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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Westfalen und die Rheinlande.
strebungen, ein Konkurrenzwerk nahe dabei auf preussischem Gebiete
anzulegen. Die Idee der Anlage einer solchen Hütte bei Sterkerade
wurde schon 1773 angeregt. 1780 legte der Hüttenmeister Pfandhöfer
Mutung ein mit dem Recht zur Errichtung einer Eisenhütte und
nannte sie "Gute Hoffnung". 1781 wurde von der Regierung der
Platz für die Hütte am Sterkerader Bach oberhalb des Klosters be-
stimmt. Die preussische Kommission besuchte bei dieser Gelegenheit
auch die St. Antony-Hütte und berichtete, dass dort allerlei Gusswaren,
Öfen, Pötte u. s. w. verfertigt würden und dass dort auch Kanonen
an 2000 Pfd. schwer gegossen werden könnten. Pfandhöfer hatte
damals eine Lieferung von 900000 Pfd. Kugeln nach Holland über-
nommen. Am 10. September 1781 erfolgte die Belehnung des Pfand-
höfer
. Es wurde ihm Zollfreiheit für 6 Jahre gewährt und statt des
Zehnten ein jährliches Fixum von 20 Thlr. auferlegt, dagegen sollte
er auch "die Versuche zum Gebrauch der Steinkohlen in dieser Hütte
fortsetzen". Pfandhöfer legte auf Anraten Eversmanns den ersten
erfolgreichen Gussflammofen in dieser Gegend Preussens an, ebenso
auch einen Temperofen und eine Plattenschleifmühle. 1790 wurden
die ersten Versuche mit "abgeschwefelten Steinkohlen" von Evers-
mann
daselbst vorgenommen, die aber wegen des zu schwachen Ge-
bläses missrieten. Ein Kokszusatz von 1/6 zu den Holzkohlen wirkte
noch vorteilhaft. Die Gute Hoffnungs-Hütte beschäftigte nur 15 Ar-
beiter, ging aber im Anfang gut und hatte einen ziemlich beträcht-
lichen Absatz ins Ausland. Pfandhöfer geriet aber in Schulden,
und dadurch kam auch die Hütte in Rückgang, um so mehr, als
Pfandhöfer wieder die technische Leitung der Antony-Hütte über-
nahm1). 1799 wurde der Konkurs erklärt, und am 12. April 1800
liess der preussische Fiskus das Werk subhastieren. Käuferin war
die Witwe Krupp (geb. Ascherfeld) in Essen, welche die Eisen-
hütte "Gute Hoffnung" mit sämtlichen Pertinenzien und Gerechtig-
keiten und insbesondere mit dem dazu gehörigen Wohnhause für
12000 Rthlr. kaufte.

Auf der Antony-Hütte war Hütteninspektor Gottlob Jacobi der
Nachfolger Pfandhöfers und legte 1797 ein hölzernes Cylinder-
gebläse an stelle der ledernen Bälge an, mit dem er 15 bis 20 Prozent
Kohlen ersparte. Auch hatte er einen eisernen, durch Wasser be-

1) Eberhard Pfandhöfer hatte alles, was er erworben hatte, wieder ver-
loren und kehrte zum Webstuhle zurück. Nicht lange danach bot sich ihm neue
Gelegenheit, seine hüttenmännischen Kenntnisse zu bethätigen, indem ihm der
Bau einer Eisenhütte in Oberyssel übertragen wurde.

Westfalen und die Rheinlande.
strebungen, ein Konkurrenzwerk nahe dabei auf preuſsischem Gebiete
anzulegen. Die Idee der Anlage einer solchen Hütte bei Sterkerade
wurde schon 1773 angeregt. 1780 legte der Hüttenmeister Pfandhöfer
Mutung ein mit dem Recht zur Errichtung einer Eisenhütte und
nannte sie „Gute Hoffnung“. 1781 wurde von der Regierung der
Platz für die Hütte am Sterkerader Bach oberhalb des Klosters be-
stimmt. Die preuſsische Kommission besuchte bei dieser Gelegenheit
auch die St. Antony-Hütte und berichtete, daſs dort allerlei Guſswaren,
Öfen, Pötte u. s. w. verfertigt würden und daſs dort auch Kanonen
an 2000 Pfd. schwer gegossen werden könnten. Pfandhöfer hatte
damals eine Lieferung von 900000 Pfd. Kugeln nach Holland über-
nommen. Am 10. September 1781 erfolgte die Belehnung des Pfand-
höfer
. Es wurde ihm Zollfreiheit für 6 Jahre gewährt und statt des
Zehnten ein jährliches Fixum von 20 Thlr. auferlegt, dagegen sollte
er auch „die Versuche zum Gebrauch der Steinkohlen in dieser Hütte
fortsetzen“. Pfandhöfer legte auf Anraten Eversmanns den ersten
erfolgreichen Guſsflammofen in dieser Gegend Preuſsens an, ebenso
auch einen Temperofen und eine Plattenschleifmühle. 1790 wurden
die ersten Versuche mit „abgeschwefelten Steinkohlen“ von Evers-
mann
daselbst vorgenommen, die aber wegen des zu schwachen Ge-
bläses miſsrieten. Ein Kokszusatz von ⅙ zu den Holzkohlen wirkte
noch vorteilhaft. Die Gute Hoffnungs-Hütte beschäftigte nur 15 Ar-
beiter, ging aber im Anfang gut und hatte einen ziemlich beträcht-
lichen Absatz ins Ausland. Pfandhöfer geriet aber in Schulden,
und dadurch kam auch die Hütte in Rückgang, um so mehr, als
Pfandhöfer wieder die technische Leitung der Antony-Hütte über-
nahm1). 1799 wurde der Konkurs erklärt, und am 12. April 1800
lieſs der preuſsische Fiskus das Werk subhastieren. Käuferin war
die Witwe Krupp (geb. Ascherfeld) in Essen, welche die Eisen-
hütte „Gute Hoffnung“ mit sämtlichen Pertinenzien und Gerechtig-
keiten und insbesondere mit dem dazu gehörigen Wohnhause für
12000 Rthlr. kaufte.

