gehörigen älteren Eisenhütten zu Ober- und Unterkochen grossen- teils zerstört worden waren, erbaute das Stift 1668 bis 1671 einen neuen Hochofen zu Wasseralfingen, der anfänglich mit schafledernen Bälgen, seit 1675 mit "hölzenen Blasbälgen nach der oberpfälzischen Manier" betrieben wurde. 1675 wurde bereits ein zweiter Hochofen mit einem Kostenaufwande von 795 Gulden 39 Kreuzer erbaut. Bis 1720 wurde fast nur Masseleisen erblasen. Die Jahresproduktion von 1700 bis 1720 betrug im Durchschnitt 8000 Ctr., das Erz- ausbringen 30 Proz. Das Masseleisen ging grösstenteils an die Hammerwerke bei Unterkochen und Abtsgemünd. Seit 1720 begann eine regelmässige Gusswarenerzeugung, die bis 1802, in welchem Jahre das Hochstift Ellwangen an Württemberg fiel, immer grössere Bedeutung erlangte. Hierzu wurden erfahrene Eisengiesser vom Rhein berufen, so 1726 Meister Johann Simon von Koblenz und 1750 der Formmeister Johann Walter Tombo.
1770 wurden zu Wasseralfingen nicht nur Mörser, Böller und Munition sowie Öfen und Platten, sondern auch Gewichte, Kessel, Häfen und Rundöfen gegossen. Um diese Zeit begann man erst mit einem kunstgerechten Bergbau.
1780 wurde ein neuer Hochofen erbaut, den man den clemen- tinischen nannte, von dem damaligen Propst Clemens v. Ellwangen, der zugleich Kurfürst von Trier und als solcher Besitzer der Sayner Hütte bei Koblenz war. Deshalb beziehen sich verschiedene seiner Verordnungen auf die beiden Hüttenwerke Wasseralfingen und Sayn zugleich. Auch kamen der Schmelzmeister Ducke und der Sand- giesser Stiewing vom Rhein hierher, wahrscheinlich um die Sand- formerei einzuführen. In den Jahren 1787 und 1788 hatte sich denn auch die Produktion verdoppelt. Der sehr tüchtige Schmelzverwalter von 1773 bis 1802 hiess Johann Gottfried Hogg.
Die Zunahme der Erzeugung von Masseleisen und Gusswaren erhellt aus nachstehenden Zahlen:
[Tabelle]
Im Jahre 1787/88 wurde ein Reingewinn von 20547 Gulden erzielt.
Bayern, Württemberg, Baden.
gehörigen älteren Eisenhütten zu Ober- und Unterkochen groſsen- teils zerstört worden waren, erbaute das Stift 1668 bis 1671 einen neuen Hochofen zu Wasseralfingen, der anfänglich mit schafledernen Bälgen, seit 1675 mit „hölzenen Blasbälgen nach der oberpfälzischen Manier“ betrieben wurde. 1675 wurde bereits ein zweiter Hochofen mit einem Kostenaufwande von 795 Gulden 39 Kreuzer erbaut. Bis 1720 wurde fast nur Masseleisen erblasen. Die Jahresproduktion von 1700 bis 1720 betrug im Durchschnitt 8000 Ctr., das Erz- ausbringen 30 Proz. Das Masseleisen ging gröſstenteils an die Hammerwerke bei Unterkochen und Abtsgemünd. Seit 1720 begann eine regelmäſsige Guſswarenerzeugung, die bis 1802, in welchem Jahre das Hochstift Ellwangen an Württemberg fiel, immer gröſsere Bedeutung erlangte. Hierzu wurden erfahrene Eisengieſser vom Rhein berufen, so 1726 Meister Johann Simon von Koblenz und 1750 der Formmeister Johann Walter Tombo.
1770 wurden zu Wasseralfingen nicht nur Mörser, Böller und Munition sowie Öfen und Platten, sondern auch Gewichte, Kessel, Häfen und Rundöfen gegossen. Um diese Zeit begann man erst mit einem kunstgerechten Bergbau.
1780 wurde ein neuer Hochofen erbaut, den man den clemen- tinischen nannte, von dem damaligen Propst Clemens v. Ellwangen, der zugleich Kurfürst von Trier und als solcher Besitzer der Sayner Hütte bei Koblenz war. Deshalb beziehen sich verschiedene seiner Verordnungen auf die beiden Hüttenwerke Wasseralfingen und Sayn zugleich. Auch kamen der Schmelzmeister Ducke und der Sand- gieſser Stiewing vom Rhein hierher, wahrscheinlich um die Sand- formerei einzuführen. In den Jahren 1787 und 1788 hatte sich denn auch die Produktion verdoppelt. Der sehr tüchtige Schmelzverwalter von 1773 bis 1802 hieſs Johann Gottfried Ho̊gg.
Die Zunahme der Erzeugung von Masseleisen und Guſswaren erhellt aus nachstehenden Zahlen:
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Im Jahre 1787/88 wurde ein Reingewinn von 20547 Gulden erzielt.
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Bayern, Württemberg, Baden.
gehörigen älteren Eisenhütten zu Ober- und Unterkochen groſsen-
teils zerstört worden waren, erbaute das Stift 1668 bis 1671 einen
neuen Hochofen zu Wasseralfingen, der anfänglich mit schafledernen
Bälgen, seit 1675 mit „hölzenen Blasbälgen nach der oberpfälzischen
Manier“ betrieben wurde. 1675 wurde bereits ein zweiter Hochofen
mit einem Kostenaufwande von 795 Gulden 39 Kreuzer erbaut. Bis
1720 wurde fast nur Masseleisen erblasen. Die Jahresproduktion
von 1700 bis 1720 betrug im Durchschnitt 8000 Ctr., das Erz-
ausbringen 30 Proz. Das Masseleisen ging gröſstenteils an die
Hammerwerke bei Unterkochen und Abtsgemünd. Seit 1720 begann
eine regelmäſsige Guſswarenerzeugung, die bis 1802, in welchem
Jahre das Hochstift Ellwangen an Württemberg fiel, immer gröſsere
Bedeutung erlangte. Hierzu wurden erfahrene Eisengieſser vom Rhein
berufen, so 1726 Meister Johann Simon von Koblenz und 1750 der
Formmeister Johann Walter Tombo.
1770 wurden zu Wasseralfingen nicht nur Mörser, Böller und
Munition sowie Öfen und Platten, sondern auch Gewichte, Kessel,
Häfen und Rundöfen gegossen. Um diese Zeit begann man erst mit
einem kunstgerechten Bergbau.
1780 wurde ein neuer Hochofen erbaut, den man den clemen-
tinischen nannte, von dem damaligen Propst Clemens v. Ellwangen,
der zugleich Kurfürst von Trier und als solcher Besitzer der Sayner
Hütte bei Koblenz war. Deshalb beziehen sich verschiedene seiner
Verordnungen auf die beiden Hüttenwerke Wasseralfingen und Sayn
zugleich. Auch kamen der Schmelzmeister Ducke und der Sand-
gieſser Stiewing vom Rhein hierher, wahrscheinlich um die Sand-
formerei einzuführen. In den Jahren 1787 und 1788 hatte sich denn
auch die Produktion verdoppelt. Der sehr tüchtige Schmelzverwalter
von 1773 bis 1802 hieſs Johann Gottfried Ho̊gg.
Die Zunahme der Erzeugung von Masseleisen und Guſswaren
erhellt aus nachstehenden Zahlen:
Im Jahre 1787/88 wurde ein Reingewinn von 20547 Gulden
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 830. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/844>, abgerufen am 22.11.2024.
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