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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Preussen.
über die Vervollkommnung des inländischen Eisenhandels aufgefordert
wird. Dieses für den König und die damalige Lage des Eisengewerbes
in Preussen charakteristische Schreiben lautet, wie folgt:

"Friedrich, König p. Unserm p.

Unter den verschiedenen Gegenständen, deren besondere
Bearbeitung Wir Unserm Bergwerks- und Hütten-Departement
aufgetragen haben, ist der Verbrauch und Absatz des in Unsern
Staaten, theils auf Unsern eigenen, theils auf Privathütten fabri-
cirten Eisens und Bleches einer derjenigen, auf welchen Wir
von jeher Unsere vorzügliche Aufmerksamkeit gerichtet haben.
Es ist Euch bekannt, zu welchen Mitteln Wir anfänglich haben
greifen müssen, um Unsere Hüttenfabricate an Unsere Unter-
thanen zu debitiren, sie solchergestalt mit denselben nach und
nach besser bekannt zu machen, ihnen ihre vielfältigen Vorurtheile
dagegen zu benehmen und zugleich Unsrer Hauptbergwerks- und
Hütten-Casse dadurch in etwas aufzuhelfen.

Ihr wisst aber auch, wie sehr Wir's Uns haben angelegen
seyn lassen, die Qualität dieser Hüttenprodukte zu verbessern,
die Fabrication derselben nach und nach zu vermehren, und
auf diese Weise für das Interesse Unsrer Unterthanen, sowie
für Unser eigenes zu sorgen. Es ist Euch ferner nicht unbe-
kannt, dass, seitdem Wir Unsere, mit vorzüglich gutem Eisen-
erze und mit dem benöthigten Holze reichlich gesegnete Provinz
Oberschlesien durch Unsern Etats-Minister, Frhrn. v. Heinitz,
bereisen lassen und Uns überzeugt haben, dass mit dem daselbst
sowohl, als auf Unsern in hiesigen Provinzen angelegten, der-
gleichen auf den Harzer, Blankenburgischen und Wernigerode-
schen Hütten verfertigten Eisen und Blech, Unsere sämmtlichen
Staaten diesseits der Weser, der Menge und Güte nach ver-
sorget werden können, der ganze Eisenhandel eine andre Gestalt
gewonnen, jene Zwangsmittel zum debit mit den deshalb an-
gelegten Distributionen, aufgehoben, die Einfuhren des schwe-
dischen Eisens verboten, mit Blankenburg, Wernigerode und
den oberschlesischen Privathüttenbesitzern Lieferungs-Contracte
geschlossen, für die Hauptbergwerks- und Hüttenkasse ein
Conto di tempo von 100/M. Rthlr. bei Unserer hiesigen Haupt-
banque eröffnet, verschiedene Magazine in den Provinzen etablirt,
zur Bearbeitung der bei diesem erweiterten Handel vorkommenden

Preuſsen.
über die Vervollkommnung des inländischen Eisenhandels aufgefordert
wird. Dieses für den König und die damalige Lage des Eisengewerbes
in Preuſsen charakteristische Schreiben lautet, wie folgt:

Friedrich, König p. Unserm p.

Unter den verschiedenen Gegenständen, deren besondere
Bearbeitung Wir Unserm Bergwerks- und Hütten-Departement
aufgetragen haben, ist der Verbrauch und Absatz des in Unsern
Staaten, theils auf Unsern eigenen, theils auf Privathütten fabri-
cirten Eisens und Bleches einer derjenigen, auf welchen Wir
von jeher Unsere vorzügliche Aufmerksamkeit gerichtet haben.
Es ist Euch bekannt, zu welchen Mitteln Wir anfänglich haben
greifen müssen, um Unsere Hüttenfabricate an Unsere Unter-
thanen zu debitiren, sie solchergestalt mit denselben nach und
nach besser bekannt zu machen, ihnen ihre vielfältigen Vorurtheile
dagegen zu benehmen und zugleich Unsrer Hauptbergwerks- und
Hütten-Casse dadurch in etwas aufzuhelfen.

