Schottland bezogen. Es war einfach wirkend mit 3 Cylindern von 1,752 m Weite und 0,967 m Hub und sollte bei 7 Wechseln in der Minute 46,3 cbm Wind durch eine 0,071 m weite Düse mit einer Pressung von 0,080 m Quecksilber liefern. Die Bewegung geschah durch Wasserkraft. Den Betrieb leitete Baildon und der Hütten- gehilfe Schulze.
Der erste Versuch misslang. Es gelang nicht, den Ofen in hin- reichende Hitze zu bringen und musste derselbe wegen gänzlichen Ein- frierens, ohne dass nur einmal abgestochen wurde, ausgekratzt werden 1). Am 10. November desselben Jahres wurde er wieder angeblasen und legte eine Hüttenreise von 24 Wochen, bei welcher 150 Ctr. Roh- eisen in der Woche produziert wurden, zurück. Die zweite Hütten- reise brachte es auf 26 Wochen, die dritte auf 38 Wochen mit 311 Ctr. Wochenproduktion, die vierte im Jahre 1799 bis Mai 1800 auf 30 Wochen mit 339 Ctr. die Woche. Der Koksverbrauch schwankte von 260 bis 340 Pfd. auf 100 Pfd. Roheisen.
Gleiwitz erwarb sich bald grossen Ruf durch seine vortrefflichen Gusswaren und wurde eine Musteranstalt für ganz Deutschland.
Der Absatz des schlesischen Eisens nahm immer grösseren Um- fang an. In Brandenburg verdrängte es das schwedische fast voll- ständig. Da die Gleiwitzer Hütte hauptsächlich Gusswaren machte, so fehlte es an Roheisen für die Frischhütten. Graf von Reden beschloss die Anlage eines noch grösseren Werkes und zwar unmittel- bar in dem Kohlenrevier. Der Kohlenbergbau hatte inzwischen, namentlich im Gebiet von Zabrze, grossartige Dimensionen angenommen und war durch Aufstellung einer Dampfmaschine sehr gefördert worden. Diese zweite Dampfmaschine, welche Reden in Oberschlesien aufstellen liess, war auf einer Kohlengrube bei Zabrze errichtet worden. Für das neuprojektierte Eisenwerk suchte er den günstigsten Platz aus, der Verhältnisse wie in Schottland bot, indem Steinkohlen und Erze in unmittelbarer Nähe gewonnen werden konnten. So entstand das grosse Werk Königshütte unmittelbar bei der Königsgrube.
Der Bau wurde 1798 unter der Leitung des Bauinspektors Wed- ding und des englischen Ingenieurs Baildon begonnen; 1800 bis 1802 wurden zwei grosse Hochöfen erbaut, von denen der erste, nachmals dem Gründer des Werkes zu Ehren "Redenofen" genannt, am 25. September 1802, der zweite, "Heinitzofen", am 25. Dezember
1)Wiebmer, Hochofenanlage und Hochofenbetrieb auf der königl. Eisen- giesserei bei Gleiwitz. Zeitschr. f. d. Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preuss. Staate. 1874. S. 253.
Preuſsen.
Schottland bezogen. Es war einfach wirkend mit 3 Cylindern von 1,752 m Weite und 0,967 m Hub und sollte bei 7 Wechseln in der Minute 46,3 cbm Wind durch eine 0,071 m weite Düse mit einer Pressung von 0,080 m Quecksilber liefern. Die Bewegung geschah durch Wasserkraft. Den Betrieb leitete Baildon und der Hütten- gehilfe Schulze.
Der erste Versuch miſslang. Es gelang nicht, den Ofen in hin- reichende Hitze zu bringen und muſste derselbe wegen gänzlichen Ein- frierens, ohne daſs nur einmal abgestochen wurde, ausgekratzt werden 1). Am 10. November desselben Jahres wurde er wieder angeblasen und legte eine Hüttenreise von 24 Wochen, bei welcher 150 Ctr. Roh- eisen in der Woche produziert wurden, zurück. Die zweite Hütten- reise brachte es auf 26 Wochen, die dritte auf 38 Wochen mit 311 Ctr. Wochenproduktion, die vierte im Jahre 1799 bis Mai 1800 auf 30 Wochen mit 339 Ctr. die Woche. Der Koksverbrauch schwankte von 260 bis 340 Pfd. auf 100 Pfd. Roheisen.
Gleiwitz erwarb sich bald groſsen Ruf durch seine vortrefflichen Guſswaren und wurde eine Musteranstalt für ganz Deutschland.
