1794 wurde auf fürstliche Rechnung die Berlenburger Eisen- hütte 1 Stunde westlich der Stadt erbaut, sie war aber nur ein Jahr im Betrieb. Dagegen waren um Berlenburg mehrere Hammer- werke in Umgang. Dieselben bezogen ihr Roheisen aus dem Dillen- burgischen und Wittgensteinischen und arbeiteten nach Kaltbläser Art (rheinisches Frischen). Im Wittgensteinischen wurde die Sass- mannshauser Hütte bei Lasphe von der Herrschaft betrieben. Diese Hütte erhielt ihren Eisenstein durch Tausch gegen Kohlen aus dem Dillenburgischen. Um Lasphe herum lagen mehrere Frischhütten.
An der unteren Lahn lagen die Eisenhütten zu Nievern, früher der Familie von Albini gehörig, zu Aal und zu Hohenrhein. Die beiden letzteren Werke waren Mariotsche und hatten, wie alle von den Mariots angelegten Werke, Wallon-Schmiederei, wobei 2 Frisch- feuer einem Reckfeuer zuarbeiteten. Eine solche Schmiede konnte 6000 kg Stabeisen die Woche machen 1). Zu 1000 kg Eisen brauchte man 1333 kg Roheisen und 2148 kg Kohlen.
Die Nievernerhütte gehörte Ende des Jahrhunderts der Familie von der Nülle, die Aaler der Familie Requilet. Sie erhielten ihren Eisenstein aus der Gegend von Dietz und Runkel. Der Ofen zu Nievern war 23, der zu Aal 18 Fuss hoch. Hohenrhein hatte auch eine Eisenspalterei, die in der Woche 20000 kg schneiden konnte. Bei dem geringen Bedarf ging sie nur zeitweise.
In der kurtrierischen Herrschaft Vallendar wurde 1770 die Eisenhütte bei Sayn als kurfürstliches Kammeralwerk erbaut. Es bestand aus 2 Hochöfen, 3 Hämmern und einem Reckhammer. Zu seiner Administration gehörte noch ein 1/4 Stunde oberhalb der Hütte am Saynbach gelegener Hammer, Nr. 4 genannt. Das Werk stand zu Ende des Jahrhunderts unter der Leitung des Hütten-Faktors Lossen. Die Erze kamen von den Gruben bei Horhausen; es waren Brauneisensteine, Glaskopf und strengflüssiger Eisenspat. Jeder Ofen produzierte etwa 1750 kg täglich. Das Roheisen war auch für Stahl verwendbar. Auf den Hammerschmieden wurden auf 4 Feuern mit 2 Geschlägen wöchentlich nach Kaltbläserart etwa 3000 kg Stabeisen gemacht. Ein dritter Hammer war auf Einmalschmelzerei gestellt und verarbeitete nur Bruch- und Wascheisen mit garen Hammer- schlacken zu sogen. Barroeisen, Kolben, die unter dem Reckhammer auf Mass geschmiedet wurden. Das Feuer machte wöchentlich 2000 kg. Auf 1000 kg brauchte man im Hochofen 2206 kg Erze und 1471 kg
1) Siehe Eversmann, Eisen- und Stahlerzeugung zwischen Lahn und Lippe. 1804. S. 88.
Westfalen und die Rheinlande.
1794 wurde auf fürstliche Rechnung die Berlenburger Eisen- hütte 1 Stunde westlich der Stadt erbaut, sie war aber nur ein Jahr im Betrieb. Dagegen waren um Berlenburg mehrere Hammer- werke in Umgang. Dieselben bezogen ihr Roheisen aus dem Dillen- burgischen und Wittgensteinischen und arbeiteten nach Kaltbläser Art (rheinisches Frischen). Im Wittgensteinischen wurde die Saſs- mannshauser Hütte bei Lasphe von der Herrschaft betrieben. Diese Hütte erhielt ihren Eisenstein durch Tausch gegen Kohlen aus dem Dillenburgischen. Um Lasphe herum lagen mehrere Frischhütten.
An der unteren Lahn lagen die Eisenhütten zu Nievern, früher der Familie von Albini gehörig, zu Aal und zu Hohenrhein. Die beiden letzteren Werke waren Mariotsche und hatten, wie alle von den Mariots angelegten Werke, Wallon-Schmiederei, wobei 2 Frisch- feuer einem Reckfeuer zuarbeiteten. Eine solche Schmiede konnte 6000 kg Stabeisen die Woche machen 1). Zu 1000 kg Eisen brauchte man 1333 kg Roheisen und 2148 kg Kohlen.
Die Nievernerhütte gehörte Ende des Jahrhunderts der Familie von der Nülle, die Aaler der Familie Requilet. Sie erhielten ihren Eisenstein aus der Gegend von Dietz und Runkel. Der Ofen zu Nievern war 23, der zu Aal 18 Fuſs hoch. Hohenrhein hatte auch eine Eisenspalterei, die in der Woche 20000 kg schneiden konnte. Bei dem geringen Bedarf ging sie nur zeitweise.
