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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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sehr in der Kindheit, dass die Einfuhr oberschlesischen Eisens in
andere Provinzen des Staates wegen seiner schlechten Beschaffenheit
verboten war; bald jedoch traf Friedrich der Grosse die geeig-
neten Massnahmen zur Hebung der Kulturverhältnisse. Im Jahre
1754 und 1755 hatte er durch den Oberforstmeister Rhedanz die
beiden Hochofen- und Frischfeueranlagen Malapane und Kreuzburger
Hütte gegründet, zu welchen aus entfernten Gegenden geschickte
Arbeiter herangezogen wurden. Damals war Oberschlesien noch mit fast
undurchdringlichem Urwald bedeckt. Die Lage von Malapane wurde
des günstigen Wassergefälles wegen gewählt, und hat auch die Hütte
ihren Namen von dem gleichnamigen Flusse. Der Hauptzweck der An-
lagen war die Beschaffung der Munition für die schlesischen Festungen.

Menschen gab es in jener Gegend nur wenige. Die Arbeiter
mussten mit grossen Kosten aus anderen Provinzen und Ländern,
aus Brandenburg, Sachsen und dem Harz herangezogen werden. Es
entstand hier in dem sonst ganz katholischen und slawischen Lande
eine protestantische, deutsche Kolonie, die sich lange erhalten
hat. Zur Förderung des Werkes wurden die Beamten und Arbeiter
der Hütte durch einen Erlass des Königs vom 20. März 1755 mit be-
sonderen, weitgehenden Hüttenfreiheiten begnadigt 1). Um ihnen
Wohnungen zu verschaffen, wurde 1769 die Kolonie Hüttendorf erbaut
und 1781 die zweite Kolonie, Antonie, zwischen Malapane und Jed-
litze. Sie gehörten zu der Hütte, und übte das Hüttenamt Domänial-
rechte und Ortspolizei aus.

Bis 1768 hatte Malapane nur ein Frischfeuer. In diesem Jahre,
14 Jahre nach der Gründung des Werkes, machte sich erst das Bedürfnis
nach Vergrösserung bemerkbar, und wurden 1/4 Meile oberhalb Mala-
pane zwei weitere Frischfeuer bei dem Dorfe Krascheow angelegt.
Bald hatte Malapane so bedeutende Überschüsse gebracht, dass man
1775 eine halbe Meile unterhalb, ohne sonstige Beihülfe, das Jedlitzer
Werk erbauen konnte. Es bestand aus 1 Drahtzuge, 1 Frischfeuer
und 1 Zeug- und Zainhammer. Der Drahtzug lieferte jährlich 120 Ctr.
verschiedene Drahtsorten.

1777 wurde von Heinitz Minister. In diesem Jahre betrug die
gesamte Erzförderung Schlesiens 125679 preuss. Tonnen (1 Scheffel
= 2/5 Tonne), das Eisen war aber so schlecht, dass seine Ausfuhr in
die übrigen preussischen Provinzen immer noch verboten war.


1) Der Erlass ist abgedruckt in L. Wachler, Geschichte des ersten Jahr-
hunderts der kgl. Eisenhüttenwerke zu Malapane von 1753 bis 1854. Glogau 1856. S. 4.

Preuſsen.
sehr in der Kindheit, daſs die Einfuhr oberschlesischen Eisens in
andere Provinzen des Staates wegen seiner schlechten Beschaffenheit
verboten war; bald jedoch traf Friedrich der Groſse die geeig-
neten Maſsnahmen zur Hebung der Kulturverhältnisse. Im Jahre
1754 und 1755 hatte er durch den Oberforstmeister Rhedanz die
beiden Hochofen- und Frischfeueranlagen Malapane und Kreuzburger
Hütte gegründet, zu welchen aus entfernten Gegenden geschickte
Arbeiter herangezogen wurden. Damals war Oberschlesien noch mit fast
undurchdringlichem Urwald bedeckt. Die Lage von Malapane wurde
des günstigen Wassergefälles wegen gewählt, und hat auch die Hütte
ihren Namen von dem gleichnamigen Flusse. Der Hauptzweck der An-
lagen war die Beschaffung der Munition für die schlesischen Festungen.

Menschen gab es in jener Gegend nur wenige. Die Arbeiter
muſsten mit groſsen Kosten aus anderen Provinzen und Ländern,
aus Brandenburg, Sachsen und dem Harz herangezogen werden. Es
entstand hier in dem sonst ganz katholischen und slawischen Lande
eine protestantische, deutsche Kolonie, die sich lange erhalten
hat. Zur Förderung des Werkes wurden die Beamten und Arbeiter
der Hütte durch einen Erlaſs des Königs vom 20. März 1755 mit be-
sonderen, weitgehenden Hüttenfreiheiten begnadigt 1). Um ihnen
Wohnungen zu verschaffen, wurde 1769 die Kolonie Hüttendorf erbaut
und 1781 die zweite Kolonie, Antonie, zwischen Malapane und Jed-
litze. Sie gehörten zu der Hütte, und übte das Hüttenamt Domänial-
rechte und Ortspolizei aus.