Der Absatz des schlesischen Eisens nahm immer gröſseren Um- fang an. In Brandenburg verdrängte es das schwedische fast voll- ständig. Da die Gleiwitzer Hütte hauptsächlich Guſswaren machte, so fehlte es an Roheisen für die Frischhütten. Graf von Reden beschloſs die Anlage eines noch gröſseren Werkes und zwar unmittel- bar in dem Kohlenrevier. Der Kohlenbergbau hatte inzwischen, namentlich im Gebiet von Zabrze, groſsartige Dimensionen angenommen und war durch Aufstellung einer Dampfmaschine sehr gefördert worden. Diese zweite Dampfmaschine, welche Reden in Oberschlesien aufstellen lieſs, war auf einer Kohlengrube bei Zabrze errichtet worden. Für das neuprojektierte Eisenwerk suchte er den günstigsten Platz aus, der Verhältnisse wie in Schottland bot, indem Steinkohlen und Erze in unmittelbarer Nähe gewonnen werden konnten. So entstand das groſse Werk Königshütte unmittelbar bei der Königsgrube.
Der Bau wurde 1798 unter der Leitung des Bauinspektors Wed- ding und des englischen Ingenieurs Baildon begonnen; 1800 bis 1802 wurden zwei groſse Hochöfen erbaut, von denen der erste, nachmals dem Gründer des Werkes zu Ehren „Redenofen“ genannt, am 25. September 1802, der zweite, „Heinitzofen“, am 25. Dezember
1)Wiebmer, Hochofenanlage und Hochofenbetrieb auf der königl. Eisen- gieſserei bei Gleiwitz. Zeitschr. f. d. Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preuſs. Staate. 1874. S. 253.
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Preuſsen.
Schottland bezogen. Es war einfach wirkend mit 3 Cylindern von
1,752 m Weite und 0,967 m Hub und sollte bei 7 Wechseln in der
Minute 46,3 cbm Wind durch eine 0,071 m weite Düse mit einer
Pressung von 0,080 m Quecksilber liefern. Die Bewegung geschah
durch Wasserkraft. Den Betrieb leitete Baildon und der Hütten-
gehilfe Schulze.
Der erste Versuch miſslang. Es gelang nicht, den Ofen in hin-
reichende Hitze zu bringen und muſste derselbe wegen gänzlichen Ein-
frierens, ohne daſs nur einmal abgestochen wurde, ausgekratzt werden 1).
Am 10. November desselben Jahres wurde er wieder angeblasen und
legte eine Hüttenreise von 24 Wochen, bei welcher 150 Ctr. Roh-
eisen in der Woche produziert wurden, zurück. Die zweite Hütten-
reise brachte es auf 26 Wochen, die dritte auf 38 Wochen mit
311 Ctr. Wochenproduktion, die vierte im Jahre 1799 bis Mai 1800
auf 30 Wochen mit 339 Ctr. die Woche. Der Koksverbrauch schwankte
von 260 bis 340 Pfd. auf 100 Pfd. Roheisen.
Gleiwitz erwarb sich bald groſsen Ruf durch seine vortrefflichen
Guſswaren und wurde eine Musteranstalt für ganz Deutschland.
Der Absatz des schlesischen Eisens nahm immer gröſseren Um-
fang an. In Brandenburg verdrängte es das schwedische fast voll-
ständig. Da die Gleiwitzer Hütte hauptsächlich Guſswaren machte,
so fehlte es an Roheisen für die Frischhütten. Graf von Reden
beschloſs die Anlage eines noch gröſseren Werkes und zwar unmittel-
bar in dem Kohlenrevier. Der Kohlenbergbau hatte inzwischen,
namentlich im Gebiet von Zabrze, groſsartige Dimensionen angenommen
und war durch Aufstellung einer Dampfmaschine sehr gefördert worden.
Diese zweite Dampfmaschine, welche Reden in Oberschlesien aufstellen
lieſs, war auf einer Kohlengrube bei Zabrze errichtet worden. Für
das neuprojektierte Eisenwerk suchte er den günstigsten Platz aus,
der Verhältnisse wie in Schottland bot, indem Steinkohlen und Erze
in unmittelbarer Nähe gewonnen werden konnten. So entstand das
groſse Werk Königshütte unmittelbar bei der Königsgrube.
Der Bau wurde 1798 unter der Leitung des Bauinspektors Wed-
ding und des englischen Ingenieurs Baildon begonnen; 1800 bis
1802 wurden zwei groſse Hochöfen erbaut, von denen der erste,
nachmals dem Gründer des Werkes zu Ehren „Redenofen“ genannt,
am 25. September 1802, der zweite, „Heinitzofen“, am 25. Dezember
1) Wiebmer, Hochofenanlage und Hochofenbetrieb auf der königl. Eisen-
gieſserei bei Gleiwitz. Zeitschr. f. d. Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preuſs.
Staate. 1874. S. 253.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 934. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/948>, abgerufen am 22.11.2024.
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