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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Preussen.
dagegen beherrschte das schwedische Eisen noch immer den Markt
und schien für viele Zwecke unentbehrlich. Man bezahlte aber für
schwedisches Eisen 7 Thaler für den Centner, während inländisches
nur 4 Thaler 20 Groschen galt. Die Hauptsorten von schwedischem
waren Stabeisen, 2 Zoll breit und 3/4 Zoll dick, mit dem Zeichen
S. F., und Schlossereisen, 11/2 Zoll breit und 1/4 Zoll dick, mit den
Zeichen H. H. und H. S.

Von Stahlsorten war der Kölnische Stahl am meisten beliebt.
Das Pfund kostete 4 Groschen 6 Pfennig, während englischer Stahl
mit 8 Groschen bezahlt wurde. Die Versuche, Stahl auf den branden-
burgischen Hammerwerken zu machen, hatten keinen Erfolg. Zum
Schutze des inländischen Eisens wurde von fremdem Eisen ein
Eingangszoll von 6 Gr. für den Centner erhoben. Die Einfuhr fremder
Bleche wurde ganz verboten, ausser in Schlesien und Ostpreussen,
welche aber ein gewisses Quantum von den königlichen Werken nehmen
mussten. In den Städten wurden Niederlagen von inländischem Eisen
und Blech errichtet, in den kleineren Orten einzelne "Distributionen",
wovon der Verkäufer nur gewisse Prozente bezog. 1770 starb Kriegs-
rat Jäckel, der ein Hauptverdienst an der Förderung der Eisen-
industrie hatte, und machte sich der Mangel eines tüchtigen Nach-
folgers in den nächsten Jahren sehr fühlbar. Erst nach einiger Zeit
brachte man es durch Betriebsverbesserungen, schärfere Kontrolle
und durch Übernahme des Eisenwerkes von Zehdenik, welches bis dahin
Konkurrenz gemacht hatte, dahin, wieder gute Waren zu liefern und
Überschuss zu machen. Als ein glückliches Ereignis muss der Eintritt
des Staatsministers von Heinitz in den königlichen Dienst be-
zeichnet werden.

Heinitz, der in Berg- und Hüttensachen Fachmann war, griff
überall thätig ein. Es wurde für Vorräte in den königlichen Nieder-
lagen gesorgt, Prämien für gute Waren ausgesetzt, die Holzersparung
durch Erlass der neuen Holz- und Kohlenordnung gefördert. Das
Eisenwerk zu Peitz wurde in eigene Regie übernommen, und so
konnte man schon 1779 die Eisenpreise heruntersetzen und die Ein-
fuhr des schwedischen Eisens verbieten. Die preussischen Provinzen
hatten bis dahin jährlich ungefähr 44000 Ctr. schwedisches Eisen
bezogen, das den Kaufleuten in Stettin selbst auf mindestens 4 Thlr.
zu stehen kam.

1776 wurde zu Neustadt-Eberswalde auch eine besondere Fabrik
zur Verfertigung von Kämmen und Messerscheiden aus Elfenbein an-
gelegt, welche jährlich 50 Ctr. Elfenbein verarbeitete. Damals be-

Preuſsen.
dagegen beherrschte das schwedische Eisen noch immer den Markt
und schien für viele Zwecke unentbehrlich. Man bezahlte aber für
schwedisches Eisen 7 Thaler für den Centner, während inländisches
nur 4 Thaler 20 Groschen galt. Die Hauptsorten von schwedischem
waren Stabeisen, 2 Zoll breit und ¾ Zoll dick, mit dem Zeichen
S. F., und Schlossereisen, 1½ Zoll breit und ¼ Zoll dick, mit den
Zeichen H. H. und H. S.

Von Stahlsorten war der Kölnische Stahl am meisten beliebt.
Das Pfund kostete 4 Groschen 6 Pfennig, während englischer Stahl
mit 8 Groschen bezahlt wurde. Die Versuche, Stahl auf den branden-
burgischen Hammerwerken zu machen, hatten keinen Erfolg. Zum
Schutze des inländischen Eisens wurde von fremdem Eisen ein
Eingangszoll von 6 Gr. für den Centner erhoben. Die Einfuhr fremder
Bleche wurde ganz verboten, auſser in Schlesien und Ostpreuſsen,
welche aber ein gewisses Quantum von den königlichen Werken nehmen
muſsten. In den Städten wurden Niederlagen von inländischem Eisen
und Blech errichtet, in den kleineren Orten einzelne „Distributionen“,
wovon der Verkäufer nur gewisse Prozente bezog. 1770 starb Kriegs-
rat Jäckel, der ein Hauptverdienst an der Förderung der Eisen-
industrie hatte, und machte sich der Mangel eines tüchtigen Nach-
folgers in den nächsten Jahren sehr fühlbar. Erst nach einiger Zeit
brachte man es durch Betriebsverbesserungen, schärfere Kontrolle
und durch Übernahme des Eisenwerkes von Zehdenik, welches bis dahin
Konkurrenz gemacht hatte, dahin, wieder gute Waren zu liefern und
Überschuſs zu machen. Als ein glückliches Ereignis muſs der Eintritt
des Staatsministers von Heinitz in den königlichen Dienst be-
zeichnet werden.