Auf der Antony-Hütte war Hütteninspektor Gottlob Jacobi der
Nachfolger Pfandhöfers und legte 1797 ein hölzernes Cylinder-
gebläse an stelle der ledernen Bälge an, mit dem er 15 bis 20 Prozent
Kohlen ersparte. Auch hatte er einen eisernen, durch Wasser be-

1) Eberhard Pfandhöfer hatte alles, was er erworben hatte, wieder ver-
loren und kehrte zum Webstuhle zurück. Nicht lange danach bot sich ihm neue
Gelegenheit, seine hüttenmännischen Kenntnisse zu bethätigen, indem ihm der
Bau einer Eisenhütte in Oberyssel übertragen wurde.
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[962/0976] Westfalen und die Rheinlande. strebungen, ein Konkurrenzwerk nahe dabei auf preuſsischem Gebiete anzulegen. Die Idee der Anlage einer solchen Hütte bei Sterkerade wurde schon 1773 angeregt. 1780 legte der Hüttenmeister Pfandhöfer Mutung ein mit dem Recht zur Errichtung einer Eisenhütte und nannte sie „Gute Hoffnung“. 1781 wurde von der Regierung der Platz für die Hütte am Sterkerader Bach oberhalb des Klosters be- stimmt. Die preuſsische Kommission besuchte bei dieser Gelegenheit auch die St. Antony-Hütte und berichtete, daſs dort allerlei Guſswaren, Öfen, Pötte u. s. w. verfertigt würden und daſs dort auch Kanonen an 2000 Pfd. schwer gegossen werden könnten. Pfandhöfer hatte damals eine Lieferung von 900000 Pfd. Kugeln nach Holland über- nommen. Am 10. September 1781 erfolgte die Belehnung des Pfand- höfer. Es wurde ihm Zollfreiheit für 6 Jahre gewährt und statt des Zehnten ein jährliches Fixum von 20 Thlr. auferlegt, dagegen sollte er auch „die Versuche zum Gebrauch der Steinkohlen in dieser Hütte fortsetzen“. Pfandhöfer legte auf Anraten Eversmanns den ersten erfolgreichen Guſsflammofen in dieser Gegend Preuſsens an, ebenso auch einen Temperofen und eine Plattenschleifmühle. 1790 wurden die ersten Versuche mit „abgeschwefelten Steinkohlen“ von Evers- mann daselbst vorgenommen, die aber wegen des zu schwachen Ge- bläses miſsrieten. Ein Kokszusatz von ⅙ zu den Holzkohlen wirkte noch vorteilhaft. Die Gute Hoffnungs-Hütte beschäftigte nur 15 Ar- beiter, ging aber im Anfang gut und hatte einen ziemlich beträcht- lichen Absatz ins Ausland. Pfandhöfer geriet aber in Schulden, und dadurch kam auch die Hütte in Rückgang, um so mehr, als Pfandhöfer wieder die technische Leitung der Antony-Hütte über- nahm 1). 1799 wurde der Konkurs erklärt, und am 12. April 1800 lieſs der preuſsische Fiskus das Werk subhastieren. Käuferin war die Witwe Krupp (geb. Ascherfeld) in Essen, welche die Eisen- hütte „Gute Hoffnung“ mit sämtlichen Pertinenzien und Gerechtig- keiten und insbesondere mit dem dazu gehörigen Wohnhause für 12000 Rthlr. kaufte. Auf der Antony-Hütte war Hütteninspektor Gottlob Jacobi der Nachfolger Pfandhöfers und legte 1797 ein hölzernes Cylinder- gebläse an stelle der ledernen Bälge an, mit dem er 15 bis 20 Prozent Kohlen ersparte. Auch hatte er einen eisernen, durch Wasser be- 1) Eberhard Pfandhöfer hatte alles, was er erworben hatte, wieder ver- loren und kehrte zum Webstuhle zurück. Nicht lange danach bot sich ihm neue Gelegenheit, seine hüttenmännischen Kenntnisse zu bethätigen, indem ihm der Bau einer Eisenhütte in Oberyssel übertragen wurde.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 962. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/976>, abgerufen am 22.11.2024.