die General-Privilegia und Güldenbriefe vieler Eisengewerke neu publi- ziert 1), so die der Schlosser, Sporer, Büchsen-, Uhr- und Windenmacher, der Nadler, der Eisenhändler, der Feilenhauer, der Nagelschmiede, Schwertfeger und Messerschmiede.
Friedrich der Grosse wendete von Anfang an der Eisen- industrie seines Landes das grösste Interesse zu, wozu seine kriege- rischen Unternehmungen die erste Veranlassung gaben. Neustadt- Eberswalde lag ihm besonders am Herzen, hier wollte er einen Haupteisenindustrieplatz schaffen. Zu diesem Zwecke gründete er 1743 die Ruhlaer Kolonie oder die Stahlfabrik, indem er 200 Messer- und Scherenschmiede von Ruhla in seine Dienste nahm, sie mit ihren Familien zur Auswanderung bewog und in Neustadt-Eberswalde unter günstigen Bedingungen ansiedelte. Nach von Justis Angaben sollen im ganzen 500 Personen zur Auswanderung von Ruhla bewogen worden sein. Anfangs wurden nur Messer und Scheren, später allerhand Waren, Feilen, Bohrer, Lichtputzen, Vorhängeschlösser u. s. w. in Neustadt gemacht. Wesentlich zum Schutz dieser Industrie wurde 1751 ein Edikt erlassen, welches alle fremden Eisen- und Stahlwaren im Lande verbot. Es entsprach dies den handelspolitischen Grund- sätzen jener Zeit, wonach man die Einfuhr von Waren, die im eigenen Lande erzeugt wurden, verbot, hohe Eingangszölle auf solche legte, die nicht im Lande erzeugt wurden, aber eingeführt werden mussten, und die Ausfuhr von Rohstoffen, welche die einheimischen Gewerbe verwendeten, ebenfalls verbot.
1753 wurde die Eisenhütte an Splittgerber-Daun verpachtet 1754 bis 1755 wurde ein Blau- und Stahlofen für königl. Rechnung dort angelegt. Das Eisenwerk stand in engster Beziehung zu der Gewehrfabrik bei Spandau und Potsdam. Diese Fabrik war 1722 von dem Bankier Daun und zwar teils auf dem Plan zu Spandau unter den Kanonen der Festung, teils zu Potsdam angelegt worden. Die ersten Arbeiter kamen meistenteils aus Lüttich. Friedrich der Grosse liess aber auch Gewehrmacher aus Sachsen kommen. Zu dem Neustadt-Eberswalder Eisenhammer gehörte 1 Platinen- hammer, nämlich 1 Schwanzhammer, um aus schwedischem Scha- bloneneisen Platinen für die Gewehrfabrik in Potsdam zu schmieden 2); 1 Zainhammer, 1/2 Ctr. schwer, der nur darin abweichend war, dass auf seiner Bahn ein langes, schmales Stück vorstand; er diente
1) Siehe "Nov. corp. Const. Brandenb." V. Teil. Anfang der II. Abteilung, Kap. X, 1735.
2) Siehe Sprengels "Handwerke und Künste", V. Sammlung.
Preuſsen.
die General-Privilegia und Güldenbriefe vieler Eisengewerke neu publi- ziert 1), so die der Schlosser, Sporer, Büchsen-, Uhr- und Windenmacher, der Nadler, der Eisenhändler, der Feilenhauer, der Nagelschmiede, Schwertfeger und Messerschmiede.
Friedrich der Groſse wendete von Anfang an der Eisen- industrie seines Landes das gröſste Interesse zu, wozu seine kriege- rischen Unternehmungen die erste Veranlassung gaben. Neustadt- Eberswalde lag ihm besonders am Herzen, hier wollte er einen Haupteisenindustrieplatz schaffen. Zu diesem Zwecke gründete er 1743 die Ruhlaer Kolonie oder die Stahlfabrik, indem er 200 Messer- und Scherenschmiede von Ruhla in seine Dienste nahm, sie mit ihren Familien zur Auswanderung bewog und in Neustadt-Eberswalde unter günstigen Bedingungen ansiedelte. Nach von Justis Angaben sollen im ganzen 500 Personen zur Auswanderung von Ruhla bewogen worden sein. Anfangs wurden nur Messer und Scheren, später allerhand Waren, Feilen, Bohrer, Lichtputzen, Vorhängeschlösser u. s. w. in Neustadt gemacht. Wesentlich zum Schutz dieser Industrie wurde 1751 ein Edikt erlassen, welches alle fremden Eisen- und Stahlwaren im Lande verbot. Es entsprach dies den handelspolitischen Grund- sätzen jener Zeit, wonach man die Einfuhr von Waren, die im eigenen Lande erzeugt wurden, verbot, hohe Eingangszölle auf solche legte, die nicht im Lande erzeugt wurden, aber eingeführt werden muſsten, und die Ausfuhr von Rohstoffen, welche die einheimischen Gewerbe verwendeten, ebenfalls verbot.
