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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Der Harz.
schlag war bei richtiger Gattierung der Erze überhaupt nicht nötig.
Das Erz wurde fast stets in Stadeln oder Haufen geröstet; auch der
Koriem wurde hier geröstet und zwar stärker als der Eisenstein.
Die Röststätten waren rund, 12 bis 20 Fuss weit, von einer 7 Fuss
hohen Mauer eingeschlossen mit einem Eingang an einer Seite. Das
Erz wurde lagenweise mit Holzkohlen geschichtet. -- Die Hochöfen
waren 24 bis 28 Fuss hoch, inwendig rund und nach schwäbischer
Art zugestellt 1). Zu Tanne und Rübeland wurden Gusswaren, nament-
lich Stubenöfen, hergestellt, in Neuwerk und Altenbrak Frischerei-
roheisen. Das Frischeisen war sehr schweiss- und dehnbar, aber oft
kaltbrüchig; das Roheisen frischte leicht. Ein Feuer lieferte 45 bis
62 Ctr. Stabeisen; auf jeden Centner wurden 3 Mass Kohlen gebraucht.
Für Minderverbrauch erhielten die Hammerschmiede für je 9 Mass
oder einen Karren 12 Groschen Vergütung. Tanne verkaufte sein
Eisen aus der Hand, die übrigen drei Werke lieferten ihre Produktion
in die Faktorei nach Blankenburg.

Der Blauofen, den man 1792 bei Neuwerk erbaut hatte, war
18 Fuss hoch. Er sollte besseres Eisen als die Hochöfen liefern, was
aber nicht erreicht wurde. Es zeigt sich, dass der Harzer Eisenstein
für diesen Betrieb zu strengflüssig war.

1724 wurden folgende Preise auf den blankenburgischen Hütten
gezahlt: Gusswerk im Land pro Centner (zu 112 Pfd.) 2 Thlr., ausser Land
2 1/6 Thlr., Gusswerk in Lehm 4 Thlr. 16 Ggr., Stabeisen 3 Thlr., Kraus-
eisen 3 Thlr., Alteisen 16 Ggr.

Von den Walkenrieder Eisenwerken hatte gegen Ende des
18. Jahrhunderts Wieda 1 Hochofen, 2 Frisch- und 1 Zainfeuer.
Zorge 2 Hochöfen, 4 Frisch-, 1 Zain-, 1 Blechhammer und 1 Draht-
zieherei. Ilefeld 1 Frisch- und 1 Zainhammer. Wieda, welches 1790
erbaut war, erhielt wie auch Zorge seinen Eisenstein aus dem Kahlen-
thal. Es war ein roter Glaskopf. Der Kalkspat, der als Zuschlag
diente, kam in Gängen in der Nähe vor. Die Hochöfen von Wieda
und Zorge waren nach schwäbischer Art zugestellt 2). Bei gutem
Ofengang floss die zähe, glasige Schlacke von selbst über den niedri-
geren Wallstein ab. Die Hochöfen waren 27 bis 29 Fuss hoch. Die
Beschickung hatte durchschnittlich nur 23 bis 25 Proz. Eisen, die
Wochenproduktion betrug etwa 200 Ctr. Die sieben Frischfeuer
der Walkenrieder Hütten lieferten nur 10500 Ctr. im Jahre, weil öfter

1) Vergl. v. Hofmann, a. a. O., S. 61.
2) Tölle und Gärtner, Eisenhüttenmagazin S. 117 und 186.

Der Harz.
schlag war bei richtiger Gattierung der Erze überhaupt nicht nötig.
Das Erz wurde fast stets in Stadeln oder Haufen geröstet; auch der
Koriem wurde hier geröstet und zwar stärker als der Eisenstein.
Die Röststätten waren rund, 12 bis 20 Fuſs weit, von einer 7 Fuſs
hohen Mauer eingeschlossen mit einem Eingang an einer Seite. Das
Erz wurde lagenweise mit Holzkohlen geschichtet. — Die Hochöfen
waren 24 bis 28 Fuſs hoch, inwendig rund und nach schwäbischer
Art zugestellt 1). Zu Tanne und Rübeland wurden Guſswaren, nament-
lich Stubenöfen, hergestellt, in Neuwerk und Altenbrak Frischerei-
roheisen. Das Frischeisen war sehr schweiſs- und dehnbar, aber oft
kaltbrüchig; das Roheisen frischte leicht. Ein Feuer lieferte 45 bis
62 Ctr. Stabeisen; auf jeden Centner wurden 3 Maſs Kohlen gebraucht.
Für Minderverbrauch erhielten die Hammerschmiede für je 9 Maſs
oder einen Karren 12 Groschen Vergütung. Tanne verkaufte sein
Eisen aus der Hand, die übrigen drei Werke lieferten ihre Produktion
in die Faktorei nach Blankenburg.

Der Blauofen, den man 1792 bei Neuwerk erbaut hatte, war
18 Fuſs hoch. Er sollte besseres Eisen als die Hochöfen liefern, was
aber nicht erreicht wurde. Es zeigt sich, daſs der Harzer Eisenstein
für diesen Betrieb zu strengflüssig war.

