Quartember- und Recessgeldern von Eisensteingebäuden, ins Bergamt Glashütten entrichte, und endlich
3. sich der Hammerordnung gemäss bezeige.
"Zur Ermunterung der Baulust" wurde übrigens von Zeit des Eisenstein-Vermessens an auf sechs Jahre der Eisensteinzehnte, die Au- und Ladegelder, samt anderen bei Hammerwerken üblichen Gebühren, die gebräuchlichen Wagegelder aber so lange, als sie ihre eigenen Hölzer auf ihrem Hammerwerk verbrauchen, gänzlich erlassen.
Das Rittergut Mückenberg 1), welches seit der Mitte des 15. Jahr- hunderts bis zum Jahre 1716 der Familie von Schleinitz gehört hatte, kam in diesem Jahre durch Kauf für 65000 Mariengulden und Übernahme von 16480 Mariengulden Lehnsschulden an den Freiherrn von Löwenthal, von dessen Familie es 1776 durch Erbschaft an den Grafen von Einsiedel fiel. Auf diesem Gute lag die ehemalige Laug- oder Lauchmühle, von dem wendischen Lug, Sumpf, denn 1725 herrschte hier noch die wendische Sprache. Hier wurde das Eisen- werk angelegt, welches von der alten Lauchmühle den Namen Lauch- hammer bekam. Die Gräfin Löwenthal, Benedikta Margarete, geborene von Rantzau, hatte das Gut Mückenberg von ihrem Manne erblich erkauft. Um den bedeutenden Mückenberger Waldungen Absatz und ihren Unterthanen Verdienst zu verschaffen, und da man Raseneisenstein in der Nähe fand, erbaute sie eine Eisenhütte, zu welcher sie die oben angeführte kurfürstliche Konzession erhalten hatte und welche zu einer Quelle des Reichtums für die ganze Gegend geworden ist. Am 25. August 1725 wurde der neuerbaute Hochofen angeblasen. Die erste Campagne dauerte vom 25. August 1725 bis in den Januar 1726, 20 Wochen. Verschmolzen wurden 3050 Dresdener Scheffel Eisenstein, 4164 Kübel Kohlen, 315 Ctr. Kalkstein und hieraus 27711/2 Ctr. 4 Pfd. Roheisen erzeugt. Die Kosten beliefen sich in allem auf 1925 Rthlr. 4 Gr. 8 Pfg. einschliess- lich des Hochofengestelles u. s. w., so dass der Centner Roheisen auf 16 Gr. 8 Pfg. zu stehen kam.
Zum Giessen wurde Georg Öser angenommen und schon in der ersten Campagne Bedürfnisse für den Ober- und Mittelhammerbau gegossen. Bei der zweiten Campagne, die vom 14. September 1726 bis 22. Februar 1727, also 23 Wochen dauerte und wobei 1816 Ctr. 10 Pfd. Eisen produziert wurden, fertigte gedachter Öser schon
1) Siehe Geschichte und Feier des 1. Jahrhunderts des Eisenwerkes Lauch- hammer am 25. August 1825; gedruckt zu Dresden.
Sachsen.
Quartember- und Receſsgeldern von Eisensteingebäuden, ins Bergamt Glashütten entrichte, und endlich
3. sich der Hammerordnung gemäſs bezeige.
„Zur Ermunterung der Baulust“ wurde übrigens von Zeit des Eisenstein-Vermessens an auf sechs Jahre der Eisensteinzehnte, die Au- und Ladegelder, samt anderen bei Hammerwerken üblichen Gebühren, die gebräuchlichen Wagegelder aber so lange, als sie ihre eigenen Hölzer auf ihrem Hammerwerk verbrauchen, gänzlich erlassen.
Das Rittergut Mückenberg 1), welches seit der Mitte des 15. Jahr- hunderts bis zum Jahre 1716 der Familie von Schleinitz gehört hatte, kam in diesem Jahre durch Kauf für 65000 Mariengulden und Übernahme von 16480 Mariengulden Lehnsschulden an den Freiherrn von Löwenthal, von dessen Familie es 1776 durch Erbschaft an den Grafen von Einsiedel fiel. Auf diesem Gute lag die ehemalige Laug- oder Lauchmühle, von dem wendischen Lug, Sumpf, denn 1725 herrschte hier noch die wendische Sprache. Hier wurde das Eisen- werk angelegt, welches von der alten Lauchmühle den Namen Lauch- hammer bekam. Die Gräfin Löwenthal, Benedikta Margarete, geborene von Rantzau, hatte das Gut Mückenberg von ihrem Manne erblich erkauft. Um den bedeutenden Mückenberger Waldungen Absatz und ihren Unterthanen Verdienst zu verschaffen, und da man Raseneisenstein in der Nähe fand, erbaute sie eine Eisenhütte, zu welcher sie die oben angeführte kurfürstliche Konzession erhalten hatte und welche zu einer Quelle des Reichtums für die ganze Gegend geworden ist. Am 25. August 1725 wurde der neuerbaute Hochofen angeblasen. Die erste Campagne dauerte vom 25. August 1725 bis in den Januar 1726, 20 Wochen. Verschmolzen wurden 3050 Dresdener Scheffel Eisenstein, 4164 Kübel Kohlen, 315 Ctr. Kalkstein und hieraus 2771½ Ctr. 4 Pfd. Roheisen erzeugt. Die Kosten beliefen sich in allem auf 1925 Rthlr. 4 Gr. 8 Pfg. einschlieſs- lich des Hochofengestelles u. s. w., so daſs der Centner Roheisen auf 16 Gr. 8 Pfg. zu stehen kam.
