Karl Wilhelm Remy kaufte von den Grafen, später Fürsten von Wied 1784 Rasselstein und den Blechhammer zu Niederbieber für 40000 Gulden, 1797 den Nettehammer und 1799 die Honnefelder Hütte und Hammer. Das Eisenwerk Rasselstein bestand gegen Ende des Jahrhunderts (nach Eversmann) aus 1 Hochofen, 5 Grobfeuern, auf deutsche Schmiederei eingerichtet, 1 Reckfeuer und 1 Blechwalz- werk. Die spatigen Erze kamen von Honnefeld. Es wurden 800 bis 900 kg. Roheisen pro Tag geschmolzen bei einem Ausbringen von 28 Proz. Auf dem Reckhammer wurden Steinkohlen von der Saar, die sich auf 30 Kreuzer pro Centner stellten, gebraucht. Alle Hämmer und Ambosse waren von gegossenem Eisen, die auch hier fabriziert wurden. Man verwendete hier einen Schwanzhammer als Grobhammer. Die Wasserräder waren 8 Fuss hoch, mit eisernen Kränzen versehen und ohne Speichen, indem der Raum zwischen Kranz und Achse mit Holz ausgekeilt und mit gegossenen eisernen Scheiben geschlossen war. Die Konstruktion war von den Gebrüdern Stumm auf dem Hunsrücken eingeführt worden und soll den Gang des Rades sehr erleichtert haben. Das Stab- und Reckeisen vom Rasselstein ging nach Rotterdam an Hoffmann u. Comp., eine der grössten Eisen- und Stahl-Handlungen in Europa.
Oberhalb Rasselstein lag ein Hammerwerk am Aulenbach zwischen Ober- und Nieder-Bieber, ebenfalls Karl W. Remy gehörig, es hiess der Blech-Hammer.
Zwischen Rasselstein und Neuwied lag der Bastard-Hammer, eine Wallonschmiederei, einem Mäurer zu Ehrenbreitstein gehörig, mit einem Eisenschneidwerk. Es bezog sein Eisen von der Sayner Hütte und von der Langenhecke. Die Eisenspalterei ging unterschlächtig mit hohen Rädern. Das Schneideisen ging meist nach Köln und Holland.
Die Honnefelder Hütte an der Aulbach mit 1 Hochofen und 2 Schmelzfeuern gehörte ebenfalls Karl Remy. Der Hochofen machte gegen Ende des Jahrhunderts wöchentlich 15000 bis 16000 kg Roheisen und ging wegen der Spaterze, die das Gestell angriffen, nicht über 20 Wochen. Das Roheisen, das hier nicht verschmiedet wurde, ging nach dem ebenfalls Remy gehörigen Eisenwerk an der Nette auf der anderen Rheinseite. Es wurden hier viele Hämmer, Hammerhülsen und Chabotten gegossen, wie denn in dortiger Gegend gegossene Hämmer allgemein üblich waren.
Eine zweite Hütte im Neuwiedischen lag zu Maxsain an dem Saynbach und hatte einen Hochofen und einen Stabhammer mit 2 Feuern. Sie gehörte Bergrat Freudenberg zu Hachenburg. Der
Westfalen und die Rheinlande.
Karl Wilhelm Remy kaufte von den Grafen, später Fürsten von Wied 1784 Rasselstein und den Blechhammer zu Niederbieber für 40000 Gulden, 1797 den Nettehammer und 1799 die Honnefelder Hütte und Hammer. Das Eisenwerk Rasselstein bestand gegen Ende des Jahrhunderts (nach Eversmann) aus 1 Hochofen, 5 Grobfeuern, auf deutsche Schmiederei eingerichtet, 1 Reckfeuer und 1 Blechwalz- werk. Die spatigen Erze kamen von Honnefeld. Es wurden 800 bis 900 kg. Roheisen pro Tag geschmolzen bei einem Ausbringen von 28 Proz. Auf dem Reckhammer wurden Steinkohlen von der Saar, die sich auf 30 Kreuzer pro Centner stellten, gebraucht. Alle Hämmer und Ambosse waren von gegossenem Eisen, die auch hier fabriziert wurden. Man verwendete hier einen Schwanzhammer als Grobhammer. Die Wasserräder waren 8 Fuſs hoch, mit eisernen Kränzen versehen und ohne Speichen, indem der Raum zwischen Kranz und Achse mit Holz ausgekeilt und mit gegossenen eisernen Scheiben geschlossen war. Die Konstruktion war von den Gebrüdern Stumm auf dem Hunsrücken eingeführt worden und soll den Gang des Rades sehr erleichtert haben. Das Stab- und Reckeisen vom Rasselstein ging nach Rotterdam an Hoffmann u. Comp., eine der gröſsten Eisen- und Stahl-Handlungen in Europa.