1753 wurde die Eisenhütte an Splittgerber-Daun verpachtet 1754 bis 1755 wurde ein Blau- und Stahlofen für königl. Rechnung dort angelegt. Das Eisenwerk stand in engster Beziehung zu der Gewehrfabrik bei Spandau und Potsdam. Diese Fabrik war 1722 von dem Bankier Daun und zwar teils auf dem Plan zu Spandau unter den Kanonen der Festung, teils zu Potsdam angelegt worden. Die ersten Arbeiter kamen meistenteils aus Lüttich. Friedrich der Groſse lieſs aber auch Gewehrmacher aus Sachsen kommen. Zu dem Neustadt-Eberswalder Eisenhammer gehörte 1 Platinen- hammer, nämlich 1 Schwanzhammer, um aus schwedischem Scha- bloneneisen Platinen für die Gewehrfabrik in Potsdam zu schmieden 2); 1 Zainhammer, ½ Ctr. schwer, der nur darin abweichend war, daſs auf seiner Bahn ein langes, schmales Stück vorstand; er diente
1) Siehe „Nov. corp. Const. Brandenb.“ V. Teil. Anfang der II. Abteilung, Kap. X, 1735.
2) Siehe Sprengels „Handwerke und Künste“, V. Sammlung.
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die General-Privilegia und Güldenbriefe vieler Eisengewerke neu publi-
ziert 1), so die der Schlosser, Sporer, Büchsen-, Uhr- und Windenmacher,
der Nadler, der Eisenhändler, der Feilenhauer, der Nagelschmiede,
Schwertfeger und Messerschmiede.
Friedrich der Groſse wendete von Anfang an der Eisen-
industrie seines Landes das gröſste Interesse zu, wozu seine kriege-
rischen Unternehmungen die erste Veranlassung gaben. Neustadt-
Eberswalde lag ihm besonders am Herzen, hier wollte er einen
Haupteisenindustrieplatz schaffen. Zu diesem Zwecke gründete er
1743 die Ruhlaer Kolonie oder die Stahlfabrik, indem er 200 Messer-
und Scherenschmiede von Ruhla in seine Dienste nahm, sie mit
ihren Familien zur Auswanderung bewog und in Neustadt-Eberswalde
unter günstigen Bedingungen ansiedelte. Nach von Justis Angaben
sollen im ganzen 500 Personen zur Auswanderung von Ruhla bewogen
worden sein. Anfangs wurden nur Messer und Scheren, später
allerhand Waren, Feilen, Bohrer, Lichtputzen, Vorhängeschlösser u. s. w.
in Neustadt gemacht. Wesentlich zum Schutz dieser Industrie wurde
1751 ein Edikt erlassen, welches alle fremden Eisen- und Stahlwaren
im Lande verbot. Es entsprach dies den handelspolitischen Grund-
sätzen jener Zeit, wonach man die Einfuhr von Waren, die im eigenen
Lande erzeugt wurden, verbot, hohe Eingangszölle auf solche legte,
die nicht im Lande erzeugt wurden, aber eingeführt werden muſsten,
und die Ausfuhr von Rohstoffen, welche die einheimischen Gewerbe
verwendeten, ebenfalls verbot.
1753 wurde die Eisenhütte an Splittgerber-Daun verpachtet
1754 bis 1755 wurde ein Blau- und Stahlofen für königl. Rechnung
dort angelegt. Das Eisenwerk stand in engster Beziehung zu der
Gewehrfabrik bei Spandau und Potsdam. Diese Fabrik war 1722
von dem Bankier Daun und zwar teils auf dem Plan zu Spandau
unter den Kanonen der Festung, teils zu Potsdam angelegt worden.
Die ersten Arbeiter kamen meistenteils aus Lüttich. Friedrich
der Groſse lieſs aber auch Gewehrmacher aus Sachsen kommen.
Zu dem Neustadt-Eberswalder Eisenhammer gehörte 1 Platinen-
hammer, nämlich 1 Schwanzhammer, um aus schwedischem Scha-
bloneneisen Platinen für die Gewehrfabrik in Potsdam zu schmieden 2);
1 Zainhammer, ½ Ctr. schwer, der nur darin abweichend war,
daſs auf seiner Bahn ein langes, schmales Stück vorstand; er diente
1) Siehe „Nov. corp. Const. Brandenb.“ V. Teil. Anfang der II. Abteilung,
Kap. X, 1735.
2) Siehe Sprengels „Handwerke und Künste“, V. Sammlung.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 911. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/925>, abgerufen am 22.11.2024.
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