macht, auf Grund "massgebigster Anordnungen -- andern zum Bey- spill zur empfindlichen Strafe gezogen und ihnen die aufgerichten Ren- oder Schmelzfeyer abgeworfen werden".
Die Beschwerde ist von technischem Interesse, da auch hier die Rennfeuer als die ältere Art der Eisenschmelzen, die nach alter deutscher Sitte von den Gutsbesitzern zuweilen noch betrieben wurden, erscheinen. Die herrschende Form des Schmelzbetriebes in Krain war bekanntlich der Stuckofenbetrieb, und es ist bei den oben geschilderten Verhältnissen nicht verwunderlich, dass man hier 1) noch länger am Stuckofen- oder Wolfsofentrieb festhielt, als in Steiermark und Kärnten; 1778 bildete derselbe noch die Regel. Der Ofenstock war meist 8 Fuss im Quadrat, die ganze Ofenhöhe vom Wolfsbett bis Einsturz 11 Fuss; obere Weite 1 Fuss, am Wolfs- bett 2 Fuss, erweiterte sich in der Mitte. Das inwendige Futter wurde mit einem feuerfesten, glimmerartigen Sandstein und schwarzem Thon gemacht.
Erst im Laufe des 18. Jahrhunderts wurden zu Sava und Jauer- burg zur Ausschmelzung der "Stahlerze" (Spateisensteine) Floss- oder Blauöfen erbaut. Doch scheint allerdings eine alte gusseiserne Glocke mit der Jahreszahl 1668 auf einen älteren Hochofen für Gusseisen, den man in dem benachbarten verfallenen Werke zu Mesnontz ver- mutet, hinzudeuten.
Wenden wir uns nun zu den wichtigeren Eisenwerken Krains, über welche Nachrichten aus dem 18. Jahrhundert vorliegen.
In der Wochein lagen zwei alte Eisenwerke, der Althammer im oberen und Pozableno bei Feistritz im unteren Thal.
Über den Stuckofenbetrieb in der Wochein ist folgendes zu be- merken: Der Stuckofen bei Feistritz war 12 Fuss 9 Zoll hoch und hatte einen trichterförmigen Aufsatz von 11/2 Fuss; der Durchmesser des Gichtzirkels war 1 Fuss 3 Zoll, der des Herdzirkels 2 Fuss 5 Zoll 2), das halbmondförmige Gewölbe, welches die Brust des Ofens bildete, wurde nur mit Thon zugemacht. Zu Anfang der Schmelzung legte man die Blaseöffnung tief. Nach einiger Zeit kamen aus diesem Essloche Funken und kleine Schlackenkerne heraus. Sobald dies geschah, machte man auf den Seiten in dem Brustgewölbe kleine Öffnungen, um den Schlacken Abfluss zu geben. Fing nun der Wolf
1) Vgl. Oryctographia Carniolica, 1778.
2) S. v. Marcher, Notizen über den Betrieb der Hochöfen und Rennwerke, 3. Heft, § 97, wo sich vergleichende Tabellen über den Stuck- und Flossofen- betrieb zu Feistritz finden.
Österreich.
macht, auf Grund „maſsgebigster Anordnungen — andern zum Bey- spill zur empfindlichen Strafe gezogen und ihnen die aufgerichten Ren- oder Schmelzfeyer abgeworfen werden“.
Die Beschwerde ist von technischem Interesse, da auch hier die Rennfeuer als die ältere Art der Eisenschmelzen, die nach alter deutscher Sitte von den Gutsbesitzern zuweilen noch betrieben wurden, erscheinen. Die herrschende Form des Schmelzbetriebes in Krain war bekanntlich der Stuckofenbetrieb, und es ist bei den oben geschilderten Verhältnissen nicht verwunderlich, daſs man hier 1) noch länger am Stuckofen- oder Wolfsofentrieb festhielt, als in Steiermark und Kärnten; 1778 bildete derselbe noch die Regel. Der Ofenstock war meist 8 Fuſs im Quadrat, die ganze Ofenhöhe vom Wolfsbett bis Einsturz 11 Fuſs; obere Weite 1 Fuſs, am Wolfs- bett 2 Fuſs, erweiterte sich in der Mitte. Das inwendige Futter wurde mit einem feuerfesten, glimmerartigen Sandstein und schwarzem Thon gemacht.
Erst im Laufe des 18. Jahrhunderts wurden zu Sava und Jauer- burg zur Ausschmelzung der „Stahlerze“ (Spateisensteine) Floſs- oder Blauöfen erbaut. Doch scheint allerdings eine alte guſseiserne Glocke mit der Jahreszahl 1668 auf einen älteren Hochofen für Guſseisen, den man in dem benachbarten verfallenen Werke zu Mesnontz ver- mutet, hinzudeuten.
