Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

Preussen 1851 bis 1860.
Burg. Anfang März 1848 wurde die von der Seehandlung begründete
grosse Eisengiesserei der Firma Hasenclever, Burlage & Komp.
zu Burgthal am Eschbach von aufrührerischen Eisenarbeitern zerstört
und niedergebrannt. Auf die Eisengiessereien hier und in Solingen
hatte sich ganz besonders der Hass der Schmiedewarenfabrikanten ge-
worfen. Auf der Burger Bach lagen 1853 die Eisen- und Stahlwaren-
fabrik Burgthal, eine Fabrik für Wagenfedern und das Stahlwalzwerk
"Neufabrik". Ausserdem zählte man in der Gemeinde Burg 4 Stahl-
hämmer mit 8 Raffinierfeuern und 5 Schleifkotten.

Noch grösser als 1855 war die Produktionszunahme von Eisen
und Stahl im Jahre 1856 in Preussen. Sie betrug 2098085 Ctr.

Im westfälischen Distrikt (Oberbergamt Dortmund) wurden
sieben neue Hochöfen angeblasen, darunter der Ofen Nr. II der
Henrichshütte. Zu Mühlhofen a. Rh. in der Nähe von Sayn wurde
eine neue Hochofenhütte angelegt. Wie sehr der Koksbetrieb den
Holzkohlenbetrieb in Westfalen verdrängt hatte, zeigt folgende Zu-
sammenstellung:

[Tabelle]

Auch im Siegerland hatte der hohe Preis der Holzkohlen damals
viele Hochofenhütten veranlasst, Koks ganz oder teilweise zu benutzen.
62,7 Proz. der Produktion wurde mit Holzkohlen, 13 Proz. mit Koks
und 24,3 Proz. mit Holzkohlen und Koks gemischt erblasen. Die Hütten-
reisen dauerten viel länger als früher; während man vordem glaubte,
ein Hochofen könne nicht länger als höchstens 30 Wochen betrieben
werden, kamen jetzt Kampagnen von 400 Tagen und mehr vor. --
Auf den Rhein- und Moselhütten wurden ebenfalls Holzkohlen und Koks
gemischt verwendet.

In Westfalen hatte Hörde seine Produktion um 77194 Ctr.
vermehrt. Neue Puddel- und Walzwerke waren die Steinhäuser-
hütte mit 14 Puddel- und 8 Schweissöfen, Cosack & Komp. bei
Hamm mit 6 Puddel- und 3 Schweissöfen. Die von Kamp erbaute
Paulinenhütte bei Dortmund war an eine Aktiengesellschaft über-
gegangen.

Die Blechfabrikation nahm einen ausserordentlich grossen
Umfang besonders in Westfalen und Rheinland an. Es erzeugten

Preuſsen 1851 bis 1860.
Burg. Anfang März 1848 wurde die von der Seehandlung begründete
groſse Eisengieſserei der Firma Hasenclever, Burlage & Komp.
zu Burgthal am Eschbach von aufrührerischen Eisenarbeitern zerstört
und niedergebrannt. Auf die Eisengieſsereien hier und in Solingen
hatte sich ganz besonders der Haſs der Schmiedewarenfabrikanten ge-
worfen. Auf der Burger Bach lagen 1853 die Eisen- und Stahlwaren-
fabrik Burgthal, eine Fabrik für Wagenfedern und das Stahlwalzwerk
„Neufabrik“. Auſserdem zählte man in der Gemeinde Burg 4 Stahl-
hämmer mit 8 Raffinierfeuern und 5 Schleifkotten.

Noch gröſser als 1855 war die Produktionszunahme von Eisen
und Stahl im Jahre 1856 in Preuſsen. Sie betrug 2098085 Ctr.

