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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Westfalen und die Rheinlande.
Einwanderung verjagter betriebsamer Protestanten aus Frankreich
und den Niederlanden hatte zur Hebung des Gewerbes viel beige-
tragen.

Bereits im 16. Jahrhundert hatten Gewerbetreibende, darunter
geschickte Eisenarbeiter aus den Niederlanden, welche vor den reli-
giösen Verfolgungen unter Herzog Alba geflohen waren, gastliche
Aufnahme von der Regierung und den Bewohnern des bergischen
Landes gefunden. Eine noch grössere Anzahl erfahrener Eisenarbeiter
wanderten gleichfalls infolge religiöser Verfolgungen in der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts, besonders nach der Aufhebung des
Ediktes von Nantes im Jahre 1685, aus Nordfrankreich ein. Nament-
lich waren es geschickte Schleifer aus der Pikardie, welche sich im
Bergischen ansiedelten und in und um Remscheid die Fabrikation
geschliffener Eisen- und Stahlwaren zur Blüte brachten. Die Ein-
wanderung dieser zum Teil wohlhabenden Gewerbetreibenden übte
auch auf den Remscheider Handel seine segensreiche Wirkung aus,
indem die französischen Einwanderer mit ihrem Mutterlande in Be-
ziehung blieben, Handelsverbindungen anknüpften und den Absatz
der Remscheider Waren nach Frankreich beförderten. Frankreich
hatte seine besten Arbeiter in diesen Artikeln aus dem Lande ge-
trieben und war nun gezwungen, seinen Bedarf aus dem Auslande zu be-
ziehen. Dadurch wurde Frankreich der wichtigste Markt für die Rem-
scheider Industrie und blieb es bis zur Zeit der Herrschaft Napoleons
und der Kontinentalsperre. Indessen gebührte doch diesen fremden
Einwanderern nur der kleinere Teil des Verdienstes an der gedeih-
lichen Entwickelung der Remscheider Industrie. Fleiss, Thatkraft
und Unternehmungsgeist zeichnete die einheimischen Industriellen und
Kaufleute Remscheids in hervorragendem Masse aus. Das glänzendste
Beispiel hierfür lieferte Peter Hasenclever1), der sich durch diese
Eigenschaften weit über die Grenzen Deutschlands hinaus hohen
Ruhm erwarb.

Er wurde am 24. November 1716 als Sohn des wohlhabenden Kaufmanns
Luther Hasenclever, der in der Eisen- und Stahlindustrie thätig war, ge-
boren. Nachdem er in Lennep und Solingen die Schulen besucht hatte, musste
er seine Lehrzeit in einem Stahlhammer durchmachen und arbeiten wie die
stärksten Knechte. Dann schickte ihn sein Vater nach Lüttich, um die fran-
zösische Sprache zu erlernen, und bereits in seinem 19. Jahre machte er für
seinen Vater die erste Geschäftsreise nach Paris, im folgenden Jahre bis Bayonne
und durch Brabant zurück -- 400 Meilen hin und her -- zu Fuss.


1) Siehe: Der Kreis Lennep von J. Vossnack und O. von Czarnowsky,
1854, S. 72 und Peter Hasenclever, Landshut, 1794.

Westfalen und die Rheinlande.
Einwanderung verjagter betriebsamer Protestanten aus Frankreich
und den Niederlanden hatte zur Hebung des Gewerbes viel beige-
tragen.

Bereits im 16. Jahrhundert hatten Gewerbetreibende, darunter
geschickte Eisenarbeiter aus den Niederlanden, welche vor den reli-
giösen Verfolgungen unter Herzog Alba geflohen waren, gastliche
Aufnahme von der Regierung und den Bewohnern des bergischen
Landes gefunden. Eine noch gröſsere Anzahl erfahrener Eisenarbeiter
wanderten gleichfalls infolge religiöser Verfolgungen in der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts, besonders nach der Aufhebung des
Ediktes von Nantes im Jahre 1685, aus Nordfrankreich ein. Nament-
lich waren es geschickte Schleifer aus der Pikardie, welche sich im
Bergischen ansiedelten und in und um Remscheid die Fabrikation
geschliffener Eisen- und Stahlwaren zur Blüte brachten. Die Ein-
wanderung dieser zum Teil wohlhabenden Gewerbetreibenden übte
auch auf den Remscheider Handel seine segensreiche Wirkung aus,
indem die französischen Einwanderer mit ihrem Mutterlande in Be-
ziehung blieben, Handelsverbindungen anknüpften und den Absatz
der Remscheider Waren nach Frankreich beförderten. Frankreich
hatte seine besten Arbeiter in diesen Artikeln aus dem Lande ge-
trieben und war nun gezwungen, seinen Bedarf aus dem Auslande zu be-
ziehen. Dadurch wurde Frankreich der wichtigste Markt für die Rem-
scheider Industrie und blieb es bis zur Zeit der Herrschaft Napoleons
und der Kontinentalsperre. Indessen gebührte doch diesen fremden
Einwanderern nur der kleinere Teil des Verdienstes an der gedeih-
lichen Entwickelung der Remscheider Industrie. Fleiſs, Thatkraft
und Unternehmungsgeist zeichnete die einheimischen Industriellen und
Kaufleute Remscheids in hervorragendem Maſse aus. Das glänzendste
Beispiel hierfür lieferte Peter Hasenclever1), der sich durch diese
Eigenschaften weit über die Grenzen Deutschlands hinaus hohen
Ruhm erwarb.

