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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Physik.
dem Roheisen unterscheidet er weisses, graues und halbiertes (fonte
truitee Forelleneisen, welcher Name aus der Champagne stammt). Das
weisse Eisen galt ihm als das reinere Eisen, was ihm dadurch erwiesen
schien, dass es beim Verfrischen weniger Abbrand gab. Das graue war
ihm ein unvollkommen ausgeschmolzenes Roheisen. Er unterscheidet
strahliges und dichtes weisses Eisen, welches letztere unter dem
Mikroskop
ein feinkörniges Gefüge zeige. Graues Eisen ist unter
dem Mikroskop schwammig und erscheint wie ein Flechtwerk. Nach
der Farbe unterscheidet er grau, braun und schwarz; je dunkler, je
weicher ist das Roheisen. Bei dem Schmiedeisen unterscheidet er
hauptsächlich sehnigen, körnigen und blätterigen Bruch. Diese Ein-
teilung genügt ihm aber nicht, er stellt vielmehr sieben Gruppen
auf. Wir werden bei der Cementstahlfabrikation auf diese Ein-
teilung näher zu sprechen kommen. Wir erwähnen hier nur noch,
dass Reaumur, welcher zuerst das Mikroskop zur Untersuchung
des Gefüges anwendete, auch der erste war, welcher genaue Zeich-
nungen der Bruchflächen gemacht und dieselben in Kupferstichen
dargestellt hat 1).

Er schildert genau die physikalischen Unterschiede zwischen
Eisen und Stahl, als deren wichtigsten er die Härtbarkeit des
Stahls hervorhebt. Er berichtet ferner, dass Stahl leichter Hitze an-
nehme, sich rascher erhitze, als Schmiedeisen, und dass er die An-
lauffarben deutlicher und in rascher Aufeinanderfolge zeige. Über
die Eigenschaften des Stahls und dessen Härtung lässt er sich aus-
führlich aus 2).

Er erwähnt als äussere Fehler die Kantenrisse; als Fehler,
die man im Bruche erkennt, Eisenadern, ungleiches Korn, glänzende
Blättchen mit dunklem Korn vermischt u. s. w. Die beste Probe ge-
währt aber das Schweissen. Eine gute Schweissnaht muss beim Durch-
hauen kaum erkennbar sein. Brummt der schweisswarme Stahl im
Feuer, so lässt er sich schlecht schmieden; ebenso, wenn er beim Um-
biegen Risse bekommt. Auf die Rosen auf der Bruchfläche, worauf
die Händler soviel Wert legten, giebt er wenig. Ist ein Stahl frei
von Flecken, Rissen, und zeigt er keine Adern oder Schuppen von
Eisen im Bruch und ist er gut zu bearbeiten, so sind es drei Dinge,
nach denen man ihn schätzt, sein Korn, seine Härte und sein Körper.

1) Siehe Reaumur, L'art de convertir le fer forge en acier, wo er Tab. VI
und VII die Bruchflächen des Schmiedeisens und Tab. VIII und IX Bruchflächen
des Stahls darstellt.
2) In den drei letzten Memoiren der vorgenannten Abhandlung.

Physik.
dem Roheisen unterscheidet er weiſses, graues und halbiertes (fonte
truitée Forelleneisen, welcher Name aus der Champagne stammt). Das
weiſse Eisen galt ihm als das reinere Eisen, was ihm dadurch erwiesen
schien, daſs es beim Verfrischen weniger Abbrand gab. Das graue war
ihm ein unvollkommen ausgeschmolzenes Roheisen. Er unterscheidet
strahliges und dichtes weiſses Eisen, welches letztere unter dem
Mikroskop
ein feinkörniges Gefüge zeige. Graues Eisen ist unter
dem Mikroskop schwammig und erscheint wie ein Flechtwerk. Nach
der Farbe unterscheidet er grau, braun und schwarz; je dunkler, je
weicher ist das Roheisen. Bei dem Schmiedeisen unterscheidet er
hauptsächlich sehnigen, körnigen und blätterigen Bruch. Diese Ein-
teilung genügt ihm aber nicht, er stellt vielmehr sieben Gruppen
auf. Wir werden bei der Cementstahlfabrikation auf diese Ein-
teilung näher zu sprechen kommen. Wir erwähnen hier nur noch,
daſs Reaumur, welcher zuerst das Mikroskop zur Untersuchung
des Gefüges anwendete, auch der erste war, welcher genaue Zeich-
nungen der Bruchflächen gemacht und dieselben in Kupferstichen
dargestellt hat 1).

