(1,55 m3) bei 30 füssigen (9,42 m) Öfen genommen und in Russland waren Kohlengichten von 80 Kbfss. (2,09 m3) bei einer Höhe von 40 Fuss (12,55 m) und einer Weite im Kohlensack von 8 Fuss (2,51 m) nicht ungewöhnlich. Auf der gräflich Rothenhanschen Hütte zu Delzsch in Böhmen wendete man mit Erfolg ein Gemenge von Holzkohlen und kurzgeschnittenem Tannen- und Fichten-Scheitholz an, im Ver- hältnis von 1 zu 3 1). Viele Metallurgen hatten in der Verkleinerung der Gichten eine grosse Kohlenersparung finden wollen, eine solche ist aber nach Karsten nur bei kleinen Öfen vorteilhaft. Koksgichten konnte man wegen der grösseren Dichtigkeit des Brennmaterials kleiner machen. In Schlesien wendete man bei 40 Fuss hohen und 11 bis 12 Fuss im Kohlensack weiten Schächten Koksgichten von nur 12 Kbfss. an, so dass die Koks kaum 2 Zoll hoch im Kohlensack lagen. Doch bewirkten diese kleinen Gichten auch oft Störungen, weshalb man grössere Gichten von 24 bis 36 Kbfs. vorzog. Ein Unterschied im Koksverbrauch war dabei nicht wahrzunehmen. Über den Koks- verbrauch in England hat Mushet Angaben gemacht. Er teilt die englischen Steinkohlen in drei Sorten ein:
1. solche, die 62 Proz. Koks mit 2,7 Proz. Asche geben,
2. Backkohlen, welche 50 Proz. Koks mit 4,2 Proz. Asche geben,
3. leichte Kohlen, welche 38 Proz. Koks mit 3,3 Proz. Asche geben.
Auf 1000 Tle. Roheisen werden verbraucht von 1. 2056 Tle., von 2. 2442 Tle. und von 3. 2953 Tle. Der mittlere Koksverbrauch in England betrug demnach etwa 250 Proz., entsprechend 533 Tln. Stein- kohlen und einem Gehalt von Kohlenstoff von 231 Tln.
Zu Creusot verbrauchte man auf 100 Tle. Roheisen 300 Tle. Koks, entsprechend 600 Tln. Steinkohlen; zu Gleiwitz 243 Tle. Koks, ent- sprechend 500 Tln. Steinkohlen.
Die nebenstehende Tabelle giebt eine Zusammenstellung der Grösse und Erzeugung bekannter Kokshochöfen im Anfang des 19. Jahr- hunderts.
Bei Kokshochöfen für Giessereien konnte man wegen des starken Druckes auf den Vorherd das Eisen nicht mit Kellen ausschöpfen, wie bei den kleinen Holzkohlenöfen; man musste es abstechen. Auch durfte man das Eisen nicht höher halten, als bis der Herd etwa 3/4 voll war.
Für die richtige Kontrolle des Hochofenbetriebes musste eine Schmelztabelle aus den Hüttentafeln zusammengestellt und regelmässig
1) Siehe Lampadius, Hüttenkunde, Bd. II, 4, S. 223
Hochöfen 1801 bis 1815.
(1,55 m3) bei 30 füſsigen (9,42 m) Öfen genommen und in Ruſsland waren Kohlengichten von 80 Kbfſs. (2,09 m3) bei einer Höhe von 40 Fuſs (12,55 m) und einer Weite im Kohlensack von 8 Fuſs (2,51 m) nicht ungewöhnlich. Auf der gräflich Rothenhanschen Hütte zu Delzsch in Böhmen wendete man mit Erfolg ein Gemenge von Holzkohlen und kurzgeschnittenem Tannen- und Fichten-Scheitholz an, im Ver- hältnis von 1 zu 3 1). Viele Metallurgen hatten in der Verkleinerung der Gichten eine groſse Kohlenersparung finden wollen, eine solche ist aber nach Karsten nur bei kleinen Öfen vorteilhaft. Koksgichten konnte man wegen der gröſseren Dichtigkeit des Brennmaterials kleiner machen. In Schlesien wendete man bei 40 Fuſs hohen und 11 bis 12 Fuſs im Kohlensack weiten Schächten Koksgichten von nur 12 Kbfſs. an, so daſs die Koks kaum 2 Zoll hoch im Kohlensack lagen. Doch bewirkten diese kleinen Gichten auch oft Störungen, weshalb man gröſsere Gichten von 24 bis 36 Kbfs. vorzog. Ein Unterschied im Koksverbrauch war dabei nicht wahrzunehmen. Über den Koks- verbrauch in England hat Mushet Angaben gemacht. Er teilt die englischen Steinkohlen in drei Sorten ein:
1. solche, die 62 Proz. Koks mit 2,7 Proz. Asche geben,
2. Backkohlen, welche 50 Proz. Koks mit 4,2 Proz. Asche geben,
3. leichte Kohlen, welche 38 Proz. Koks mit 3,3 Proz. Asche geben.