Oberhalb Rasselstein lag ein Hammerwerk am Aulenbach zwischen Ober- und Nieder-Bieber, ebenfalls Karl W. Remy gehörig, es hieſs der Blech-Hammer.
Zwischen Rasselstein und Neuwied lag der Bastard-Hammer, eine Wallonschmiederei, einem Mäurer zu Ehrenbreitstein gehörig, mit einem Eisenschneidwerk. Es bezog sein Eisen von der Sayner Hütte und von der Langenhecke. Die Eisenspalterei ging unterschlächtig mit hohen Rädern. Das Schneideisen ging meist nach Köln und Holland.
Die Honnefelder Hütte an der Aulbach mit 1 Hochofen und 2 Schmelzfeuern gehörte ebenfalls Karl Remy. Der Hochofen machte gegen Ende des Jahrhunderts wöchentlich 15000 bis 16000 kg Roheisen und ging wegen der Spaterze, die das Gestell angriffen, nicht über 20 Wochen. Das Roheisen, das hier nicht verschmiedet wurde, ging nach dem ebenfalls Remy gehörigen Eisenwerk an der Nette auf der anderen Rheinseite. Es wurden hier viele Hämmer, Hammerhülsen und Chabotten gegossen, wie denn in dortiger Gegend gegossene Hämmer allgemein üblich waren.
Eine zweite Hütte im Neuwiedischen lag zu Maxsain an dem Saynbach und hatte einen Hochofen und einen Stabhammer mit 2 Feuern. Sie gehörte Bergrat Freudenberg zu Hachenburg. Der
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Westfalen und die Rheinlande.
Karl Wilhelm Remy kaufte von den Grafen, später Fürsten
von Wied 1784 Rasselstein und den Blechhammer zu Niederbieber
für 40000 Gulden, 1797 den Nettehammer und 1799 die Honnefelder
Hütte und Hammer. Das Eisenwerk Rasselstein bestand gegen Ende
des Jahrhunderts (nach Eversmann) aus 1 Hochofen, 5 Grobfeuern,
auf deutsche Schmiederei eingerichtet, 1 Reckfeuer und 1 Blechwalz-
werk. Die spatigen Erze kamen von Honnefeld. Es wurden 800 bis
900 kg. Roheisen pro Tag geschmolzen bei einem Ausbringen von
28 Proz. Auf dem Reckhammer wurden Steinkohlen von der Saar, die
sich auf 30 Kreuzer pro Centner stellten, gebraucht. Alle Hämmer
und Ambosse waren von gegossenem Eisen, die auch hier fabriziert
wurden. Man verwendete hier einen Schwanzhammer als Grobhammer.
Die Wasserräder waren 8 Fuſs hoch, mit eisernen Kränzen versehen
und ohne Speichen, indem der Raum zwischen Kranz und Achse mit
Holz ausgekeilt und mit gegossenen eisernen Scheiben geschlossen
war. Die Konstruktion war von den Gebrüdern Stumm auf dem
Hunsrücken eingeführt worden und soll den Gang des Rades sehr
erleichtert haben. Das Stab- und Reckeisen vom Rasselstein ging
nach Rotterdam an Hoffmann u. Comp., eine der gröſsten Eisen-
und Stahl-Handlungen in Europa.
Oberhalb Rasselstein lag ein Hammerwerk am Aulenbach zwischen
Ober- und Nieder-Bieber, ebenfalls Karl W. Remy gehörig, es
hieſs der Blech-Hammer.
Zwischen Rasselstein und Neuwied lag der Bastard-Hammer, eine
Wallonschmiederei, einem Mäurer zu Ehrenbreitstein gehörig, mit
einem Eisenschneidwerk. Es bezog sein Eisen von der Sayner Hütte
und von der Langenhecke. Die Eisenspalterei ging unterschlächtig mit
hohen Rädern. Das Schneideisen ging meist nach Köln und Holland.
Die Honnefelder Hütte an der Aulbach mit 1 Hochofen und
2 Schmelzfeuern gehörte ebenfalls Karl Remy. Der Hochofen
machte gegen Ende des Jahrhunderts wöchentlich 15000 bis 16000 kg
Roheisen und ging wegen der Spaterze, die das Gestell angriffen,
nicht über 20 Wochen. Das Roheisen, das hier nicht verschmiedet
wurde, ging nach dem ebenfalls Remy gehörigen Eisenwerk an der
Nette auf der anderen Rheinseite. Es wurden hier viele Hämmer,
Hammerhülsen und Chabotten gegossen, wie denn in dortiger Gegend
gegossene Hämmer allgemein üblich waren.
Eine zweite Hütte im Neuwiedischen lag zu Maxsain an dem
Saynbach und hatte einen Hochofen und einen Stabhammer mit
2 Feuern. Sie gehörte Bergrat Freudenberg zu Hachenburg. Der
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 939. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/953>, abgerufen am 22.11.2024.
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