Er schildert genau die physikalischen Unterschiede zwischen
Eisen und Stahl, als deren wichtigsten er die Härtbarkeit des
Stahls hervorhebt. Er berichtet ferner, daſs Stahl leichter Hitze an-
nehme, sich rascher erhitze, als Schmiedeisen, und daſs er die An-
lauffarben deutlicher und in rascher Aufeinanderfolge zeige. Über
die Eigenschaften des Stahls und dessen Härtung läſst er sich aus-
führlich aus 2).

Er erwähnt als äuſsere Fehler die Kantenrisse; als Fehler,
die man im Bruche erkennt, Eisenadern, ungleiches Korn, glänzende
Blättchen mit dunklem Korn vermischt u. s. w. Die beste Probe ge-
währt aber das Schweiſsen. Eine gute Schweiſsnaht muſs beim Durch-
hauen kaum erkennbar sein. Brummt der schweiſswarme Stahl im
Feuer, so läſst er sich schlecht schmieden; ebenso, wenn er beim Um-
biegen Risse bekommt. Auf die Rosen auf der Bruchfläche, worauf
die Händler soviel Wert legten, giebt er wenig. Ist ein Stahl frei
von Flecken, Rissen, und zeigt er keine Adern oder Schuppen von
Eisen im Bruch und ist er gut zu bearbeiten, so sind es drei Dinge,
nach denen man ihn schätzt, sein Korn, seine Härte und sein Körper.

1) Siehe Reaumur, L’art de convertir le fer forgé en acier, wo er Tab. VI
und VII die Bruchflächen des Schmiedeisens und Tab. VIII und IX Bruchflächen
des Stahls darstellt.
2) In den drei letzten Memoiren der vorgenannten Abhandlung.
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[76/0090] Physik. dem Roheisen unterscheidet er weiſses, graues und halbiertes (fonte truitée Forelleneisen, welcher Name aus der Champagne stammt). Das weiſse Eisen galt ihm als das reinere Eisen, was ihm dadurch erwiesen schien, daſs es beim Verfrischen weniger Abbrand gab. Das graue war ihm ein unvollkommen ausgeschmolzenes Roheisen. Er unterscheidet strahliges und dichtes weiſses Eisen, welches letztere unter dem Mikroskop ein feinkörniges Gefüge zeige. Graues Eisen ist unter dem Mikroskop schwammig und erscheint wie ein Flechtwerk. Nach der Farbe unterscheidet er grau, braun und schwarz; je dunkler, je weicher ist das Roheisen. Bei dem Schmiedeisen unterscheidet er hauptsächlich sehnigen, körnigen und blätterigen Bruch. Diese Ein- teilung genügt ihm aber nicht, er stellt vielmehr sieben Gruppen auf. Wir werden bei der Cementstahlfabrikation auf diese Ein- teilung näher zu sprechen kommen. Wir erwähnen hier nur noch, daſs Reaumur, welcher zuerst das Mikroskop zur Untersuchung des Gefüges anwendete, auch der erste war, welcher genaue Zeich- nungen der Bruchflächen gemacht und dieselben in Kupferstichen dargestellt hat 1). Er schildert genau die physikalischen Unterschiede zwischen Eisen und Stahl, als deren wichtigsten er die Härtbarkeit des Stahls hervorhebt. Er berichtet ferner, daſs Stahl leichter Hitze an- nehme, sich rascher erhitze, als Schmiedeisen, und daſs er die An- lauffarben deutlicher und in rascher Aufeinanderfolge zeige. Über die Eigenschaften des Stahls und dessen Härtung läſst er sich aus- führlich aus 2). Er erwähnt als äuſsere Fehler die Kantenrisse; als Fehler, die man im Bruche erkennt, Eisenadern, ungleiches Korn, glänzende Blättchen mit dunklem Korn vermischt u. s. w. Die beste Probe ge- währt aber das Schweiſsen. Eine gute Schweiſsnaht muſs beim Durch- hauen kaum erkennbar sein. Brummt der schweiſswarme Stahl im Feuer, so läſst er sich schlecht schmieden; ebenso, wenn er beim Um- biegen Risse bekommt. Auf die Rosen auf der Bruchfläche, worauf die Händler soviel Wert legten, giebt er wenig. Ist ein Stahl frei von Flecken, Rissen, und zeigt er keine Adern oder Schuppen von Eisen im Bruch und ist er gut zu bearbeiten, so sind es drei Dinge, nach denen man ihn schätzt, sein Korn, seine Härte und sein Körper. 1) Siehe Reaumur, L’art de convertir le fer forgé en acier, wo er Tab. VI und VII die Bruchflächen des Schmiedeisens und Tab. VIII und IX Bruchflächen des Stahls darstellt. 2) In den drei letzten Memoiren der vorgenannten Abhandlung.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/90>, abgerufen am 28.11.2024.