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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Hessen und Thüringen.
Büchsenschäfter gab es dagegen zu viele. Die Graveure waren sehr
geschickt und rühmten sich, mit ihren Arbeiten die Engländer und
Franzosen zu übertreffen. Sie arbeiteten besonders für die beiden
Haupthandlungen Spangenberg und Horniffer. Ersterer lieferte
1775 und 1776 2650 Stück Gewehre ins Ausland, meist dänische
Seeflinten. Letzterer handelte hauptsächlich mit Galanteriegewehren,
namentlich nach den Ostseeprovinzen. Den Messhandel betrieben
hauptsächlich Lorenz Sauer und Söhne. Es gab elf Graveure
für erhabene und eingelegte Arbeit, besonders mit in Stahl einge-
legtem und erhaben gearbeitetem Golde a quatre couleurs. Berühmt
war der Hofgraveur Döll und 1776 Karges. --

Der ganze Handel in Gewehren soll sich nach von Hofmann
1776 nur auf 3000 Stück (?) belaufen haben.

Die Suhler Fabrikanten machten nicht nur alle Arten von Feuer-
gewehren, sondern auch Kürasse, Espadons, Klingen und verschiedene
Kunstsachen von Stahl und Eisen. Alle Feuerrohre wurden von
verpflichteten Personen öffentlich mit ein bis zwei, dem Kaliber
und den Vorschriften entsprechenden Probeschüssen besonders pro-
biert. -- Im ganzen gab es neun Gewehrhandlungen in Suhl, welche
vermöge eines 1669 errichteten Gewehrhandlungsrecesses alle ge-
fertigten Gewehre um einen bestimmten Preis an sich zu kaufen und
in das Ausland abzusetzen berechtigt waren. 1794 waren 300 Hand-
werksleute bei der Gewehrfabrikation beschäftigt: ad 1, an Schlossern
und Büchsenmachern 101 Meister, worunter auch die Platten- und
Garniturmacher und die Rohrverschrauber gehörten, 64 Gesellen,
11 Graveurs und 8 Schmirgler und Polierer, welche zusammen
eine Zunft ausmachten; -- ad 2, beim Rohrschmiedehandwerk
8 Meister, 9 Schweisser, 9 Bohrer, 9 Schleifer und 27 Schmiede-
knechte, -- ad 3, von Büchsenschäftern 44 Meister und 105 Ge-
sellen. -- Die Gewehrfabrik in Suhl hat im Jahre 1795 in das Aus-
land geliefert: 3579 Karabiner, 15515 Musketen, 105 Jagdflinten,
661 Büchsen, 1158 Pistolen, ohne die einzelnen Flinten-, Pistolen-
und Büchsenläufe, Schlösser und Bajonette. In der Wolfgang Kum-
mers
chen Stahlraffinerie und Feilenwerk waren 4883 Bajonette,
11083 Ladestöcke, 1193 Karabinerstangen und 153 Dutzend Feilen
verfertigt worden. Das neue Ehrhard de Kummersche Klingen-,
Schleif- und Polierwerk hatte 4450 Bajonette und 2970 Stück Klingen
geliefert.


Hessen und Thüringen.
Büchsenschäfter gab es dagegen zu viele. Die Graveure waren sehr
geschickt und rühmten sich, mit ihren Arbeiten die Engländer und
Franzosen zu übertreffen. Sie arbeiteten besonders für die beiden
Haupthandlungen Spangenberg und Horniffer. Ersterer lieferte
1775 und 1776 2650 Stück Gewehre ins Ausland, meist dänische
Seeflinten. Letzterer handelte hauptsächlich mit Galanteriegewehren,
namentlich nach den Ostseeprovinzen. Den Meſshandel betrieben
hauptsächlich Lorenz Sauer und Söhne. Es gab elf Graveure
für erhabene und eingelegte Arbeit, besonders mit in Stahl einge-
legtem und erhaben gearbeitetem Golde à quatre couleurs. Berühmt
war der Hofgraveur Döll und 1776 Karges. —

Der ganze Handel in Gewehren soll sich nach von Hofmann
1776 nur auf 3000 Stück (?) belaufen haben.