Auf 1000 Tle. Roheisen werden verbraucht von 1. 2056 Tle., von 2. 2442 Tle. und von 3. 2953 Tle. Der mittlere Koksverbrauch in England betrug demnach etwa 250 Proz., entsprechend 533 Tln. Stein- kohlen und einem Gehalt von Kohlenstoff von 231 Tln.
Zu Creusot verbrauchte man auf 100 Tle. Roheisen 300 Tle. Koks, entsprechend 600 Tln. Steinkohlen; zu Gleiwitz 243 Tle. Koks, ent- sprechend 500 Tln. Steinkohlen.
Die nebenstehende Tabelle giebt eine Zusammenstellung der Gröſse und Erzeugung bekannter Kokshochöfen im Anfang des 19. Jahr- hunderts.
Bei Kokshochöfen für Gieſsereien konnte man wegen des starken Druckes auf den Vorherd das Eisen nicht mit Kellen ausschöpfen, wie bei den kleinen Holzkohlenöfen; man muſste es abstechen. Auch durfte man das Eisen nicht höher halten, als bis der Herd etwa ¾ voll war.
Für die richtige Kontrolle des Hochofenbetriebes muſste eine Schmelztabelle aus den Hüttentafeln zusammengestellt und regelmäſsig
1) Siehe Lampadius, Hüttenkunde, Bd. II, 4, S. 223
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0106"n="90"/><fwplace="top"type="header">Hochöfen 1801 bis 1815.</fw><lb/>
(1,55 m<hirendition="#sup">3</hi>) bei 30 füſsigen (9,42 m) Öfen genommen und in Ruſsland<lb/>
waren Kohlengichten von 80 Kbfſs. (2,09 m<hirendition="#sup">3</hi>) bei einer Höhe von 40 Fuſs<lb/>
(12,55 m) und einer Weite im Kohlensack von 8 Fuſs (2,51 m) nicht<lb/>
ungewöhnlich. Auf der gräflich <hirendition="#g">Rothenhanschen</hi> Hütte zu Delzsch<lb/>
in Böhmen wendete man mit Erfolg ein Gemenge von Holzkohlen<lb/>
und kurzgeschnittenem Tannen- und Fichten-Scheitholz an, im Ver-<lb/>
hältnis von 1 zu 3 <noteplace="foot"n="1)">Siehe <hirendition="#g">Lampadius</hi>, Hüttenkunde, Bd. II, 4, S. 223</note>. Viele Metallurgen hatten in der Verkleinerung<lb/>
der Gichten eine groſse Kohlenersparung finden wollen, eine solche<lb/>
ist aber nach <hirendition="#g">Karsten</hi> nur bei kleinen Öfen vorteilhaft. Koksgichten<lb/>
konnte man wegen der gröſseren Dichtigkeit des Brennmaterials kleiner<lb/>
machen. In Schlesien wendete man bei 40 Fuſs hohen und 11 bis<lb/>
12 Fuſs im Kohlensack weiten Schächten Koksgichten von nur 12 Kbfſs.<lb/>
an, so daſs die Koks kaum 2 Zoll hoch im Kohlensack lagen. Doch<lb/>
bewirkten diese kleinen Gichten auch oft Störungen, weshalb man<lb/>
gröſsere Gichten von 24 bis 36 Kbfs. vorzog. Ein Unterschied im<lb/>
Koksverbrauch war dabei nicht wahrzunehmen. Über den Koks-<lb/>
verbrauch in England hat <hirendition="#g">Mushet</hi> Angaben gemacht. Er teilt die<lb/>
englischen Steinkohlen in drei Sorten ein:</p><lb/><list><item>1. solche, die 62 Proz. Koks mit 2,7 Proz. Asche geben,</item><lb/><item>2. Backkohlen, welche 50 Proz. Koks mit 4,2 Proz. Asche geben,</item><lb/><item>3. leichte Kohlen, welche 38 Proz. Koks mit 3,3 Proz. Asche geben.</item></list><lb/><p>Auf 1000 Tle. Roheisen werden verbraucht von 1. 2056 Tle., von<lb/>
2. 2442 Tle. und von 3. 2953 Tle. Der mittlere Koksverbrauch in<lb/>
England betrug demnach etwa 250 Proz., entsprechend 533 Tln. Stein-<lb/>
kohlen und einem Gehalt von Kohlenstoff von 231 Tln.</p><lb/><p>Zu Creusot verbrauchte man auf 100 Tle. Roheisen 300 Tle. Koks,<lb/>
entsprechend 600 Tln. Steinkohlen; zu Gleiwitz 243 Tle. Koks, ent-<lb/>
sprechend 500 Tln. Steinkohlen.</p><lb/><p>Die nebenstehende Tabelle giebt eine Zusammenstellung der<lb/>
Gröſse und Erzeugung bekannter Kokshochöfen im Anfang des 19. Jahr-<lb/>
hunderts.</p><lb/><p>Bei Kokshochöfen für Gieſsereien konnte man wegen des starken<lb/>
Druckes auf den Vorherd das Eisen nicht mit Kellen ausschöpfen,<lb/>
wie bei den kleinen Holzkohlenöfen; man muſste es abstechen. Auch<lb/>
durfte man das Eisen nicht höher halten, als bis der Herd etwa ¾<lb/>
voll war.</p><lb/><p>Für die richtige Kontrolle des Hochofenbetriebes muſste eine<lb/>
Schmelztabelle aus den Hüttentafeln zusammengestellt und regelmäſsig<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[90/0106]
Hochöfen 1801 bis 1815.
