und Handwerke zu Paris einen Preis von 6000 Franken ausgesetzt für denjenigen, welcher solche kleine Gusswaren, die man bisher nur aus geschmiedetem Eisen hergestellt hatte, anfertigte und davon für 10000 Franken zum Verkauf liefern würde 1). Diese letzte unpraktische Klausel bewirkte, dass der Preis überhaupt nicht zur Verteilung kam. Die berühmtesten Giessereien waren damals die von Dubois zu Paris und die von Frerejean und Abraham Müller zu Lyon.
Am grossartigsten wurde die Eisengiesserei in England betrieben, doch sind leider die Nachrichten über die technischen Einrichtungen der dortigen Giessereien aus jener Zeit sehr spärlich. Von Sveden- stjerna erfahren wir nur, dass auf den Hochofengiessereien auch immer mehrere Flammöfen betrieben wurden. Die sehr kleinen Kupolöfen dienten meist nur zum Umschmelzen von Gussbruch. Die bedeutenden Leistungen im Maschinenguss waren veranlasst durch die grossen Fort- schritte des Maschinenbaues in England. Zu Anfang des Jahrhunderts waren schon englische Dreschmaschinen auf dem Kontinent, z. B. in Schweden im Gebrauch. Fischer von Schaffhausen spricht mit Bewunde- rung von Watt und Boultons Eisengiesserei zu Soho, welche er 1814 besuchte. Vier Flammöfen verschafften flüssiges Eisen genug, um Güsse bis zur Schwere von 200 Centnern in einem Stück auszuführen. Diesen gegenüber waren die Trockenkammern und der Boden zwischen beiden ganz hohl, um die grössten Cylinder aufrecht zu formen und zu giessen; der etwas eisenschüssige und viel Glimmer (mica) ent- haltende Formsand wurde an Ort und Stelle gegraben; ganz Birming- ham stand auf dem gleichen Sande. In der grossen Giesserei zu Rotherham bei Sheffield waren 2 Hochöfen, 6 Reverberieröfen und 1 Handschmelzofen. Einer der Reverberieröfen war an der Seite des Ofens in so tiefer Lage angebaut, dass er das flüssige Eisen des Hoch- ofens direkt aufnahm und es im flüssigen Zustande erhielt. Es wurde mittels Kellen zu grösserem oder kleinerem Bedarf daraus geschöpft. Die Kanonen wurden nach englischer Art in Sand in zusammen- geschraubten Kasten (Flaschen) gegossen, wodurch an einem Tage soviel geleistet werden konnte, als durch die Lehmformerei in einem Monat. Die zusammengeschraubten Kasten bedurften keines Ein- dämmens noch des kostbaren Bindens mit eisernen Schienen, sondern wurden nur aufrecht in die ausgemauerte Dammgrube gestellt und von drei Seiten verspreizt, damit sie nicht umfielen. Eine eiserne, mit Sand ausgefüllte Rinne, die von dem Zusammenfluss der Kanäle beider
1) Siehe Hassenfratz, a. a. O., S. 253, Anmerk. 3.
Eisengieſserei 1801 bis 1815.
und Handwerke zu Paris einen Preis von 6000 Franken ausgesetzt für denjenigen, welcher solche kleine Guſswaren, die man bisher nur aus geschmiedetem Eisen hergestellt hatte, anfertigte und davon für 10000 Franken zum Verkauf liefern würde 1). Diese letzte unpraktische Klausel bewirkte, daſs der Preis überhaupt nicht zur Verteilung kam. Die berühmtesten Gieſsereien waren damals die von Dubois zu Paris und die von Frèrejean und Abraham Müller zu Lyon.
