beiteten die Werke mit Verlust. Der Absatz war schwankend, was einerseits daher rührte, dass der Betrieb der Bergwerke ein ungleicher war, andererseits aber sich die Konkurrenz der im Harz neuentstandenen Hütten fühlbar machte. Eine andere wichtige Ursache der schlechten Ergebnisse waren der Holzkohlenmangel, welcher häufig zum Ankauf teurer Kohlen aus entfernten Waldgebieten zwang, und die hohen Bau- und Reparaturkosten. In den ersten fünf Jahren arbeiteten die Hütten mit entsprechendem Nutzen, in den darauffolgenden Jahren verminderte sich dieser, und der Betrieb war schwächer, immerhin konnten 1706/7 637 Thlr. 5 Gr. 11 Pfg. aus dem Geschäftsgewinn zur Erhöhung der Verlagsgelder genommen werden. Der Hochofen warf um so mehr Nutzen ab, je mehr Pucheisen an die Bergwerke abgesetzt wurde, deshalb war 1708/9 der Gewinn geringer, "weil in diesem wie im vorhergehenden Jahre kein Pucheisen und Unterlagen abgesetzt wurden"; demnach stockte der Bergbau. In den folgenden Jahren wird öfter über Mangel an Absatz geklagt. Zum Jahre 1712/13, in dem nur 26 Thlr. 13 Gr. 9 Pfg. übrig blieben, bemerkte der Rechnungssteller, "dass so wenig Überschuss, weil der beste Stein sich abgeschnitten und nur Gattungsstein, so wenig Eisen giebt, verblasen werden musste; dass die meisten Kohlen von auswärts gegen schweren Fuhrlohn und hohen Forstzins bezogen werden mussten und dass mehr als 300 Thlr. Bau- und Kommissionskosten passiret sind".
1714 trat eine grössere Stockung im Absatz ein. Der Verlust "rührte daher, indem beinahe für 2000 Thlr. Eisenwaren übrig blieben, indem der Bedarf der Faktoreien, wie der Verkauf ins Land gering war". In den folgenden Jahren stieg der Bedarf und das Jahr 1718/19 schloss glänzend ab, "weil nicht allein wenige Ausgaben bei den Hütten vorgefallen, sondern auch, dass die theuren Kaufkosten ces- siret haben". Bald aber liess der Absatz wieder nach, und 1720 wird geklagt, "dass der Abgang an Eisen und Blech sehr schlecht ge- wesen" sei. Infolgedessen wurde der Betrieb eingeschränkt, und im Jahre 1721/22 ging der Hochofen nur 191/2 Wochen. Die folgenden Jahre waren wechselnd. Es muss indes hier bemerkt werden, dass die angegebenen Gewinnziffern nicht immer der richtige Ausdruck der Jahresergebnisse sind, denn erstens wurde der Verlust eines Quartals oder eines Jahres immer auf das folgende übertragen, zog dieses also in Mitleidenschaft, zweitens erscheinen aus den schon früher (Bd. II, S. 1159) angeführten Gründen die Quartale oder Jahre günstiger, in welchen der Hochofen nicht oder schwach betrieben wurde. Deshalb wird der hohe Gewinn 1727/28 erklärt, "weil der Hochofen nur
Der Harz.
beiteten die Werke mit Verlust. Der Absatz war schwankend, was einerseits daher rührte, daſs der Betrieb der Bergwerke ein ungleicher war, andererseits aber sich die Konkurrenz der im Harz neuentstandenen Hütten fühlbar machte. Eine andere wichtige Ursache der schlechten Ergebnisse waren der Holzkohlenmangel, welcher häufig zum Ankauf teurer Kohlen aus entfernten Waldgebieten zwang, und die hohen Bau- und Reparaturkosten. In den ersten fünf Jahren arbeiteten die Hütten mit entsprechendem Nutzen, in den darauffolgenden Jahren verminderte sich dieser, und der Betrieb war schwächer, immerhin konnten 1706/7 637 Thlr. 5 Gr. 11 Pfg. aus dem Geschäftsgewinn zur Erhöhung der Verlagsgelder genommen werden. Der Hochofen warf um so mehr Nutzen ab, je mehr Pucheisen an die Bergwerke abgesetzt wurde, deshalb war 1708/9 der Gewinn geringer, „weil in diesem wie im vorhergehenden Jahre kein Pucheisen und Unterlagen abgesetzt wurden“; demnach stockte der Bergbau. In den folgenden Jahren wird öfter über Mangel an Absatz geklagt. Zum Jahre 1712/13, in dem nur 26 Thlr. 13 Gr. 9 Pfg. übrig blieben, bemerkte der Rechnungssteller, „daſs so wenig Überschuſs, weil der beste Stein sich abgeschnitten und nur Gattungsstein, so wenig Eisen giebt, verblasen werden muſste; daſs die meisten Kohlen von auswärts gegen schweren Fuhrlohn und hohen Forstzins bezogen werden muſsten und daſs mehr als 300 Thlr. Bau- und Kommissionskosten passiret sind“.