Heinitz, der in Berg- und Hüttensachen Fachmann war, griff
überall thätig ein. Es wurde für Vorräte in den königlichen Nieder-
lagen gesorgt, Prämien für gute Waren ausgesetzt, die Holzersparung
durch Erlaſs der neuen Holz- und Kohlenordnung gefördert. Das
Eisenwerk zu Peitz wurde in eigene Regie übernommen, und so
konnte man schon 1779 die Eisenpreise heruntersetzen und die Ein-
fuhr des schwedischen Eisens verbieten. Die preuſsischen Provinzen
hatten bis dahin jährlich ungefähr 44000 Ctr. schwedisches Eisen
bezogen, das den Kaufleuten in Stettin selbst auf mindestens 4 Thlr.
zu stehen kam.

1776 wurde zu Neustadt-Eberswalde auch eine besondere Fabrik
zur Verfertigung von Kämmen und Messerscheiden aus Elfenbein an-
gelegt, welche jährlich 50 Ctr. Elfenbein verarbeitete. Damals be-

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[918/0932] Preuſsen. dagegen beherrschte das schwedische Eisen noch immer den Markt und schien für viele Zwecke unentbehrlich. Man bezahlte aber für schwedisches Eisen 7 Thaler für den Centner, während inländisches nur 4 Thaler 20 Groschen galt. Die Hauptsorten von schwedischem waren Stabeisen, 2 Zoll breit und ¾ Zoll dick, mit dem Zeichen S. F., und Schlossereisen, 1½ Zoll breit und ¼ Zoll dick, mit den Zeichen H. H. und H. S. Von Stahlsorten war der Kölnische Stahl am meisten beliebt. Das Pfund kostete 4 Groschen 6 Pfennig, während englischer Stahl mit 8 Groschen bezahlt wurde. Die Versuche, Stahl auf den branden- burgischen Hammerwerken zu machen, hatten keinen Erfolg. Zum Schutze des inländischen Eisens wurde von fremdem Eisen ein Eingangszoll von 6 Gr. für den Centner erhoben. Die Einfuhr fremder Bleche wurde ganz verboten, auſser in Schlesien und Ostpreuſsen, welche aber ein gewisses Quantum von den königlichen Werken nehmen muſsten. In den Städten wurden Niederlagen von inländischem Eisen und Blech errichtet, in den kleineren Orten einzelne „Distributionen“, wovon der Verkäufer nur gewisse Prozente bezog. 1770 starb Kriegs- rat Jäckel, der ein Hauptverdienst an der Förderung der Eisen- industrie hatte, und machte sich der Mangel eines tüchtigen Nach- folgers in den nächsten Jahren sehr fühlbar. Erst nach einiger Zeit brachte man es durch Betriebsverbesserungen, schärfere Kontrolle und durch Übernahme des Eisenwerkes von Zehdenik, welches bis dahin Konkurrenz gemacht hatte, dahin, wieder gute Waren zu liefern und Überschuſs zu machen. Als ein glückliches Ereignis muſs der Eintritt des Staatsministers von Heinitz in den königlichen Dienst be- zeichnet werden. Heinitz, der in Berg- und Hüttensachen Fachmann war, griff überall thätig ein. Es wurde für Vorräte in den königlichen Nieder- lagen gesorgt, Prämien für gute Waren ausgesetzt, die Holzersparung durch Erlaſs der neuen Holz- und Kohlenordnung gefördert. Das Eisenwerk zu Peitz wurde in eigene Regie übernommen, und so konnte man schon 1779 die Eisenpreise heruntersetzen und die Ein- fuhr des schwedischen Eisens verbieten. Die preuſsischen Provinzen hatten bis dahin jährlich ungefähr 44000 Ctr. schwedisches Eisen bezogen, das den Kaufleuten in Stettin selbst auf mindestens 4 Thlr. zu stehen kam. 1776 wurde zu Neustadt-Eberswalde auch eine besondere Fabrik zur Verfertigung von Kämmen und Messerscheiden aus Elfenbein an- gelegt, welche jährlich 50 Ctr. Elfenbein verarbeitete. Damals be-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 918. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/932>, abgerufen am 25.11.2024.