Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

Hochöfen 1801 bis 1815.
390 bis 401 Ctr. Man hatte bei diesem Abstande der Formen von
10 Zoll bessere Resultate erhalten als bei dem Abstande von 3 bis
5 Zoll. Kokshochöfen baute man bereits stets mit zwei Formen.
Drei Formen waren ebenfalls in England schon in Anwendung ge-
bracht worden. Karsten sagt (1816): Hochofenzustellungen mit drei
Formen im Formstein, Windstein und Rückstein sind in neuester Zeit
in England angewendet worden; bei langen und grossen Gestellen und
bei hinlänglicher Windmasse muss diese Zustellung unbezweifelt den
grössten Nutzen gewähren.

Der frühere Versuch auf dem Eisenwerke Leven, mit zwei Formen
auf einer Seite und einer auf der entgegengesetzten zu blasen, hatte
keine Nachahmung gefunden. Zu Lerbach, Altenau und Steinrenne im
Harz legte man allerdings um diese Zeit die zwei Formen neben-
einander und zwar so, dass die Mittellinie jeder Form 6 Zoll von dem
Mittelpunkte des Gestelles und 8 bis 9 Zoll vom Rücken- und Wall-
steine ablagen. Hierdurch brachte man die Produktion zu Altenau von
250 auf 310 Ctr. und zu Lerbach von 160 auf 200 Ctr. in der Woche.
Dagegen hatte O'Reilly schon im Jahre 1802 die Anlage von drei
Formen bei dem Umbau eines Hochofens zu Prenilly im Departement
de l'Indre empfohlen 1); über die Ausführung liegen bestimmte Nach-
richten nicht vor.

1805 wurde der 35 Fuss hohe Hochofen von Treybach mit drei
Formen zugestellt. Die Produktion stieg dadurch von 128 Ctr. auf
160 Ctr. Sie sank sofort wieder auf die frühere Höhe, als man sich

[Abbildung] Fig. 20.
gezwungen sah, die dritte Form während des Ganges wieder heraus-
zureissen.

Einen eigentümlichen Ofen (Fig. 20) erbaute James Birch zu
Abernaut in der Gegend von Merthyr-Tydwill, den er sich am 6. April

1) Siehe O'Reilly, Annales des arts et manufactures. T. X, p. 122,
Tab. VI.

Hochöfen 1801 bis 1815.
390 bis 401 Ctr. Man hatte bei diesem Abstande der Formen von
10 Zoll bessere Resultate erhalten als bei dem Abstande von 3 bis
5 Zoll. Kokshochöfen baute man bereits stets mit zwei Formen.
Drei Formen waren ebenfalls in England schon in Anwendung ge-
bracht worden. Karsten sagt (1816): Hochofenzustellungen mit drei
Formen im Formstein, Windstein und Rückstein sind in neuester Zeit
in England angewendet worden; bei langen und groſsen Gestellen und
bei hinlänglicher Windmasse muſs diese Zustellung unbezweifelt den
gröſsten Nutzen gewähren.

Der frühere Versuch auf dem Eisenwerke Leven, mit zwei Formen
auf einer Seite und einer auf der entgegengesetzten zu blasen, hatte
keine Nachahmung gefunden. Zu Lerbach, Altenau und Steinrenne im
Harz legte man allerdings um diese Zeit die zwei Formen neben-
einander und zwar so, daſs die Mittellinie jeder Form 6 Zoll von dem
Mittelpunkte des Gestelles und 8 bis 9 Zoll vom Rücken- und Wall-
steine ablagen. Hierdurch brachte man die Produktion zu Altenau von
250 auf 310 Ctr. und zu Lerbach von 160 auf 200 Ctr. in der Woche.
Dagegen hatte O’Reilly schon im Jahre 1802 die Anlage von drei
Formen bei dem Umbau eines Hochofens zu Prenilly im Departement
de l’Indre empfohlen 1); über die Ausführung liegen bestimmte Nach-
richten nicht vor.

1805 wurde der 35 Fuſs hohe Hochofen von Treybach mit drei
Formen zugestellt. Die Produktion stieg dadurch von 128 Ctr. auf
160 Ctr. Sie sank sofort wieder auf die frühere Höhe, als man sich

[Abbildung] Fig. 20.
gezwungen sah, die dritte Form während des Ganges wieder heraus-
zureiſsen.