Im westfälischen Distrikt (Oberbergamt Dortmund) wurden
sieben neue Hochöfen angeblasen, darunter der Ofen Nr. II der
Henrichshütte. Zu Mühlhofen a. Rh. in der Nähe von Sayn wurde
eine neue Hochofenhütte angelegt. Wie sehr der Koksbetrieb den
Holzkohlenbetrieb in Westfalen verdrängt hatte, zeigt folgende Zu-
sammenstellung:

[Tabelle]

Auch im Siegerland hatte der hohe Preis der Holzkohlen damals
viele Hochofenhütten veranlaſst, Koks ganz oder teilweise zu benutzen.
62,7 Proz. der Produktion wurde mit Holzkohlen, 13 Proz. mit Koks
und 24,3 Proz. mit Holzkohlen und Koks gemischt erblasen. Die Hütten-
reisen dauerten viel länger als früher; während man vordem glaubte,
ein Hochofen könne nicht länger als höchstens 30 Wochen betrieben
werden, kamen jetzt Kampagnen von 400 Tagen und mehr vor. —
Auf den Rhein- und Moselhütten wurden ebenfalls Holzkohlen und Koks
gemischt verwendet.

In Westfalen hatte Hörde seine Produktion um 77194 Ctr.
vermehrt. Neue Puddel- und Walzwerke waren die Steinhäuser-
hütte mit 14 Puddel- und 8 Schweiſsöfen, Cosack & Komp. bei
Hamm mit 6 Puddel- und 3 Schweiſsöfen. Die von Kamp erbaute
Paulinenhütte bei Dortmund war an eine Aktiengesellschaft über-
gegangen.