Bis 1768 hatte Malapane nur ein Frischfeuer. In diesem Jahre,
14 Jahre nach der Gründung des Werkes, machte sich erst das Bedürfnis
nach Vergröſserung bemerkbar, und wurden ¼ Meile oberhalb Mala-
pane zwei weitere Frischfeuer bei dem Dorfe Krascheow angelegt.
Bald hatte Malapane so bedeutende Überschüsse gebracht, daſs man
1775 eine halbe Meile unterhalb, ohne sonstige Beihülfe, das Jedlitzer
Werk erbauen konnte. Es bestand aus 1 Drahtzuge, 1 Frischfeuer
und 1 Zeug- und Zainhammer. Der Drahtzug lieferte jährlich 120 Ctr.
verschiedene Drahtsorten.

1777 wurde von Heinitz Minister. In diesem Jahre betrug die
gesamte Erzförderung Schlesiens 125679 preuſs. Tonnen (1 Scheffel
= ⅖ Tonne), das Eisen war aber so schlecht, daſs seine Ausfuhr in
die übrigen preuſsischen Provinzen immer noch verboten war.


1) Der Erlaſs ist abgedruckt in L. Wachler, Geschichte des ersten Jahr-
hunderts der kgl. Eisenhüttenwerke zu Malapane von 1753 bis 1854. Glogau 1856. S. 4.
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[920/0934] Preuſsen. sehr in der Kindheit, daſs die Einfuhr oberschlesischen Eisens in andere Provinzen des Staates wegen seiner schlechten Beschaffenheit verboten war; bald jedoch traf Friedrich der Groſse die geeig- neten Maſsnahmen zur Hebung der Kulturverhältnisse. Im Jahre 1754 und 1755 hatte er durch den Oberforstmeister Rhedanz die beiden Hochofen- und Frischfeueranlagen Malapane und Kreuzburger Hütte gegründet, zu welchen aus entfernten Gegenden geschickte Arbeiter herangezogen wurden. Damals war Oberschlesien noch mit fast undurchdringlichem Urwald bedeckt. Die Lage von Malapane wurde des günstigen Wassergefälles wegen gewählt, und hat auch die Hütte ihren Namen von dem gleichnamigen Flusse. Der Hauptzweck der An- lagen war die Beschaffung der Munition für die schlesischen Festungen. Menschen gab es in jener Gegend nur wenige. Die Arbeiter muſsten mit groſsen Kosten aus anderen Provinzen und Ländern, aus Brandenburg, Sachsen und dem Harz herangezogen werden. Es entstand hier in dem sonst ganz katholischen und slawischen Lande eine protestantische, deutsche Kolonie, die sich lange erhalten hat. Zur Förderung des Werkes wurden die Beamten und Arbeiter der Hütte durch einen Erlaſs des Königs vom 20. März 1755 mit be- sonderen, weitgehenden Hüttenfreiheiten begnadigt 1). Um ihnen Wohnungen zu verschaffen, wurde 1769 die Kolonie Hüttendorf erbaut und 1781 die zweite Kolonie, Antonie, zwischen Malapane und Jed- litze. Sie gehörten zu der Hütte, und übte das Hüttenamt Domänial- rechte und Ortspolizei aus. Bis 1768 hatte Malapane nur ein Frischfeuer. In diesem Jahre, 14 Jahre nach der Gründung des Werkes, machte sich erst das Bedürfnis nach Vergröſserung bemerkbar, und wurden ¼ Meile oberhalb Mala- pane zwei weitere Frischfeuer bei dem Dorfe Krascheow angelegt. Bald hatte Malapane so bedeutende Überschüsse gebracht, daſs man 1775 eine halbe Meile unterhalb, ohne sonstige Beihülfe, das Jedlitzer Werk erbauen konnte. Es bestand aus 1 Drahtzuge, 1 Frischfeuer und 1 Zeug- und Zainhammer. Der Drahtzug lieferte jährlich 120 Ctr. verschiedene Drahtsorten. 1777 wurde von Heinitz Minister. In diesem Jahre betrug die gesamte Erzförderung Schlesiens 125679 preuſs. Tonnen (1 Scheffel = ⅖ Tonne), das Eisen war aber so schlecht, daſs seine Ausfuhr in die übrigen preuſsischen Provinzen immer noch verboten war. 1) Der Erlaſs ist abgedruckt in L. Wachler, Geschichte des ersten Jahr- hunderts der kgl. Eisenhüttenwerke zu Malapane von 1753 bis 1854. Glogau 1856. S. 4.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 920. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/934>, abgerufen am 22.11.2024.