Wenden wir uns nun zu den wichtigeren Eisenwerken Krains, über welche Nachrichten aus dem 18. Jahrhundert vorliegen.
In der Wochein lagen zwei alte Eisenwerke, der Althammer im oberen und Pozableno bei Feistritz im unteren Thal.
Über den Stuckofenbetrieb in der Wochein ist folgendes zu be- merken: Der Stuckofen bei Feistritz war 12 Fuſs 9 Zoll hoch und hatte einen trichterförmigen Aufsatz von 1½ Fuſs; der Durchmesser des Gichtzirkels war 1 Fuſs 3 Zoll, der des Herdzirkels 2 Fuſs 5 Zoll 2), das halbmondförmige Gewölbe, welches die Brust des Ofens bildete, wurde nur mit Thon zugemacht. Zu Anfang der Schmelzung legte man die Blaseöffnung tief. Nach einiger Zeit kamen aus diesem Eſsloche Funken und kleine Schlackenkerne heraus. Sobald dies geschah, machte man auf den Seiten in dem Brustgewölbe kleine Öffnungen, um den Schlacken Abfluſs zu geben. Fing nun der Wolf
1) Vgl. Oryctographia Carniolica, 1778.
2) S. v. Marcher, Notizen über den Betrieb der Hochöfen und Rennwerke, 3. Heft, § 97, wo sich vergleichende Tabellen über den Stuck- und Floſsofen- betrieb zu Feistritz finden.
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spill zur empfindlichen Strafe gezogen und ihnen die aufgerichten
Ren- oder Schmelzfeyer abgeworfen werden“.
Die Beschwerde ist von technischem Interesse, da auch hier die
Rennfeuer als die ältere Art der Eisenschmelzen, die nach alter
deutscher Sitte von den Gutsbesitzern zuweilen noch betrieben wurden,
erscheinen. Die herrschende Form des Schmelzbetriebes in Krain
war bekanntlich der Stuckofenbetrieb, und es ist bei den oben
geschilderten Verhältnissen nicht verwunderlich, daſs man hier 1)
noch länger am Stuckofen- oder Wolfsofentrieb festhielt, als in
Steiermark und Kärnten; 1778 bildete derselbe noch die Regel.
Der Ofenstock war meist 8 Fuſs im Quadrat, die ganze Ofenhöhe
vom Wolfsbett bis Einsturz 11 Fuſs; obere Weite 1 Fuſs, am Wolfs-
bett 2 Fuſs, erweiterte sich in der Mitte. Das inwendige Futter
wurde mit einem feuerfesten, glimmerartigen Sandstein und schwarzem
Thon gemacht.
Erst im Laufe des 18. Jahrhunderts wurden zu Sava und Jauer-
burg zur Ausschmelzung der „Stahlerze“ (Spateisensteine) Floſs- oder
Blauöfen erbaut. Doch scheint allerdings eine alte guſseiserne Glocke
mit der Jahreszahl 1668 auf einen älteren Hochofen für Guſseisen,
den man in dem benachbarten verfallenen Werke zu Mesnontz ver-
mutet, hinzudeuten.
Wenden wir uns nun zu den wichtigeren Eisenwerken Krains,
über welche Nachrichten aus dem 18. Jahrhundert vorliegen.
In der Wochein lagen zwei alte Eisenwerke, der Althammer
im oberen und Pozableno bei Feistritz im unteren Thal.
Über den Stuckofenbetrieb in der Wochein ist folgendes zu be-
merken: Der Stuckofen bei Feistritz war 12 Fuſs 9 Zoll hoch und
hatte einen trichterförmigen Aufsatz von 1½ Fuſs; der Durchmesser
des Gichtzirkels war 1 Fuſs 3 Zoll, der des Herdzirkels 2 Fuſs 5 Zoll 2),
das halbmondförmige Gewölbe, welches die Brust des Ofens bildete,
wurde nur mit Thon zugemacht. Zu Anfang der Schmelzung legte
man die Blaseöffnung tief. Nach einiger Zeit kamen aus diesem
Eſsloche Funken und kleine Schlackenkerne heraus. Sobald dies
geschah, machte man auf den Seiten in dem Brustgewölbe kleine
Öffnungen, um den Schlacken Abfluſs zu geben. Fing nun der Wolf
1) Vgl. Oryctographia Carniolica, 1778.
2) S. v. Marcher, Notizen über den Betrieb der Hochöfen und Rennwerke,
3. Heft, § 97, wo sich vergleichende Tabellen über den Stuck- und Floſsofen-
betrieb zu Feistritz finden.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 814. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/828>, abgerufen am 22.11.2024.
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