173 Stück Ofentöpfe, 7 Kessel, 16 Kolbenröhren, 40 Knieröhren, 1 Krummzapfen, 6 Mörser, 3 Laugentöpfe, alles in Lehm; 6 Mörser in Schalen; 2 Hammerzapfen, 104 Plattenöfen, 77 Kaminplatten in Sand. In Dresden fanden bald -- 1729 -- Mückenberger holzsparende, leicht heizende Öfen Eingang. Dagegen stiess man beim Verfrischen des Roheisens in den ersten sieben Jahren auf Schwierigkeiten. 1733 wurden aber bereits auf vier Hämmern 22381/4 Ctr. Stab-, Zeug- und Zaineisen geschmiedet. Aus 8 Ctr. Roheisen erhielt man 5 Ctr. Stabeisen. -- In den ersten 51 Jahren wurden durchschnittlich in der Schmelzwoche 1843/4 Ctr. Eisen produziert. 10 Dresdener Scheffel Eisenstein gaben 11 1/8 Ctr. Eisen und brauchten 1 9/10 Ctr. Kalk exkl. Frischschlacke und 13 2/9 Kübel Kohlen. Zu 10 Ctr. Eisen brauchte man also 11 9/10 Kübel Kohlen. Die Gesamtproduktion in dieser ersten -- Löwenthalschen -- Periode hatte betragen 209011 Ctr. Gusseisen und 927181/2 Ctr. Schmiedeeisen bei einem Aufwand von 122325 Klafter Scheitholz.
Hatte sich das Eisenwerk zu Mückenberg unter der freiherrlich Löwenthalschen Verwaltung bereits einer befriedigenden Rentabilität zu erfreuen gehabt, so entwickelte es sich unter gräflich Einsiedelscher Verwaltung zu hoher Blüte. Der thätige sächsische Konferenzminister, Detlev Karl Graf zu Einsiedel, gelangte 1776 in den Besitz von Lauchhammer. Sein hoher Geist und sein staats- und geschäfts- männischer Blick hatten ihn zu der Überzeugung geführt, dass dem durch den siebenjährigen Krieg zerrütteten Sachsen nur durch Be- lebung der Industrie zu helfen sei. Graf Einsiedel suchte deshalb auf jede Weise diese zu fördern. Unter anderem liess er die erste Dampfmaschine in Sachsen erbauen, bemühte sich um die Anwendung der Steinkohle u. s. w. Er suchte das Eisenwerk Lauchhammer in jeder Weise, besonders auch in wissenschaftlicher Richtung, zu heben. Zu diesem Zweck berief er den erfahrenen kurfürstlich sächsischen Berg- meister Gläser, der die Erzgebirgischen, Voigtländischen, Suhler und Saal-Hämmer kannte, liess durch diesen die Erze zuerst genau auf ihren Eisengehalt probieren, liess Schmelzversuche anstellen, sowie Versuche mit dem Verwaschen der Erze, der Verkohlung, der Zustellung des Ofens u. s. w. machen.
Die Dünnflüssigkeit des Mückenberger Eisens, welche solches zu schwächerem als bisher üblichem Gusse, zum Abdruck auch von scharfen und feinen Formen fähig machte, die Liebe für den Eisenguss, dessen Beförderer er war, der Wunsch, die vergessene Kunst der alten Meister der Giesskunst wieder aufleben zu lassen, leitete den Grafen
Sachsen.
173 Stück Ofentöpfe, 7 Kessel, 16 Kolbenröhren, 40 Knieröhren, 1 Krummzapfen, 6 Mörser, 3 Laugentöpfe, alles in Lehm; 6 Mörser in Schalen; 2 Hammerzapfen, 104 Plattenöfen, 77 Kaminplatten in Sand. In Dresden fanden bald — 1729 — Mückenberger holzsparende, leicht heizende Öfen Eingang. Dagegen stieſs man beim Verfrischen des Roheisens in den ersten sieben Jahren auf Schwierigkeiten. 1733 wurden aber bereits auf vier Hämmern 2238¼ Ctr. Stab-, Zeug- und Zaineisen geschmiedet. Aus 8 Ctr. Roheisen erhielt man 5 Ctr. Stabeisen. — In den ersten 51 Jahren wurden durchschnittlich in der Schmelzwoche 184¾ Ctr. Eisen produziert. 10 Dresdener Scheffel Eisenstein gaben 11⅛ Ctr. Eisen und brauchten 1 9/10 Ctr. Kalk exkl. Frischschlacke und 13 2/9 Kübel Kohlen. Zu 10 Ctr. Eisen brauchte man also 11 9/10 Kübel Kohlen. Die Gesamtproduktion in dieser ersten — Löwenthalschen — Periode hatte betragen 209011 Ctr. Guſseisen und 92718½ Ctr. Schmiedeeisen bei einem Aufwand von 122325 Klafter Scheitholz.