Er wurde am 24. November 1716 als Sohn des wohlhabenden Kaufmanns
Luther Hasenclever, der in der Eisen- und Stahlindustrie thätig war, ge-
boren. Nachdem er in Lennep und Solingen die Schulen besucht hatte, muſste
er seine Lehrzeit in einem Stahlhammer durchmachen und arbeiten wie die
stärksten Knechte. Dann schickte ihn sein Vater nach Lüttich, um die fran-
zösische Sprache zu erlernen, und bereits in seinem 19. Jahre machte er für
seinen Vater die erste Geschäftsreise nach Paris, im folgenden Jahre bis Bayonne
und durch Brabant zurück — 400 Meilen hin und her — zu Fuſs.


1) Siehe: Der Kreis Lennep von J. Voſsnack und O. von Czarnowsky,
1854, S. 72 und Peter Hasenclever, Landshut, 1794.
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[972/0986] Westfalen und die Rheinlande. Einwanderung verjagter betriebsamer Protestanten aus Frankreich und den Niederlanden hatte zur Hebung des Gewerbes viel beige- tragen. Bereits im 16. Jahrhundert hatten Gewerbetreibende, darunter geschickte Eisenarbeiter aus den Niederlanden, welche vor den reli- giösen Verfolgungen unter Herzog Alba geflohen waren, gastliche Aufnahme von der Regierung und den Bewohnern des bergischen Landes gefunden. Eine noch gröſsere Anzahl erfahrener Eisenarbeiter wanderten gleichfalls infolge religiöser Verfolgungen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, besonders nach der Aufhebung des Ediktes von Nantes im Jahre 1685, aus Nordfrankreich ein. Nament- lich waren es geschickte Schleifer aus der Pikardie, welche sich im Bergischen ansiedelten und in und um Remscheid die Fabrikation geschliffener Eisen- und Stahlwaren zur Blüte brachten. Die Ein- wanderung dieser zum Teil wohlhabenden Gewerbetreibenden übte auch auf den Remscheider Handel seine segensreiche Wirkung aus, indem die französischen Einwanderer mit ihrem Mutterlande in Be- ziehung blieben, Handelsverbindungen anknüpften und den Absatz der Remscheider Waren nach Frankreich beförderten. Frankreich hatte seine besten Arbeiter in diesen Artikeln aus dem Lande ge- trieben und war nun gezwungen, seinen Bedarf aus dem Auslande zu be- ziehen. Dadurch wurde Frankreich der wichtigste Markt für die Rem- scheider Industrie und blieb es bis zur Zeit der Herrschaft Napoleons und der Kontinentalsperre. Indessen gebührte doch diesen fremden Einwanderern nur der kleinere Teil des Verdienstes an der gedeih- lichen Entwickelung der Remscheider Industrie. Fleiſs, Thatkraft und Unternehmungsgeist zeichnete die einheimischen Industriellen und Kaufleute Remscheids in hervorragendem Maſse aus. Das glänzendste Beispiel hierfür lieferte Peter Hasenclever 1), der sich durch diese Eigenschaften weit über die Grenzen Deutschlands hinaus hohen Ruhm erwarb. Er wurde am 24. November 1716 als Sohn des wohlhabenden Kaufmanns Luther Hasenclever, der in der Eisen- und Stahlindustrie thätig war, ge- boren. Nachdem er in Lennep und Solingen die Schulen besucht hatte, muſste er seine Lehrzeit in einem Stahlhammer durchmachen und arbeiten wie die stärksten Knechte. Dann schickte ihn sein Vater nach Lüttich, um die fran- zösische Sprache zu erlernen, und bereits in seinem 19. Jahre machte er für seinen Vater die erste Geschäftsreise nach Paris, im folgenden Jahre bis Bayonne und durch Brabant zurück — 400 Meilen hin und her — zu Fuſs. 1) Siehe: Der Kreis Lennep von J. Voſsnack und O. von Czarnowsky, 1854, S. 72 und Peter Hasenclever, Landshut, 1794.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 972. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/986>, abgerufen am 25.11.2024.