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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Preussen.

Vietz in der Neumark hatte 1774 zwei Hochöfen, welche ihren
Eisenstein von Schadow mit 2 Thlr. 18 Gr. Transportkosten für
das Fuder bezogen. Von dieser Hütte erhielten die Hammer-
werke Zanshausen, Zansthal und Kutzdorf in der Neumark das Roh-
eisen. 1765 fand der König, dass für Blech und Stahl zu viel Geld
ausser Land ging. Es sollten deshalb grosse Werke hierfür an der
Zanze angelegt werden, wofür der König 180000 Thlr. bewilligte.
Mit der Ausführung wurde der fast blinde v. Justi betraut, der aber
der Aufgabe nicht gewachsen war und hier ein trauriges Ende nahm.

Die beiden Hammerwerke Zanshausen und Zansthal, bei
welchen Blechwerke waren, lieferten 1774 an 2500 Ctr. Stabeisen.
Die Werke waren königlich, rentierten aber schlecht.

Das Hüttenwerk Gottow, 1752 gegründet, bestand 1776 aus
einem Hochofen und 2 Hämmern.

Die Hütte zu Crossen erhielt ihren Eisenstein aus Schlesien
hinter Breslau her; das Fuder kostete 4 Thlr. 12 Gr., der Centner
Roheisen 1 Thlr. 22 Gr. 1).

Die Drahtzieherei zu Hohenfinow bei Oderberg lieferte einen
ziemlich geschmeidigen Draht, doch machte man nicht alle Sorten.
Stricknadeldraht wurde viel abgesetzt. Der Centner kostete 11 bis
18 Thlr. und wurde in Ringen von 5 bis 10 Pfd. gebunden. Ferner
zog man Draht für Horden und Malzdarren. Feinere Sorten kosteten
6 bis 12 Gr. das Pfund.

Über die königliche Gewehrfabrik zu Spandau und Pots-
dam
berichten wir noch, dass zu Spandau die Läufe zu den Schiess-
gewehren für die ganze preussische Infanterie und Kavallerie ge-
schmiedet, gebohrt und aus dem Groben geschliffen wurden; nachdem
wurden sie zu Potsdam poliert, geschäftet, garniert, mit Schlössern
versehen und völlig fertig gemacht. Jede Woche konnte sie so viel
Flinten liefern, als für ein ganzes Bataillon erforderlich waren.
Ebenso war eine Klingen- und Bajonettschmiede zu Spandau; 1750
wurde daselbst auch noch eine besondere Kürassschmiede angelegt.

In Pommern erlangte das Hütten- und Hammerwerk zu Tor-
gelow
besondere Bedeutung, welches 1758 neu angelegt worden war.
Es war auf die Sumpferze der Umgebung des Haffs begründet. Der
Hochofen war 30 Fuss hoch, nach schwedischer Art gebaut.

Durch Schutzzölle und durch Verordnungen suchte die preussische
Regierung die Eisenindustrie des Landes zu fördern. 1735 wurden

1) Siehe v. Hofmann, a. a. O., S. 43.
Preuſsen.

Vietz in der Neumark hatte 1774 zwei Hochöfen, welche ihren
Eisenstein von Schadow mit 2 Thlr. 18 Gr. Transportkosten für
das Fuder bezogen. Von dieser Hütte erhielten die Hammer-
werke Zanshausen, Zansthal und Kutzdorf in der Neumark das Roh-
eisen. 1765 fand der König, daſs für Blech und Stahl zu viel Geld
auſser Land ging. Es sollten deshalb groſse Werke hierfür an der
Zanze angelegt werden, wofür der König 180000 Thlr. bewilligte.
Mit der Ausführung wurde der fast blinde v. Justi betraut, der aber
der Aufgabe nicht gewachsen war und hier ein trauriges Ende nahm.

Die beiden Hammerwerke Zanshausen und Zansthal, bei
welchen Blechwerke waren, lieferten 1774 an 2500 Ctr. Stabeisen.
Die Werke waren königlich, rentierten aber schlecht.

Das Hüttenwerk Gottow, 1752 gegründet, bestand 1776 aus
einem Hochofen und 2 Hämmern.

Die Hütte zu Crossen erhielt ihren Eisenstein aus Schlesien
hinter Breslau her; das Fuder kostete 4 Thlr. 12 Gr., der Centner
Roheisen 1 Thlr. 22 Gr. 1).