Die Blechfabrikation nahm einen auſserordentlich groſsen
Umfang besonders in Westfalen und Rheinland an. Es erzeugten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f1006" n="990"/><fw place="top" type="header">Preu&#x017F;sen 1851 bis 1860.</fw><lb/>
Burg. Anfang März 1848 wurde die von der Seehandlung begründete<lb/>
gro&#x017F;se Eisengie&#x017F;serei der Firma <hi rendition="#g">Hasenclever, Burlage &amp; Komp</hi>.<lb/>
zu Burgthal am Eschbach von aufrührerischen Eisenarbeitern zerstört<lb/>
und niedergebrannt. Auf die Eisengie&#x017F;sereien hier und in Solingen<lb/>
hatte sich ganz besonders der Ha&#x017F;s der Schmiedewarenfabrikanten ge-<lb/>
worfen. Auf der Burger Bach lagen 1853 die Eisen- und Stahlwaren-<lb/>
fabrik Burgthal, eine Fabrik für Wagenfedern und das Stahlwalzwerk<lb/>
&#x201E;Neufabrik&#x201C;. Au&#x017F;serdem zählte man in der Gemeinde Burg 4 Stahl-<lb/>
hämmer mit 8 Raffinierfeuern und 5 Schleifkotten.</p><lb/>
              <p>Noch grö&#x017F;ser als 1855 war die Produktionszunahme von Eisen<lb/>
und Stahl im Jahre <hi rendition="#g">1856</hi> in Preu&#x017F;sen. Sie betrug 2098085 Ctr.</p><lb/>
              <p>Im <hi rendition="#g">westfälischen Distrikt</hi> (Oberbergamt Dortmund) wurden<lb/>
sieben neue Hochöfen angeblasen, darunter der Ofen Nr. II der<lb/>
Henrichshütte. Zu Mühlhofen a. Rh. in der Nähe von Sayn wurde<lb/>
eine neue Hochofenhütte angelegt. Wie sehr der Koksbetrieb den<lb/>
Holzkohlenbetrieb in Westfalen verdrängt hatte, zeigt folgende Zu-<lb/>
sammenstellung:</p><lb/>
              <table>
                <row>
                  <cell/>
                </row>
              </table>
              <p>Auch im <hi rendition="#g">Siegerland</hi> hatte der hohe Preis der Holzkohlen damals<lb/>
viele Hochofenhütten veranla&#x017F;st, Koks ganz oder teilweise zu benutzen.<lb/>
62,7 Proz. der Produktion wurde mit Holzkohlen, 13 Proz. mit Koks<lb/>
und 24,3 Proz. mit Holzkohlen und Koks gemischt erblasen. Die Hütten-<lb/>
reisen dauerten viel länger als früher; während man vordem glaubte,<lb/>
ein Hochofen könne nicht länger als höchstens 30 Wochen betrieben<lb/>
werden, kamen jetzt Kampagnen von 400 Tagen und mehr vor. &#x2014;<lb/>
Auf den Rhein- und Moselhütten wurden ebenfalls Holzkohlen und Koks<lb/>
gemischt verwendet.</p><lb/>
              <p>In <hi rendition="#g">Westfalen</hi> hatte Hörde seine Produktion um 77194 Ctr.<lb/>
vermehrt. Neue Puddel- und Walzwerke waren die Steinhäuser-<lb/>
hütte mit 14 Puddel- und 8 Schwei&#x017F;söfen, <hi rendition="#g">Cosack &amp; Komp</hi>. bei<lb/>
Hamm mit 6 Puddel- und 3 Schwei&#x017F;söfen. Die von <hi rendition="#g">Kamp</hi> erbaute<lb/>
Paulinenhütte bei Dortmund war an eine Aktiengesellschaft über-<lb/>
gegangen.</p><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#g">Blechfabrikation</hi> nahm einen au&#x017F;serordentlich gro&#x017F;sen<lb/>
Umfang besonders in Westfalen und Rheinland an. Es erzeugten<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[990/1006] Preuſsen 1851 bis 1860. Burg. Anfang März 1848 wurde die von der Seehandlung begründete groſse Eisengieſserei der Firma Hasenclever, Burlage & Komp. zu Burgthal am Eschbach von aufrührerischen Eisenarbeitern zerstört und niedergebrannt. Auf die Eisengieſsereien hier und in Solingen hatte sich ganz besonders der Haſs der Schmiedewarenfabrikanten ge- worfen. Auf der Burger Bach lagen 1853 die Eisen- und Stahlwaren- fabrik Burgthal, eine Fabrik für Wagenfedern und das Stahlwalzwerk „Neufabrik“. Auſserdem zählte man in der Gemeinde Burg 4 Stahl- hämmer mit 8 Raffinierfeuern und 5 Schleifkotten. Noch gröſser als 1855 war die Produktionszunahme von Eisen und Stahl im Jahre 1856 in Preuſsen. Sie betrug 2098085 Ctr. Im westfälischen Distrikt (Oberbergamt Dortmund) wurden sieben neue Hochöfen angeblasen, darunter der Ofen Nr. II der Henrichshütte. Zu Mühlhofen a. Rh. in der Nähe von Sayn wurde eine neue Hochofenhütte angelegt. Wie sehr der Koksbetrieb den Holzkohlenbetrieb in Westfalen verdrängt hatte, zeigt folgende Zu- sammenstellung: Auch im Siegerland hatte der hohe Preis der Holzkohlen damals viele Hochofenhütten veranlaſst, Koks ganz oder teilweise zu benutzen. 62,7 Proz. der Produktion wurde mit Holzkohlen, 13 Proz. mit Koks und 24,3 Proz. mit Holzkohlen und Koks gemischt erblasen. Die Hütten- reisen dauerten viel länger als früher; während man vordem glaubte, ein Hochofen könne nicht länger als höchstens 30 Wochen betrieben werden, kamen jetzt Kampagnen von 400 Tagen und mehr vor. — Auf den Rhein- und Moselhütten wurden ebenfalls Holzkohlen und Koks gemischt verwendet. In Westfalen hatte Hörde seine Produktion um 77194 Ctr. vermehrt. Neue Puddel- und Walzwerke waren die Steinhäuser- hütte mit 14 Puddel- und 8 Schweiſsöfen, Cosack & Komp. bei Hamm mit 6 Puddel- und 3 Schweiſsöfen. Die von Kamp erbaute Paulinenhütte bei Dortmund war an eine Aktiengesellschaft über- gegangen. Die Blechfabrikation nahm einen auſserordentlich groſsen Umfang besonders in Westfalen und Rheinland an. Es erzeugten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/1006
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 990. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/1006>, abgerufen am 04.11.2024.