Zum Gieſsen wurde Georg Öser angenommen und schon in der ersten Campagne Bedürfnisse für den Ober- und Mittelhammerbau gegossen. Bei der zweiten Campagne, die vom 14. September 1726 bis 22. Februar 1727, also 23 Wochen dauerte und wobei 1816 Ctr. 10 Pfd. Eisen produziert wurden, fertigte gedachter Öser schon
1) Siehe Geschichte und Feier des 1. Jahrhunderts des Eisenwerkes Lauch- hammer am 25. August 1825; gedruckt zu Dresden.
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Quartember- und Receſsgeldern von Eisensteingebäuden, ins
Bergamt Glashütten entrichte, und endlich
3. sich der Hammerordnung gemäſs bezeige.
„Zur Ermunterung der Baulust“ wurde übrigens von Zeit des
Eisenstein-Vermessens an auf sechs Jahre der Eisensteinzehnte, die Au-
und Ladegelder, samt anderen bei Hammerwerken üblichen Gebühren,
die gebräuchlichen Wagegelder aber so lange, als sie ihre eigenen
Hölzer auf ihrem Hammerwerk verbrauchen, gänzlich erlassen.
Das Rittergut Mückenberg 1), welches seit der Mitte des 15. Jahr-
hunderts bis zum Jahre 1716 der Familie von Schleinitz gehört
hatte, kam in diesem Jahre durch Kauf für 65000 Mariengulden und
Übernahme von 16480 Mariengulden Lehnsschulden an den Freiherrn
von Löwenthal, von dessen Familie es 1776 durch Erbschaft an
den Grafen von Einsiedel fiel. Auf diesem Gute lag die ehemalige
Laug- oder Lauchmühle, von dem wendischen Lug, Sumpf, denn 1725
herrschte hier noch die wendische Sprache. Hier wurde das Eisen-
werk angelegt, welches von der alten Lauchmühle den Namen Lauch-
hammer bekam. Die Gräfin Löwenthal, Benedikta Margarete,
geborene von Rantzau, hatte das Gut Mückenberg von ihrem Manne
erblich erkauft. Um den bedeutenden Mückenberger Waldungen
Absatz und ihren Unterthanen Verdienst zu verschaffen, und da man
Raseneisenstein in der Nähe fand, erbaute sie eine Eisenhütte, zu
welcher sie die oben angeführte kurfürstliche Konzession erhalten
hatte und welche zu einer Quelle des Reichtums für die ganze
Gegend geworden ist. Am 25. August 1725 wurde der neuerbaute
Hochofen angeblasen. Die erste Campagne dauerte vom 25. August
1725 bis in den Januar 1726, 20 Wochen. Verschmolzen wurden
3050 Dresdener Scheffel Eisenstein, 4164 Kübel Kohlen, 315 Ctr.
Kalkstein und hieraus 2771½ Ctr. 4 Pfd. Roheisen erzeugt. Die
Kosten beliefen sich in allem auf 1925 Rthlr. 4 Gr. 8 Pfg. einschlieſs-
lich des Hochofengestelles u. s. w., so daſs der Centner Roheisen auf
16 Gr. 8 Pfg. zu stehen kam.
Zum Gieſsen wurde Georg Öser angenommen und schon in der
ersten Campagne Bedürfnisse für den Ober- und Mittelhammerbau
gegossen. Bei der zweiten Campagne, die vom 14. September 1726
bis 22. Februar 1727, also 23 Wochen dauerte und wobei 1816 Ctr.
10 Pfd. Eisen produziert wurden, fertigte gedachter Öser schon
1) Siehe Geschichte und Feier des 1. Jahrhunderts des Eisenwerkes Lauch-
hammer am 25. August 1825; gedruckt zu Dresden.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 901. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/915>, abgerufen am 22.11.2024.
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