht weniger,
weil bei dem Vorbereitungsprozeſs schon ein groſser Teil Kohlenstoff
verbrannt war, als weil der Kohlenstoff jetzt in dem gebundenen
Zustande darin enthalten war.
Mushet schlug 1815 vor, das graue Roheisen in Schachtöfen mit
Frisch-, Puddel- und Garschlacken zu schmelzen und es dadurch zu
feinen. Er nannte seinen Ofen, für den er ein Patent (Nr. 3944)
nahm, „smelting refinery“.
Der Frischflammofen (Puddelofen) hatte meist eine 24 Fuſs
hohe Esse, welche mit einer Klappe (damper) an der Ausströmungs-
öffnung versehen war; sein Herd war horizontal, nur am Ende nach
der Esse zu gab man ihm eine Neigung zum Abflieſsen der Schlacken.
Die Feuerbrücke war etwa 4 Zoll hoch. Das Verhältnis der Rostfläche
zur Herdfläche war etwas geringer wie bei den Guſsflammöfen, weil
viel weniger Eisen auf einmal eingeschmolzen wurde, auch war der
Herd etwas kürzer. Die Arbeitsthüre befand sich an der langen Seite
in der Mitte des Herdes; eine Thüre an der Schmalseite, dem Fuchs
gegenüber, diente bei den Puddelöfen zu Südwales zur Abkühlung des
Ofens.
Nach O’Reilly waren die englischen Puddelöfen 7 Fuſs (2,13 m)
lang, in der Mitte des Herdes 3 Fuſs (0,91 m), am Fuchs 2 Fuſs
(0,61 m) breit 1).
Der Herd des Ofens bestand zu jener Zeit noch ausschlieſslich
aus fettem feuerbeständigem Sand, der in der stärksten Schmelzhitze
nur zu einer breiigen Masse zusammensinterte. Seit 1816 gab man
1) Siehe Annales des arts et manufactures 1806, T. XXIII, p. 226.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/131>, abgerufen am 26.11.2024.
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