1714 trat eine gröſsere Stockung im Absatz ein. Der Verlust „rührte daher, indem beinahe für 2000 Thlr. Eisenwaren übrig blieben, indem der Bedarf der Faktoreien, wie der Verkauf ins Land gering war“. In den folgenden Jahren stieg der Bedarf und das Jahr 1718/19 schloſs glänzend ab, „weil nicht allein wenige Ausgaben bei den Hütten vorgefallen, sondern auch, daſs die theuren Kaufkosten ces- siret haben“. Bald aber lieſs der Absatz wieder nach, und 1720 wird geklagt, „daſs der Abgang an Eisen und Blech sehr schlecht ge- wesen“ sei. Infolgedessen wurde der Betrieb eingeschränkt, und im Jahre 1721/22 ging der Hochofen nur 19½ Wochen. Die folgenden Jahre waren wechselnd. Es muſs indes hier bemerkt werden, daſs die angegebenen Gewinnziffern nicht immer der richtige Ausdruck der Jahresergebnisse sind, denn erstens wurde der Verlust eines Quartals oder eines Jahres immer auf das folgende übertragen, zog dieses also in Mitleidenschaft, zweitens erscheinen aus den schon früher (Bd. II, S. 1159) angeführten Gründen die Quartale oder Jahre günstiger, in welchen der Hochofen nicht oder schwach betrieben wurde. Deshalb wird der hohe Gewinn 1727/28 erklärt, „weil der Hochofen nur
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[868/0882]
Der Harz.
beiteten die Werke mit Verlust. Der Absatz war schwankend, was
einerseits daher rührte, daſs der Betrieb der Bergwerke ein ungleicher
war, andererseits aber sich die Konkurrenz der im Harz neuentstandenen
Hütten fühlbar machte. Eine andere wichtige Ursache der schlechten
Ergebnisse waren der Holzkohlenmangel, welcher häufig zum Ankauf
teurer Kohlen aus entfernten Waldgebieten zwang, und die hohen
Bau- und Reparaturkosten. In den ersten fünf Jahren arbeiteten die
Hütten mit entsprechendem Nutzen, in den darauffolgenden Jahren
verminderte sich dieser, und der Betrieb war schwächer, immerhin
konnten 1706/7 637 Thlr. 5 Gr. 11 Pfg. aus dem Geschäftsgewinn zur
Erhöhung der Verlagsgelder genommen werden. Der Hochofen warf
um so mehr Nutzen ab, je mehr Pucheisen an die Bergwerke abgesetzt
wurde, deshalb war 1708/9 der Gewinn geringer, „weil in diesem wie
im vorhergehenden Jahre kein Pucheisen und Unterlagen abgesetzt
wurden“; demnach stockte der Bergbau. In den folgenden Jahren wird
öfter über Mangel an Absatz geklagt. Zum Jahre 1712/13, in dem nur
26 Thlr. 13 Gr. 9 Pfg. übrig blieben, bemerkte der Rechnungssteller,
„daſs so wenig Überschuſs, weil der beste Stein sich abgeschnitten
und nur Gattungsstein, so wenig Eisen giebt, verblasen werden muſste;
daſs die meisten Kohlen von auswärts gegen schweren Fuhrlohn und
hohen Forstzins bezogen werden muſsten und daſs mehr als 300 Thlr.
Bau- und Kommissionskosten passiret sind“.
1714 trat eine gröſsere Stockung im Absatz ein. Der Verlust
„rührte daher, indem beinahe für 2000 Thlr. Eisenwaren übrig blieben,
indem der Bedarf der Faktoreien, wie der Verkauf ins Land gering
war“. In den folgenden Jahren stieg der Bedarf und das Jahr 1718/19
schloſs glänzend ab, „weil nicht allein wenige Ausgaben bei den
Hütten vorgefallen, sondern auch, daſs die theuren Kaufkosten ces-
siret haben“. Bald aber lieſs der Absatz wieder nach, und 1720 wird
geklagt, „daſs der Abgang an Eisen und Blech sehr schlecht ge-
wesen“ sei. Infolgedessen wurde der Betrieb eingeschränkt, und im
Jahre 1721/22 ging der Hochofen nur 19½ Wochen. Die folgenden
Jahre waren wechselnd. Es muſs indes hier bemerkt werden, daſs die
angegebenen Gewinnziffern nicht immer der richtige Ausdruck der
Jahresergebnisse sind, denn erstens wurde der Verlust eines Quartals
oder eines Jahres immer auf das folgende übertragen, zog dieses also
in Mitleidenschaft, zweitens erscheinen aus den schon früher (Bd. II,
S. 1159) angeführten Gründen die Quartale oder Jahre günstiger, in
welchen der Hochofen nicht oder schwach betrieben wurde. Deshalb
wird der hohe Gewinn 1727/28 erklärt, „weil der Hochofen nur
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 868. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/882>, abgerufen am 22.11.2024.
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