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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Hochöfen 1801 bis 1815.
1802 auch patentieren liess. Dieser Ofen hatte zwei Formen auf einer
Seite und zwei Abstichseiten. Es war gewissermassen ein Doppel-
ofen, mit der Rückseite verbunden 1). Jede Seite hatte ihren Tümpel
und Wallstein und dem entsprechend ihren Abstich und ihre Giess-
halle 2). Der Ofen sollte angeblich Brennmaterial ersparen und besseres
Eisen liefern als die Öfen der Umgegend. Da aber diese eigentümliche
Gattung mit diesem einzigen Exemplar ausstarb, so müssen die Vor-
züge jedenfalls nicht so weit her gewesen sein. Die zwei Vorherde
mussten jedenfalls das Gestell sehr abkühlen.

Ein praktischer Fortschritt von grosser Wichtigkeit waren die
Wasserformen. Nach O'Reilly waren solche doppelte oder hohle
Düsen, durch welche ein starker Wasserfaden lief, um die Düsen vor
der Glut zu schützen, im Anfange des Jahrhunderts zu Bradley im
Gebrauch. Man blies bei den Kokshochöfen mit sehr starker Pressung.
Nach O'Reilly betrug dieselbe 1801 bei dem Hochofen von Devon
in Schottland 7 Zoll (21 mm) Quecksilber. Karsten giebt kupfernen
Formen den Vorzug vor Thon- und Eisenformen.

Karsten hält sich gegenüber der Frage, ob die runde oder die
viereckige Zustellung besser sei, völlig neutral. Er erklärt (§. 558)
die Gestalt der Querschnitte der Hochofenschächte für gleichgültig,
weil ein runder und ein viereckiger Schacht bei gleichem Flächeninhalt
in jeder Höhe des Querschnittes "unbezweifelt ganz gleiche Dienste
thun würden". Wie bekannt, hat die Praxis Karstens Ansicht nicht
recht gegeben, wir erwähnen sie aber als charakteristisch für
jene Zeit.

Karsten empfiehlt das Abdecken der Gicht um die Gichtöffnung
mit eisernen Platten.

Bei dem Anwärmen und Anblasen der Kokshochöfen verfuhr
man mit noch grösserer Vorsicht als bei den Holzkohlenöfen. Das
vor dem Gestell angefachte Steinkohlenfeuer näherte man nur sehr
langsam dem Vorherd und brachte oft erst nach acht Tagen Feuer
ins Gestell. Beim Abwärmen musste man sehr oft, gewöhnlich alle
sechs Stunden, Rost schlagen, um den Herd zu reinigen. Dies geschah
in der Weise, dass man ein Paar Brechstangen dicht unter dem Tümpel
bis zum Rückstein vortrieb, sie auf einer vor dem Tümpel auf den
beiden Vorderbacken lagernden Querstange ruhen liess und durch
angehängte Gewichte in dieser Lage erhielt, dann eine eiserne Platte

1) Siehe Annales des arts et manufactures, Nr. 72, p. 113 und von Molls
Ephemeriden, IV, 437.
2) Siehe Annales des arts et manufactures, 28. Fevr. 1806.

Hochöfen 1801 bis 1815.
1802 auch patentieren lieſs. Dieser Ofen hatte zwei Formen auf einer
Seite und zwei Abstichseiten. Es war gewissermaſsen ein Doppel-
ofen, mit der Rückseite verbunden 1). Jede Seite hatte ihren Tümpel
und Wallstein und dem entsprechend ihren Abstich und ihre Gieſs-
halle 2). Der Ofen sollte angeblich Brennmaterial ersparen und besseres
Eisen liefern als die Öfen der Umgegend. Da aber diese eigentümliche
Gattung mit diesem einzigen Exemplar ausstarb, so müssen die Vor-
züge jedenfalls nicht so weit her gewesen sein. Die zwei Vorherde
muſsten jedenfalls das Gestell sehr abkühlen.

Ein praktischer Fortschritt von groſser Wichtigkeit waren die
Wasserformen. Nach O’Reilly waren solche doppelte oder hohle
Düsen, durch welche ein starker Wasserfaden lief, um die Düsen vor
der Glut zu schützen, im Anfange des Jahrhunderts zu Bradley im
Gebrauch. Man blies bei den Kokshochöfen mit sehr starker Pressung.
Nach O’Reilly betrug dieselbe 1801 bei dem Hochofen von Devon
in Schottland 7 Zoll (21 mm) Quecksilber. Karsten giebt kupfernen
Formen den Vorzug vor Thon- und Eisenformen.