Einen eigentümlichen Ofen (Fig. 20) erbaute James Birch zu
Abernaut in der Gegend von Merthyr-Tydwill, den er sich am 6. April

1) Siehe O’Reilly, Annales des arts et manufactures. T. X, p. 122,
Tab. VI.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0103" n="87"/><fw place="top" type="header">Hochöfen 1801 bis 1815.</fw><lb/>
390 bis 401 Ctr. Man hatte bei diesem Abstande der Formen von<lb/>
10 Zoll bessere Resultate erhalten als bei dem Abstande von 3 bis<lb/>
5 Zoll. Kokshochöfen baute man bereits stets mit zwei Formen.<lb/>
Drei Formen waren ebenfalls in England schon in Anwendung ge-<lb/>
bracht worden. <hi rendition="#g">Karsten</hi> sagt (1816): Hochofenzustellungen mit drei<lb/>
Formen im Formstein, Windstein und Rückstein sind in neuester Zeit<lb/>
in England angewendet worden; bei langen und gro&#x017F;sen Gestellen und<lb/>
bei hinlänglicher Windmasse mu&#x017F;s diese Zustellung unbezweifelt den<lb/>
grö&#x017F;sten Nutzen gewähren.</p><lb/>
              <p>Der frühere Versuch auf dem Eisenwerke Leven, mit zwei Formen<lb/>
auf einer Seite und einer auf der entgegengesetzten zu blasen, hatte<lb/>
keine Nachahmung gefunden. Zu Lerbach, Altenau und Steinrenne im<lb/>
Harz legte man allerdings um diese Zeit die zwei Formen neben-<lb/>
einander und zwar so, da&#x017F;s die Mittellinie jeder Form 6 Zoll von dem<lb/>
Mittelpunkte des Gestelles und 8 bis 9 Zoll vom Rücken- und Wall-<lb/>
steine ablagen. Hierdurch brachte man die Produktion zu Altenau von<lb/>
250 auf 310 Ctr. und zu Lerbach von 160 auf 200 Ctr. in der Woche.<lb/>
Dagegen hatte <hi rendition="#g">O&#x2019;Reilly</hi> schon im Jahre 1802 die Anlage von drei<lb/>
Formen bei dem Umbau eines Hochofens zu Prenilly im Departement<lb/>
de l&#x2019;Indre empfohlen <note place="foot" n="1)">Siehe <hi rendition="#g">O&#x2019;Reilly</hi>, Annales des arts et manufactures. T. X, p. 122,<lb/>
Tab. VI.</note>; über die Ausführung liegen bestimmte Nach-<lb/>
richten nicht vor.</p><lb/>
              <p>1805 wurde der 35 Fu&#x017F;s hohe Hochofen von Treybach mit drei<lb/>
Formen zugestellt. Die Produktion stieg dadurch von 128 Ctr. auf<lb/>
160 Ctr. Sie sank sofort wieder auf die frühere Höhe, als man sich<lb/><figure><head>Fig. 20.</head></figure><lb/>
gezwungen sah, die dritte Form während des Ganges wieder heraus-<lb/>
zurei&#x017F;sen.</p><lb/>
              <p>Einen eigentümlichen Ofen (Fig. 20) erbaute <hi rendition="#g">James Birch</hi> zu<lb/>
Abernaut in der Gegend von Merthyr-Tydwill, den er sich am 6. April<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0103] Hochöfen 1801 bis 1815. 390 bis 401 Ctr. Man hatte bei diesem Abstande der Formen von 10 Zoll bessere Resultate erhalten als bei dem Abstande von 3 bis 5 Zoll. Kokshochöfen baute man bereits stets mit zwei Formen. Drei Formen waren ebenfalls in England schon in Anwendung ge- bracht worden. Karsten sagt (1816): Hochofenzustellungen mit drei Formen im Formstein, Windstein und Rückstein sind in neuester Zeit in England angewendet worden; bei langen und groſsen Gestellen und bei hinlänglicher Windmasse muſs diese Zustellung unbezweifelt den gröſsten Nutzen gewähren. Der frühere Versuch auf dem Eisenwerke Leven, mit zwei Formen auf einer Seite und einer auf der entgegengesetzten zu blasen, hatte keine Nachahmung gefunden. Zu Lerbach, Altenau und Steinrenne im Harz legte man allerdings um diese Zeit die zwei Formen neben- einander und zwar so, daſs die Mittellinie jeder Form 6 Zoll von dem Mittelpunkte des Gestelles und 8 bis 9 Zoll vom Rücken- und Wall- steine ablagen. Hierdurch brachte man die Produktion zu Altenau von 250 auf 310 Ctr. und zu Lerbach von 160 auf 200 Ctr. in der Woche. Dagegen hatte O’Reilly schon im Jahre 1802 die Anlage von drei Formen bei dem Umbau eines Hochofens zu Prenilly im Departement de l’Indre empfohlen 1); über die Ausführung liegen bestimmte Nach- richten nicht vor. 1805 wurde der 35 Fuſs hohe Hochofen von Treybach mit drei Formen zugestellt. Die Produktion stieg dadurch von 128 Ctr. auf 160 Ctr. Sie sank sofort wieder auf die frühere Höhe, als man sich [Abbildung Fig. 20.] gezwungen sah, die dritte Form während des Ganges wieder heraus- zureiſsen. Einen eigentümlichen Ofen (Fig. 20) erbaute James Birch zu Abernaut in der Gegend von Merthyr-Tydwill, den er sich am 6. April 1) Siehe O’Reilly, Annales des arts et manufactures. T. X, p. 122, Tab. VI.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/103
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/103>, abgerufen am 28.11.2024.