Hatte sich das Eisenwerk zu Mückenberg unter der freiherrlich Löwenthalschen Verwaltung bereits einer befriedigenden Rentabilität zu erfreuen gehabt, so entwickelte es sich unter gräflich Einsiedelscher Verwaltung zu hoher Blüte. Der thätige sächsische Konferenzminister, Detlev Karl Graf zu Einsiedel, gelangte 1776 in den Besitz von Lauchhammer. Sein hoher Geist und sein staats- und geschäfts- männischer Blick hatten ihn zu der Überzeugung geführt, daſs dem durch den siebenjährigen Krieg zerrütteten Sachsen nur durch Be- lebung der Industrie zu helfen sei. Graf Einsiedel suchte deshalb auf jede Weise diese zu fördern. Unter anderem lieſs er die erste Dampfmaschine in Sachsen erbauen, bemühte sich um die Anwendung der Steinkohle u. s. w. Er suchte das Eisenwerk Lauchhammer in jeder Weise, besonders auch in wissenschaftlicher Richtung, zu heben. Zu diesem Zweck berief er den erfahrenen kurfürstlich sächsischen Berg- meister Gläser, der die Erzgebirgischen, Voigtländischen, Suhler und Saal-Hämmer kannte, lieſs durch diesen die Erze zuerst genau auf ihren Eisengehalt probieren, lieſs Schmelzversuche anstellen, sowie Versuche mit dem Verwaschen der Erze, der Verkohlung, der Zustellung des Ofens u. s. w. machen.
Die Dünnflüssigkeit des Mückenberger Eisens, welche solches zu schwächerem als bisher üblichem Gusse, zum Abdruck auch von scharfen und feinen Formen fähig machte, die Liebe für den Eisenguſs, dessen Beförderer er war, der Wunsch, die vergessene Kunst der alten Meister der Gieſskunst wieder aufleben zu lassen, leitete den Grafen
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[902/0916]
Sachsen.
173 Stück Ofentöpfe, 7 Kessel, 16 Kolbenröhren, 40 Knieröhren,
1 Krummzapfen, 6 Mörser, 3 Laugentöpfe, alles in Lehm; 6 Mörser
in Schalen; 2 Hammerzapfen, 104 Plattenöfen, 77 Kaminplatten in
Sand. In Dresden fanden bald — 1729 — Mückenberger holzsparende,
leicht heizende Öfen Eingang. Dagegen stieſs man beim Verfrischen
des Roheisens in den ersten sieben Jahren auf Schwierigkeiten. 1733
wurden aber bereits auf vier Hämmern 2238¼ Ctr. Stab-, Zeug-
und Zaineisen geschmiedet. Aus 8 Ctr. Roheisen erhielt man 5 Ctr.
Stabeisen. — In den ersten 51 Jahren wurden durchschnittlich in
der Schmelzwoche 184¾ Ctr. Eisen produziert. 10 Dresdener Scheffel
Eisenstein gaben 11⅛ Ctr. Eisen und brauchten 1 9/10 Ctr. Kalk
exkl. Frischschlacke und 13 2/9 Kübel Kohlen. Zu 10 Ctr. Eisen
brauchte man also 11 9/10 Kübel Kohlen. Die Gesamtproduktion in
dieser ersten — Löwenthalschen — Periode hatte betragen
209011 Ctr. Guſseisen und 92718½ Ctr. Schmiedeeisen bei einem
Aufwand von 122325 Klafter Scheitholz.
Hatte sich das Eisenwerk zu Mückenberg unter der freiherrlich
Löwenthalschen Verwaltung bereits einer befriedigenden Rentabilität
zu erfreuen gehabt, so entwickelte es sich unter gräflich Einsiedelscher
Verwaltung zu hoher Blüte. Der thätige sächsische Konferenzminister,
Detlev Karl Graf zu Einsiedel, gelangte 1776 in den Besitz von
Lauchhammer. Sein hoher Geist und sein staats- und geschäfts-
männischer Blick hatten ihn zu der Überzeugung geführt, daſs dem
durch den siebenjährigen Krieg zerrütteten Sachsen nur durch Be-
lebung der Industrie zu helfen sei. Graf Einsiedel suchte deshalb
auf jede Weise diese zu fördern. Unter anderem lieſs er die erste
Dampfmaschine in Sachsen erbauen, bemühte sich um die Anwendung der
Steinkohle u. s. w. Er suchte das Eisenwerk Lauchhammer in jeder
Weise, besonders auch in wissenschaftlicher Richtung, zu heben. Zu
diesem Zweck berief er den erfahrenen kurfürstlich sächsischen Berg-
meister Gläser, der die Erzgebirgischen, Voigtländischen, Suhler und
Saal-Hämmer kannte, lieſs durch diesen die Erze zuerst genau auf ihren
Eisengehalt probieren, lieſs Schmelzversuche anstellen, sowie Versuche
mit dem Verwaschen der Erze, der Verkohlung, der Zustellung des
Ofens u. s. w. machen.
Die Dünnflüssigkeit des Mückenberger Eisens, welche solches zu
schwächerem als bisher üblichem Gusse, zum Abdruck auch von
scharfen und feinen Formen fähig machte, die Liebe für den Eisenguſs,
dessen Beförderer er war, der Wunsch, die vergessene Kunst der alten
Meister der Gieſskunst wieder aufleben zu lassen, leitete den Grafen
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 902. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/916>, abgerufen am 22.11.2024.
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