(1,55 m3) bei 30 füſsigen (9,42 m) Öfen genommen und in Ruſsland
waren Kohlengichten von 80 Kbfſs. (2,09 m3) bei einer Höhe von 40 Fuſs
(12,55 m) und einer Weite im Kohlensack von 8 Fuſs (2,51 m) nicht
ungewöhnlich. Auf der gräflich Rothenhanschen Hütte zu Delzsch
in Böhmen wendete man mit Erfolg ein Gemenge von Holzkohlen
und kurzgeschnittenem Tannen- und Fichten-Scheitholz an, im Ver-
hältnis von 1 zu 3 1). Viele Metallurgen hatten in der Verkleinerung
der Gichten eine groſse Kohlenersparung finden wollen, eine solche
ist aber nach Karsten nur bei kleinen Öfen vorteilhaft. Koksgichten
konnte man wegen der gröſseren Dichtigkeit des Brennmaterials kleiner
machen. In Schlesien wendete man bei 40 Fuſs hohen und 11 bis
12 Fuſs im Kohlensack weiten Schächten Koksgichten von nur 12 Kbfſs.
an, so daſs die Koks kaum 2 Zoll hoch im Kohlensack lagen. Doch
bewirkten diese kleinen Gichten auch oft Störungen, weshalb man
gröſsere Gichten von 24 bis 36 Kbfs. vorzog. Ein Unterschied im
Koksverbrauch war dabei nicht wahrzunehmen. Über den Koks-
verbrauch in England hat Mushet Angaben gemacht. Er teilt die
englischen Steinkohlen in drei Sorten ein:
1. solche, die 62 Proz. Koks mit 2,7 Proz. Asche geben,
2. Backkohlen, welche 50 Proz. Koks mit 4,2 Proz. Asche geben,
3. leichte Kohlen, welche 38 Proz. Koks mit 3,3 Proz. Asche geben.
Auf 1000 Tle. Roheisen werden verbraucht von 1. 2056 Tle., von
2. 2442 Tle. und von 3. 2953 Tle. Der mittlere Koksverbrauch in
England betrug demnach etwa 250 Proz., entsprechend 533 Tln. Stein-
kohlen und einem Gehalt von Kohlenstoff von 231 Tln.
Zu Creusot verbrauchte man auf 100 Tle. Roheisen 300 Tle. Koks,
entsprechend 600 Tln. Steinkohlen; zu Gleiwitz 243 Tle. Koks, ent-
sprechend 500 Tln. Steinkohlen.
Die nebenstehende Tabelle giebt eine Zusammenstellung der
Gröſse und Erzeugung bekannter Kokshochöfen im Anfang des 19. Jahr-
hunderts.
Bei Kokshochöfen für Gieſsereien konnte man wegen des starken
Druckes auf den Vorherd das Eisen nicht mit Kellen ausschöpfen,
wie bei den kleinen Holzkohlenöfen; man muſste es abstechen. Auch
durfte man das Eisen nicht höher halten, als bis der Herd etwa ¾
voll war.
Für die richtige Kontrolle des Hochofenbetriebes muſste eine
Schmelztabelle aus den Hüttentafeln zusammengestellt und regelmäſsig
1) Siehe Lampadius, Hüttenkunde, Bd. II, 4, S. 223
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/106>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.