1724 wurden folgende Preise auf den blankenburgischen Hütten
gezahlt: Guſswerk im Land pro Centner (zu 112 Pfd.) 2 Thlr., auſser Land
2⅙ Thlr., Guſswerk in Lehm 4 Thlr. 16 Ggr., Stabeisen 3 Thlr., Kraus-
eisen 3 Thlr., Alteisen 16 Ggr.

Von den Walkenrieder Eisenwerken hatte gegen Ende des
18. Jahrhunderts Wieda 1 Hochofen, 2 Frisch- und 1 Zainfeuer.
Zorge 2 Hochöfen, 4 Frisch-, 1 Zain-, 1 Blechhammer und 1 Draht-
zieherei. Ilefeld 1 Frisch- und 1 Zainhammer. Wieda, welches 1790
erbaut war, erhielt wie auch Zorge seinen Eisenstein aus dem Kahlen-
thal. Es war ein roter Glaskopf. Der Kalkspat, der als Zuschlag
diente, kam in Gängen in der Nähe vor. Die Hochöfen von Wieda
und Zorge waren nach schwäbischer Art zugestellt 2). Bei gutem
Ofengang floſs die zähe, glasige Schlacke von selbst über den niedri-
geren Wallstein ab. Die Hochöfen waren 27 bis 29 Fuſs hoch. Die
Beschickung hatte durchschnittlich nur 23 bis 25 Proz. Eisen, die
Wochenproduktion betrug etwa 200 Ctr. Die sieben Frischfeuer
der Walkenrieder Hütten lieferten nur 10500 Ctr. im Jahre, weil öfter

1) Vergl. v. Hofmann, a. a. O., S. 61.
2) Tölle und Gärtner, Eisenhüttenmagazin S. 117 und 186.
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[891/0905] Der Harz. schlag war bei richtiger Gattierung der Erze überhaupt nicht nötig. Das Erz wurde fast stets in Stadeln oder Haufen geröstet; auch der Koriem wurde hier geröstet und zwar stärker als der Eisenstein. Die Röststätten waren rund, 12 bis 20 Fuſs weit, von einer 7 Fuſs hohen Mauer eingeschlossen mit einem Eingang an einer Seite. Das Erz wurde lagenweise mit Holzkohlen geschichtet. — Die Hochöfen waren 24 bis 28 Fuſs hoch, inwendig rund und nach schwäbischer Art zugestellt 1). Zu Tanne und Rübeland wurden Guſswaren, nament- lich Stubenöfen, hergestellt, in Neuwerk und Altenbrak Frischerei- roheisen. Das Frischeisen war sehr schweiſs- und dehnbar, aber oft kaltbrüchig; das Roheisen frischte leicht. Ein Feuer lieferte 45 bis 62 Ctr. Stabeisen; auf jeden Centner wurden 3 Maſs Kohlen gebraucht. Für Minderverbrauch erhielten die Hammerschmiede für je 9 Maſs oder einen Karren 12 Groschen Vergütung. Tanne verkaufte sein Eisen aus der Hand, die übrigen drei Werke lieferten ihre Produktion in die Faktorei nach Blankenburg. Der Blauofen, den man 1792 bei Neuwerk erbaut hatte, war 18 Fuſs hoch. Er sollte besseres Eisen als die Hochöfen liefern, was aber nicht erreicht wurde. Es zeigt sich, daſs der Harzer Eisenstein für diesen Betrieb zu strengflüssig war. 1724 wurden folgende Preise auf den blankenburgischen Hütten gezahlt: Guſswerk im Land pro Centner (zu 112 Pfd.) 2 Thlr., auſser Land 2⅙ Thlr., Guſswerk in Lehm 4 Thlr. 16 Ggr., Stabeisen 3 Thlr., Kraus- eisen 3 Thlr., Alteisen 16 Ggr. Von den Walkenrieder Eisenwerken hatte gegen Ende des 18. Jahrhunderts Wieda 1 Hochofen, 2 Frisch- und 1 Zainfeuer. Zorge 2 Hochöfen, 4 Frisch-, 1 Zain-, 1 Blechhammer und 1 Draht- zieherei. Ilefeld 1 Frisch- und 1 Zainhammer. Wieda, welches 1790 erbaut war, erhielt wie auch Zorge seinen Eisenstein aus dem Kahlen- thal. Es war ein roter Glaskopf. Der Kalkspat, der als Zuschlag diente, kam in Gängen in der Nähe vor. Die Hochöfen von Wieda und Zorge waren nach schwäbischer Art zugestellt 2). Bei gutem Ofengang floſs die zähe, glasige Schlacke von selbst über den niedri- geren Wallstein ab. Die Hochöfen waren 27 bis 29 Fuſs hoch. Die Beschickung hatte durchschnittlich nur 23 bis 25 Proz. Eisen, die Wochenproduktion betrug etwa 200 Ctr. Die sieben Frischfeuer der Walkenrieder Hütten lieferten nur 10500 Ctr. im Jahre, weil öfter 1) Vergl. v. Hofmann, a. a. O., S. 61. 2) Tölle und Gärtner, Eisenhüttenmagazin S. 117 und 186.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 891. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/905>, abgerufen am 22.11.2024.