suchen, die schlesische Steinkohle zu verkoken, begonnen. Die ersten Proben waren ungünstig ausgefallen. Während Wilkinsons An- wesenheit (1789) wurden die ersten erfolgreichen Versuche, Bleierze mit Koks zu schmelzen, auf der Friedrichshütte gemacht. Die beab- sichtigten Versuche, Eisenerze mit Koks zu schmelzen, verhinderte damals der starke Frost.
Von Interesse ist, dass schon 10 Jahre früher, 1778, ein Eisen- hüttenpächter Koulhaass, angeregt durch Jars' "Metallurgische Reise", Versuche mit Verkokung von Steinkohlen gemacht hatte. Er nahm sie nun ebenfalls wieder auf, und da ihm die Mittel fehlten, dieselben im Hochofen zu versuchen, probierte er sie in einem Luppenfeuer zu Mokrus; nach einigen Schwierigkeiten angeblich mit gutem Erfolg(?) 1).
Um die Mitte des Jahres 1789 wurde die erste Schmelzung mit Koks in dem Hochofen zu Malapane gemacht. Man brach, als der Ofen im guten Gange war, an dem Holzkohlensatz ab, indem man 60 Pfund Koks für 50 Pfund Holzkohlen setzte und damit fortfuhr, bis man nur Koks aufgab, wovon man am 19. November 1789 das erste Roheisen erhielt. Nach einigem Misslingen war man im stande, den Ofen 436 Stunden lang nur mit Koks zu treiben, und erhielt dabei besonders zuletzt vorzügliches Eisen für feine Gusswaren und für zähes Stabeisen. "Es muss für jeden Schlesier erfreulich sein", heisst es in dem Bericht, "dass Malapane das erste und einzige Werk in den ge- samten königlichen Staaten gewesen ist, woselbst man bei blossen abgeschwefelten Steinkohlen gutes Roheisen erzeugt hat, wo weder Offizianten noch Arbeiter jemals Koks gesehen oder verarbeitet hatten." Diese Versuche sollten zunächst nur die Thunlichkeit des Schmelzens von Eisen mit schlesischen Koks beweisen. Für einen dauernden Betrieb war weder der Hochofen noch das Gebläse genügend.
Graf Reden reiste mit Wilkinson nach England. Er hatte für diese Instruktionsreise einen einjährigen Urlaub erhalten. Vor seiner Abreise hatte er noch einen mit Zuziehung Wilkinsons ent- worfenen Plan zur Erbauung von zwei englischen Hochöfen in Schle- sien dem König eingereicht.
Graf Reden liess zunächst den einen Hochofen (Nr. 2) von Malapane in der Weise umbauen, dass derselbe statt des viereckigen einen runden Kernschacht erhielt und von 24 auf 29 Fuss erhöht wurde. Ferner kaufte er ein dreicylindriges Gebläse nebst Regulator in England, welches durch ein 22 Fuss hohes Wasserrad bewegt wurde.
1) Schlesisches Provinzialblatt 1790, St. 2, S. 141.
Preuſsen.
suchen, die schlesische Steinkohle zu verkoken, begonnen. Die ersten Proben waren ungünstig ausgefallen. Während Wilkinsons An- wesenheit (1789) wurden die ersten erfolgreichen Versuche, Bleierze mit Koks zu schmelzen, auf der Friedrichshütte gemacht. Die beab- sichtigten Versuche, Eisenerze mit Koks zu schmelzen, verhinderte damals der starke Frost.
Von Interesse ist, daſs schon 10 Jahre früher, 1778, ein Eisen- hüttenpächter Koulhaaſs, angeregt durch Jars’ „Metallurgische Reise“, Versuche mit Verkokung von Steinkohlen gemacht hatte. Er nahm sie nun ebenfalls wieder auf, und da ihm die Mittel fehlten, dieselben im Hochofen zu versuchen, probierte er sie in einem Luppenfeuer zu Mokrus; nach einigen Schwierigkeiten angeblich mit gutem Erfolg(?) 1).
Um die Mitte des Jahres 1789 wurde die erste Schmelzung mit Koks in dem Hochofen zu Malapane gemacht. Man brach, als der Ofen im guten Gange war, an dem Holzkohlensatz ab, indem man 60 Pfund Koks für 50 Pfund Holzkohlen setzte und damit fortfuhr, bis man nur Koks aufgab, wovon man am 19. November 1789 das erste Roheisen erhielt. Nach einigem Miſslingen war man im stande, den Ofen 436 Stunden lang nur mit Koks zu treiben, und erhielt dabei besonders zuletzt vorzügliches Eisen für feine Guſswaren und für zähes Stabeisen. „Es muſs für jeden Schlesier erfreulich sein“, heiſst es in dem Bericht, „daſs Malapane das erste und einzige Werk in den ge- samten königlichen Staaten gewesen ist, woselbst man bei bloſsen abgeschwefelten Steinkohlen gutes Roheisen erzeugt hat, wo weder Offizianten noch Arbeiter jemals Koks gesehen oder verarbeitet hatten.“ Diese Versuche sollten zunächst nur die Thunlichkeit des Schmelzens von Eisen mit schlesischen Koks beweisen. Für einen dauernden Betrieb war weder der Hochofen noch das Gebläse genügend.
