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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Der Harz.
Holz gefeuert wurde. Das Hüttenwerk zu Mägdesprung hatte immer
an Holzkohlenmangel zu leiden.

Die gräflich stollberg-wernigerodischen Eisenhütten
befanden sich zu Schierke und Ilsenburg.

Schierke war die oberste Hütte an der Bode, unmittelbar am
Fusse des Brockens. Sie hatte 1 Hochofen, 1 Frisch- und 1 Zain-
hammer. Die Erze kamen vom Büchenberg und Hartenberg. Der
Schierker Hochofen war 24 Fuss hoch und gab wöchentlich 180 bis
200 Ctr. graues Roheisen, das teils auf der Hütte selbst, teils zu
Ilsenburg verfrischt wurde. Die Bode trieb Ende des vorigen Jahr-
hunderts von Schierke bis Thale 63 Wasserräder für eisengewerbliche
Zwecke.

Bei Ilsenburg befand sich 1 Hochofen (ein zweiter lag kalt),
2 Frischfeuer, 1 Zainhammer und 1 Drahtzieherei. Die Erze kamen
ebenfalls vom Büchen- und Hartenberg. Die Drahtzieherei war sehr
bedeutend und hatte 30 Zangen und 6 Leiern. Es wurden 28 Sorten
Draht gemacht, darunter die feinsten Sorten. Für das Drahteisen
wurde der Hochofen besonders auf ein weiches, zähes Eisen beschickt.
Dieses Roheisen wurde in einem besonderen Herd mit grosser Sorg-
falt gefrischt, alsdann unter dem Zainhammer zu Krauseisen ver-
arbeitet und von da in die Drahtzieherei geliefert. Das Glühen des
Drahtes geschah hier in einem Flammofen. Der Hochofen lieferte
180 bis 200 Ctr. Roheisen, einschliesslich der Gusswaren, die beiden
Frischfeuer 45 bis 55 Ctr. Stabeisen die Woche. -- Bei dem Schlackenpoch-
werk waren auch die Säulen, Holmen, Laden u. s. w. aus Eisen gegossen.

Im Laufe des 18. Jahrhunderts waren folgende ältere Harzer
Eisenwerke eingegangen: Die Hütten bei Trautenstein und Kahlen-
berg, die nach dem 30jährigen Kriege wieder aufgebaut worden waren,
1714, Hütte von Osterode 1731, Stiefensbeck 1714 bis 1716, Oderfeld
1742, Sieber 1745, Lonau teils 1752, teils 1766, Lüdershoff, die erst
1772 neu erbaut war, gegen Ende des Jahrhunderts, das Frisch-
feuer zu Glusshütte (die alte Clusingshütte) bei Gittelde 1780, Braun-
lage, wo 1725 der Hochofen, 1767 die Schmiede (Blechhammer) ein-
ging. Die Hammerhütte von Lonau, wo noch 1731 eine Geschützrohr-
fabrik angelegt worden war, wurde 1766 an eine Stahlsocietät abgegeben.
Die 1691 erbaute Hütte zu Sieber wurde 1756 bis 1766 ganz ver-
äussert und abgetragen, nachdem sie seit 1740 den Gewerken ab-
genommen und fiskalisch administriert worden war 1).


1) Siehe Wedding, a. a. O., S. 28.

Der Harz.
Holz gefeuert wurde. Das Hüttenwerk zu Mägdesprung hatte immer
an Holzkohlenmangel zu leiden.

Die gräflich stollberg-wernigerodischen Eisenhütten
befanden sich zu Schierke und Ilsenburg.

Schierke war die oberste Hütte an der Bode, unmittelbar am
Fuſse des Brockens. Sie hatte 1 Hochofen, 1 Frisch- und 1 Zain-
hammer. Die Erze kamen vom Büchenberg und Hartenberg. Der
Schierker Hochofen war 24 Fuſs hoch und gab wöchentlich 180 bis
200 Ctr. graues Roheisen, das teils auf der Hütte selbst, teils zu
Ilsenburg verfrischt wurde. Die Bode trieb Ende des vorigen Jahr-
hunderts von Schierke bis Thale 63 Wasserräder für eisengewerbliche
Zwecke.

Bei Ilsenburg befand sich 1 Hochofen (ein zweiter lag kalt),
2 Frischfeuer, 1 Zainhammer und 1 Drahtzieherei. Die Erze kamen
ebenfalls vom Büchen- und Hartenberg. Die Drahtzieherei war sehr
bedeutend und hatte 30 Zangen und 6 Leiern. Es wurden 28 Sorten
Draht gemacht, darunter die feinsten Sorten. Für das Drahteisen
wurde der Hochofen besonders auf ein weiches, zähes Eisen beschickt.
Dieses Roheisen wurde in einem besonderen Herd mit groſser Sorg-
falt gefrischt, alsdann unter dem Zainhammer zu Krauseisen ver-
arbeitet und von da in die Drahtzieherei geliefert. Das Glühen des
Drahtes geschah hier in einem Flammofen. Der Hochofen lieferte
180 bis 200 Ctr. Roheisen, einschlieſslich der Guſswaren, die beiden
Frischfeuer 45 bis 55 Ctr. Stabeisen die Woche. — Bei dem Schlackenpoch-
werk waren auch die Säulen, Holmen, Laden u. s. w. aus Eisen gegossen.