Ihr wiſst aber auch, wie sehr Wir’s Uns haben angelegen
seyn lassen, die Qualität dieser Hüttenprodukte zu verbessern,
die Fabrication derselben nach und nach zu vermehren, und
auf diese Weise für das Interesse Unsrer Unterthanen, sowie
für Unser eigenes zu sorgen. Es ist Euch ferner nicht unbe-
kannt, daſs, seitdem Wir Unsere, mit vorzüglich gutem Eisen-
erze und mit dem benöthigten Holze reichlich gesegnete Provinz
Oberschlesien durch Unsern Etats-Minister, Frhrn. v. Heinitz,
bereisen lassen und Uns überzeugt haben, daſs mit dem daselbst
sowohl, als auf Unsern in hiesigen Provinzen angelegten, der-
gleichen auf den Harzer, Blankenburgischen und Wernigerode-
schen Hütten verfertigten Eisen und Blech, Unsere sämmtlichen
Staaten diesseits der Weser, der Menge und Güte nach ver-
sorget werden können, der ganze Eisenhandel eine andre Gestalt
gewonnen, jene Zwangsmittel zum debit mit den deshalb an-
gelegten Distributionen, aufgehoben, die Einfuhren des schwe-
dischen Eisens verboten, mit Blankenburg, Wernigerode und
den oberschlesischen Privathüttenbesitzern Lieferungs-Contracte
geschlossen, für die Hauptbergwerks- und Hüttenkasse ein
Conto di tempo von 100/M. Rthlr. bei Unserer hiesigen Haupt-
banque eröffnet, verschiedene Magazine in den Provinzen etablirt,
zur Bearbeitung der bei diesem erweiterten Handel vorkommenden

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[923/0937] Preuſsen. über die Vervollkommnung des inländischen Eisenhandels aufgefordert wird. Dieses für den König und die damalige Lage des Eisengewerbes in Preuſsen charakteristische Schreiben lautet, wie folgt: „Friedrich, König p. Unserm p. Unter den verschiedenen Gegenständen, deren besondere Bearbeitung Wir Unserm Bergwerks- und Hütten-Departement aufgetragen haben, ist der Verbrauch und Absatz des in Unsern Staaten, theils auf Unsern eigenen, theils auf Privathütten fabri- cirten Eisens und Bleches einer derjenigen, auf welchen Wir von jeher Unsere vorzügliche Aufmerksamkeit gerichtet haben. Es ist Euch bekannt, zu welchen Mitteln Wir anfänglich haben greifen müssen, um Unsere Hüttenfabricate an Unsere Unter- thanen zu debitiren, sie solchergestalt mit denselben nach und nach besser bekannt zu machen, ihnen ihre vielfältigen Vorurtheile dagegen zu benehmen und zugleich Unsrer Hauptbergwerks- und Hütten-Casse dadurch in etwas aufzuhelfen. Ihr wiſst aber auch, wie sehr Wir’s Uns haben angelegen seyn lassen, die Qualität dieser Hüttenprodukte zu verbessern, die Fabrication derselben nach und nach zu vermehren, und auf diese Weise für das Interesse Unsrer Unterthanen, sowie für Unser eigenes zu sorgen. Es ist Euch ferner nicht unbe- kannt, daſs, seitdem Wir Unsere, mit vorzüglich gutem Eisen- erze und mit dem benöthigten Holze reichlich gesegnete Provinz Oberschlesien durch Unsern Etats-Minister, Frhrn. v. Heinitz, bereisen lassen und Uns überzeugt haben, daſs mit dem daselbst sowohl, als auf Unsern in hiesigen Provinzen angelegten, der- gleichen auf den Harzer, Blankenburgischen und Wernigerode- schen Hütten verfertigten Eisen und Blech, Unsere sämmtlichen Staaten diesseits der Weser, der Menge und Güte nach ver- sorget werden können, der ganze Eisenhandel eine andre Gestalt gewonnen, jene Zwangsmittel zum debit mit den deshalb an- gelegten Distributionen, aufgehoben, die Einfuhren des schwe- dischen Eisens verboten, mit Blankenburg, Wernigerode und den oberschlesischen Privathüttenbesitzern Lieferungs-Contracte geschlossen, für die Hauptbergwerks- und Hüttenkasse ein Conto di tempo von 100/M. Rthlr. bei Unserer hiesigen Haupt- banque eröffnet, verschiedene Magazine in den Provinzen etablirt, zur Bearbeitung der bei diesem erweiterten Handel vorkommenden

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 923. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/937>, abgerufen am 25.11.2024.