geglüht und unter einem Tiefhammer geglättet. Die Frischfeuer gingen nach der Harzer Kleinfrischmethode. Hier wurde auch noch ein Zerennfeuer, in dem Wascheisen gefrischt wurde, betrieben.
Die Familie Stumm, die für die Geschichte der Eisenindustrie im Hunsrück und Saargebiet eine so grosse Bedeutung erlangt hat, erscheint zuerst im Besitz des Birkenfelder Hammers bei Kempfeld, wo sich Johann Nikolaus Stumm das noch jetzt stehende Wohn- haus erbaute. Dieser erwarb 1730 Anteil an der Asbacher Hütte und kaufte 1737 den Sensweiler Hammer im Soonwald. 1743 ging die Asbacher Hütte an die Brüder Joh. Nik. Stumm aus Enkirch an der Mosel und Josef Heinrich Stumm vom Birkenfelder Hammer käuflich bezw. in Erbbestand über 1). Zwei Jahre zuvor (1741) waren die Gebrüder Stumm als Teilhaber bei der Gräfen- bacher Hütte, welche 1712 als einem J. G. Koch in Erbbestand zum Teil gehörig genannt wird, eingetreten. Der Sohn von Joh. Nik. Stumm, Johann Heinrich Stumm, welcher badischer Kommerzien- rat wurde, erwarb bezw. erbaute die Abentheuerhütte und den Wei- prather Hammer. Ausser den genannten fünf Werken betrieb er noch den Katzenlocher Hammer. Nach seinem 1781 erfolgten Tode führten seine drei Söhne gemeinschaftlich den Betrieb der Eisenwerke fort und erwarben im 18. Jahrhundert noch 1793 den Weilersbacher Hammer. Ihre weiteren Erwerbungen fallen in das 19. Jahrhundert.
Von ganz besonderem Interesse ist die Geschichte der Eisen- industrie des Saargebietes, von der wir durch die vortrefflichen Untersuchungen des Geheimen Bergrats A. Hasslacher2) genauere Kenntnis haben.
Der 30jährige Krieg hatte die Eisenindustrie jener Gegend voll- ständig vernichtet, und es dauerte Jahrzehnte, bis das Eisenhütten- gewerbe langsam wieder aufzuleben begann. Zu Anfang des 18. Jahr- hunderts waren nur zwei namhafte Werke im Betrieb: Neun- kirchen und Dillingen, von denen letzteres zu Lothringen gehörte.
"Das Eysenberg- und Hammerwerk zu Neunkirchen", in der nassauischen Herrschaft Ottweiler gelegen, wurde am 6. Februar 1700 von dem Grafen Friedrich Ludwig durch "Admodiations-Kontrakt" dem Hans Georg Koch von Zweibrücken zunächst auf 6 Jahre "in Bestand gegeben", d. h. verpachtet. Das Werk umfasste 1 Schmelz-
1) W. Dunker, Bergrevier Koblenz II, S. 63 bis 65.
2) A. Hasslacher, Das Industriegebiet an der Saar und seine hauptsäch- lichsten Industriezweige, Saarbrücken 1879, und von demselben, Beiträge zur älteren Geschichte des Eisenhüttenwesens im Saargebiete, Berlin 1896.
Westfalen und die Rheinlande.
geglüht und unter einem Tiefhammer geglättet. Die Frischfeuer gingen nach der Harzer Kleinfrischmethode. Hier wurde auch noch ein Zerennfeuer, in dem Wascheisen gefrischt wurde, betrieben.
Die Familie Stumm, die für die Geschichte der Eisenindustrie im Hunsrück und Saargebiet eine so groſse Bedeutung erlangt hat, erscheint zuerst im Besitz des Birkenfelder Hammers bei Kempfeld, wo sich Johann Nikolaus Stumm das noch jetzt stehende Wohn- haus erbaute. Dieser erwarb 1730 Anteil an der Asbacher Hütte und kaufte 1737 den Sensweiler Hammer im Soonwald. 1743 ging die Asbacher Hütte an die Brüder Joh. Nik. Stumm aus Enkirch an der Mosel und Josef Heinrich Stumm vom Birkenfelder Hammer käuflich bezw. in Erbbestand über 1). Zwei Jahre zuvor (1741) waren die Gebrüder Stumm als Teilhaber bei der Gräfen- bacher Hütte, welche 1712 als einem J. G. Koch in Erbbestand zum Teil gehörig genannt wird, eingetreten. Der Sohn von Joh. Nik. Stumm, Johann Heinrich Stumm, welcher badischer Kommerzien- rat wurde, erwarb bezw. erbaute die Abentheuerhütte und den Wei- prather Hammer. Auſser den genannten fünf Werken betrieb er noch den Katzenlocher Hammer. Nach seinem 1781 erfolgten Tode führten seine drei Söhne gemeinschaftlich den Betrieb der Eisenwerke fort und erwarben im 18. Jahrhundert noch 1793 den Weilersbacher Hammer. Ihre weiteren Erwerbungen fallen in das 19. Jahrhundert.