Im Laufe des 18. Jahrhunderts waren folgende ältere Harzer
Eisenwerke eingegangen: Die Hütten bei Trautenstein und Kahlen-
berg, die nach dem 30jährigen Kriege wieder aufgebaut worden waren,
1714, Hütte von Osterode 1731, Stiefensbeck 1714 bis 1716, Oderfeld
1742, Sieber 1745, Lonau teils 1752, teils 1766, Lüdershoff, die erst
1772 neu erbaut war, gegen Ende des Jahrhunderts, das Frisch-
feuer zu Gluſshütte (die alte Clusingshütte) bei Gittelde 1780, Braun-
lage, wo 1725 der Hochofen, 1767 die Schmiede (Blechhammer) ein-
ging. Die Hammerhütte von Lonau, wo noch 1731 eine Geschützrohr-
fabrik angelegt worden war, wurde 1766 an eine Stahlsocietät abgegeben.
Die 1691 erbaute Hütte zu Sieber wurde 1756 bis 1766 ganz ver-
äuſsert und abgetragen, nachdem sie seit 1740 den Gewerken ab-
genommen und fiskalisch administriert worden war 1).


1) Siehe Wedding, a. a. O., S. 28.
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[894/0908] Der Harz. Holz gefeuert wurde. Das Hüttenwerk zu Mägdesprung hatte immer an Holzkohlenmangel zu leiden. Die gräflich stollberg-wernigerodischen Eisenhütten befanden sich zu Schierke und Ilsenburg. Schierke war die oberste Hütte an der Bode, unmittelbar am Fuſse des Brockens. Sie hatte 1 Hochofen, 1 Frisch- und 1 Zain- hammer. Die Erze kamen vom Büchenberg und Hartenberg. Der Schierker Hochofen war 24 Fuſs hoch und gab wöchentlich 180 bis 200 Ctr. graues Roheisen, das teils auf der Hütte selbst, teils zu Ilsenburg verfrischt wurde. Die Bode trieb Ende des vorigen Jahr- hunderts von Schierke bis Thale 63 Wasserräder für eisengewerbliche Zwecke. Bei Ilsenburg befand sich 1 Hochofen (ein zweiter lag kalt), 2 Frischfeuer, 1 Zainhammer und 1 Drahtzieherei. Die Erze kamen ebenfalls vom Büchen- und Hartenberg. Die Drahtzieherei war sehr bedeutend und hatte 30 Zangen und 6 Leiern. Es wurden 28 Sorten Draht gemacht, darunter die feinsten Sorten. Für das Drahteisen wurde der Hochofen besonders auf ein weiches, zähes Eisen beschickt. Dieses Roheisen wurde in einem besonderen Herd mit groſser Sorg- falt gefrischt, alsdann unter dem Zainhammer zu Krauseisen ver- arbeitet und von da in die Drahtzieherei geliefert. Das Glühen des Drahtes geschah hier in einem Flammofen. Der Hochofen lieferte 180 bis 200 Ctr. Roheisen, einschlieſslich der Guſswaren, die beiden Frischfeuer 45 bis 55 Ctr. Stabeisen die Woche. — Bei dem Schlackenpoch- werk waren auch die Säulen, Holmen, Laden u. s. w. aus Eisen gegossen. Im Laufe des 18. Jahrhunderts waren folgende ältere Harzer Eisenwerke eingegangen: Die Hütten bei Trautenstein und Kahlen- berg, die nach dem 30jährigen Kriege wieder aufgebaut worden waren, 1714, Hütte von Osterode 1731, Stiefensbeck 1714 bis 1716, Oderfeld 1742, Sieber 1745, Lonau teils 1752, teils 1766, Lüdershoff, die erst 1772 neu erbaut war, gegen Ende des Jahrhunderts, das Frisch- feuer zu Gluſshütte (die alte Clusingshütte) bei Gittelde 1780, Braun- lage, wo 1725 der Hochofen, 1767 die Schmiede (Blechhammer) ein- ging. Die Hammerhütte von Lonau, wo noch 1731 eine Geschützrohr- fabrik angelegt worden war, wurde 1766 an eine Stahlsocietät abgegeben. Die 1691 erbaute Hütte zu Sieber wurde 1756 bis 1766 ganz ver- äuſsert und abgetragen, nachdem sie seit 1740 den Gewerken ab- genommen und fiskalisch administriert worden war 1). 1) Siehe Wedding, a. a. O., S. 28.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 894. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/908>, abgerufen am 22.11.2024.