Die Drahtzieherei zu Hohenfinow bei Oderberg lieferte einen
ziemlich geschmeidigen Draht, doch machte man nicht alle Sorten.
Stricknadeldraht wurde viel abgesetzt. Der Centner kostete 11 bis
18 Thlr. und wurde in Ringen von 5 bis 10 Pfd. gebunden. Ferner
zog man Draht für Horden und Malzdarren. Feinere Sorten kosteten
6 bis 12 Gr. das Pfund.

Über die königliche Gewehrfabrik zu Spandau und Pots-
dam
berichten wir noch, daſs zu Spandau die Läufe zu den Schieſs-
gewehren für die ganze preuſsische Infanterie und Kavallerie ge-
schmiedet, gebohrt und aus dem Groben geschliffen wurden; nachdem
wurden sie zu Potsdam poliert, geschäftet, garniert, mit Schlössern
versehen und völlig fertig gemacht. Jede Woche konnte sie so viel
Flinten liefern, als für ein ganzes Bataillon erforderlich waren.
Ebenso war eine Klingen- und Bajonettschmiede zu Spandau; 1750
wurde daselbst auch noch eine besondere Küraſsschmiede angelegt.

In Pommern erlangte das Hütten- und Hammerwerk zu Tor-
gelow
besondere Bedeutung, welches 1758 neu angelegt worden war.
Es war auf die Sumpferze der Umgebung des Haffs begründet. Der
Hochofen war 30 Fuſs hoch, nach schwedischer Art gebaut.

Durch Schutzzölle und durch Verordnungen suchte die preuſsische
Regierung die Eisenindustrie des Landes zu fördern. 1735 wurden

1) Siehe v. Hofmann, a. a. O., S. 43.
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[910/0924] Preuſsen. Vietz in der Neumark hatte 1774 zwei Hochöfen, welche ihren Eisenstein von Schadow mit 2 Thlr. 18 Gr. Transportkosten für das Fuder bezogen. Von dieser Hütte erhielten die Hammer- werke Zanshausen, Zansthal und Kutzdorf in der Neumark das Roh- eisen. 1765 fand der König, daſs für Blech und Stahl zu viel Geld auſser Land ging. Es sollten deshalb groſse Werke hierfür an der Zanze angelegt werden, wofür der König 180000 Thlr. bewilligte. Mit der Ausführung wurde der fast blinde v. Justi betraut, der aber der Aufgabe nicht gewachsen war und hier ein trauriges Ende nahm. Die beiden Hammerwerke Zanshausen und Zansthal, bei welchen Blechwerke waren, lieferten 1774 an 2500 Ctr. Stabeisen. Die Werke waren königlich, rentierten aber schlecht. Das Hüttenwerk Gottow, 1752 gegründet, bestand 1776 aus einem Hochofen und 2 Hämmern. Die Hütte zu Crossen erhielt ihren Eisenstein aus Schlesien hinter Breslau her; das Fuder kostete 4 Thlr. 12 Gr., der Centner Roheisen 1 Thlr. 22 Gr. 1). Die Drahtzieherei zu Hohenfinow bei Oderberg lieferte einen ziemlich geschmeidigen Draht, doch machte man nicht alle Sorten. Stricknadeldraht wurde viel abgesetzt. Der Centner kostete 11 bis 18 Thlr. und wurde in Ringen von 5 bis 10 Pfd. gebunden. Ferner zog man Draht für Horden und Malzdarren. Feinere Sorten kosteten 6 bis 12 Gr. das Pfund. Über die königliche Gewehrfabrik zu Spandau und Pots- dam berichten wir noch, daſs zu Spandau die Läufe zu den Schieſs- gewehren für die ganze preuſsische Infanterie und Kavallerie ge- schmiedet, gebohrt und aus dem Groben geschliffen wurden; nachdem wurden sie zu Potsdam poliert, geschäftet, garniert, mit Schlössern versehen und völlig fertig gemacht. Jede Woche konnte sie so viel Flinten liefern, als für ein ganzes Bataillon erforderlich waren. Ebenso war eine Klingen- und Bajonettschmiede zu Spandau; 1750 wurde daselbst auch noch eine besondere Küraſsschmiede angelegt. In Pommern erlangte das Hütten- und Hammerwerk zu Tor- gelow besondere Bedeutung, welches 1758 neu angelegt worden war. Es war auf die Sumpferze der Umgebung des Haffs begründet. Der Hochofen war 30 Fuſs hoch, nach schwedischer Art gebaut. Durch Schutzzölle und durch Verordnungen suchte die preuſsische Regierung die Eisenindustrie des Landes zu fördern. 1735 wurden 1) Siehe v. Hofmann, a. a. O., S. 43.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 910. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/924>, abgerufen am 25.11.2024.