Die Suhler Fabrikanten machten nicht nur alle Arten von Feuer-
gewehren, sondern auch Kürasse, Espadons, Klingen und verschiedene
Kunstsachen von Stahl und Eisen. Alle Feuerrohre wurden von
verpflichteten Personen öffentlich mit ein bis zwei, dem Kaliber
und den Vorschriften entsprechenden Probeschüssen besonders pro-
biert. — Im ganzen gab es neun Gewehrhandlungen in Suhl, welche
vermöge eines 1669 errichteten Gewehrhandlungsrecesses alle ge-
fertigten Gewehre um einen bestimmten Preis an sich zu kaufen und
in das Ausland abzusetzen berechtigt waren. 1794 waren 300 Hand-
werksleute bei der Gewehrfabrikation beschäftigt: ad 1, an Schlossern
und Büchsenmachern 101 Meister, worunter auch die Platten- und
Garniturmacher und die Rohrverschrauber gehörten, 64 Gesellen,
11 Graveurs und 8 Schmirgler und Polierer, welche zusammen
eine Zunft ausmachten; — ad 2, beim Rohrschmiedehandwerk
8 Meister, 9 Schweiſser, 9 Bohrer, 9 Schleifer und 27 Schmiede-
knechte, — ad 3, von Büchsenschäftern 44 Meister und 105 Ge-
sellen. — Die Gewehrfabrik in Suhl hat im Jahre 1795 in das Aus-
land geliefert: 3579 Karabiner, 15515 Musketen, 105 Jagdflinten,
661 Büchsen, 1158 Pistolen, ohne die einzelnen Flinten-, Pistolen-
und Büchsenläufe, Schlösser und Bajonette. In der Wolfgang Kum-
mers
chen Stahlraffinerie und Feilenwerk waren 4883 Bajonette,
11083 Ladestöcke, 1193 Karabinerstangen und 153 Dutzend Feilen
verfertigt worden. Das neue Ehrhard de Kummersche Klingen-,
Schleif- und Polierwerk hatte 4450 Bajonette und 2970 Stück Klingen
geliefert.


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[858/0872] Hessen und Thüringen. Büchsenschäfter gab es dagegen zu viele. Die Graveure waren sehr geschickt und rühmten sich, mit ihren Arbeiten die Engländer und Franzosen zu übertreffen. Sie arbeiteten besonders für die beiden Haupthandlungen Spangenberg und Horniffer. Ersterer lieferte 1775 und 1776 2650 Stück Gewehre ins Ausland, meist dänische Seeflinten. Letzterer handelte hauptsächlich mit Galanteriegewehren, namentlich nach den Ostseeprovinzen. Den Meſshandel betrieben hauptsächlich Lorenz Sauer und Söhne. Es gab elf Graveure für erhabene und eingelegte Arbeit, besonders mit in Stahl einge- legtem und erhaben gearbeitetem Golde à quatre couleurs. Berühmt war der Hofgraveur Döll und 1776 Karges. — Der ganze Handel in Gewehren soll sich nach von Hofmann 1776 nur auf 3000 Stück (?) belaufen haben. Die Suhler Fabrikanten machten nicht nur alle Arten von Feuer- gewehren, sondern auch Kürasse, Espadons, Klingen und verschiedene Kunstsachen von Stahl und Eisen. Alle Feuerrohre wurden von verpflichteten Personen öffentlich mit ein bis zwei, dem Kaliber und den Vorschriften entsprechenden Probeschüssen besonders pro- biert. — Im ganzen gab es neun Gewehrhandlungen in Suhl, welche vermöge eines 1669 errichteten Gewehrhandlungsrecesses alle ge- fertigten Gewehre um einen bestimmten Preis an sich zu kaufen und in das Ausland abzusetzen berechtigt waren. 1794 waren 300 Hand- werksleute bei der Gewehrfabrikation beschäftigt: ad 1, an Schlossern und Büchsenmachern 101 Meister, worunter auch die Platten- und Garniturmacher und die Rohrverschrauber gehörten, 64 Gesellen, 11 Graveurs und 8 Schmirgler und Polierer, welche zusammen eine Zunft ausmachten; — ad 2, beim Rohrschmiedehandwerk 8 Meister, 9 Schweiſser, 9 Bohrer, 9 Schleifer und 27 Schmiede- knechte, — ad 3, von Büchsenschäftern 44 Meister und 105 Ge- sellen. — Die Gewehrfabrik in Suhl hat im Jahre 1795 in das Aus- land geliefert: 3579 Karabiner, 15515 Musketen, 105 Jagdflinten, 661 Büchsen, 1158 Pistolen, ohne die einzelnen Flinten-, Pistolen- und Büchsenläufe, Schlösser und Bajonette. In der Wolfgang Kum- merschen Stahlraffinerie und Feilenwerk waren 4883 Bajonette, 11083 Ladestöcke, 1193 Karabinerstangen und 153 Dutzend Feilen verfertigt worden. Das neue Ehrhard de Kummersche Klingen-, Schleif- und Polierwerk hatte 4450 Bajonette und 2970 Stück Klingen geliefert.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 858. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/872>, abgerufen am 22.11.2024.