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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Hochöfen 1801 bis 1815.
Massverhältnissen des Hochofens auch, dass die Dichtigkeit des Win-
des oder die Pressung zu der Beschaffenheit der Kohle in richtigem
Verhältnis stand. Diese war sehr ungleich für leichte Holzkohle und
festen Koks. Karsten giebt die nachfolgenden Windpressungen,
gemessen durch die Höhen der Wassersäule, welchen sie das Gleich-
gewicht halten, an. Diese sollen, um die Kohlen mit grösster Wirkung
zu verbrennen, betragen 1):

bei sehr leichten Tannen- und Fichtenkohlen zwi-
schen     1 2) bis 11/2 Fuss
" guten und nicht überbrannten Fichten- und
Tannenkohlen     11/2 " 2 "
" harten, gesunden Kiefern- und Laubholzkohlen 2 " 3 "
" weichen und leicht verbrennlichen Koks     4 " 6 "
" harten und schwer " "     6 " 8 "

Die Menge des Windes und die Grösse des Hochofens müssen in
einem gewissen Verhältnis stehen; doch lassen sich bestimmte Zahlen
dafür nicht angeben. Karsten sagt, ein Gebläse, welches in jeder
Minute 1200 Kbfss. (37,1 cbm) Luft hergiebt, scheint einen 40 Fuss
(12,55 m) hohen, mit Holzkohlen betriebenen Ofen bis zur Gicht hin-
länglich erhitzen zu können, wenn der Wind mit der, der Beschaffen-
heit der Kohlen angemessenen Windgeschwindigkeit ausströmt. Ein
Gebläse, welches nur 200 bis 300 Kbfss. (6,18 bis 9,23 cbm) Luft
liefert, würde einem 20 Fuss (6,28 m) hohen Ofen, dessen grösste Weite
5 Fuss (1,57 m) beträgt, kaum gehörige Hitze mitteilen.

Obgleich zu Anfang des 19. Jahrhunderts die meisten Hochöfen,
selbst in England, nach alter Weise nur eine Form hatten, so war
doch praktisch und theoretisch die Zweckmässigkeit, ja die Notwendig-
keit von zwei auf den beiden Seiten, rechts und links der Vorder-
seite, sich gegenüberliegender Formen anerkannt. Die Bedenken, dass
die beiden entgegengesetzten Windströme sich stören könnten, war
durch die Erfahrung widerlegt.

Indessen ging man auf dem Kontinente doch nicht ohne Ängst-
lichkeit an diese Neuerung. Als man im Jahre 1807 den Hochofen
zu Elend mit zwei Formen zustellte, legte man dieselben 10 Zoll, vom
Mittel jeder Form an gerechnet, aneinander vorbei. Das Ausbringen,
das vordem 300 bis 320 Ctr. wöchentlich betragen hatte, stieg auf

1) Vergl. Roebuck, Über das Verhältnis der Geschwindigkeit zu der Menge
des Windes, und Beweis, dass zu grosse Geschwindigkeit wegen des geringen Aus-
bringens nachteilig sei; Gilberts Ann. d. Phys., IX, 54.
2) 1 Fuss = 0,31385 m.

Hochöfen 1801 bis 1815.
Maſsverhältnissen des Hochofens auch, daſs die Dichtigkeit des Win-
des oder die Pressung zu der Beschaffenheit der Kohle in richtigem
Verhältnis stand. Diese war sehr ungleich für leichte Holzkohle und
festen Koks. Karsten giebt die nachfolgenden Windpressungen,
gemessen durch die Höhen der Wassersäule, welchen sie das Gleich-
gewicht halten, an. Diese sollen, um die Kohlen mit gröſster Wirkung
zu verbrennen, betragen 1):

bei sehr leichten Tannen- und Fichtenkohlen zwi-
schen     1 2) bis 1½ Fuſs
„ guten und nicht überbrannten Fichten- und
Tannenkohlen     1½ „ 2 „
„ harten, gesunden Kiefern- und Laubholzkohlen 2 „ 3 „
„ weichen und leicht verbrennlichen Koks     4 „ 6 „
„ harten und schwer „ „     6 „ 8 „

Die Menge des Windes und die Gröſse des Hochofens müssen in
einem gewissen Verhältnis stehen; doch lassen sich bestimmte Zahlen
dafür nicht angeben. Karsten sagt, ein Gebläse, welches in jeder
Minute 1200 Kbfſs. (37,1 cbm) Luft hergiebt, scheint einen 40 Fuſs
(12,55 m) hohen, mit Holzkohlen betriebenen Ofen bis zur Gicht hin-
länglich erhitzen zu können, wenn der Wind mit der, der Beschaffen-
heit der Kohlen angemessenen Windgeschwindigkeit ausströmt. Ein
Gebläse, welches nur 200 bis 300 Kbfſs. (6,18 bis 9,23 cbm) Luft
liefert, würde einem 20 Fuſs (6,28 m) hohen Ofen, dessen gröſste Weite
5 Fuſs (1,57 m) beträgt, kaum gehörige Hitze mitteilen.