Karsten hält sich gegenüber der Frage, ob die runde oder die
viereckige Zustellung besser sei, völlig neutral. Er erklärt (§. 558)
die Gestalt der Querschnitte der Hochofenschächte für gleichgültig,
weil ein runder und ein viereckiger Schacht bei gleichem Flächeninhalt
in jeder Höhe des Querschnittes „unbezweifelt ganz gleiche Dienste
thun würden“. Wie bekannt, hat die Praxis Karstens Ansicht nicht
recht gegeben, wir erwähnen sie aber als charakteristisch für
jene Zeit.

Karsten empfiehlt das Abdecken der Gicht um die Gichtöffnung
mit eisernen Platten.

Bei dem Anwärmen und Anblasen der Kokshochöfen verfuhr
man mit noch gröſserer Vorsicht als bei den Holzkohlenöfen. Das
vor dem Gestell angefachte Steinkohlenfeuer näherte man nur sehr
langsam dem Vorherd und brachte oft erst nach acht Tagen Feuer
ins Gestell. Beim Abwärmen muſste man sehr oft, gewöhnlich alle
sechs Stunden, Rost schlagen, um den Herd zu reinigen. Dies geschah
in der Weise, daſs man ein Paar Brechstangen dicht unter dem Tümpel
bis zum Rückstein vortrieb, sie auf einer vor dem Tümpel auf den
beiden Vorderbacken lagernden Querstange ruhen lieſs und durch
angehängte Gewichte in dieser Lage erhielt, dann eine eiserne Platte

1) Siehe Annales des arts et manufactures, Nr. 72, p. 113 und von Molls
Ephemeriden, IV, 437.
2) Siehe Annales des arts et manufactures, 28. Fevr. 1806.
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[88/0104] Hochöfen 1801 bis 1815. 1802 auch patentieren lieſs. Dieser Ofen hatte zwei Formen auf einer Seite und zwei Abstichseiten. Es war gewissermaſsen ein Doppel- ofen, mit der Rückseite verbunden 1). Jede Seite hatte ihren Tümpel und Wallstein und dem entsprechend ihren Abstich und ihre Gieſs- halle 2). Der Ofen sollte angeblich Brennmaterial ersparen und besseres Eisen liefern als die Öfen der Umgegend. Da aber diese eigentümliche Gattung mit diesem einzigen Exemplar ausstarb, so müssen die Vor- züge jedenfalls nicht so weit her gewesen sein. Die zwei Vorherde muſsten jedenfalls das Gestell sehr abkühlen. Ein praktischer Fortschritt von groſser Wichtigkeit waren die Wasserformen. Nach O’Reilly waren solche doppelte oder hohle Düsen, durch welche ein starker Wasserfaden lief, um die Düsen vor der Glut zu schützen, im Anfange des Jahrhunderts zu Bradley im Gebrauch. Man blies bei den Kokshochöfen mit sehr starker Pressung. Nach O’Reilly betrug dieselbe 1801 bei dem Hochofen von Devon in Schottland 7 Zoll (21 mm) Quecksilber. Karsten giebt kupfernen Formen den Vorzug vor Thon- und Eisenformen. Karsten hält sich gegenüber der Frage, ob die runde oder die viereckige Zustellung besser sei, völlig neutral. Er erklärt (§. 558) die Gestalt der Querschnitte der Hochofenschächte für gleichgültig, weil ein runder und ein viereckiger Schacht bei gleichem Flächeninhalt in jeder Höhe des Querschnittes „unbezweifelt ganz gleiche Dienste thun würden“. Wie bekannt, hat die Praxis Karstens Ansicht nicht recht gegeben, wir erwähnen sie aber als charakteristisch für jene Zeit. Karsten empfiehlt das Abdecken der Gicht um die Gichtöffnung mit eisernen Platten. Bei dem Anwärmen und Anblasen der Kokshochöfen verfuhr man mit noch gröſserer Vorsicht als bei den Holzkohlenöfen. Das vor dem Gestell angefachte Steinkohlenfeuer näherte man nur sehr langsam dem Vorherd und brachte oft erst nach acht Tagen Feuer ins Gestell. Beim Abwärmen muſste man sehr oft, gewöhnlich alle sechs Stunden, Rost schlagen, um den Herd zu reinigen. Dies geschah in der Weise, daſs man ein Paar Brechstangen dicht unter dem Tümpel bis zum Rückstein vortrieb, sie auf einer vor dem Tümpel auf den beiden Vorderbacken lagernden Querstange ruhen lieſs und durch angehängte Gewichte in dieser Lage erhielt, dann eine eiserne Platte 1) Siehe Annales des arts et manufactures, Nr. 72, p. 113 und von Molls Ephemeriden, IV, 437. 2) Siehe Annales des arts et manufactures, 28. Fevr. 1806.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/104>, abgerufen am 28.11.2024.