Am groſsartigsten wurde die Eisengieſserei in England betrieben, doch sind leider die Nachrichten über die technischen Einrichtungen der dortigen Gieſsereien aus jener Zeit sehr spärlich. Von Sveden- stjerna erfahren wir nur, daſs auf den Hochofengieſsereien auch immer mehrere Flammöfen betrieben wurden. Die sehr kleinen Kupolöfen dienten meist nur zum Umschmelzen von Guſsbruch. Die bedeutenden Leistungen im Maschinenguſs waren veranlaſst durch die groſsen Fort- schritte des Maschinenbaues in England. Zu Anfang des Jahrhunderts waren schon englische Dreschmaschinen auf dem Kontinent, z. B. in Schweden im Gebrauch. Fischer von Schaffhausen spricht mit Bewunde- rung von Watt und Boultons Eisengieſserei zu Soho, welche er 1814 besuchte. Vier Flammöfen verschafften flüssiges Eisen genug, um Güsse bis zur Schwere von 200 Centnern in einem Stück auszuführen. Diesen gegenüber waren die Trockenkammern und der Boden zwischen beiden ganz hohl, um die gröſsten Cylinder aufrecht zu formen und zu gieſsen; der etwas eisenschüssige und viel Glimmer (mica) ent- haltende Formsand wurde an Ort und Stelle gegraben; ganz Birming- ham stand auf dem gleichen Sande. In der groſsen Gieſserei zu Rotherham bei Sheffield waren 2 Hochöfen, 6 Reverberieröfen und 1 Handschmelzofen. Einer der Reverberieröfen war an der Seite des Ofens in so tiefer Lage angebaut, daſs er das flüssige Eisen des Hoch- ofens direkt aufnahm und es im flüssigen Zustande erhielt. Es wurde mittels Kellen zu gröſserem oder kleinerem Bedarf daraus geschöpft. Die Kanonen wurden nach englischer Art in Sand in zusammen- geschraubten Kasten (Flaschen) gegossen, wodurch an einem Tage soviel geleistet werden konnte, als durch die Lehmformerei in einem Monat. Die zusammengeschraubten Kasten bedurften keines Ein- dämmens noch des kostbaren Bindens mit eisernen Schienen, sondern wurden nur aufrecht in die ausgemauerte Dammgrube gestellt und von drei Seiten verspreizt, damit sie nicht umfielen. Eine eiserne, mit Sand ausgefüllte Rinne, die von dem Zusammenfluſs der Kanäle beider
1) Siehe Hassenfratz, a. a. O., S. 253, Anmerk. 3.
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Eisengieſserei 1801 bis 1815.
und Handwerke zu Paris einen Preis von 6000 Franken ausgesetzt
für denjenigen, welcher solche kleine Guſswaren, die man bisher nur
aus geschmiedetem Eisen hergestellt hatte, anfertigte und davon für
10000 Franken zum Verkauf liefern würde 1). Diese letzte unpraktische
Klausel bewirkte, daſs der Preis überhaupt nicht zur Verteilung kam.
Die berühmtesten Gieſsereien waren damals die von Dubois zu Paris
und die von Frèrejean und Abraham Müller zu Lyon.
Am groſsartigsten wurde die Eisengieſserei in England betrieben,
doch sind leider die Nachrichten über die technischen Einrichtungen
der dortigen Gieſsereien aus jener Zeit sehr spärlich. Von Sveden-
stjerna erfahren wir nur, daſs auf den Hochofengieſsereien auch immer
mehrere Flammöfen betrieben wurden. Die sehr kleinen Kupolöfen
dienten meist nur zum Umschmelzen von Guſsbruch. Die bedeutenden
Leistungen im Maschinenguſs waren veranlaſst durch die groſsen Fort-
schritte des Maschinenbaues in England. Zu Anfang des Jahrhunderts
waren schon englische Dreschmaschinen auf dem Kontinent, z. B. in
Schweden im Gebrauch. Fischer von Schaffhausen spricht mit Bewunde-
rung von Watt und Boultons Eisengieſserei zu Soho, welche er 1814
besuchte. Vier Flammöfen verschafften flüssiges Eisen genug, um
Güsse bis zur Schwere von 200 Centnern in einem Stück auszuführen.
Diesen gegenüber waren die Trockenkammern und der Boden zwischen
beiden ganz hohl, um die gröſsten Cylinder aufrecht zu formen und
zu gieſsen; der etwas eisenschüssige und viel Glimmer (mica) ent-
haltende Formsand wurde an Ort und Stelle gegraben; ganz Birming-
ham stand auf dem gleichen Sande. In der groſsen Gieſserei zu
Rotherham bei Sheffield waren 2 Hochöfen, 6 Reverberieröfen und
1 Handschmelzofen. Einer der Reverberieröfen war an der Seite des
Ofens in so tiefer Lage angebaut, daſs er das flüssige Eisen des Hoch-
ofens direkt aufnahm und es im flüssigen Zustande erhielt. Es wurde
mittels Kellen zu gröſserem oder kleinerem Bedarf daraus geschöpft.
Die Kanonen wurden nach englischer Art in Sand in zusammen-
geschraubten Kasten (Flaschen) gegossen, wodurch an einem Tage
soviel geleistet werden konnte, als durch die Lehmformerei in einem
Monat. Die zusammengeschraubten Kasten bedurften keines Ein-
dämmens noch des kostbaren Bindens mit eisernen Schienen, sondern
wurden nur aufrecht in die ausgemauerte Dammgrube gestellt und
von drei Seiten verspreizt, damit sie nicht umfielen. Eine eiserne, mit
Sand ausgefüllte Rinne, die von dem Zusammenfluſs der Kanäle beider
1) Siehe Hassenfratz, a. a. O., S. 253, Anmerk. 3.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/123>, abgerufen am 27.11.2024.
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