Obgleich zu Anfang des 19. Jahrhunderts die meisten Hochöfen,
selbst in England, nach alter Weise nur eine Form hatten, so war
doch praktisch und theoretisch die Zweckmäſsigkeit, ja die Notwendig-
keit von zwei auf den beiden Seiten, rechts und links der Vorder-
seite, sich gegenüberliegender Formen anerkannt. Die Bedenken, daſs
die beiden entgegengesetzten Windströme sich stören könnten, war
durch die Erfahrung widerlegt.

Indessen ging man auf dem Kontinente doch nicht ohne Ängst-
lichkeit an diese Neuerung. Als man im Jahre 1807 den Hochofen
zu Elend mit zwei Formen zustellte, legte man dieselben 10 Zoll, vom
Mittel jeder Form an gerechnet, aneinander vorbei. Das Ausbringen,
das vordem 300 bis 320 Ctr. wöchentlich betragen hatte, stieg auf

1) Vergl. Roebuck, Über das Verhältnis der Geschwindigkeit zu der Menge
des Windes, und Beweis, daſs zu groſse Geschwindigkeit wegen des geringen Aus-
bringens nachteilig sei; Gilberts Ann. d. Phys., IX, 54.
2) 1 Fuſs = 0,31385 m.
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[86/0102] Hochöfen 1801 bis 1815. Maſsverhältnissen des Hochofens auch, daſs die Dichtigkeit des Win- des oder die Pressung zu der Beschaffenheit der Kohle in richtigem Verhältnis stand. Diese war sehr ungleich für leichte Holzkohle und festen Koks. Karsten giebt die nachfolgenden Windpressungen, gemessen durch die Höhen der Wassersäule, welchen sie das Gleich- gewicht halten, an. Diese sollen, um die Kohlen mit gröſster Wirkung zu verbrennen, betragen 1): bei sehr leichten Tannen- und Fichtenkohlen zwi- schen 1 2) bis 1½ Fuſs „ guten und nicht überbrannten Fichten- und Tannenkohlen 1½ „ 2 „ „ harten, gesunden Kiefern- und Laubholzkohlen 2 „ 3 „ „ weichen und leicht verbrennlichen Koks 4 „ 6 „ „ harten und schwer „ „ 6 „ 8 „ Die Menge des Windes und die Gröſse des Hochofens müssen in einem gewissen Verhältnis stehen; doch lassen sich bestimmte Zahlen dafür nicht angeben. Karsten sagt, ein Gebläse, welches in jeder Minute 1200 Kbfſs. (37,1 cbm) Luft hergiebt, scheint einen 40 Fuſs (12,55 m) hohen, mit Holzkohlen betriebenen Ofen bis zur Gicht hin- länglich erhitzen zu können, wenn der Wind mit der, der Beschaffen- heit der Kohlen angemessenen Windgeschwindigkeit ausströmt. Ein Gebläse, welches nur 200 bis 300 Kbfſs. (6,18 bis 9,23 cbm) Luft liefert, würde einem 20 Fuſs (6,28 m) hohen Ofen, dessen gröſste Weite 5 Fuſs (1,57 m) beträgt, kaum gehörige Hitze mitteilen. Obgleich zu Anfang des 19. Jahrhunderts die meisten Hochöfen, selbst in England, nach alter Weise nur eine Form hatten, so war doch praktisch und theoretisch die Zweckmäſsigkeit, ja die Notwendig- keit von zwei auf den beiden Seiten, rechts und links der Vorder- seite, sich gegenüberliegender Formen anerkannt. Die Bedenken, daſs die beiden entgegengesetzten Windströme sich stören könnten, war durch die Erfahrung widerlegt. Indessen ging man auf dem Kontinente doch nicht ohne Ängst- lichkeit an diese Neuerung. Als man im Jahre 1807 den Hochofen zu Elend mit zwei Formen zustellte, legte man dieselben 10 Zoll, vom Mittel jeder Form an gerechnet, aneinander vorbei. Das Ausbringen, das vordem 300 bis 320 Ctr. wöchentlich betragen hatte, stieg auf 1) Vergl. Roebuck, Über das Verhältnis der Geschwindigkeit zu der Menge des Windes, und Beweis, daſs zu groſse Geschwindigkeit wegen des geringen Aus- bringens nachteilig sei; Gilberts Ann. d. Phys., IX, 54. 2) 1 Fuſs = 0,31385 m.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/102>, abgerufen am 28.11.2024.