In der kurtrierischen Herrschaft Vallendar wurde 1770 die Eisenhütte bei Sayn als kurfürstliches Kammeralwerk erbaut. Es bestand aus 2 Hochöfen, 3 Hämmern und einem Reckhammer. Zu seiner Administration gehörte noch ein ¼ Stunde oberhalb der Hütte am Saynbach gelegener Hammer, Nr. 4 genannt. Das Werk stand zu Ende des Jahrhunderts unter der Leitung des Hütten-Faktors Lossen. Die Erze kamen von den Gruben bei Horhausen; es waren Brauneisensteine, Glaskopf und strengflüssiger Eisenspat. Jeder Ofen produzierte etwa 1750 kg täglich. Das Roheisen war auch für Stahl verwendbar. Auf den Hammerschmieden wurden auf 4 Feuern mit 2 Geschlägen wöchentlich nach Kaltbläserart etwa 3000 kg Stabeisen gemacht. Ein dritter Hammer war auf Einmalschmelzerei gestellt und verarbeitete nur Bruch- und Wascheisen mit garen Hammer- schlacken zu sogen. Barroeisen, Kolben, die unter dem Reckhammer auf Maſs geschmiedet wurden. Das Feuer machte wöchentlich 2000 kg. Auf 1000 kg brauchte man im Hochofen 2206 kg Erze und 1471 kg
1) Siehe Eversmann, Eisen- und Stahlerzeugung zwischen Lahn und Lippe. 1804. S. 88.
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Westfalen und die Rheinlande.
1794 wurde auf fürstliche Rechnung die Berlenburger Eisen-
hütte 1 Stunde westlich der Stadt erbaut, sie war aber nur ein
Jahr im Betrieb. Dagegen waren um Berlenburg mehrere Hammer-
werke in Umgang. Dieselben bezogen ihr Roheisen aus dem Dillen-
burgischen und Wittgensteinischen und arbeiteten nach Kaltbläser
Art (rheinisches Frischen). Im Wittgensteinischen wurde die Saſs-
mannshauser Hütte bei Lasphe von der Herrschaft betrieben. Diese
Hütte erhielt ihren Eisenstein durch Tausch gegen Kohlen aus dem
Dillenburgischen. Um Lasphe herum lagen mehrere Frischhütten.
An der unteren Lahn lagen die Eisenhütten zu Nievern, früher
der Familie von Albini gehörig, zu Aal und zu Hohenrhein. Die
beiden letzteren Werke waren Mariotsche und hatten, wie alle von
den Mariots angelegten Werke, Wallon-Schmiederei, wobei 2 Frisch-
feuer einem Reckfeuer zuarbeiteten. Eine solche Schmiede konnte
6000 kg Stabeisen die Woche machen 1). Zu 1000 kg Eisen brauchte
man 1333 kg Roheisen und 2148 kg Kohlen.
Die Nievernerhütte gehörte Ende des Jahrhunderts der Familie
von der Nülle, die Aaler der Familie Requilet. Sie erhielten ihren
Eisenstein aus der Gegend von Dietz und Runkel. Der Ofen zu
Nievern war 23, der zu Aal 18 Fuſs hoch. Hohenrhein hatte auch
eine Eisenspalterei, die in der Woche 20000 kg schneiden konnte.
Bei dem geringen Bedarf ging sie nur zeitweise.
In der kurtrierischen Herrschaft Vallendar wurde 1770 die
Eisenhütte bei Sayn als kurfürstliches Kammeralwerk erbaut. Es
bestand aus 2 Hochöfen, 3 Hämmern und einem Reckhammer. Zu
seiner Administration gehörte noch ein ¼ Stunde oberhalb der Hütte
am Saynbach gelegener Hammer, Nr. 4 genannt. Das Werk stand
zu Ende des Jahrhunderts unter der Leitung des Hütten-Faktors
Lossen. Die Erze kamen von den Gruben bei Horhausen; es waren
Brauneisensteine, Glaskopf und strengflüssiger Eisenspat. Jeder Ofen
produzierte etwa 1750 kg täglich. Das Roheisen war auch für Stahl
verwendbar. Auf den Hammerschmieden wurden auf 4 Feuern mit
2 Geschlägen wöchentlich nach Kaltbläserart etwa 3000 kg Stabeisen
gemacht. Ein dritter Hammer war auf Einmalschmelzerei gestellt
und verarbeitete nur Bruch- und Wascheisen mit garen Hammer-
schlacken zu sogen. Barroeisen, Kolben, die unter dem Reckhammer
auf Maſs geschmiedet wurden. Das Feuer machte wöchentlich 2000 kg.
Auf 1000 kg brauchte man im Hochofen 2206 kg Erze und 1471 kg
1) Siehe Eversmann, Eisen- und Stahlerzeugung zwischen Lahn und
Lippe. 1804. S. 88.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 937. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/951>, abgerufen am 25.11.2024.
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