Graf Reden reiste mit Wilkinson nach England. Er hatte für diese Instruktionsreise einen einjährigen Urlaub erhalten. Vor seiner Abreise hatte er noch einen mit Zuziehung Wilkinsons ent- worfenen Plan zur Erbauung von zwei englischen Hochöfen in Schle- sien dem König eingereicht.
Graf Reden lieſs zunächst den einen Hochofen (Nr. 2) von Malapane in der Weise umbauen, daſs derselbe statt des viereckigen einen runden Kernschacht erhielt und von 24 auf 29 Fuſs erhöht wurde. Ferner kaufte er ein dreicylindriges Gebläse nebst Regulator in England, welches durch ein 22 Fuſs hohes Wasserrad bewegt wurde.
1) Schlesisches Provinzialblatt 1790, St. 2, S. 141.
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suchen, die schlesische Steinkohle zu verkoken, begonnen. Die ersten
Proben waren ungünstig ausgefallen. Während Wilkinsons An-
wesenheit (1789) wurden die ersten erfolgreichen Versuche, Bleierze
mit Koks zu schmelzen, auf der Friedrichshütte gemacht. Die beab-
sichtigten Versuche, Eisenerze mit Koks zu schmelzen, verhinderte
damals der starke Frost.
Von Interesse ist, daſs schon 10 Jahre früher, 1778, ein Eisen-
hüttenpächter Koulhaaſs, angeregt durch Jars’ „Metallurgische Reise“,
Versuche mit Verkokung von Steinkohlen gemacht hatte. Er nahm
sie nun ebenfalls wieder auf, und da ihm die Mittel fehlten, dieselben
im Hochofen zu versuchen, probierte er sie in einem Luppenfeuer zu
Mokrus; nach einigen Schwierigkeiten angeblich mit gutem Erfolg(?) 1).
Um die Mitte des Jahres 1789 wurde die erste Schmelzung mit
Koks in dem Hochofen zu Malapane gemacht. Man brach, als der
Ofen im guten Gange war, an dem Holzkohlensatz ab, indem man
60 Pfund Koks für 50 Pfund Holzkohlen setzte und damit fortfuhr,
bis man nur Koks aufgab, wovon man am 19. November 1789 das erste
Roheisen erhielt. Nach einigem Miſslingen war man im stande, den
Ofen 436 Stunden lang nur mit Koks zu treiben, und erhielt dabei
besonders zuletzt vorzügliches Eisen für feine Guſswaren und für zähes
Stabeisen. „Es muſs für jeden Schlesier erfreulich sein“, heiſst es in
dem Bericht, „daſs Malapane das erste und einzige Werk in den ge-
samten königlichen Staaten gewesen ist, woselbst man bei bloſsen
abgeschwefelten Steinkohlen gutes Roheisen erzeugt hat, wo weder
Offizianten noch Arbeiter jemals Koks gesehen oder verarbeitet hatten.“
Diese Versuche sollten zunächst nur die Thunlichkeit des Schmelzens
von Eisen mit schlesischen Koks beweisen. Für einen dauernden
Betrieb war weder der Hochofen noch das Gebläse genügend.
Graf Reden reiste mit Wilkinson nach England. Er hatte
für diese Instruktionsreise einen einjährigen Urlaub erhalten. Vor
seiner Abreise hatte er noch einen mit Zuziehung Wilkinsons ent-
worfenen Plan zur Erbauung von zwei englischen Hochöfen in Schle-
sien dem König eingereicht.
Graf Reden lieſs zunächst den einen Hochofen (Nr. 2) von
Malapane in der Weise umbauen, daſs derselbe statt des viereckigen
einen runden Kernschacht erhielt und von 24 auf 29 Fuſs erhöht
wurde. Ferner kaufte er ein dreicylindriges Gebläse nebst Regulator
in England, welches durch ein 22 Fuſs hohes Wasserrad bewegt wurde.
1) Schlesisches Provinzialblatt 1790, St. 2, S. 141.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 930. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/944>, abgerufen am 25.11.2024.
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