Von ganz besonderem Interesse ist die Geschichte der Eisen- industrie des Saargebietes, von der wir durch die vortrefflichen Untersuchungen des Geheimen Bergrats A. Haſslacher2) genauere Kenntnis haben.
Der 30jährige Krieg hatte die Eisenindustrie jener Gegend voll- ständig vernichtet, und es dauerte Jahrzehnte, bis das Eisenhütten- gewerbe langsam wieder aufzuleben begann. Zu Anfang des 18. Jahr- hunderts waren nur zwei namhafte Werke im Betrieb: Neun- kirchen und Dillingen, von denen letzteres zu Lothringen gehörte.
„Das Eysenberg- und Hammerwerk zu Neunkirchen“, in der nassauischen Herrschaft Ottweiler gelegen, wurde am 6. Februar 1700 von dem Grafen Friedrich Ludwig durch „Admodiations-Kontrakt“ dem Hans Georg Koch von Zweibrücken zunächst auf 6 Jahre „in Bestand gegeben“, d. h. verpachtet. Das Werk umfaſste 1 Schmelz-
1) W. Dunker, Bergrevier Koblenz II, S. 63 bis 65.
2) A. Haſslacher, Das Industriegebiet an der Saar und seine hauptsäch- lichsten Industriezweige, Saarbrücken 1879, und von demselben, Beiträge zur älteren Geschichte des Eisenhüttenwesens im Saargebiete, Berlin 1896.
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[981/0995]
Westfalen und die Rheinlande.
geglüht und unter einem Tiefhammer geglättet. Die Frischfeuer
gingen nach der Harzer Kleinfrischmethode. Hier wurde auch noch
ein Zerennfeuer, in dem Wascheisen gefrischt wurde, betrieben.
Die Familie Stumm, die für die Geschichte der Eisenindustrie
im Hunsrück und Saargebiet eine so groſse Bedeutung erlangt hat,
erscheint zuerst im Besitz des Birkenfelder Hammers bei Kempfeld,
wo sich Johann Nikolaus Stumm das noch jetzt stehende Wohn-
haus erbaute. Dieser erwarb 1730 Anteil an der Asbacher Hütte
und kaufte 1737 den Sensweiler Hammer im Soonwald. 1743 ging
die Asbacher Hütte an die Brüder Joh. Nik. Stumm aus Enkirch
an der Mosel und Josef Heinrich Stumm vom Birkenfelder
Hammer käuflich bezw. in Erbbestand über 1). Zwei Jahre zuvor
(1741) waren die Gebrüder Stumm als Teilhaber bei der Gräfen-
bacher Hütte, welche 1712 als einem J. G. Koch in Erbbestand zum
Teil gehörig genannt wird, eingetreten. Der Sohn von Joh. Nik.
Stumm, Johann Heinrich Stumm, welcher badischer Kommerzien-
rat wurde, erwarb bezw. erbaute die Abentheuerhütte und den Wei-
prather Hammer. Auſser den genannten fünf Werken betrieb er noch
den Katzenlocher Hammer. Nach seinem 1781 erfolgten Tode führten
seine drei Söhne gemeinschaftlich den Betrieb der Eisenwerke fort und
erwarben im 18. Jahrhundert noch 1793 den Weilersbacher Hammer.
Ihre weiteren Erwerbungen fallen in das 19. Jahrhundert.
Von ganz besonderem Interesse ist die Geschichte der Eisen-
industrie des Saargebietes, von der wir durch die vortrefflichen
Untersuchungen des Geheimen Bergrats A. Haſslacher 2) genauere
Kenntnis haben.
Der 30jährige Krieg hatte die Eisenindustrie jener Gegend voll-
ständig vernichtet, und es dauerte Jahrzehnte, bis das Eisenhütten-
gewerbe langsam wieder aufzuleben begann. Zu Anfang des 18. Jahr-
hunderts waren nur zwei namhafte Werke im Betrieb: Neun-
kirchen und Dillingen, von denen letzteres zu Lothringen gehörte.
„Das Eysenberg- und Hammerwerk zu Neunkirchen“, in der
nassauischen Herrschaft Ottweiler gelegen, wurde am 6. Februar 1700
von dem Grafen Friedrich Ludwig durch „Admodiations-Kontrakt“
dem Hans Georg Koch von Zweibrücken zunächst auf 6 Jahre „in
Bestand gegeben“, d. h. verpachtet. Das Werk umfaſste 1 Schmelz-
1) W. Dunker, Bergrevier Koblenz II, S. 63 bis 65.
2) A. Haſslacher, Das Industriegebiet an der Saar und seine hauptsäch-
lichsten Industriezweige, Saarbrücken 1879, und von demselben, Beiträge zur
älteren Geschichte des Eisenhüttenwesens im Saargebiete, Berlin 1896.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 981. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/995>, abgerufen am 22.11.2024.
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